Segrünüel >877

^ernrvrecder n.

«ttugsvreir

Mzergrnpreis

vierteliahrlich durch die Post: im Ortsverkehr und Nachbarorts­verkehr Mk. 1.40, außerhalb M. 1.50 einschließlich der Postgebühren. Die Einzelnummer des Blattes kostet 5 Pf. Erscheinungsweise täglich, mit Aus­nahme der Sonn- und Festtage

Die IspaltigeZ I'e oder deren Raum !0 Pfennig. Die Reklamezeile oder deren Raum 2a Pfennig. :: Bei Wiederholungen unver änderter An zeigen entsprechen der Rabatt. Bei gerichtlicher Ein treibung und Kon­kursen ist der Rabatt hinfällig.

MlgeMmesKnMge

Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.

Peasktionu.oer lag inFkltenrteig.

Telegramm-Mr. Tannenblatt.

Nr. 14

Montag, den !S. Januar.

Ausgabe in Mtenstclg-Stadt.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

Amtliches^

Abhaltung von Un te r r i ch ts kn rifehn über Obstbaumzucht.

Im kommenden Frühjahr werden wieder Un- terrtchtskurse über Obstbaumzucht, und zwar an der K- landwirtschaftlichen Anstalt in Hohenheim, der K. Weinbauschule in Weinsberg, ferner in Ulm in der hiefür eingerichteten städtischen Obst­anlage und in einer Privatbaumschule durch den Obstbauinspektor Winkelmann daselbst, sowie er­forderlichenfalls noch am pomolvgischen Institut des Oekonomierats Lukas in Reutlingen und in dem Betrieb des Baumschnlenbesitzers 'Roll in Amlis- hagen abgehalten.

Hiebei erhalten die Teilnehmer nicht nur einen leicht faßlichen, dem Zweck und der Dauer des Kur­ses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht, sondern auch eine geeignete praktische Unterweisung für die Zucht und Pflege der Obstbäume. Zu die­sem Zweck sind dieselben verpflichtet, nach Anweis­ung der Kursleiter in den betreffenden Obstan­lagen und Baumgütern die entsprechenden Arbeiten zu verrichten, um die Erziehung junger Obstbäume, die Veredlung, den Baumschnitt und die Pflege älterer Bäume praktisch zu erlernen. Die Dauer der Kurse ist ans zehn Wochen acht Wochen im Frühjahr und zwei Wochen im Sommer fest­gesetzt. Der Unterricht ist unentgeltlich; für Kost und Wohnung aber haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Außerdem haben sie das etwa bei dem Unterricht notwendigen Lehrbuch, die erfor­derlichen Hefte sowie ein Veredlungsmesser, ein Gartenmesser und eine Baumsäge anzuschaffen, was am Ort des Kurses selbst geschehen kann. Die Ge­samtkosten für den Besuch eines Kurses mögen etwa 160 Mark betragen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag bis zu 50 Mk. in Aussicht gestellt werden. Bedingungen der Zulassung sind: zurückgelegtes siebzehntes Lebensjahr, ordentliche Schulbildung, guter Leumund, Uebung in länd­lichen Arbeiten. Vorkenntnisse in der Obstbaum­zucht begründen einen Vorzug. Gesuche um Zu­lassung zu den Unterrichtsknrsen sind bis längstens 20. Februar ds- Js. an dasSekretariat der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden.

Die L a n d es s ch a f s cha u in Urach.

Am Montag, den 27. April 1914 wird in Urach auf dem städtischen Festplatz die jährliche Staatsprämiierung für ausgezeichnetes Schafvieh vorgenommen. (Näheres Staats-Anz. Nr. 12.)

Kapok und Baumwolle in den deutschen Kolonien.

Der Niedergang der Kautschukpreise hat zur Folge gehabt, daß die deutschen Kolonien nicht mehr wie bisher ihre wirtschaftlichen Kräfte jn großem Maßstabe der Kautschukkultur widmen, son­dern sich anderen Pflanzungen zürnenden werden. Ein erheblicher Teil unrentabler Kautschukpslanz--- ungen wird voraussichtlich bald für andere Kultu­ren frei werden. Als 'Ersatzkülturen, deren Er­trägnisse den Konjunkturschwankungen nicht in dem Maße wie der Kautschuk ausgesetzt sind, wird jetzt der Anbau von Kapok empfohlen. In der Baum- wollkommission des Kolonial-Wirtschaftlichen Komi­tees widmete Otto Cantzler, Direktor der deutschen Kolonial-Kapok-Werke, dieser Frage eine längere Er­örterung. Seine Ausführungen betrafen einerseits! den Anbau, andererseits die Verwendungsmöglich­keiten des Kapok bezw. der Pflanzenseide (Kako- tropis).

Nur bis zu einem gewissen Grade können Kapok und Pflanzenseide als Wettbewerber für die Baum- wollfaser gelten. Trotz des außerordentlich längen Stapels und des schönen seidigen Glanzes eignen sich beide Fasern als selbständig verzwirn- und verspinnbares Material nicht, selbst bei Vermisch­ung mit Baumwolle und Wolle ergeben sich kemtz

soliden Erzeugnisse. Dagegen wohnt dem Kapok nach anderen Richtungen hin eine sehr große Ver­wendbarkeit inne. Er gilt als vorzügliches Polster­material und hat die Eigentümlichkeit, wegen des Pflanzenfettes der Faser von Ungeziefer jeglicher Art gemieden zu werden. Deshalb sind Militär­behörden aus gesundheitlichen Rücksichten zur Ein­führung von Kapokmatratzen übergegangen. Fer­ner fordert die Seeberufsgenossenschast die Ver­wendung des Kapok zur Herstellung von Rettungs­gegenständen jeglicher Art in wertestem Umfange. Kapok ist im Wasser fünfmal tragfähiger als Kork. Ein Pfund Kapok vermag einen ausgewachsenen Menschen mehr als 24 Stunden schwimmend zu halten. Da der Einwand der Fenergesährlichkeit bei verstopftem Kapok nicht zutrifft und Selbst­entzündungen ausgeschlossen sind, so bietet die Ver­wendung des Kapok bei allen Polstergegenständen auf Schiffen eine unbegrenzte Anzahl bequemer Rettungsmöglichketten. Herr Cantzler empfiehlt dem­nach :

1. ) Nutzbarmachung des wildwachsenden Ka­poks und des bisherigen Plantagenkapoks durch Errichtung zentraler Entkernungsstellen vorerst, in Dsutsch-Ostafrika, Togo und Kamerun.

2. ) Aufklärung äder Pflanzer bei Anlegung neuer Plantagen und das Hinweisen auf den Ka- lotropis-Strauch.

3. ) Einwirken auf Behörden, Industrie und na­mentlich auch Eisenbahnen und Schiffahrtsgesell­schaften zwecks erweiterter Verwendung des Ka­poks für Polsterzwecke, und überhaupt die Kennt­nis des Materials in Wort und Schrift in weite Kreise zu tragen, zumal eine spezielle Literatur bisher überhaupt kaum vorhanden ist.

Die Kapoksaat ist der Baumwollsaat vollkom­men gleichwertig, wenn nicht überlegen. In Indien ist die Kapoksaat aus dem Grunde

beliebter, weil man hierbei ein vollkommen faserfreies Produkt erzielt. Die indischen Baumwollpflanzer ziehen alljährlich eine gute, nahe­zu mühelose Nebeneinnahme aus ihren Kapokplan­tagen. Auch das große englische Sudan-Baum- woll-Projekt zieht Kapok und Calotropis in sei­nen Plan, was auch von uns wohl zu beachten ist.

Es wird Geld gesucht.

Finanzmtnister zu sein, ist heute eine wenig beneidenswerte Aufgabe in der ganzen Welt. In Paris besteht seit einem Jahre eine dauernde Re­gierungskrisis, die, genau genommen, eine' Finanz­ministerkrisis ist. Es wird ein Genie gesucht, das für den darbenden Staat neue Geldquellen er­schließt, und dies Genie hat sich noch immer nicht finden wollen, weil auch im Rentier-Lande Frank­reich die Kapitalien zusammenschrumpfen. Unsere deutschen Reichs- und Staats-Exzellenzen sind im Punkte der Heeresausgaben über den Berg fort, vorausgesetzt, daß der Wehrbeitrag keine Minder- Einnahme ergibt; aber das Rätsel, die großen nötigen Anleihen prompt unterzubringen, haben auch sie noch nicht lösen können. Für die Geld- lage spricht deutlich genug die Tatsache, daß große und gutsituierte Städte soeben neue Anleihen zu einem Kurse von unter 94 Prozent ausgegeben haben. »

Das Reich und verschiedene Staaten geben in nächster Zeit neue Schatzscheine zu 4 Prozent mit 1012jähriger Umlaufsfrist aus, deren Kurs erheblich unter Hundert sein wird- Und trotz.die­ser günstigen Chanecn besteht die Sorge, ob die Anleihen voll gezeichnet werden. Denn die jetzt stattsindende Ausrechnung des Wehrbeitrages Hat auf Unterlassungssünden der deutschen Regierungen hingewiesen, die die Reichs- und Staatsanleihen in ihrer früheren Popularität gemindert haben. Es sind bekanntlich Millionen solcher Anleihen zu drei Prozent ausgegeben, die heute tief im Kurse stehen. Die Inhaber dieser Papiere haben dadurch viel Geld

verloren, aber das Gesetz gestattet ihnen nicht, die­sen Verlust beim Wehrbeitrag in Anrechnung zu bringen. Man hätte sie in etwas durch eine Zin- sen-Erhöhung schadlos halten können, auch das ist unterblieben.

Die Reichs- und Staatsanleihen sind unbedingt sicher in den Zinsen, aber nicht im Kursstand, also in der Kapitalshöhe. Wer dem Geldbedürfnis des Vaterlandes Rechnung trägt, ist ein Patriot, aber wenn er kein reicher Mann ist, so muß er mit der .Möglichkeit, einmal die Papiere verkaufen zu müs­sen, rechnen, und er will dann doch keinen Verlust haben. Heute haben wir solche Fälle von Verlust und bei den ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnis­sen und den Kriegsmöglichkeiten aller Art werden diese Möglichkeiten nicht sobald verschwinden. Ge­werbliche Autoritäten glauben in keinen baldigen Aufschwung der Konjunktur, sie erklären den augen­blicklich gewachsenen Export nach dem Auslände sehr treffend mit den niedrigen Preisen der im letzten Jahre stattgehabten Ueberproduktion, bei denen nichts zu verdienen ist. Der sinkende Unter­nehmer-Verdienst führt immer mehr Arbeiterinnen und billig arbeitende Ausland-Arbeiter zur Indu­strie und kennzeichnet damit die tatsächlichen Ver­hältnisse, von deren Tiefstand nur wenige gewerb­liche Zweige eine Ausnahme machen. Und das pri­vate Publikum muß sich infolge der gewachsenen Ausgaben für den Lebensauswand ebenfalls ein­schränken.

- » -- » -

Landesnachrichken.

Iklten5telg, 19. Januar 1814.

* Wortrag. Der von Hauptlehrer Schwarz gestern nachmittag im Gasthaus z.Stern" ge­haltene Vortrag über Vogelschutz war ordentlich besucht. Die mannigfachen sonstigen Veranstaltun­gen, Schlittenpartien re., mögen gleichwohl manche Vogelfreunde abgehalten haben. In eingehender Weise behandelte der Redner den so außerordent­lich wichtigen Vogelschutz. Hieran schloß sich eine kleine Diskussion. Mit dem Vortrag war auch eine Ausstellung von Nisthöhlen rc. verbunden, mit der sich Herr Schwarz sehr viel Mühe gegeben hatte.

-- Ebhausen, 19. Jan. Gestern mittag fand im Gasthaus zurTraube" hier eine allgemeine Feier zu Ehren des Herrn Schultheißen Deng- ler zu seinem 25jährigen Jubiläum als Ortsvorsteher statt. Der Besuch seitens der hiesigen Einwohner, von Freunden und Bekannten des Ju­bilars aus der Umgebung, besonders auch von den Kollegen war ein außerordentlich großer, so daß der Traubensaal und die Wirtschaft dicht be­setzt waren. Gemeinderat Kleiner begrüßte die er­schienenen Festgäste und würdigte die vielen Ver­dienste und Erfolge des Herrn Schultheißen Deng- ler während seiner 25jährigen Amtstätigkeit und schloß mit einem Hoch auf ihn. Vorträge der hiesigen Musikiappelle und der beiden Gesangver­eine folgten in reicher Abwechslung und dazwischen wurde in manch schöner Rede und in Poesie der Jubilar gefeiert. Im Namen des Turnvereins gab Vorstand Pseifle in einer Ansprache unter anderem die Ernennung des Herrn Schultheißen Dengler als eifrigen Förderer der Turnsache zum Ehrenmitglied bekannt wnd übergab gleichzeitig an den Geehrten ein schön ausgeführtes Ehrendiplom. Auch kamen die bei der am .Freitag stattgefundenen offiziellen Feier vorgetragenen Gedichte nochmals zum Vor­trag, welche von der Festversammlung sehr beifällig ausgenommen wurden. Herrn Schultheiß Döngler dankte in gerührten Worten für alle ihm gewordene Ehrung. Die Veranstaltungen anläßlich des Ju­biläums gaben ein schönes Zeugnis von der Be­liebtheit des Ortsvorstehers, aber auch von der Dankbarkeit seitens seiner Gemeinde. Möge Schult­heiß Dengler dieser noch lange mit Erfolg vor­stehen.

* Nagold, 19. Jan. (Gewerbeverein.) Bei der gestrigen Jahresversammlung des hiesigen Ge-