Freudenstadt, 6. Juni. Gestern nachmittag halb 3 Uhr wurde unter sehr zahlreicher Beteiligung besonders seitens der Forstbeamten des Bezirks, der städtischen Forstwarte und Holzhauer, sowie der bürgerlichen Kollegien und mehrerer Vereine der am Mittwoch verstorbene Oberförster a, D. Bischer zur letzten Ruhe bestattet.
"* Schranr'wrg, 8. Juni. '(Zusammenstoß'"chM Dahn, und Auto.) Bei Hausach, in der Richtung Freudenstadt zu, ist ein in Reparatur befindliches, mit vier Schlossern besetzes Auto in rasender Fahrt gegen die geschlossene Bahnschranke gefahren, als gerade ein Zug dccher- kam. Dias Auto durchbrach die Schranke und fuhr dem Metten Eisenbahnwagen hinter der Lokomotive in die Seite. Die Insassen wurden hcrausgeschleudert, kamen aber, da sie bereits etwas nachgiebig gewordene Glieder Und umso heißere Köpfe hatten, mit geringen Verletzungen davon. Tos Auto ist nun erst recht reparaturbedürftig geworden.
(-) Stuttgart, 6 .Juni. (Aerztliche Landesversammlung.) Ter ärztliche Landesverein hält seine Landesversammlung am Feiertag Peter und Paul, am 29. Jnm, vormittags '10 Uhr im'Vortragssaal der Gesundherts- ausstellung hier ab. Nach Erstattung des Jahresberichts wird Professor OkPP (Tübingen) über die nationale Bedeutung der ärztlichen Mission sprechen und kinemato- graphische Bilder aus dem Gebiet der Tropenmedizin vorführen. Daran schließt sich eine Führung durch die Ausstellung für Gesundheitspflege.
(-) Cannstatt, 6. Juni. (Ein kaltes Bad.) Oberhalb der Wilhelmsbrücke vergnügte sich. gestern nachmittag auf dem Neckar ein Pärlein mit Nachfahren. Die beiden Liebesleute waren so in die Unterhaltung vertieft, daß sie es nicht merkten, wie der Nachen sich dem Wehr immer mehr näherte und plötzlich vom Strom erfaßt und umgeworfen wurde. Einige Männer, die den Vorgang beobachtet hatten, eilten rasch zu Hilfe und es gelang ihnen, das schnell abgekühlte Paar wohlbehalten ans Land zu bringen.
(-) Leonberg, 6. Juni. (Ein schlechter Kamerad.) Der aus Ungarn stammende 26jährige Schlosser Arpad Perfi, der hier mit einem Landsmann zusammen ein Zimmer bewohnte, hat dessen Koffer erbrochen, eine Anzahl Schmucksachen daraus entwendet und ist dann unter Hinterlassung recht beträchtlicher Schulden spurlos verschwunden.
(-) Besigheim, 6. Juni. (Todesfall.) Oberamtspfleger Merz, der, bevor er 1897 diese Stelle antrat, Schultheiß in Löckigau war, ist heute nacht im Ludwigsspital in Stuttgart, wo er Heilung von seinem Leiden suchte, verschieden.
(-) Kirchheim a. N., 6. Juni. (Ein Opfer"seines Berufs.) Der 29 Jahre alte ledige Postunterbeamte Joh. Lang wurde gestern abend gegen 7 Uhr, als er die Gleise überschritt, von der Maschine eines eben aus Heilbvonn einfahrenden Personenzuges erfaßt und so heftig beiseite geworfen, daß er im Heilbronner Krankenhaus, wohin man ihn sofort schaffte, bald nach seiner Einlieferung an den erlittenen Verletzungen verstarb.
ss Gmünd, 7. Juni. (Hagelwetter.) Gestern hat es hier mehrmals gehagelt, am stärksten um *72 Uhr, wo die Schloßen einige Minuten so dicht fielen, daß sich an manchen Stellen ganze Berge der weißen Eisstückchen bildeten und vielfach noch stundenlang nachher die Spuren gefunden werden konnten. Glücklicherweise hatten die Hagelkörner nicht mehr als Erbsengroße und fielen auch reichlich mit Regen untermischt, so daß der angerichtete Schaden nicht allzu groß sein dürfte.
fs Burladiuge» (Hohenzollsru), 7. Juni. (Erdstoß.) Am Albtrauf wurde gestern morgen etwa um *,78 Uhr ein ziemlich kräftiger Erdstoß verspürt, so auch in Hechingen,
besonders aber hier, wo man zuvor ein merkwürdiges unterirdisches Rollen und Brausen wahrgenommen hatte.
ss Vom Bodensee, 6. Juni. (Im Boot vom Blitz erschlagen.) Der Führer eines Motorboots sah gestern mittag zwischen Ermatingen und Allensbach ein führerlos treibendes Boot. Als er es erreicht hatte, lag der einzige Insasse mit Gesicht abwärts tot in dem Kahn. Er war fast unbekleidet. Es handelt sich um den 60 Jahre alten Fischer Jakob Bügler von Ermatingen, den bei einem kurz zuvor niedergegangenen Gewitter der Blitz getroffen hatte. Die Kleider waren verkohlt, die Haare versenkt. Auch das Boot war vom Blitz beschädigt und teilweise zertrümmert, doch blieb es schwimmfähig und konnte samt der Leiche ins Schlepptau genommen werden. Der Blitz war dem Mann in den Hinterkopf eingedrungen und durch die Wirbelsäule gegangen. Der Tod muß augenblicklich eingetreten sein.
(-) Friedrichshafen, 8. Juni. (Gewitter.)' Auch am Samstag mittag ist wieder ein schweres Gewitter mit heftigen elektrischen Entladungen über den See niedergegangen. Fast gleichzeitig wie das Unglück des Erma- tinger Fischers sich auf dein Untersee ereignete, schlug der Blitz hier in den Schornstein des Hotels Bachhorner Hof und warf ihn vom Dach. Glücklicherweise ist kein weiterer Schaden entstanden.
(-) Pforzheim, 8. Juni. (Verfahrene Pleite. Selbstmord.) Die vielen Bemühungen, in Sachen der zahlungsunfähig gewordenen Bankfirma Greb L Früh- auf einen außergerichtlichen Vergleich zustande zu bringen, sind erfolglos geblieben. Zuletzt weigerten sich Noch vier Gläubiger mit' 37 000 Mark Forderungen, und so mußte zum Schaden aller am Samstag nachmittag 4 Uhr der Konkurs erklärt werden. Viel wird dabei nicht herauskommen. — Im Wald auf dem Erzkopf, unweit der Stadt, hat sich der 35 Jahre alte, verheiratete Mechaniker Armand Ring, Inhaber eines eigenen Geschäfts, ans unbekannten Gründen erschossen.
Deutsches Reich.
* Das braunschweigische Herzsgspaar in München. Ter Herzog und die Herzogin von Braunschweig sind mit dem Erbprinzen und großem Gefolge am Samstag vormittag um 11.40 Uhr mittels Sonderzugs in München eingetroffen und am Bahnhof von dem König und der Prinzessin Franz als Vertreterin der Königin empfangen worden. Anwesend waren auch die königlichen Prinzen, Staatsminister Graf Hertling, Vertreter der Behörden und das ganze Offizierskorps des 1. schweren Reiterregiments. Tie Begrüßung der allerhöchsten Herrschaften war sehr herzlich. Unter lebhaften Ovationen erfolgte die Fahrt nach dein Schloß,
* Erbschaftssteuer in Bayern. Die Kammer der Abgeordneten hat,"wie aus München gemeldet wird, einstimmig den Gesetzentwurf betreffend die Erhebung eines 25.o/oigen Zuschlags zur Reichs- erbschaftssteuer angenommen. Das Gesetz hat rückwirkende Kraft ab iDJanuar 1914. Die voraussichtliche Einnahme aus der Steuer wird auf 1 700 000 Mark veranschlagt.
* Ein Hofgänger. Tie Münchner Genossen bleiben bei ihrem gefaßten Beschlüsse, daß der sozialdemokratische Gemeindevorstand Witti die ihm obliegenden Repräsentationspflichten erfüllen soll, trotz des Geschreis der Berliner Radikalen. Der Sozialdemokrat Witti nahm daher auch in der Residenz an der Hoftafel teil, die zu Ehren des Großherzogspaars von Hessen stattfand.
* Auf dem Index. 'Der Tägl. Rundschau wird aus Rom gemeldet: Ein Beschluß der Index-Kongregation verdammt mehrere Bücher, darunter eine Broschüre des badischen Z e n tr n ms fü h- r er s Wacker gegen
die Quertreiberei mit dem Titel „Zentrum und kirchliche Autorität (Esseu 1914)". Wie verlautet, .hat sich die' Kurie besonders an der vorgeblichen Unabhängigkeit des' Zentrums von der geistlichen Autorität gestoßen, sowie' an der Koufessioncilität, wie Wacker sie will. Ferner' wurden alle Werke des Pariser Professors Henri Bergson verboten.
Das Kaiserpaar bei den Turnern.
' ' * Berlin, 8. Juni. Vor dem Kaiserpaar und- einer nach Tausenden zählenden Zuschauermcnge fanden am Sonntag nachmittag bei schönstem Wetter im Stadion Vorführungen der deutschen Tnrnerschaft und zwar des Turngaus Groß-Berlin statt. Bor Beginn der Vorführungen hielt Prof. Tr. Reinhardt, der Kreisvertreter des Kreises 3 b Provinz Brandenburg eine Ansprache an dis Majestäten. Ein dreifaches Gut Heil! aus Tausenden von Kehlen ertönte und die Nationalhymne erklang. Dknn entfaltete sich ein großartig bewegtes Bild auf dem grünen Rasen, das durch die Banner der Tnrnverbände, sowie durch die Chargierten in Wichs des Akademischen Turnerbundes eine besondere Note erhielt. 11000 Turner und Turnerinnen unter Leitung des Kreisturnwarts Kre- genow gaben hervorragende Proben ihres Könnens. — Beim Verlassen des Stadions stellte Exzellenz von Pod- bielski dem Kaiser die mit einem Eichenkranz geschmückten 50 Leute des bei dem Stafettenlauf Potsdam-Berlin am Sonntag siegreichen Berliner Sportklubs Vor. Ter Kaiser überreichte der Mannschaft mit einigen freundlichen Worten den von ihm gestifteten Preis. , .
Ausland.
Die französische Kabinettskrise.
Viviani hat dem Präsidenten Poincars mitge- . teilt, daß er darauf verzichten müsse, die Leitung des Kabinetts zu übernehmen. — Ich Laufe seiner Besprechung, die am Samstag vormittag im Ministerium des Innern zwischen Viviani und den von ihm in Aussicht genommenen Mitarbeitern stättfand, traten hinsichtlich der Stellungnahme zuch Dreijahres gesetz neue Schwierigkeiten aus, infolge deren die Bildung des Kabinetts scheiterte. Ter Mißerfolg ist auf den Widerstand der Radikalen Und namentlich auf den von Justin Godart und Ponsot znrückzuführen.
: , * Paris, 8. Juni. Jean Dupey lehnte das Antr-
bieten, das Kabinett zu bilden, ab und riet Poincars, das' Senatsmitglied Peytral mit der Kabinettsbildung zu beauftragen. Poincars hat Peytral zu sich berufen. Peytral hat den Auftrag, das Ministerium zu bilden, abgelehnt. Präsident Poincars wird nunmehr mit Doumergne 'und mit Ribot beraten. — Dioumergue hat aus Gesund-, h'eitsrücksichten die Bildung des Kabinetts abgelehnt und dem Präsidenten Poincars geraten, Viviani loder Bourgeois oder Ribot finit der Kabinettsbildung zu betrauen.
' Die awerikanisch-Mexikauische Verunttlungs-
aktion.
Die Newyorker Abendblätter veröffentlichen folgende Depesche aus Washington: Präsident Wilson hat ein Funkentelegramm aus Niagarafalls erhalten, das einen entschiedenen Protest der Vermittler enthält, daß die Vereinigten Staaten nicht die Lieferung von Waffen und Munition an die mexikanischen Konstitutionalisten verhindert haben, und sogar andeutet, daß diese Haltung der Vereinigten Staaten der Vermitteln ngskonferenzraschein Endemachen könne.
Art lötzt nicht von Art.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Das memacy mg wceoer m hellster Beleuchtung v und dem Emtretenden bot sich die Rückansicht ein, Mannes der vor dem Schreibtisch saß, ohne dort iraer etwas zu beginnen. Er hatte den Kopf in die Hand g stutzt und schien in tiefes Nachsinnen verloren. Das Oeffnc der Tur mußte er vollständig überhört haben, denn ei als der Freiherr ein paar Schritte vorwärts tat, wand er den Kopf. Und jetzt sah der Regierungsassessor, dc der Mann im Schlafrock und - den Seidenpantoffe! Brandenfels ^ büßen niemand anders war als der M"ji
Wenn sein Erscheinen für den alten Herrn eine peinliche Ueberraschung bedeutete, so hatte er sich jedenfalls sehr gut in der Gewalt, denn in seinem ernsten, bekümmerten Gesicht zuckte kein Muskel, und auch seine Stimme hatte ihren gewöhnlichen, ruhig milden Klang, als er sagte:
„Ah, Sie sind es, Herr Baron! — Ich wundere mich nicht allzusehr. Sie hier zu sehen; denn es ist begreiflich genug, daß es Sie noch einmal an diesen traurigen Ort gezogen hat. Vielleicht gibt es hier doch noch irgendeine Spur, die diesen ländlichen Polizeiorganen »nt- gangen ist. Und es wäre w ff der Mühe wert, sie zu entdecken."
„Do dachte ich auch," erwiderte von llieckenvurg rrocren, „aber es ist mir leider nicht gelungen, sie zu finden."
„Sie sind also schon einmal hier gewesen, um danach zu suchen?"
- „Ja — ich habe soeben mehr als eine Stunde darauf verwendet, und ich bin setzt nur deshalb noch einmal
zurückgekeyrt, weil ich mich überzeugen wollte, wer da nach mir gekommen war, und was er hier drinnen zu schaffen hatte."
Der Major lächelte ein wenig.
„Wenn es einer Erklärung meines Hierseins bedarf, so ist sie leicht genug gegeben. Ich konnte keinen Schlaf finden, und weil ich eben blutwenig Vertrauen in den Scharfsinn der hiesigen Polizeibeamten setze, kam mir die Idee, auf eigene Hand noch ein wenig nachzuforschen. Ich stieg hinab, um mich am Tatorte umzusehen. Aber es ist, wie Sie sehen, aus der Ausführung dieser» Absicht nicht viel geworden. Ich bin ein alter Mann, und die Ereignisse dieses Tages haben mich zu sehr mitgenommen."
„Ich dachte an die unwürdige Handlungsweise meines Neffen, und die Traurigkeit überwältigte mich derart, daß ich mich niedersetzte und alles andere darüber vergaß."
Der Freiherr fühlte sich von dieser Erklärung nicht ganz überzeugt. Er wußte nichts von dem Major und von dem Leben, das er in r Hauptstadt führte. Die Stätten, wo jener seine lichtscheue Tätigkeit entfaltete, gehörten nicht zu den Orten, die Reckenburg zu besuchen pflegte. Aber er hatte es bisher für ganz selbstverständlich gehalten, daß der Major ein tadelloser Ehrenmann sei. Der Umstand, daß Graf Rüdiger ihn wie einen solchen in seinem Hause empfangen und behandelt hatte, war ihm Bürgschaft genug dafür gewesen. Jetzt aber hatte sich etwas wie Mißtrauen in ihm geregt, und er beschloß, den alten Herrn fortan schärfer zu beobachten.
„Sie dürfen es mst auf mein Wort glauben, daß Sie nichts versäumt haben," sagte er ziemlich kühl. „Ich habe jedes Stück in diesem Zimmer untersucht und habe nichts gefunden, obwohl ich mir einige Erfahrung in diesen Dingen beimessen zu dürfen glaube. Außerdem, wenn ich wirklich etwas überleben haben sollte, wäre damit noch immer nichts verloren, venu wir werven morgen jedenfalls einen der besten hauptstädtischen Kriminalbeamten hier haben, in dessen Händen dann die weiteren Recherchen liegen werden."
In dem Gesicht des Majors zuckte es ein wenig. So ruhig, wie er zu scheinen bemüht war, schien er denn doch nicht zu sein.
„Darf ich fragen, wer dieser Kriminalbeamte sein wird ? Bei Ihren Beziehungen zu diesen Kreisen haben Sie ja vielleicht eine bestimmte Persönlichkeit in Aussicht genommen?"
Der Freiherr schüttelte den Kopf.
„Dazu würde mir jede Befugnis gefehlt haben. Aber ich zweifle nicht, daß man bei der Wichtigkeit des Falles nur eine sehr tüchtige und erfahrene Kraft mit der Untersuchung betrauen wird."
Der Major erhob sich mit einer gewissen Anstrengung.
„Freilich — freilich I — Und es kann mir ja auch schließlich gleichgültig sein, wer es ist, wenn der Mann m - seine Schuldigkeit tut. Meine Bemühungen aber sind si falls überflüssig, und ich kann getrost darauf verzichten, de:. Herren von der Kriminalpolizei ins Handwerk zu pfusch-n. Es war ja auch nur so eine plötzliche Idee. Und nun will ich versuchen, ob es mir jetzt besser als vorhin gelingt, etwas Nachtruhe zu finden."
„Das ist auch meine Absicht," erklärte der Freiherr. Und sie gingen miteinander in eines der oberen Stockwerke hinauf; wo, nicht sehr weit voneinander entfernt, ihre Schlafzimmer lagen. Jeder von ihnen trat nach kurzem Gutenachtgruß in das seinige ein. Aber der Freiherr dachte noch immer nicht daran, sein Bett aufzusuchen. Er wartete ein paar Minuten, um dann abermals behutsam hinunterzugehen und zum dritten Male in dieser Nacht das Arbeitszimmer des ermordeten Grafen zu betreten. Mit einige raschen Schritten war er, nachdem er das Licht angedreht hatte, am Schreibtisch und hatte nach der auf der Platte liegenden Schreibmappe gegriffen. Ein einziger Blick überzeugte ihn, daß seine Vermutung richtig gewesen war. Das erste Blatt mit dem Abdruck der Aufschrift eines von der Hand des Grafen an den Doktor Odemar adressierte» Briefumschlages war inzwischen herausgerissen worden, und nirgend im J^....,<r ließ sich etwas von seinem Verbleib entdecken.
(Fortsetzung folgt.)