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H-Hsn-Dachau zu bekommen. Sie errötete bei diesem Gedanken. Nein, pfui, das war ihre blinde Eifersucht, die sie auf irrige, häßliche Made lockig Rüdiger hatte ihr Vertrauen und sollte es behalten! Aber der Stachel laß doch. Vielleicht konnte er keine Frau in Berlin bekommen, weil die Geschichte mit der Gräfin zu be­kannt war!

Beim Frühstück ging es äußerst heiter zu: auf roh ge­zimmerten Bänken an Tischen, die weißes Linnen deckte. Silberne Bowlenkannen und silberne Becher standen überall verteilt. Das Essen, erst eine warme Wildsuppe, dann eine warme Pastete und daraus unzählige Delikatessen der Jahreszeit, schmeckte vorzüglich. Baronin Raden, die als Hausfrau ihres Bruders fungierte, wurde aufs höchste be­lobt. Man trank auf ihr Wohl, und einer der älteren Herren hielt eine schwungvolle Rede auf sie. Auch des jungen Paares gedachte man, das, wie üblich, an die italienischen Seen gereist war.

.Ich mache mal keine Hochzeitsreise", sagte Hella leise zu Hulda Zenkow, »ich finde diese Sitte abgeschmackt, ebenso jede grobe Hochzeitsfeier." ^

»Ach, Hella - immer was Besonderes! Was mochtest du denn? Gleich eine Weltreise oder sofort ins eigene Heim?"

»Erst ins eigene Heim, das ein fürstliches Schloß sein muß, und dann die Weltreise! So wie's die Prinzessinnen machen", gab das Mädchen lachend und keck zurück.

Du kommst doch nur in das Giebelhaus nach Hohen- Dachau", flüsterte Rüdiger, der hinter ihr stand und ihre Worte gehört hatte. Es wurmte ihn, daß Wilke es ge­wesen und nicht er, der mit ihr den Kampfplatz beim Halali erobert hatte.

Aber die Gräfin war nicht abzuschütteln gewesen, und dann hatte es ja auch einen eigenen Reiz, in den Er­innerungen pikanter kleiner Abenteuer zu schwelgen, die doch auch einmal das Herz ein wenig mitgenommen hatten. Man fühlte sich wohlig, ein bißchen wehmütig dabei, be­sonders, wenn die reizende Gefährtin einen glauben machen wollte. Laß sie es schwer, ach so schwer verwunden hatte.

Kleine süße Hella, darum nahm er ihr nichts! Ihr, ihr gehörte er ganz allein. Aber unritterlich sein das konnte er nicht! Und das verstand sie auch! Sie war sein liebes, kluges Mädchen! Wenn er nur eins nicht vergessen

haue: oen Tropfen fremdes Blut, diese wahnwitzige, jähe Leidenschaft.Bist du so sicher?" fragte sie nur und wandte sich fort. Fortsetzung folgt.

Das Füllhorn.

Aus Turazzo wird gemeldet:

Das Palais schüttet bereits sein Füllhorn über die Bevölkerung der Metropole aus- Zunächst für Matratzen'süllung. In der vom Palais ausgehen­den Hauptstraße der Stadt, wo sieben Personen bequem üeveUüMander geyen rönnen, ohne die 'drei Männchen hohen Prachtbauten einzustvßen, begeg­net man den Begnadeten, die aus ihrem Buckel ganze Berge von Holzwolle aus dem Palais heim- schleppen. Tie Möbelkisten sind zum Teil schon ausgepackt, der Ueberfluß an Holzwolle muß ir­gendwie abgeleitet werden, damit nicht das Mnze Schloß darin ertrinke, und so weiche Nachtlager­stätten, wie von jetzt ab, hat Turazzo seit sei­nem Bestehen nicht aufzuweisen gehabt. Apropos Nachtlager! Man wird gebeten, sich keine über­triebenen Vorstellungen davon zu machen. Einer der Haupteinsuhrartikel des Augenblicks sind Bett- gestelte. Für die Fremden natürlich, die daran gewöhnt sind, des Nachts solch vierbeiniges Unge­heuer unter dem Körper zu haben. Tie Einhei­mischen schlafen auf dem Fußboden, der den Vor­teil bietet, daß er nicht gelüftet zu werden braucht. Mit ein paar Kelimdecken als Unterlage und einer ebensolchen Decke drüber ist das Lager gerichtet. Nun denke man sich einen Stoß Palaisholzwolle dazu welch ein Wohlbehagen! Sprungfedermatratzen sind die reinen Waisenknaben dagegen.

Das Füllhorn des fürstlichen Schlosses spendet auch Nägel. Nägel von einem Dezimeter Länge und darüber sind eine vielbegehrte Ware. Plötz­lich sind sie, wie einst das Manna, vom Himmeil gefallen in schier unermeßlicher Menge. Jedermann kann sich damit bedienen. Was schief und krumm ist, wird auf den Steinen ausgegradet. Vieles da­von wird weiter ins Inland gelangen als gut ver­käuflicher Artikel. Das Geschäft blüht. Ganz Al­banien bekommt atz ersten Vorschuß, der weder ver­zinst noch zurückgezahtt zu werden braucht, kräftige Nägel aus dem fürstlichen Palais.

Hvlzkisten und Bretter davon kommen nicht min­der in Betracht. Der Transport einer Möbelein- richtung für 38 Zimmer, -und was drum und dran hängt (auch für die Kabinette muß ja europäisch gesorgt werden), konsumiert eine Unmenge Kisten. Aus allen steht als Adresse in großer Lateinschrift /,Palais Turazzo" und dies PalaK Durazzo -durchwandert ebenfalls in stets sich erneuernder Auf­lage die Hauptstraße der Stadt, um irgendwo als Bau- und Möbelmaterial Verwendung zu finden.

Ter Nutzen einer Hofhaltung ist doch zu hand­greiflich, als daß er übersehen werden kann. Tu­razzo ist zufrieden. Zu der Holzwolle, den Nägeln und den Kisten kommt die enorme Steigerung der Miels- und Bodenpreise. Turazzo ist glücklich. Der neue Fürst ist von dem aufrichtigen Willen beseelt, sein Volk glücklich zu machen. In Durazzo ist ihm -dies schon vor seiner Ankunft gelungen.

Vielfach ist die Ansicht verbreitet, der Erb­lasser könne seine gesetzlichen Erben schlechthin ent­erben, so daß sie im Endergebnis gar nichts be­kommen. Dies trifft aber nicht zu hinsichtlich der nächsten Angehörigen des Erblassers, die pflicht­teilsberechtigt sind. Pflichtteilsberechtigt sind die Abkömmlinge des Erblassers, seine Eltern und sein Ehegatte. Diese können, wenn sie gesetzlich zur Erbfolge berufen wären, aber durch Verfügung Von TckkeZwegen von der Erbfolge ausgeschlossen sind, von den Erben als Pflichtteil die Hälfte des Wertes ihres gesetzlichen Erbteils verlangen.

Ist ein Pflichtteilsberechtigter mit einem Erb­teil bedacht, der geringer ist, als der Pflichtteil!, oder mit Vermächtnissen oder Auflagen belastet, oder durch die Ernennung eines Testamentsvoll­streckers, oder die Einsetzung eines Nacherben be­schränkt, oder endlich selbst nur als Nacherbe ein­gesetzt, so kann er verlangen, daß er so gestellt wird, daß er im Endergebnis den Wert des Pflichtteils ohne Belast­ung und Beschränkung erhält. Der Pflichtteilsbe­rechtigte kann in diesen Fällen den an der Hälfte des gesetzlichen Erbteils fehlenden Betrag ' als Pflichtteil verlangen. Eine Belastung oder Be­schränkung der erwähnten Art gilt als nicht an­geordnet, wenn der ihm hinterlassene Erbteil den Wert des Pflichtteils nicht übersteigt, andernfalls -kann er den Pflichtteil nur verlangen, wenn ;er den Erbteil ausschlägt. Ist der Pflichtteilsberechtigte mit einem Vermächtnis bedacht, so kann er, gleich- giltig, ob die Zuwendung den Wert des Pflichtteils erreicht oder nicht, den Pflichtteil verlangen, wenn er das Vermächtnis ausschlägt. Schlägt er nicht aus, so bleibt ihm für den Rest-, der an dem Wert des Pflichtteils fehlt ein Anspruch auß Ergänz­ung bis zur'Höhe des Pflichtteil-, dann muß er sich aber etwaige Belastungen des Vermächtnisses gefallen las­sen, denn diese finden bei der Wertsberechnung des Vermächtnisses keine Berücksichtigung.

Zur vollständigen Entziehung oder Beschränk­ung des Pflichtteils ist der Erblasser nur unter den im 88 23332335 BGB. bestimmten Voraus­setzungen berechtigt und zwar:

1.) Einem Elternteil oder Abkömmling gegen­über, wenn er dem Erblasser, dem Ehegatten oder einem anderen Abkömmling >, es Erlasses' nach dem Leben trachtet, wenn er sich eines Verbrechens oder eines schweren vorsätzlichen Vergehens- gegxn den Erblasser oder dessen Ehegatten schuldig macht, und wenn er die ihm dem Erblasser gegenüber gesetzlich obliegende Unterhaltung-Z Pflicht böswillig verletzt. 2.) Einem Abkömmling gegenüber des Weiteren, wenn er sich einer vorsätzlichen körper­lichen Mißhandlung des Erblassers oder dessen Ehegatten schuldig gemacht hat, im letzteren Fall aber nur, wenn es" sich um einen gemeinsamen Abkömmling handelt; endlich, wenn er wider den Willen des Erblassers einen ehrlosen, oder unsitt­lichen Lebenswandel führt. 3.) Dem Ehegatten gegenüber, wenn der Erblasser einen ScheidunaA- grund hat, mit Ausnahme des Scheidungsgpundes wegen Geisteskrankheit des Ehegatten.

Die Entziehung des Pflichtteils, erfolgt durch letztwillige Verfügung, Der Grund der Entziehung muH zur Zeit der Errichtung der Verfügung, be­stehen und in der Verfügung angegeben werden. Bei ehrlosem oder unsittlichem Lebenswandel des Abkömmlings ist jedoch die Entziehung unwirksam, wenn sich der Abkömmling von diesem Lebens­wandel zur Zeit des Erbfalls dauernd abgewendet hat. Ebenso erlischt ganz allgemein das Recht zur Entziehung des Pflichtteils durch Verzeihung, und 'zwar mit der Wirkung, daß eftce Verfügung, durch die der Erblasser die Entziehung angeordnet hat, unwirksam wird.

Vermischtes.

8Ach, es war nicht meine Wahl!" Daß dis Initiative zu einer gemeinen Fahrt in den soge­nannten Hasen der Ehe von Frauen ausging, soll auch im alten Europa schon vorgekommen sein. Immerhin verdienen solche Behauptungen böser Zungen das höchste Mißtrauen, denn meistens gehen solche Verdächtigungen von verheirateten Männern aus. Ganz anders aber liegen dis Ver­hältnisse in Chicago. Hier wird es amtlich be­stätigt, daß die Initiative zum Heiratsantrag ganz offen in immer wachsendem Maße von der Frau ausgeht, ja seitdem diese Sitte sich einge­führt hat, ist sogar eine erhebliche Zunahme der Eheschließungen festzustellen. Mr., John H. Mack, der Vorsteher des Standesamtes, berechnet die auf diese Ursache zurückgehende Zunahme auf 15 Pro­zent. Und eine in der Gesellschaft von Chicago ton­angebende Dame, Mrs- Frank Streser-Reuter, er­klärte:Bei den Eheschließungen, die in den letzten fünf Jahren in Chicago zustande kamen, war es iu neun von zehn Fällen die Frau, die den Hei­ratsantrag machte." Daß dem so ist, bestätigt der erwähnte Standesbeamte aus eigener Erfahr­ung.Meine Frau hat mir auch selbst den Hei- ratsantrag gemacht: sie erklärte mir unzweideu-

N>aU ire Ten Wunsch hege, mich zu heiraten, und so handeln heutzutage alle Frauen." Alle Frauen ist vielleicht ein wenig viel gesagt, aber in Chicago wird es sicherlich nicht mehr lange dauern, bis dieser Zustand allgemein ist. Das gibt auch der Pfarrer der Methodisten-Kirche, der. Rev. M. P. Boynton unumwunden zu:Die Zeit naht heran, da die Allgemeinheit erkennt, daß es Las gute Recht der Frau ist, ihre Wahl zu treffen und auch bekannt zu geben: und dann werden alle Frauen ausnahmslos den Heiratsantrag selbst stel­len." Und gedankenvoll nickend fügte der wür­dige Pfarrherr hinzu, daß er Hunderte von Ehe­paaren kenne, die in den letzten Jahren den Bund fürs Leben geschlossen hätten und bei denen es immer die Frau war, die den Heiratsautrag stellte. (Weiß der würdige Pfarrherr vielleicht auch, wie viele von diesen Ehen inzwischen geschieden wor­den sind und ob der Prozentsatz dieser Scheidungen über den bei Ehen mit männlichem Heiratsantrag hinausgeht? D. Red.)

8 Eine neue WMmissionskarte haben die Ost­friesische Evangelische Missions-Gesellschaft und die Ostfriesische Missions-Konferenz herausgegeben. Die Karte ist im MaUstäbe 1:20 000>000 bei Paul Ostergard, Berlin W. 35, erschienen. Der Vreis stellt sich auf 12 Mk. bezw. 18 Mk. aufgezogen mit Stäben. Die Karte berücksichtigt in besonderer Weise die deutsch-evangelische Mission, sie dient aber auch zugleich als Wegweiser auf dem Gebiete des- deutschen Kolonial- und Weltverkehrs- Die von den Christen bewohnten Länder der Erde in Europa, Nord- und Südamerika, Süd-Afrika und einem Teile Australiens tragen aus der Karte rote Farbe in 4 Schattierungen; die islamitischen Länder sind grün, die Gebiete der Brahmanen gelb', die der Buddhisten und Konsuzianer violett in zwei Schat­tierungen, die heidnischen Länder braun bezeichnet. Die wichtigsten Hauptstationen der deutschen Mis­sion sind mit Namen eingetragen. EyMsche unh amerikanische Missionen sind durch ein rotes Kreuz bezeichnet. Das zahlenmäßige Verhältnis der Re­ligionen der Erde wird aus einer Scheibe darge­stellt. Die Gesamtbevölkerung beträgt demnach 1578 -Millionen. Auf die Heiden entfällt fast dis Hälfte der Scheibe mit 770 Millionen. Die Chri­sten in ihrer Gesamtheit nehmen mit 560 Millio­nen ein Drittel, die Mohammedaner mit 223 Mil­lionen ein Achtel der Scheibe ein. Dazu kommen 12 Millionen Israeliten. Der Karte sind noch 0 große und 4 kleine Nebenkarten von den deutschen Kolonien beigesügt, auch sind die wichtiKen Eisen­bahn- und Dampferlinien eingetragen" um den -Missionaren den Weg zu ihren Zielen zu weisen. Ueberall da, wo regelmäßige Missionsstuuden ge­halten werden, wo Missionsstudienkreise', sich bil­den, sollte man die Karte finden.

8 'Das- Los des- Stellvertreters. Von dem Kai­ser Paul^ von Rußland wird eine kleine Anekdote er­zählt: Er schlief an einem warmen Sommernach­mittag an einem offenen Fenster, als ein junger Of­fizier vorbeikam, der alle Worte so laut sprach, daß der Kaiser unwillkürlich aufwachen mußte. Man machte ihm Zeichen, zu schweigen, aber im Ueber- mut wollte er den Zaren wecken, unter der Be­dingung, daß kein Mensch ihn verrate. Laut stieß er den Ruf der russischen Wachen aus, dann ver­schwand er schnell im Gebüsch. Der Kaiser er­wachte, wütend darüber, daß man ihn gestört. Er­ließ sofort den diensttuenden Kammerherrn nach der Ursache des Frevels fragen, jedoch niemand wußte den Uebeltäter zu nennen. Da besaht Paul, daß man ihn herbeischaffe, und zwar im Laufe, einer Stunde, er dulde leinen Scherz. Dem Kom­mandanten der in Gaitschina stehenden Truppen war diese Aufgabe zugefallen, ohne daß er wußre, wie er sich aus der Affäre ziehen sollte. Schließ­lich kam er aus einen Ausweg, er ließ sich einen Burschen holen, der kräftig und gut aussah, und bot ihm zweihundert Rubel au, wenn er sich als Schreier ausgebe. Der Soldat wollte zuerst nicht, aus Furcht vor den Prügeln, dann aber willigte er ein. Blaß und schlotternd erschien er vor denk Zaren, der besah sich den Mann, sein Zprn war inzwischen verflogen und er sagte lächelnd:Der Mann hat sich selbst gemeldet, er besitzt Mut und Charakter, doch er hat außerdem eine beneidens­werte Stimme und wird bestimmt ein gutes- Kom­mando führen. Man gebe ihm 300 Rubel, man mache ihn zum Unteroffizier." Das Erstaunen des Kommauüanteu kann man sich wohl lebhaft vor­stellen, als der Stellvertreter auf diese Weise be­lohnt wurde.

Spielkarten zu reinigen. Spielkarten, die leicht von den heißen Händen der Spielenden schon nach kurzer Benutzung schmutzig werden und so das Verteilen erschweren, da sie sich speckig anfüh­len, werden leicht gereinigt, wenn man dieselben einzeln auf weißes Papier legt und mit in Benzin getauchten Leinenlappen äbreibt. Nach dem Trock­nen sind sie mit einem wollenen Tuch, das in Stea­rinpulver getaucht wurde, zu polieren, um tadel­los neu zu erscheinen. Auch ein in Kamvfergeist getauchter Lappen ist zur Kartenreinigunqj zu ge­brauchen und genügt für ein Kartenspiel ein Eß­löffel voll davon. Das Polieren kann wie oben ge­sagt erfolgen.