SSO Millionen Wehrbeilrag für Berlin.

X Berlin, 27. April. In Berlin rechnet man auf Grund von vorläufigen Schätzungen damit, daß der Wehrbeitrag für die Reichshauptstadt die ungefähre Höhe von 200 Mill. erreichen dürste.

Ausland.

Russische Banditen.

ff Warschau, 27. April. Der berüchtigte Bandit Stanis­laus Steffer stattete gestern mit zwei maskierten Gefährten dem Dorfe Wiechowice im Kreise Rara einen Besuch ab. Ihr Erscheinen rief im Dorfe eine Panik hervor. Ein Bauer namens Koszko hatte den Mut, auf die Banditen zu schießen. Er traf aber nicht. Die Banditen streckten ihn dann mit zwei Kopfschüssen zu Boden. Außerdem wurden drei jüdische Händler, die zufällig des Weges kamen, erschossen und ebenso 2 Bauern, die die Räuber angriffen. Die Banditen entkamen.

Ein russischer Dampfer gesunken.

ff Algier, 27. April. Infolge einer Explosion ist der DampferKometa* gesunken. Er hatte eine Ladung Benzin und eine Besatzung von 30 Personen. Englischen, französischen und italienischen Dampfern gelang es, 15 Personen, darunter die Frau des Kapitäns, zu bergen.

Die französischen Wahle«.

* Paris, 27. April. Bon den 602 Wahlen zur Kammer sind bisher 5 93 Ergebnisse bekannt. Ge­wählt sind 99 Konservative 'und Katholisch-Liberale, 54 gemäßigte Republikaner, 51 Linksrepublikaner, 26 Ra­dikale, 8 Republikanisch-Radikale, 86 geeinigte Radikale, 16 WctzialistisH-Republikaner, 41 geeinigte Sozialisten. Außerdem find 251 Stichwahlen erforderlich. .Eine Wahl in Pontivy wird bestritten. Ausständig sind nur noch die Wahlresultate aus den Kolonien. 'Tie Kon­servativen und Katholiken gewinnen 7, die gemäßigten Republikaner gewinnen 5, die Linksrepubli­kaner gewinnen 10 Mandate, die Radikalrepnblikaner verlieren 6, die geeinigten Sozialisten gewinnen 4, Re Sozialistisch-Republikaner verlieren 2 Mandate.

Ter Verlauf der Wahlen war fast allgemein ungestört. Nur ans Nizza wird gemeldet, daß ^in dem d» JUsNzpÄast untergebrachten Wahlbureau eine Schlä- Kerei zwischen Wählern^ stattfand, wobei mehrere Per- Men väketzt wurden

Der japanische Marineskandal.

Tn Times melden aus Tokio vom 26: In dem Bs- stechungsprozeß sind drei Direktoren der Mitsui Lusam Kaisha, sowie Agenten der Firma Vicheers in Japan angeklagt, Vizeadmiral a. T. Matsumoto und Vize­admiral Matsuo mit 40 000 Pfund bestochen zu haben und zusammen mit Matsuo Fälschungen und Betrug verübt zu haben, um die Spuren zu verdecken. Es handelt sich um den Bau des Schlachtkreuzers Kongo, wo­bei die Kommission der Mitsui Lusam Kaisha einen Be­trug v o n 115 OOOPfd. verübt haben soll. Tie An­klage gegen Hermann, den Geschäftsführer der Sie- mens-Schuckertwerke in Tokio, lautet auf direkte Bestechung in Höhe von 1100 Pfund in Zusammen­hang mit einem funkentelegraphischen Kontrakt, den die Firma erhalten hatte, und aus Vernichtung von notorisch gestohlenen Dokumenten des deutschen Konsulats in Jokia- hama. Prolez, der frühere Vertreter der Reuterscheu Bureaus in Tokio, und Blnndele, der Vertreter von Reuter in Jokohama, sind angeklagt, für 75 Pfund Do­kumente erworben zu haben, die auf dem Bureau der Firma Siemens-Schuckert von deren Angestellten Richter gestohlen waren, und unter T-rohung der Veröffentlichung äs Erpressungsgeld 2500 Pfund von der Firma Siemens- Schuckert gefordert zu haben.

Lerelrucbt.

Es gibt so viele Menschen, die haben einen natürlichen Haß gegen alles, was liebenswürdig ist, weil sie selber un- liebenswürdig sind. Th. Fontane.

Im Strom der Welt.

Erzählung von Paul Bliß.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Und am Mittwochabend trat er in großer Gala feierlich an. Er brachte ihr einen Strauß ganz wundervoller Camill- Rohan-Rosen, die ein kleines Kapital gekostet hatten.

Sie freute sich sehr darüber und drückte seine Hand wärmer und inniger als sonst, und schon nach wenigen Minuten saßen sie wieder in lebhafter und anregender Unterhaltung. Erst die Ankündigung des Dieners, daß das Diner beginnen könne, ließ sie aufstehen. .

Als er sie zu Tisch führte, drückte er ihren Arm etn wenig fest an den seinen, und als sie ihn daraufhin lächelnd nnblickte, bekam er einen roten Kops, neigte sich schnell und küßte ihre Hand.

Neckisch drohte sie ihm.

Bei Tisch saßen sie sich gegenüber.

Da auch Madame Leonie teilnahm, konnte er sich nicht ausschließlich seiner Angebeteten widmen, und so hatte er Muße genug, das reiche Tafelsilber und die seltenen Orchideen zu bewundern: ein ganz raffinierter und doch vornehmer Geschmack hatte dies alles herrlich arrangiert.

Guten Appetit!" rief die Herrin, und das Mahl nahm seinen Anfang.

Kurt war voll von Begeisterung. Das war so etwas nach seinem Geschmack! In einem vornehmen Hause, an gulgedecklei Tafel, im Kreise eleganter Frauen und dazu delikate Speisen und wohltemperierte, edle Weine, das war so das Leben, wie es ihm in seinen kühnsten Träumen vor-

Reue Kardinale,

Wie derOsservatorc Romano" meldet, hat Papst Pius beschlossen, ein geheimes Konsistorium am 25. Mai und ein öffentliches am 28. Mai zu halten. Bei diesem Anlaß sollen 13 kirchliche Würdenträger den Purpur erhalten, darunter der Erzbischof von Köln, Or. v. Hart mann, und der Erzbischof von München, Or. v. Bettinge r. Oesterreich erhält ebenfalls 2 neue Kardinale. Unter den Italienern befindet sich auch der Sekretär der Inquisition, Serafina, von dem es heißt, Papst Pius habe ihn einmal als seinen Nachfolger be­zeichnet. Alles in allem gehöre die große Mehrzahl der neuen Kardinüle der gemüßigten Richtung an.

Militärische BorbercrLuttgen Ulster.

Tie Times melden aus Dublin, daß alle Regi­menter in Dublin am Samstag den Befehl erhalten haben, sich sofort marschbereit zu halten. Tas Westkentregiment und die leichte Infanterie von Norkshire ist am Montag nach Belfast und das Manchesterreaimcnt von Curragh cmfgebrochen.

Die Räumung Südalbaniens.

Nach einem bei der Regierung in Durazzo cin- gelaufenen Telegramm hat der Kommandant der griechischen Truppen bei Tepeleni den Komman­danten der albanischen Gendarmerie von dem Abzug der Truppen verständigt, worauf die Gendar­merie die von den Griechen geräumten Stellungen bezog.

Eine Niederlage desWertzen Wolfs".

Ter Gouverneur von Schensi meldet, daß die Bande desWeißen Wolfs" eine schwere Niederlage bei Pintschan im Bezirk von Schensi erlitten hat.

Der Krieg gegen Mexiko.

Die Haltung der lateinischen Rationen.

Ans Rio de Janeiro wird gemeldet: T-as Blatt O'Paix erklärt in einem inspirierten Artikel, die Län­der Südamerikas wollten sich bei einem Ereignis von so großer Tragweite und Gefahr für die guten Be­ziehungen zu den Vereinigten Staaten nicht völlig passiv verhalten und spricht den Vereinigten Staa­ten die Anerkennung aus für die Klugheit, mit der sie ein energisches Vorgehen Zu vermeiden suchten. Ter Zwischenfall von Tampico bot den Vereinigten Staaten den Vorwand iu Mexiko, iu dem völlige Anarchie herrscht, die Ordnung wieder herzvstellen. Tie Erklärung der Vereinigten Staaten, daß sie keinen Eroberungskrieg führen wollen, werde dazu beitragen, die Parteien in Mexiko zu versöhnen. Ter amerikanische Erdteil dürfe ihnen seine Anerkennung und 'Dankbarkeit für ihr zivilisa­torisches Vorgehen nicht verweigern.

Ter Schriftsteller Manuel Ugarte organisierte, wie aus Buenos Aires gemeldet wird, eine Kund­gebung zu Gunsten Mexikos. Tie argentinische Presse zollt der Annahme der Vermittelung Argenti­niens, Brasiliens und Chiles durch den Präsidenten Wil­son Beifall und ist von dem Erfolge derselben überzeugt. Beleidigung eines amerikanischen Konsuls.

Ter amerikanische GeneraKonsul TannainMon - terey berichtet von einer ihm durch die Föderalisten widerfahrenen Demütigung. Ein Hauptmann der Bundestruppen kam am 21. April, vom Pöbel begleitet, vor das Konsulat, erbrach die Tür und forderte die Ein­ziehung der amerikanischen Flagge, andern­falls würde er ihn erschießen. Inzwischen holten andere Bnudessoldaten die Flagge bereits nieder und traten darauf herum. In das Konsulat wurde eine Wache gelegt und qlle Insassen gefangen genommen. Am 22. April kam Polizei und durchsuchte das Gebäude. Ter Generalkonsul wurde unter dem Geleite der Menge über die Straße geschleppt und ins Zuchthaus gefahren, so- ! dann im Gericknsaebäude unter scharfer Beobachtung ge­schwebte. Ja, so konnte man die Welt mit ihrem Ungemach ertragen. Schon nach dem ersten Glas war man in gehobener Stimmung. Die Unterhaltung stockte nicht eine Minute. Und als dann der Sekt kam, stieg die Temperatur der Gemüter immer hoher und höher, und feingeprägte Scherzworte flogen hin und her.

Kurt war in geradezu seliger Stimmung. In diesem Augenblick konnte er sogar vergessen, wie übel das Schick­sal ihm mitgespielt hatte.

Den Kaffee nahm man im kleinen Salon. Cr und die Gräfin allein.

Und als sie nun wieder beim traulichen Schein der rotverhängten Lampe saßen, da begann sein Herz plötzlich lebhafter zu schlagen: jetzt, jetzt muhte er sich erklären!

Wieder bediente sie ihn. Mit zierlicher Eleganz füllte sie seine kleine Tasse, legte ein Stück Zucker hinein und schob sie ihm zu: auch einen Hennessy kredenzte sie ihm, und zuletzt kam natürlich die Zigarette.

Immer molliger fühlte sich Kurt. Draußen heulte der Sturm und rüttelte an den Laden. Hier drinnen saß man behaglich und warm. Ach, das Leben war doch schön!

Und als er nun die schöne Frau da drüben so lustig und fröhlich plaudern Härte, ihre kecken, blitzenden Augen sah, die blendend weißen Zähne bewunderte und diese Händ­chen, diese ganz einzig zarten Finger mit den rosigen Nägeln anstaunte, da schwand ihm der letzte Rest von Ruhe und Beherrschung, und er rückte ihr näher und faßte nach ihrer rechten Hand.

Lächelnd, aber mit blitzenden Augen sah sie ihn stumm und fragend an.

Fester und inniger drückte er die Hand, und mit bebender Stimme flüsterte er:Ach, ich liebe Sie! Ich liebe Sie über alles! Sie müssen mein werden!"

Sie fuhr leicht zusammen, wurde ein wenig rot, aber sie entzog ihm die Hand nicht; mit blitzenden, leidenschaft­lichen Augen sah sie ihn prüfend an.

Ein Wort nur," flehte er mit heißem Atem,ein ein- ziges, kleines Wort nur!"

! Aber sie sagte nichts. Nur mit Blicken sprach sie. Aber mit einem Blich der ihn zur Raserei trieb.

halten und am 'Zlbeud vor das Kriegsgericht gestellt unter der Beschuldigung, daß er es mit den Rebellen halte. Am 24. wurde er wieder freigelassen als die Rebellen Monterey eingenommen hatten, die ihn sehr entgegen­kommend behandelten. Präsident Wilson und Staats­sekretär Bryan sind sehr aufgebracht über das Ver­halten der Föderalisten.

Die Bermittlrmgsbestrebungerr.

Tie Kölnische Zeitung meldet aus Berlin: Nach­dem die Vereinigten Staaten das Angebot der drei süd­amerikanischen Republiken für eine friedliche Bei­legung des Streits zwischen ihnen und Mexiko angenommen haben, werdest die Vertreter der europäischen Mächte in Mexiko ebenfalls darauf hinzuwirken suchen, daß das Angebot auch von seiten Mexikos angenommen wird.

* El Paso, 27. April. Carranzas vertrauter Agent, Paspuiera, erklärte bezüglich der Vermittelungspläne, jeder ans den Frieden cchzielende Vertrag sei für die Rebellen annehmbar. Carranza habe besohlen, die Anstrengungen für die Eroberung von Tampico zu ver­doppeln.

* Washington, 27. April. In amtlichen Kreisen scheint man über die Aussichten erfreut zu sein, daß Huerta dem Vermittelungsvorschlag Gehör schenken werde, aber trotz aller Friedens Hoffnungen dürften die Kriegs­vorbereitungen in der Armee und in der Flotte nicht Nachlassen.

Berlin, 27. April. Wie verlautet, wird die Vermitt­lungsaktion der südamerikanischen Republiken zmecks Herbei­führung einer Verständigung zwischen Mexiko und Nord­amerika auch von den Vertretern der europäischen Mächte kräftig unterstützt.

Deutsche Hilfe für die Flüchtlinge.

Tie Kölnische Zeitung meldet aus Newyork: Aus Galveston wird gemeldet: Die Flüchtlinge aus Tampico erzählen, am Dienstag abend hätten Haufen von Mexi­kanern angefangen, umherzuziehen und Schimpfworte ge­gen die Amerikaner auszustoßen, die sich in die beiden größten Hotels zurückgezogen hätten. Um Mitternacht habe die Menge begonnen, Steine gegen ein Hotel zu werfen. Ein Mexikaner schoß in ein Hotelfenster, ohne jemand zu verletzen. Der Kommandant des deutschen Kreuzers Dresden habe Offiziere an Land geschickt, die der Menge mitteilten, wenn sie sich nicht binnen 15 Minuten zerstreue, würden deut­sche Matrosen gelandet werden. Darauf zog sich die Menge zurück. Deutsche Matrosen geleiteten dann die amerikanischen Frauen ans den beiden Hotels auf Booten an die Schiffe im Hasen.

Nerv-Park, 27. April. DerNewIork Herald", der über die Rettung der amerikanischen Flüchtlinge in Tampico durch das Eingreifen des Kapitäns des deutschen Kreuzers Dresden* einen längeren Bericht bringt, erklärt dazu in einem Leitartikel, die Haltung des Kapitäns Köhler bereits dem amerikanischen Volk aufrichtige Freude.

* Newysrk, 27. April. Tie Newyork Times melden ans Galveston: Tie hier ans Tampico eingetroffenen Flüchtlinge haben an den deutschen Kaiser ein« längere Depesche gesandt, in der sie für das prompte Eingreifen des Kapitäns Koeh- ler vom Kreuzer Dresden danken) der sie vor dem Pöbel in Tampico gerettet hat.

* Veraermz, 27. April. Wie der britische Ge­sandte, Cardem, dem hiesigen britischen Konsulat mit­geteilt hat, hat Huerta eingewilligt, einen weiteren Zug mit Flüchtlingen abzusenden. Für morgen wird hier die Ankunft von 250 Fremden aus der Haupt­stadt erwartet.

O du Göttliche! Du Einzige! Du Herrliche! Ich bete dich ja an!" rief er und umschlang' sie mit festem Arm und küßte sie, daß ihr der Atem fortblieb.

Willenlos, glückselig, weltvergessen lag sie in seinen Armen. Sie liebte ihn ja auch. Sie hatte ihn ja vom ersten Augenblick an geliebt'

Lange, selige Minuten gingen so dahin.

Aus einmal kam ihr die Besinnung wieder. Was tat sie denn? Wie konnte sie sich denn so vergessen? Wie konnte sie so schwach sein!? Und leise sie entzog iick seiner Umarmung.

Er aber wollte sie noch Hallen mit Bitten mit und heißen, süßen Liebesworten.

Stumm und nachdenkend sah sie ihn an. Sollte sie sich ihm offenbaren? Sollte sie die Wahrheit ihm sagen? Minutenlang zögerte sie. Nein, nein! es war unmöglich! Sie konnte es nicht?

Morgen, komme morgen um fünf wieder " flüsterte sie und huschte hinaus.

Und er, er taumelte hin zur Tür, durch die sie ver­schwunden war. Aber sie war verriegelt. Dann rannte er fort und jauchzte sein junges Glück hinaus in die kalte Winternacht.

8. Kapitel.

Stundenlang lief er umher im nachtdunklen Tiergarten,

Heute mußte er allein sein, ganz allein mit seinem Glück.

Erst gegen Mitternacht kam er zu Hause an. Und dann lag er noch stundenlang wach auf seinem Lager.

Noch immer befand er sich in so wahnsinniger Auf­regung, daß an Schlaf nicht zu denken war.

Alles raste und tobte in ihm; wie im Taumel des Glücks, so trug seine Phantasie ihnweiter und weiter. Die tollsten Pläne brütete er aus; das Unfaßbare wurde ihm in diesen Minuten zur Wirklichkeit.

Er der Mann einer so schönen, feinen und so unermeß­lich reichen Erbin!

War denn das nur möglich I Wie war das alles so schnell gekommen? Er ging in Gedanken zurück und ver­gegenwärtigte sich, wie er sie kennen und lieben gelernt batte.