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wieder.

js Neresheim, 14. Jan. (Aus der Aerzte- bewegung.) Arn Schlüsse des vorigen Jahres haben die 6 Distriktsärzte des^ Bezirks ihre Dienst- Verträge mit der Amtskörperschaft gekündigt, gleich­zeitig mit den Verträgen zu den seitherigen Kran­kenkassen. Die Einteilung in Arztdistrikte besteht im Bezirk seit 24 Jahren und sie hatte namentlich den Zweck, den außerhalb eines Arztsitzes woh­nenden Kranken ärztliche Hilse um nicht zu teures Geld zu ermöglichen. Die Distriktsärzte hatten ge­gen Wartgeld von der Amtskörperschaft. die Ver­pflichtung, jede Woche an einem zum voraus be­stimmten Tage die Orte ihres Distrikts zu besu­chen und durften an diesem Tage auch zahlungs­fähigen Kranken bloß hälftige Reisekosten anrech­nen. Durch die Einführung der freien Arztwahl bei der Allgemeinen OrtZkrankenkässe in den mei­sten Bezirksgemeinden ist die seitherige Einteilung des räumlich großen Bezirks in Arztdistrikte nicht mehr aufrecht zu erhalten gewesen. In mehreren Gemeinden ist indes beabsichtigt, die Aerzte des Bezirks als Ortsärzte anzustellen, wodurch die seit­herige wohltätige Einrichtung zu gunsten der Kran­ken aus dem Lande wieder ausleben würde.

st Gmünd, 14. Jan. (B a h n w ü n s che.) Die bürgerlichen Kollegien der Gemeinden Heubach, Oberböbingen, Unterböbingen, Bartholomä und Bar­gau haben in einer Eingabe an den Landtag das Projekt einer Bahn von Unterböbingen nach Heu­bach mit der Bitte um Ausführung eingereicht. Sie wollen die Grunderwerbungskosten tragen und für den Kilometer 15 000 Mk. Beitrag leisten. Die Bahn soll Normalspurweite erhalten.

st Ailingen, OA. Münsingen, 14. Jan. (Un­fall.) Als ein Soldat der 6. Batterie des Feld.- Art.-Reg. Nr. 49 vom Lager Münsingen im Schlit­ten Offiziere auf dem Bahnhof Münsingen abholen wollte, gingen am Eingang des Ortes die Pferde durch und rasten im Galopp direkt gegen sdas Rathaus, wo sie zu Fall kamen. Eines der Pferde brach das Kreuz und verendete sofort; dem andern wurde ein Fuß förmlich abgedreht, so daß es erschossen werden mußte. Der Führer des Fuhr­werks kam mit dem Schrecken davon und hat nur einige Hautschürfungen erlitten.

st Vom Mainhardter Wald, 14. Jan. (Mit Roß und Wagen verunglückt.) Der Fuhr­mann Ehr. Frank von Finsterrot kam bei Hirrweiler mit seinem Fuhrwerk vom Wege ab. Roß und Wagen schossen einen Abhang hinab, wo sich das Gefährt überschlug und aus den Fuhrmann zu liegen kam. Morgens wurde dieser tot aufgefunden, das Pferd war auch beinahe erfroren.

Deutsches Reich.

st Geestemünde, 14. Jan. Der Stapellauf des neuen Schulschiffes ging heute glücklich von statten.

st Dresden, 14. Jan. Kronprinz Georg vollendet morgen sein 21. Lebensjahr. Er wird da­mit großjährig und tritt gemäß der Verfassung als Mitglied in die Erste Kammer der Ständeversamm­lung ein. Der König hat aus diesem Anlaß einige Gnadenakte vollzogen.

stsan. Der Kaiser hat, wie die Kreuzzeitung erfährt, den Führer der deutschen Militärmission in der Türkei, Generalleutnant Li- man von Sanders, den Charakter als General der Kavallerie verliehen.

Verzicht auf die Berufung im Urteil Reuter und Forstner.

st Straßhurg, 14. Jan. Der Gerichtsherr im Prozeß Reuter und Forstner erklärte, auf die Ein­legung des Rechtsmittels der Berufung verzichten zu wollen. Beide auf Freispruch lautende Urteile sind dadurch r e ch ts kräfftßjg ge- worde n.

Zabern im elsaß-lothringischen Landtag.

js Straßbnrg i. E., 14. Januar.

In der heutigen Sitzung der 2. Kammer des elsaß-loth­ringischen Landtages kam es zu wahren Sensations- Ereignissen. Die gestrige Regierungserklärung war nach der allgemeinen Auffassung zu wenig energisch in der Be­tonung der Rechtsverletzung. Sie räumte dem Militär zu viel ein. Heute trat gleich bei Beginn der Sitzung der Unterstaatssekretär der Justiz Dc. Petri mit einer scharfen Erklärung für seine Beamten, Staatsanwälte und Richter hervor, die er gegen die Vorwürfe des Obersten von Reuter und gegen die Feststellungen während des militärgerichtlichen Prozesses gegen diesen auf das entschiedenste in Schutz nahm, in einer Weise, die allgemeines Aufsehen erregte und die ihm Satz für Satz wahre Beifallsstürme eintrug. Neben ihm ergriff auch der Unterstaatssekretär de- Innern, Mandel, das Wort, um in bestimmter Weise festzustellen, daß nach An­sicht des Ministeriums die vom Gericht seinem Urteil zu Grunde gelegte Kabinetsordre von 1820 in Elsaß-Loihringen keine Geltung habe. Damit hat der Minister des Innern dem Urteil seme gesetzliche Unterlage entzogen. Im klebrigen fand Mandel viel Widerspruch, da er den Standpunkt des Ministers in einseitiger Weise zu vertreten suchte. Seine F ststellung, daß in Altdemschland die Lage Elsaß-Lothrin­gens zu wenig bekannt sei, erntete wieder Beifall. Viel be­merkt wurde, wie rer Minister die aus dem Hause gefallene Anrufung des Kaisers verwertete. Die Anrufung des Kaisers nannte er erfreulich und voller Aussicht für die Zukunft. Unter den Rednern ragte heute der Zentrumsabaeordnete Hauß hervor, der in brillanter Form stimmungsmäßig viel Wirkung erzielte. Die nachfolgenden Reoner, Kiener und der Sozialdemokrat Emmel flauten dagegen merklich ab. Stürme von Heiterkeit erntete dagegen der Staats­sekretär Zorn von Bulach, dessen Art der Diskussion ja be­kannt ist, in der er es aber immer wieder versteht, der De­batte gegen die Regierung die vorderste Spitze zu nehmen, wenn er auch im klebrigen auf starke Ablehnung in der Sache stieß. Morgen Vormittag 10 Uhr beginnt die Wei- terbesprcchung der Interpellation mit einer Rede des fort­schrittlichen Abgeordneten Georg Wolf.

Deutscher Reichstag.

jf Berlin, 14. Jan.

Eingegangen ist die neue I nt erpell a ti o n der Sozial­demokraten über Zabern. Auf der Tagesordnung stehen Petitionen. Vor Eintritt in die Tagesordnung rügt Präsident Dr. Kämpf die Aeußerung eines Mitgliedes des Herrenhauses in der Sitzung des Herrenhauses vom 10. Januar die dahin ging, daß die berufene Vertretung des deutschen Volkes die nationale Gesinnung, mit der im Lande der Wehrbeitrag ausgenommen woroen sei, habe vermissen lassen. Dies sei eine Beleidigung des Reichstages, die er mit aller Entschieden­heit zurückweise. Dann fuhr das Haus in der Beratung der

schiedener Gewerkschafts-Organisationen ausge­füllt, die eine Reihe von weiteren Schutzbestimmungen für die Arbeiter der Schwer-Industrie fordert. Die Kommission beantragt, der Regierung die Petition zur Berücksichtigung zu überweisen, die Konservativen dagegen beantragten nur Erwägung. In der Debatte rügte Abg. Spiegel (Soz.) das gesundheitsschädliche Ueberstundenwesen und die mangelhafte Handhabung der bestehenden Schutzvorschriften. Auch der Äbg. Giesberts (Ztr.) ist der Meinung, daß die Verhältnisse der Hüttenarbeiter einer Besserung bedürften. Er hält den Achtstundentag für unbedingt notwendig. Abg. Böttcher (natl.) gibt zu, daß Mißstände mancher Art in verschiedenen Betrieben bestehen, die abgestellt werden müßten. Des weiteren regt er verschiedene Verbesserungen zu Gunsten der Arbeiter ay und sagt dabei, die Fortführung der Sozialpolitik in der Eisen-Industrie müsse iür die Arbeiter, nicht gegen sie er­folgen. Es sprachen noch die Abgg. Sosinski (Pole), Windeck (Lothr.), Haberland (Soz.) und Burckhardt (wirtsch. Vg.), worauf die Petition der Regierung zur Berücksichtigung über­wiesen wurde. Donnerstag 1 Uhr Interpellation über Zabern, Sonntagsruhe iifl Handelsgewerbe.

Ausland.

Davos von der Außenwelt abgefchnitteir.

st TMos, 14. Jan. Die 5000 Kurgäste, die z. Zt. in Davos weilen, sind vorn Verkehr mit der Außenwelt völlig abgeschnitten, da die Staats­straße Davos-Kloster durch Lawinensturz gesperrt ist. Aus vielen Tiroler Orten treffen weitere Nachrich­ten über verheerende Lawinenstürze ein. In St Christoph erreichten die Schneemassen eine Höhe von 4 einhalb Meter. Das Hospiz liegt bis' zum Dach im Schnee.

Ein Attentatsversuch gegen Scherif Pascha.

st Paris, 14. Jan. Ein Attentat gegen den türkischen General Scherif Pascha, der sich seit län­gerer Zeit in Paris aufhält, ist heute Morgen in seiner Wohnung von einem Mann, der angab, er komme direkt von Saloniki und habe den Auftrag einen Brief zu überreichen, verübt worden. Der Anschlag mißlang. Außer dem Kammerdiener, der lebensgefährlich verwundet wurde, erlitt der Chauffeur des Generals Scherif Pascha eine Ver­letzung. Scherif Pascha und sein Schwiegersohn, der Leutnant Sali Bey, der hinzukam und den At­tentäter niederschoß und schwer verletzte, blieben unverletzt.

Scherif Pascha erklärte einem Berichterstatter, es handele sich bei dem auf ihn verübten An­schlag um ein rein politisches Verbrechen und er sei überzeugt, daß der Anschlag von der türkischen Regierung angestiftet worden fei. Er glaube, daß der Anstifter des Anschlags der gegenwärtige Großwesir Said Halim sei, der leib­liche Bruder seiner Gattin, der Prinzessin Emineh von Aegypten.

Die Antwort -er Tircibnndmächte. l '

st London, 14. Jan. Die Antwort des Drei­bundes auf den britischen Vorschlag betreffend die Aegäischen Inseln wurde heute abend im Auswärtigen Amt überreicht. Die Noten wurden zwar einzeln überreicht, doch sind sie ihrem Cha­rakter nach identisch. Dem Vernehmen nach enthält die kurz gefaßte Note wenig, was nicht schon .seit einiger Zeit vorausgesagt worden ist.

Der Gedenktag des Herero-Aufstandes.

Nach hier eingetroffenen Telegrammen haben die Hereros durch Einschließung von Okahandja und durch Zerstörung der Eisenbahnbrücke bei Osona, etwa drei Kilometer südöstlich von Okahandja, sowie durch Unterbrechung der Telegraphen­verbindung mit Windhuk die Feindseligkeiten eröffnet." Wie ein Blitz aus heiterm Himmel schreckte dieses Telegramm in der Frühe des 14. Januar vor 10 Jahren die Gemüter in Deutschland aus- Am 12. Januar war ein allgemeiner Aufstano der kriegerischen Hereros losgebrochen, und eine Epoche schwerer Kämpfe begann in den Kolonien, die die Blicke des Volkes zum erstenmal mit leidenschaftlicher Span­nung nach der bisher mit ziemlicher Gleichgültigkeit be­trachteten Heimat im. schwarzen Erdteil richteten und die deutsche Nation in ihrer Tiefe erregten, aus der bisherigen .Kolonialverdrossenheit" aufrüttelten. Das sind die segens­reichen Folgen des Herero-Aufstandes gewesen, der zunächst einen furchtbaren Schicksalsschlag für die junge Kolonie be­bedeutete. Die Ueberraschung war damals grenzenlos. Man glaubte, daß alles in Südwestafrika im tiefsten Frieden liege; die mächtigen Stämme der Hereros und Hottentotten, die alten Erbfeinde, die sich früher gegenseitig zerfleischten, hatten freiwillig miteinander Frieden geschlossen und schienen sich den deutschen Herren unterworfen zu haben. Aber dieser Friedensschluß zwischen Hereros und Hottentotten war gegen die fremden Eroberer gerichtet gewesen; in ihm lag der Keim zu dem großen Ausstand von 1904; dies kriegerische Volk war nicht gewillt, sich friedlichen unterwerfen und seinem starken Freiheits- und Unabhangigkeitssinn zu entsagen. Sie wollten Selbständigkeit oder Untergang, und so griffen sie denn nach langen Vorbereitungen in einem günstig ge­wählten Augenblick zu den Waffen. Die günstigste Gelegen­

heit zur Empörung bot sich, als im Herbst 1903 der größte Teil der Schutztruppe aus dem Hererolande nach dem äußersten Süden zur Unterwerfung der aufständischen Bonzelwarls ge­eilt war. Die Hereros, die im ganzen etwa 10 000 Mann stark waren, hatten mit kluger Berechnung ihre Absichten geheim gehalten und es so verstanden, ihre innersten Ge­danken vor den deutschen zu verbergen, daß diesen der Aus­bruch des Aufstandes völlig überrascht kam. Erst am 10. Januar trafen bedenkliche Nachrichten von Zusammenrot­tungen ein, und die Nachrichten am 1!. zeigten dann die Gefahren in ihrer ganzen Größe. Der Oberhäuptling Samuel Maharero war aus Okahandja verschwunden und mehr re hundert bewaffnete und berittene Hereros rückten gegen die Stadt heran. D-e Eisenbahnbrücke bei Osona wurde zer­stört, die Tel graphenverbindung mit Windhuk abgeschnitlen und die Feste Okahandja eingeschlossen. Der Aufstand mußte seit langer Zeit vorbereitet und geplant worden sein, denn ziemlich gleichzeitig begannen die Hereros am 12. Januar, im ganzen mittleren Schutzgebiet alle Weißen mit Ausnahme der Engländer und Missionare zum Teil mit viehischer Grau­samkeit zu ermorden, die Farmen zu plündern und alles Vieh, dessen sie habhaft werden konnten, zu stehlen. Auch die Behörden waren durch diese Greueltaten völlig überrascht. .Der Aufstand", heißt es in einem Bericht des kaiserlichen Gouverneurs,ist der Regierung wie den Missionaren und Ansiedlern gleich unerwartet gekommen. In nie für möglich gehaltener Weise haben die Hereros ihre Absichten zu ver­bergen gewußt und sind dann mit einem Schlage losge­gangen. Es wa^ die reine sizilianische Vesper. Ich hätte niemals an einen elementaren Ausbruch geglaubt, wie er jetzt erfolgt ist." Durch die tatkräftige Verteidigung der kleinen deutschen Besatzungen, die bei dem Zug gegen die Bonzelwarls zurückgelassen worden waren, widerstanden alle größeren Stationen den Angriffen der Hereros; aber trotz­

dem wurde durch deren Wüten ein grenzenloser Schaden ange­richtet. Gegen 150 Ansiedler und Soldaten fielen der Mordlust der Eingeborenen zum Opfer; die mühsam er­richteten Farmen waren fast völlig zerstört, der wertvolle Besitz, das Bieh, geraubt; was in mehr als zehnjähriger Arbeit unter den schwierigsten Verhältnissen und mit großen Kosten an Kulturwerten geschaffen worden, das war so in wenigen Tagen vernichtet. Besonders schlimm war das Los der Frauen gewesen, aber auch sie hatten sich bewunderungs­würdig tapfer gehalten und, ohne zu jammern und zu ver­zagen, den Mlnnern helfend zur Seite gestanden. Aber auch nachdrm die ersten Angriffe abgeschlagen waren, blieb die Lage furchtbar ernst. Die schwachen Besatzungen der einzelnen Stationen konnten zunächst auf Hilfe nicht rechnen; erst am 16. Januar traf das kleine KanonenbootHabicht" zur Unterstützung vor Swakop rund ein, und die Stadt wurde nun gesichert. In den am meisten bedrängten Ort­schaften Okahandja und Omaruru hätten sich aber die kleinen Besatzungen der gewaltigen Uebermacht nicht lange erwehren können, wenn nicht die Kompagnie des Hauptmanns Franke in Gewaltmärschen vom Süden des Schutzgebietes herbeige­eilt wäre. Sie entsetzte in einem tapferen Siegeszuge die beiden Orte, Doch mußten dann noch schwere verlustreiche Gefechte geliefert werden, bis nach dem Eintreffen des großen Expeditionskorps aus Deutschland schließlich in der Ent­scheidungsschlacht am Waterberg der Untergang der Hereros besiegelt wurde.

Gedenket der hungernden Vögel!

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