Zwei starke Erdstöße i« Mittel-Italien.
X Mailand, 9. Febr. Die letzten in später Nachtstunde hier aus Neapel eingetroffenen Nachrichten besagen, daß gestern Abend in der Umgebung der Stadt z w ei stark e Erdstöße von zwei Sekunden Dauer verspürt worden sind. Die entsetzte Bevölkerung ist aus den Häusern geflüchtet und hat trotz eines wolkenbruchartigen Regens und heftiger Gewitter im Freien übernachtet. Das Zentrum der Bewegung lag in der Nähe der Stadt Caserta.
Der Balkankrieg.
Die militärischen Operationen.
Konstantinopel, 8. Febr., 11.50 Uhr abends. Nach einem offiziellen Communique dauern die Scharmützel fort. Bei der türkischen Armee in der Tschataldscha-Linie ist keine Aenderung eingetreten. Die türkische Infanterie und Kavallerie gingen auf dem linken Flügel gestern gegen den Feind vor. Auf der Halbinsel Gallipoli haben zwischen den bei Bulair befindlichen ottomannischen Truppen und den bei Kamylo stehenden Feinden Zusammenstöße stattgefunden, die die Lage aber nicht geändert haben. Die Beschießung Adrianopels dauert seit 4 Tagen an. Ein bulgarischer Aeroplan überflog Konstantinopel. Er wurde aber durch das türkische Feuer zur Rückkehr gezwungen.
Suez, 9. Febr. Der türkische kleine Kreuzer „Hamidije" ist aus dem Roten Meer kommend in den Suezkanal eingelaufen.
Sofia, 9. Febr. Auf Veranlassung der Königin sind Dr. Kirchner und Dr. Schubert, die bisher hier tätig gewesen sind, mit drei deutschen Pflegeschwestern und einigen bulgarischen Krankenvflegerinnen nach Mustopha Pascha abgereist.
Die rumänisch-bulgarischen Verhandlungen.
Bukarest, 8. Febr., 8 Uhr nachm. (Priv.-Tel.) Bulgarien scheint nun bei den Verhandlungen größere Nachgiebigkeit zu zeigen. Die Hoffnung auf eine baldige friedliche Verständigung verstärkt sich.
Namen des Besitzers wird auch der Hausname ans- geführt. Die Hausnamen sind sämtliche nach Vögeln bezeichnet. Diese Vogelhausnamen sind längst äbgegangen. Auch das „StorchenhLusle" des „Schwarzen Vere" im Wald zwischen Durlesbach und Mochenwangen existiert nicht mehr. In Sul- mingen ist nur noch ein Bauernhof mit einem Vogelnamen versehen: Finkes. Um das Jahr 1750 aber gab es daselbst nicht weniger als 32 solcher Vogelhausnamen. Es kommen darunter neben den heute noch üblichen Vogelnamen ganz alte vor wie Poch statt Specht, Raigel statt Reiher, Mistler statt Mistfink, Dult statt Dohl, Rapp statt Rabe. Diese Vogelhausnamen waren sämtlich noch um die Wende des achtzehnten Jahrhunderts vorhanden. Nur der Psarrwiddumhos hatte keinen Vogelnamen.
Handel und Verkehr.
X Stuttgart, 8. Febr. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben: 76 Großvieh, 110 Kälber, 538 Schweine.
Erlös aus Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von — bis — Pfg., 2. Qual, b) fleischige
und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual,
a) vollfleischige, von 90 bis 91 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von — bis — Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 99 bis 102 Pfg., 2. Qualitä t ) fleischige von 95 bis 98 Pfg., 3. Qualität
o) geringere von — bis — Pfg.; Kühe 1. Qual, s) junge
gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von — bis — Pfg., 3. Qualität o) geringere von — bis — Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 110 bis 114 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 104 bis 109 Pfg., 3. Qualität o) geringer Saugkälber von 95 bis 100 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige von 80 bis 81 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 78 bis 79 Pfg., 3. Qual, o) geringere von 72 bis 74 Pfg.
Vermischtes.
K Geschichtliches. Im Oberamtsbezirk Laupheim befindet sich die kleine aber mit wohlhabenden Bauern gut ausgestattete Gemeinde Sulmingen, Sie wird kaum 400 Seelen zählen, hat aber eine starke Geschichte hinter sich. Am bekanntesten und berüchtigsten wurde das Dorf im Bauernkrieg durch den Baltringer Hausen, dessen Führer Ulrich, der Schmied von Sulmingen, der „wilde Rebell", wie ihn ein Geschichtsschreiber nennt, war. In der Ortsregistratur zu Sulmingen findet sich auch eine Art kleines Güterbuch, das „Gemeindebüchlein" aus dem Jahre 1716. In demselben werden die Gemeindeländer, Kartoffel- und Krautäcker aufge- ziählt und deren Nutznießer genannt. Neben dem
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' »Gegen vier Uhr/ .
»Sind Sie imstande, mich einige Stunden zu verbergen? Ich würde dann versuchen, während der Nacht über die Grenze zu gelangen. Sie können mir wohl Weg und Steg genau beschreiben."
»Das kann ich, obgleich Sie sich leichter oerirren als finden dürften. Die Nacht verspricht finster und kalt zu werden, da ist es für einen Einheimischen schwer, nicht fehlzugehen, geschweige denn für einen Fremden,"
»Eine wenig erfreuliche Aussicht", meinte Felix gedankenvoll.
»Um vier Uhr ist es auch noch zu hell, wir müssen -«nS dann so einrichten, daß wir erst um fün» Uhr das ;Dorf erreichen. Dann fahre ich hinten herum, io Vak lch an unser Haus gelange, ohne erst an den andern Gehöften vorüber zu müssen."
»Wenn die Ihrigen mich aufnehmen? Bin ich sicher
dort?"
„Ich wohne nur mit meinem Großvater zusammen, von dem haben Sie nichts zu befürchten. Das ist ein! Franzosenfeind, wie es keinen zweiten in Sachsen gibt. Haben wir doch vor Jahren schweren Verlust durch die Welschen erlitten. Glauben Sie überhaupt nicht, daß das sächsische Volk den Fremden geneigt ist! Wir würden uns ihnen nicht verbinden, wenn es nach uns ginge, und unsere Brüder und Söhne ziehen ungern genug für Napoleon in den Krieg."
9. Kapitel.
Der junge Offizier fand es reizend, mit dem verständigen Mädchen zu plaudern. Ein Gefühl der Sicherheit überkam ihn, wie er es seit seiner Abreise von Berlin nickt mehr empfunden. Dankbar teilte er sein Butterbrot mit ihr und trank Milch aus einem noch nicht völlig ge
leerten Kruge.
Auf einmal starrte das Blut in seinen Adern.
»Sehen Sie dort. Gretchen — das sind französische Reiter."
„Mut!" ries ste ihm zu, obwohl ihr Herz pochie und ihre Hände zitterten. „Sie sind mein Bruder Karl, unser Name ist Müller, wenn Sie es nicht schon wissen, mein Großvater ist der Schulze Müller."
„Vielleicht lassen sie uns unangefochten vorbei", flüsterte Felix und fügte innerlich den Wunsch hinzu, sein unfreiwilliger Vertreter möge nicht bereits in Feindes Hand und der Feind durch ihn in Besitz einer Beschreibung seiner Person in ihrem neuen Zustande sein. Wenn dies der Fall, war er verloren. Aber es war wohl kaum möglich, kostete er sich.
»Gucken Ste nicht weg, das möchte aufsallen', raunte Margarete ihm zu. „Die Welschen sind ein mißtrauisches und eitles Volk. Sehen Sie hin, als ob Sie sich für die Uniformen interessierten, aber bitte, recht unbefangen."
- Felix versuchte dem gescheiten Rate zu folgen, als sie
sich gleich darauf Len Reitern, deren ste wohl ein Dutzend zählten, Seite an Seite befanden.
Die Soldaten schauten das hübsche Mädchen an und tauschten in französischer Sprache einige Scherze aus. einige nahmen sich sogar die Freiheit, ihr galante Bemerkungen zuzurufen. Gretchen lachte, und Felix zog ehrerbietig seine Mütze.
Sie hofften bereits, jedem Examen entgangen zu lern, da zwang ein lautes „Halt" des Führers der kleinen Schar sie zum Stehen.
Gretchen hielt unverzüglich füll und harrte mit bebendem Herzen des sich nähernden Franzosen. Dieser, ein Offizier, ritt dicht an den Wagen heran, grüßte höflich und fragte in ziemlich fließendem Deutsch nach dem Woher und Wohin.
Felix entgegnete, sie führen seit Jahren tagtäglich mit Milch bis zur Burgschenke und zurück.
„Das Milchgretchen kennt ja weit und breit jedes Kind", setzte Gretchen rasch hinzu. „Ich hoffe nicht, daß Sie uns etwas zuleide tun, Herr!"
Der Offizier verneinte mit lächelnder Gebärde.
„Nein, nein, mein schönes Kind — nur einige Fragen will ick, mir erlauben. Habt Ihr nicht auf Eurer Fahrt einen Herrn geseyen, zu Fuß oder im Wagen, der so aussieht?"
Damit las er das Signalement des Hauptmanns ab. wie es bis vor einigen Stunden der Wirklichkeit entsprach.
Gretchen sann nach.
„Schlitten und Wagen haben wir wohl mehrere gesehen", sagte sie, „aber natürlich haben wir die Darinsitzenden nicht so genau beobachtet. Ja doch", unterbrach sie sich plötzlich und gab sich einen Klaps an die Nase, „saß nicht ein einzelner Herr in einem Schlitten, an dem wir vor einer Stunde gleich am Eingang des Waldes vor- überfuhreü?"
„Ich habe ihn nicht weiter angesehen!" erwiderte Felix,
„Ach, du Dummkopf", rief Gretchen ärgerlich, „du flehst zuletzt den halben Tag nicht mehr. Sie müssen es ihm nicht übel nehmen, Herr", wandte sie sich an den Fragenden, „er ist ein bißchen beschränkt."
„Um so mehr Verstand haben Sie, schönes Kind", äußerte galant der Offizier. Wie heißen Sie?"
„Margarete Müller."
„Danke Ihnen."
Er wollte hinwegreiten, wandte sich aber noch einmal um.
„Haben Sie wohl einen Trunk Milch für uns übrig — gegen Bezahlung natürlich?" beeilte er sich hinzu- zusetzen.
„Karl, dort der Krug ist noch gefüllt", ries Gretchen gebieterisch ihrem Bruder zu, „gib her!"
Karl streckte langsam seine Hand nach dem Kruge aus. da stieb die muntere Bäuerin sie auch schon aus dem Wege.
„Latz nur, laß nur", eiferte sie. ergrist den Krug und reichte ihn dem Offizier, der zuerst m voüen Zügen trank und ihn dann seinen Leuten übergab. Er fragte nach dem Preise, doch ste wollte nichts haben.
„Es ist ja nur der Rest, mein Herr."
Ein Soldat rief scherzend herüber, ob sie nicht einen, Kuß dafür nehmen wollte.
„Karl, laß dir ihn für mich geben", rief sie lachend, ihrem Bruder zu. „Du kannst mir ihn heute in An-- rechnung bringen."
Die Soldaten, soweit sie den Scherz verstanden,, lachten laut, der Offizier verzog ebenfalls die Lippen und sagte freundlich: „Danke Ihnen, schönes Kind — leben Sie wohl."
Liebenswürdig grüßend sprengte er davon.
Felix drückte, als die Reiter außer Sicht waren, dem schönen Mädchen dankbar ergriffen die Hand.
„Entschuldigen Sie nur. daß ich so mit Ihnen umging". entgegnete ste, „aber ich hielt es für Las beste — Herrgott, wie mein Herz pocht, mich wundert nur. daß man es nicht gehört hat."
„Mir scheint, die Sache ist schwerer als ich dachte", nahm Hauptmann von Dolma nach einer Weile kurzen Nachdenkens wieder das Wort. „Die ganze Gegend scheint besetzt, alles rund umher mobil gemacht, mich ab-
eusariaen."
,Jch fürchte eS auch", bestätigte Gretchen kleinlaut. „Meinen Sie wirklich, das alles nur Ihnen gilt?"
»Wem sonst?"
»Es ist auch ein Mord drüben in Böhmen geschehe« — der Mörder wird überall gesucht."
»O, das interessiert die Franzosen wenig, übrigens habe ich heute schon mehrfach von dem Morde reden hören, anch der Name des Verbrechers wurde genannt. Wie hieb er?"
»Weißling, Albert Weißling, Herr."
»Handelt es sich um einen Raubmord?"
»Das nicht. Er hat seine Geliebte mit der Axt erschlagen. weil ste einen anderen Freier vorzog."
„Ach so — wo ist der Mord passiert?"
„Dicht an der Grenze, kaum ein Stündchen davon. Da bei Hainspach herum."
Der Offizier brach das ihn nicht weiter interessierende Gespräch ab, um sich seinen Gedanken zu überlassen. Sie begegneten bald darauf noch einmal einer französischen Patrouille, deren Führer ebenfalls eine AnzaU Fragen! an sie richtete. Auch in diesem Fall entgingen sie glücklich der Entdeckung.
Da sie nun dem Wohnort Gretchens näher kamen, schlug sie vor. im Gasthaus eines benachbarten OrteS, wo ste bekannt sei, die Dunkelheit abzuwarten.
»Dort stelle ich Sie als einen Bruder meines Bräutigams vor", sagte ste verschämt. „Es wird mir schwer, aber — es aebt nickt anders."
Fortsetzung folgt.