ss Lissabon, 14. Jan. Die Angestellten der Portugiesischen Eisenbahngesellschaft sind heute früh in den Ausstand getreten. Der Eisenbahnverkehr ist dadurch lahmgelegt. l

Zur albanische» Lage.

js Valona, 14. Jan. Die internationale Kon­trollkommission in VEona' ist von Jsmael Kemal Bey aufgesordert worden, die Regierung selbst in die Hand zu nehmen und lokale Verwaltungsbehör­den einzusetzen. Nach Ansicht der Kontrollkommis­sion ist an eine Beilegung der unruhigen Lage erst dann zu denken, wenn Jsmael Kemal und Essad Pascha selbst das Land verlassen. Die Kontroll­kommission hat bei den verschiedenen Regierungen Instruktionen eingeholt, die teilweise noch aus­stehen. Man erwartet hier mit Ungeduld eine endgültige Entscheidung.

Ter Generalstreik erklärt.

* London, 14. Jan. Im Transvalgebiet ist der Generalstreik erklärt worden. Die Abstimmung ergab eine gewaltige Mehrheit für den allgemei­nen Aufstand. Die Lage ist sehr ernst. In der Kapkolonie werden die Rüstungen wie bei einem Kriege fortgesetzt.

Angesichts der äußerst bedrohlichen Lage im Streikgebiet, ist nunmehr der Belagerungs­zustand über die süd-afrikanischen' Kolonien ver­hängt worden.

Zur Vultankatastrophe in Japan.

js Newyork, 14. Jan. DieSun" veröffent­licht ein Telegramm aus Tokio, daß nach den letzten Nachrichten, die aus dem Unglücksbezirk von Kagochima eingetrofsen sind, die Zähl der durch den Vulkanausbruch ums> Leben gekommenen Bewoh­ner beinahe 100 066 beträgt. Ter Sakura-Vulkan ist noch immer in voller Tätigkeit. Die Stadt Kagochima ist fast gänzlich durch die Lava sowie durch eine nachfolgende Flutwelle zerstört.- Ans den japanischen Hafenstädten sind Dampfer mit Le­bensmitteln und Zelten, sowie Decken für die über­lebende Bevölkerung nach dem Schauplatze der Ka­tastrophe abgegangen. Aerzte und Krankenpfleger sind aus den Militärhospitälern gleichfalls nach dem Schauplatz der Katastrophe entsandt worden.

st Tokio, 14. Jan. Der Kapitän des japanischen KreuzersTsche" meldet drahtlos, daß in Kago- fchima niemand am Leben geblieben fei Mn Schiff, das nach dem ersten Ausbruch des Vulkans 30 7 Flüchtlinge an Bord nahm, soll während des zweiten Ausbruches gesunken sein.

js Tokio, 14. Jan. Der Vulkan Sakuraschima ist teilweise in sich zusammengestürzt. Die Aus- - brüche des Vulkans beginnen nachzulassen.

Von Nah und Fern.

Unsere Meteorologen prophezeien wieder, und

zwar diesmal das Anhalten der Milte. Nach der amtlichen Wetterkarte ist die Lage zurzeit fol­gendermaßen: Der Luftdruck übersteigt in Nord­europa 775 Millimeter, und da Üas bisherige Haupt- Maximum im Südwesten des Erdteils auch noch nach wie vor vorhanden, wenn auch zu sekundä­rer Bedeutung herabgedrückt ist, so scheint die Wet­terlage auf eine gewisse Beständigkeit Anspruch machen zu können. Der Frost dürfte sich noch wei­terhin verschärfen, aber zunächst nur in mäßigem Umfang.

Kältewelle in Newyork. lieber Newyork hat sich eine furchtbare Kältewelle ausgebreitet. Um Mit­ternacht herrschte gestern eine Temperatur von 28 Grad Celsius. 18 Leute sind erfroren. Der Verkehr in den Straßen ist fast lahmgelegt.

Eine ganze Familie im Schneesturm erfroren. Ein tragisches Ende fand eine deutsch-russische Fa­milie, die auf einem Rittergut im Jauerschen Kreise beschäftigt war. Die 7köpfrge Familie wanderte, um das Fahrgeld zu sparen, zu Fuß nach der Heimat. Unterwegs wurden sie von einem eisi­gen Schneesturm überrascht und vom Wege abgetrie­ben. Alle sieben Personen wurden erforen ansge­funden.

Von Wölfen aufgefkessen wurden bei Grodno in Rußland acht Ausflügler, die sich verirrt hatten. Die betreffende Gegend liegt in tiefem Schnee, so daß die Bestien heißhungrig waren und Men­schen annahmen.

In ernster Lage befindet sich der belgische Damp­ferCogunguid", der mit zahlreichen Passagieren von den Antillen unterwegs, in der Nähe der Insel Briar in der Sundy-Bucht auf ein Riff gestoßen ist. Der Dampfer sandte drahtlose Hilfegesuche. Das Schiff ist sehr gefährdet.

Auch die japanische Küste hat eine schwere! Sturmflut zu bestehen gehabt. Beim Untergang eines Küstendampfers ip der Surugabai ertran­ken 100 Passagiere. Verschiedene Hafenanlagen sind gänzlich zerstört worden, Häuser wurden weggc-

dort zu kentern. Die Verluste an Menschenleben find groß. ,

Das Meisterstück eines Polizeihundes. Ein Dres­dener Herr hatte sein goldenes Augenglas ver­loren und konnte es in der Dunkelheit trotz eif­rigen Suchens nicht wiederfinden. Er bat die Po­lizeiwache um den PolizeihundSchack". Da Stra­ßenkehrer die Straße inzwischen gereinigt hatten, war die Arbeit für den Hund schwierig, schließlich aber nach etwa 20 Minuten doch noch von Erfolg. Schack" blieb plötzlich vor einem eben zusammen­gekehrten Kehricht stehen und scharrte aus ihm das zum Glück noch unversehrte Augenglas heraus.

Russisches Neujahr. Während die übrige Kul­turwelt nach dem von Papst Gregor 13. im Jahre 1582 verbesserten Kalender, der alle 400 Jahre einen Schalttag ausläßt, rechnet, benutzt Rußland noch den alten Julianischen, von Cajus Julius Cä­sar begründeten Kalender und ist der übrigen Welt in seiner Zeiteinteilung daher gegenwärtig um 13 Tage zurück. Die Aufnahme des Gregorianischen Kalenders ist auch im Zarenreiche nur noch eine Frage der Zeit.

Vom Oberst v. Reuter. Die in Zabern ver­breitete Nachricht, Oberst v. Reuter sei aufgefor­dert worden, seinen Abschied einzureichen, ist er­funden. Bei dieser Meldung war sehr wahrscheinlich Zaberns Wunsch der Vater des Gedankens. Oberst v. Reuter hat vielmehr mit Rücksicht auf die Auf- regungeu der letzten Tage einen längeren Urlaub zu seiner Erholung bekommen, den er in Ober- kirch im bad. Schwarzwald verleben wird. An­läßlich seines Freispruches sind dem aufrechter: Oberst 15 000 Sympathiekundgebungen zugegangen. Oberst v. Reuter genießt wegen seines einfachen Auftretens in den ihm nahestehenden Kreisen große Sympathien. Eine Tochter des Obersten ist Leh­rerin, ein Sohn Ingenieur.

In die Murg gefahren und ertrunken. In Ra­statt fuhr gestern ein neunjähriges Kind beim Schlittenfahren in die Murg und ertrank. Der Stiefvater, der zu Hilfe eilen wollte, geriet in Lebensgefahr und konnte' nur mit großer Mühe gerettet werden. t

Edisons sprechender Bitderapparat. Im Großh (schloß in Karlsruhe fand gestern vor einer großen Anzahl Geladener, unter denen sich Minister, Mi­litärs und Hofwürdenträger, Gelehrte und Künstler befanden, eine Vorführung von Edisons spre­chendem Bilde rapparat statt, der die gleich treue bildliche und phonetische Wiedergabe des sich bewegenden Objekts bezweckt.

73 000 Mark hinter dem Ofen versteckt. In Braunschweig entstand im Erdgeschoß eines Hauses ein Schadenfeuer. Als man 'den Brand löschte, fand man hinter einem Ofen altes Papier und darin versteckt ein Sparkassenbuch und Hypo­thekenbriefe im Werte von 73000 Mk., die einem Geizhals, dem Malermeister Preuß gehörten.

Eine Granate aus dem Jahre 1866. In Alt- Benateck bei Königgrätz explodierte eine von einem Schmiedemeister gefundene preußische Granate aus dem Jahre 1866. Die nahe dem Fundort gelegene Schmiede wurde zerstört und der 19jährige Sohn des Schmiedes zerrissen. Die Granatsplitter flogen 200 Meter weit-

Eine .Mauer um uns Saue . . ." Dem bekann­ten Gedicht von Clemens Brentano, in dem ein altes Mütterlein in einer Winternacht, die den Durchzug unbarmherziger Feinde bringen soll, betet: eine Mauer um uns baue", worauf das Häuschen durch eiue Schneemauer den Blicken der Feinde entzogen wird, liegt ein tatsächlicher Vorgang die­ser Art zugrunde. Er spielte sich in der Nähe Schleswigs vor 100 Jahren ab.. Am Dreikönigstag wurde in der Kirche des heutigen Stadtteils Fried­richsberg in Schleswig, wo einst die Hütte der Greisin stand, von den Predigern im Gottesdienst dieses Ereignisses gedacht, während die Gemeinde zum Schluß das Lied von Brentano sang.

Vermischtes.

Z Ter Wolkenkratzcrhut. Kein Tag ohne neus Modetorheit. Die neueste, die die Herolde der Pariser Hutkünstler ausposaunen, ist, wie derKon­fekt." mitteilt, derWolkenkratzerhut". Besagter Wolkenkratzerhut mißt, wenn er sich in bescheide­nem Umfange hält, 37 Zentimeter; die durch­schnittliche Höhe dieser Hutform beträgt aber 60 Zentimeter und die allerkühnsten Modelleerhe­ben" sich bis zu 136 Zentimeter. Man wolle sich dies anschaulich vorstellen: ein Frauenköpfchen überragt von einem Turme, der vom Rande bis zur Federspitze über 1 eindrittel Meter mißt. Dpr Vergleich mit einem Turm ist übrigens nicht zu­treffend, sondern dieser Hut hält sich mehr an die Form der Pagode. Er steigt also in drei, vier oder fünf sich mehr verjüngenden Terrassen aus und die Krönung des ganzen herrlichen Gebäudes bildet dann eine Aigrette oder aber eine lange schwarze Feder. Unpoetische Gemüter erinnert das Modell des Wolkenkratzers einigermaßen an einen lang aus- i gezogenen Lampion, wie er bei uns wohl zur » Herstellungvenezianischer Nächte" angewandt wird. I

und wer wagt na ch dem, was wir in den jüngsten Jahren im Reich der Mode erlebt haben, Aies kühnlich zu verneinen, so können wir allerlei er­leben. In keinem Wagen, in keiner Eisenbahn) in keinem Kraftfahrzeug, so wie sie jetzt sind,, findet eine Dame mit diesem Hauptschmucke Unter­kunft; und wenn sie auch nur von guter Mittel­größe ist, so wird ihr überhaupt das Durchschrei­ten von Türen bürgerlichen Umfanges zu einer großen Schwierigkeit werden. Also: ändern wir unsere Wagen, unsere Eisenbahnen und machen wir Düren und Zimmer höher. So will es die Mode des Wolkenkratzerhutes!

Z Als der Zucker nur in Apotheken zu haben

war .. . Viele Jahrhunderte hindurch dürften Kon­fekt und andere Süßigkeiten nur in Apotheken, und zwar nur auf Grund eines ärztlichen Rezeptes verkauft werden. Das erscheint unglaublich, ist aber .erklärlich, wenn man so schreibt dieOpinion" bedenkt, daß der Zucker, der zuerst nur in ganz kleinen Mengen aus dem Orient eingeführt wurde, für die Alchimisten ein kostbares Studienobjekt bil­dete: er hatte damals beinahe dieselbe Bedeut­ung, die heute das Radium hat. Das Altertum kannte nur aus Honig hergestellte Süßigkeiten. Der Zucker gelangte erst zu Beginn des 14. Jahr­hunderts, als in Sizilien und in Spanien Zucker­rohr angebaut wurde, in den pharmazeutischen Handel. Die Alchimisten und die Aerzte schrieben ihm wunderbare Eigenschaften zu, und das größte Wunder bestand darin, daß die Kranken diese Medizin" sehr gern nahmen und von ihr auch nach der Genesung nicht mehr lassen wollten. Wer einmal Zucker geleckt hatte, behauptete ständig, um die gezuckerten Pastillen weiter genießen zu dür­fen, daß er sehr erkältet sei; aber nur die reichen Leute konnten sich den dauernden Genuß leisten, denn es war nur wenig Ware auf dem Markt, und die Preise waren infolge der großen Nachfrage bald ins Fabelhafte gestiegen. Als König Johann von den Engländern gefangen gehalten wurde, durften die Pariser Apotheken nur an vornehme Herren verkaufen, weil so hieß es in einem könig­lichen Edikt die Bürgerschaft sparen müsse, um zu dem für die Freilassung des Königs zu zahlen­den Lösegelde beisteuern zu können. Im Jahre 1484 setzten die französischen Apotheker es durch, daß durch ein königliches Dekret den Drogenhänd­lern der Verkauf gezuckerter Pastillen verboten würde. Der Konkurrenzkampf zwischen Apothekern und Drogisten bestand also schon damals. Wer also ein Schlecker war und seinem Gaumen nicht bloß mit Honig schmeicheln wollte, mußte, um sich Zucker verschaffen zu können, mit einem regelrech­ten Rezept in die Apotheke gehen. . .

Mumenpftege im Januar. Den im Keller auf­bewahrten Pflanzen sollte man auch jetzt wäh­rend ihrer Ruhezeit eine aufmerksame Behandlung zuteil werden lassen. Diese besteht darin, daß man sie nicht einfach in einen Kellerwinkel stellt und sich nun dort selbst überläßt, sondern daß man für einen wirklich geeigneten Standort für sie sorgt. Am besten ist es, wenn sie etwas über dem Kel­lerboden auf einem Brett stehen, das aus Steinen liegt. Die Untersetzer stelle man zur Seite und lege statt ihrer einige dünne Stäbchen unter, damit die Luft an die Wurzeln dringen kann. Man wähle die dunkelste Ecke zum Standort und gieße nur ganz selten, um die Triebkraft nicht anzuregen. Faulende oder modernde Pflanzenstengel entferne man, ebenso Schimmel von den Töpfen durch Ab­waschen mit Seifenwasser. An frostfreien Tagen öffne man das Kellerfenster, doch schütze man dis empfindlich gewordenen Mlanzen mit darüber ge­legtem Pack- oder Zeitungspapier.

. Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Laut.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.

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