Landesnachrichten.
Rltenrteig» 10. Februar 1918.
* Kriegerverein. Die gestrige Generalversammlung des hiesigen Kriegervereins im Gasthaus zum .Bad' war sehr gut besucht. Kassier Armbruster erstattete dabei den Rechenschaftsbericht und im Anschluß daran wurden die Wahlen vorgenommen. Durch den bevorstehenden Wegzug des seitherigen Vorstands Keck war die Wahl eines Vorstandes vorzunehKen. Einstimmig wurde als solcher Oberförster Pfister gewählt. Aus dem Ausschuß hatten ans- zuscheiden Geometer Stokinger, Fritz Bühler jr., Carl Lutz z. Bad und Aug. Seeger. Der erstere lehnte eine Wiederwahl ab, die übrigen wurden wiedergewähtt und außer diesen Stadtbaumeister Henßler. Beschlossen wurde, Königs Geburtstag in üblicher Weise zu feiern. Der seitherige Vorstand, Keck, dankte alsdann für das ihm in den 4 Jahren seiner Vorstandschaft entgegengebrachte Vertrauen. Der inzwischen in der Versammlung erschienene neue Vorstand, Oberförster Pfister, sprach für das ihm durch die einstimmige Wahl entgegengebrachte Vertrauen seinen Dank aus und versprach für den Verein sein möglichstes zu tun .Zoller sen. dankte noch dem seitherigen Vorstand für seine bewährre Geschäftsführung und damit erreichte die Generalversammlung ihren Abschluß.
Calw, 8. Febr. Ein Bürger des benachbarten Kent- heim besuchte den Holzmarkt in Sommenhardt, kehrte aber einen ganzen langen Tag und eine Nacht nicht zurück. Die Angehörigen erstatteten beim Schultheißenamt Sommerhardt Anzeige. Dieses veranlaßte, daß ein Aufgebot von Männern eine Streife nach dem Vermißten unternehme. Die Streifer waren bereits zum Abmarsch aufgestellt, als die telephonische Nachricht kam, der Vermißte sei bei Kcntheim in einem Schuppen gesunden worden, in den er sich gelegt hatte, um in Morpheus Armen seinen Holzmarktkater zu vergessen. Die aufgebotene Bürgerwehr konnte unter schallendem Gelächter wieder abrücken.
Nufringen, O.-A. Herrenbcrg, 8. Febr. (Aus Liebe.) Weil die Eltern der 19 jährigen Karoline König deren Verhältnis mit einem Burschen nicht dulden wollten ging das Mädchen am Donnerstag abend nur mit einem llnterrock bekleidet fort und stürzte sich in ein sumpfiges Gewässer unweit des Ortes. Gestern früh wurde sie zwar noch lebend aber in erfrorenem Zustande am Rain sitzend und die Füße in den Sumpf hängend aufgesunden. Nach Hause gebracht starb das Mädchen wenige Stunden später.
Herrenberg, 8. Febr. (Schweinemastanstalt.) In ihrer gestrigen Sitzung haben die bürgerlichen Kollegien einer neuen Industrie einen Bauplatz, unmittelbar am Bahnhof und ca. 50 Ar groß, unentgeltlich zugesagt. Die neue Industrie wird die Schweinemästung im großen Stil unternehmen und hat als Absatzgebiet die großen Städte des deutschen Südens im Auge. In hygienischer Beziehung sind entsprechende Garantien gegeben worden
Tuttlingen, 8. Febr. Der 40 Jahre alte von Seitingen hiesigen Oberamts gebürtige, in der Brauerei zum „Deutschen Hof' bedienstete Bierführer Fuchs, Vater von drei Kindern, kam in der Nähe der Stadt unter ein von ihm geleitetes Fuhrwerk, sodaß das Rad des schweren Wagens ihm über den Kopf ging,, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.
Onstmettingen, 9. Febr. Beim Kugelstoßen wurde in der Turnhalle der 15 Jahre alte Lehrling Ernst Mattes so unglücklich gegen den Leib getroffen, daß der Darm zerrissen wurde. Der Schwerverletzte wurde zur Operation nach Tübingen gebracht, wo er inzwischen gestorben ist.
O L-s-f»ucht. A
Nur so wird man gerecht, wenn man jeden nach seiner Natur behandelt.
Emil Frommel.
Der Kurier des Königs!
Erzählung aus dem Jahre-1813 von Friedrich Lhieme.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Der Milchwagen langte eben an, als er heraustrat. Daher schlich er abseits fort, um nicht bemerkt zu werden, und postierte sich im Walde an einer Stelle, wo er ste auf der Rückkehr vorbeikommen sehen mußte.
Eine reichliche Stunde verging, ehe dies geschah. Hauptmann von Dohna fror gewaltig, selbst durch Gehen und Stampfen vermochte er die schneidende Kälte nicht zu bannen. Endlich nahte sich das Wägelchen, vorn auf faß di« schmucke, junge Bäuerin.
Margarete, dem Anschein nach noch zwet, drei Jahre von zwanzig entfernt, war zum Schutze gegen die Witterung in dicke wollene Tücher verpackt, auch den Kopf hüllte ein großer Schal ko dicht ein, daß kaum die klugen, freundlichen Augen, das niedliche Näschen und der kleine Mund' herausguckten. Mit frohem Mut trieb sie ihr Pferdchen vorwärts, fröhlich mit der Peitsche knallend und ihr .hüb' und ,,hoh' wie der beste -luhrmann mit ihrer klangvollen Stimme tn den frischen Wintertag hinemrufend.
Felix htelt wrgfaltige Umschau, ehe er sie anrief. Nachdem er fick, überzeugt, daß weit und breit niemand
, Stuttgart, 8 Febr. (Vom Hofe.) Die Königin ist heute mittag in Begleitung ihrer Palastdame, der Gräfin Uxkull, und des ersten Kammerherrn Baron v. Raßler hier eingetroffen und wohnte einer Prüfung von Hilfspflegertnnen bei. Abends kehrte die Königin nach Stuttgart zurück. — Am nächsten Dienstag nachmittag 3,2l Uhr begibt sich der König über Zürich zu mehrwöchigem Aufenthalt nach Cap Martin. In seinem Gefolge werden sich zunächst Kabinetts- ches Freiherr v. Soden und ein Flügeladjutant befinden. Die Königin wird während der Abwesenheit ihres Gemahls Aufenthalt in Schloß Hornegg bei Mundelsheim a. N. nehmen und zwar voraussichtlich in Begleitung ihrer jüngeren Schwester, der Prinzessin Alexandra zu Schaumburg-Lippe.
Stuttgart, 9. Febr. (Jungdeutschland.) Am 2. März wird sich der Bundesvorsitzende Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz hier einfinden, um Jungdeutschland zu besichtigen.
Stuttgart, 8. Febr. Nenntierfleis ch. Infolge der Fleischteurung ist ein bisher wenigstens in Deutschland seltenes Wildbret in größeren Mengen auf den Stuttgarter Markt gekommen. In den letzten Tagen sind nämlich von hiesigen Großwildbrethandlungen einige hundert Stück Rechntiere aus Finnland und den anstoßenden Teilen des nördlichen Rußlands bezogen worden. Im Kleinverkauf wird das Fleisch um den für die jetzigen Verhältnisse ziemlich niedrigen Preis von 90 Pfg. (Bugstücke usw.), Ragout sogar um 60 Pfg. pro Pfund abgegeben. Für die Einfuhr kommen hauptsächlich Kälber im Gewicht von 30—50 Kilogramm, die wegen des zarten Fleisches geschätzt sind, in Betracht, daneben aber auch größere Tiere im Gewicht von 60 Kilogramm und darüber. Die Remitiere werden aus finnischen Häsen zu Schiff nach Lübeck gebracht, dort tierärztlich untersucht und dann in gefrorenem Zustande in ganzen Wagenladungen weiter befördert. Bei sämtlichen Stücken ist den Vorschriften des Fleischbeschaugesetzes gemäß Herz, Lunge und Leber vorhanden. In Stuttgart findet das Renntierfleisch, wie man hört, schlanken Absatz. Auch aus Norwegen find schon einige Sendungen von Renntieren hier eingetroffen.
Edersbach a. F., 8. Febr. Unter Dachsparren versteckt wurde auf der Bühne einer hiesigen Wirtschaft die ganze Uniform und das Seitengewehr eines seit Ostern fahnenflüchtigen, inzwischen aber verhafteten, aus Thomashardt gebürtigen Soldaten des Infanterieregiments 124, der im vergangenen Jahr in die Schweiz flüchtig gegangen ist, aufgefunden. Einer feiner. Freunde verschaffte ihm zur Flucht einen Zivilanzug. Wegen Beihilfe zur Fahnenflucht ist gegen diesen jetzt die Untersuchung eingeleitet worden.
Metzingeu,, 8. Febr. (Rathausumbau.) Die bürgerlichen Kollegien beschlossen gestern, den Rathausumbau nach den vom Stadtbauamt vorgelegten Projekt, das mit Zentralheizung einen Kostenaufwand von zirka 40000 Mk. verursachen wird.
Ulm, 8. Febr. Beim Pionierbataillon sind zur Zeit 30—40 Leute erkrankt.
Pforzheim, 8. Febr. Auf die Auffindung des seit Sonntag vermißten Forstwarts Keller von Eutingen wurde eine Belohnung von WO Mark ausgesetzt. Man nimmt an, daß der Leichnam durch die Enz hinab ins Württembergische getrieben worden ist.
Bon der tierärztliche» Hochschule.
Stuttgart, 9. Febr. (Ständisches.) Der Gesetzentwurf betreffend die zeitliche Versetzung der Beamten der Tierärztlichen Hochschule in den Ruhestand ist im Druck erschienen. Der Begründung des Entwurfs ist zu entnehmen, daß das in Lehrmitteln, Einrichtungen und Sammlungen vorhandene staatliche Vermögen der Hochschule, die auf 1. Okt. v. I. geschlossen worden ist, zu zweckentsprechender
im Gesichts- und Hörlreis war. übersprang er den Straßengraben und winkte ihr zu
Gleichen, von der plötzlichen Erscheinung erschreckt, hieb auf ihr Roß ein, es zum eiligsten Laufe anzutreiben.
.Halt, einen Augenblick', rief der Offizier hinter ihr der. .ich will Ihnen nur etwas sagen. Herzliche Grüße von Franz"
Da mäßigte sie ihre Schnelligkeit und hörte ihm zu. wie er cm ihrer Seite dahinging.
.Meinen Sie Franz Buder?' begann ne schüchtern, denn erröten konnte sie unmöglich, da der Frost des Wmtermorgens ihre Wangen bereits mit der Farbe von Borsdorfer Äpfeln übergossen hatte.
»Ja, von Franz Buder — ich habe ihn gesprochen.' ^ »Wann?" — „Gestern, in Dresden. Er gab die Absicht kund. Sie demnächst zu besuchen. Ich soll Sie schönstens grüßen, Mamsell Gretchen — er hat nur einen großen Dienst geleistet und mir in Aussicht gestellt. Sie würden mir weitere Unterstützung angedeihen lassen.'
„Weitere Unterstützung? Warum? Wer sind Sie.'
»Wollen Sie mir erlauben, ein Stück mit Ihnen zu fahren? Unterwegs sollen Sie alles erfahren."
Gretchen schüttelte lächelnd den Kopf.
»Was denken Sie. mein Bester? Oder vielmehr, was sollen die Leute von mir denken, wenn ich einem wildfremden Menschen neben nur Platz gewährte."
.Margarete, erfüllen Sie meine Bitte — ich befinde mich in grober Gefahr — unser Gespräch könnte beobachtet werden. Franz hat Sie mir als eine Jungfrau von recht patriotischer Gesinnung geschildert — retten Sie mich, helfen Sie mir!"
.Wer sind Sie?' fragte Gretchen erstaunt, mdem fie das Wägelchen zum Stehen brachte.
»Sie werden mich nicht verraten?' — Sie verneinte abermals durch Kopsschütteln, aber ihre Züge trugen jetzt einen ernsten Ausdruck.
»Ich bin ein preußischer Offizier, mit einer wichtigen Sendung nach Österreich betraut. Mem ütame ist Lelir
Aufteilung und Verwertung gebracht werden wird. Es ist Vorsorge getroffen, daß die Interessen der Allgemeinheit wie des tierärztlichen Standes an der Erhaltung und Nutzung der einzelnen Vermögensbestandteile im Inland, soweit möglich, in Gegenwart und Zukunft volle Berücksichtigung erfahren werden. Die Beamten sollen als Ausgleich für die durch die Aufhebung der Hochschule veranlaßte Minderung ihrer staatsmäßigen Bezüge ein erhöhtes Wartegeld erhallen. Der Mehrbedarf an Wartegeldern wird für 1913 auf 60000 und für 1914 auf 40 000 Mark geschätzt.
Gewerkschaftskonferenz.
Stuttgart, 9. Febr. Eine gewerkschaftliche Landeskonferenz fand heute im Gewerkschaftshaus statt. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die Schaffung eines Bezirkskartells für Württemberg und Hoheuzollern. Nach dem einstimmig angenommenen Regulativ treten mit dem 1. April die Gewerkschaftskartelle und die einem Kartell nicht angehörenden Zahlstellen der Zentralverbände in Württemberg ».Hoheuzollern zu einem Bezirkskartell zusammen Die Landeskonferenz, die alle zwei Jahre stattftndet, ist die oberste Instanz des Bezirkskartells. Angenommen wurde eine Resolution, in der die Landeskonferenz die Arbeitervertreter auffordert, für die Beseitigung der noch vielerorts vorhandenen Zersplitterung der Orts- und Bezirkskrankenkassen und' für die Schaffung einer winzigen allgemeinen Ortskrankenkasse in den einzelnen Oberämtern einzutreten. In einer wetteren Resolution wird zum Ausdruck gebracht, daß die Landeskonferenz es als eine dringende Aufgabe hält, allerorts für die Einführung einer kommunalen Arbeitslosenversicherung zu agitieren.
Meran, 8. Febr.. Der frühere Statthalter von Böhmen, Karl Graf Couderhove, ist heute früh gestorben.
js Petersburg, 8. Febr. Prinz Hohenlohe ist heule vom Kaiser in Zarskoje Seele empfangen worden. Er kehrt heute abend nach Wien zurück.
jj Mansfield (Grafschaft Nottingham), 8. Febr. In der Kohlengrube von Rufford bei Mansfield stürzte heute Nacht infolge Bruchs einer Kette ein mit 800 Gallonen Wasser gefüllter Behälter aus einer Höhe von 150 Meter in den Schacht. Dreizehn Bergleute wurden getötet.
Konstantinopel, 8. Febr., 10 Uhr abends. Seit zwei Stunden wütet in Beghakechen Tophane bei Bera ein Brand. Bis zur Stunde sind etwa 30 Holzhäuser verbrannt.
Der Brand in Tophane ist morgens um 2 Uhr gelöscht worden. Die Zahl der abgebrannten Häuser übersteigt nicht 150. Sie waren alle von Muselmanen bewohnt. Die Matrosen der österreichisch-ungarischen Stationsyacht .Taurus" und die Besatzungen der fremden Kriegsschiffe beteiligten sich an den Rettungsarbeiten. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.'
Eine Armeerevolution in Mexiko.
js Mexiko, 9. Febr. Eine A r m eerevolution ist ausgebrochen. Die Truppen haben den Naiionalpalast und und die meisten öffentlichen Gebäude besetzt und patroullieren durch die Straßen. MaderowurdezumGefangenen gemacht.
von Dohna, ich trage ein Dokument bei mir verborgen, das den Beweis der Wahrheit meiner Angaben enthält. Sie sollen es lesen — können Sie lesen?'
„Jawohl', bestätigte das Mädchen nachdenklich. »Sre sehen ehrlich aus', setzte sie hinzu. »Nun wohl, steigen «sie auf, ich will es wagen.'
Im Nu saß er an ihrer Seite. Bevor er ein Wort sprach, zog er das Dokument aus der Mütze und reichte es ihr hin.
sie buchstabierte nicht ohne Schwierigkeit den Inhalt heraus.
„Haben Sie die Güte, es an sich zu nehmen, vis wir uns trennen", bat der Offizier. »Bei Ihnen sucht man es nicht. Helfen Sie mir, braves Mädchen, wie mir treue Seelen schon mit diesem Bauernanzug meine schwere Aufgabe erleichterten.'
Darauf erzählte er ihr jo viel von seiner Mission und seinen Abenteuern, als er für nötig erachtete.
»Selbst in meiner Verkleidung, und selbst, wenn ich die offenen Straßen vermeide, stehen dem Gelingen meines Werkes tausend Hindernisse entgegen. Ich kann ,eden Augenblick entdeckt und verhaftet werden, da zahlreiche Abteilungen so nahe der Grenze Wald und Flur nach mir absuchen. Deshalb halte ich es für sicherer, an Ihrer Seite mich offen den Blicken auszusetzen, wenn Sie mich, wie Franz mir in Aussicht gestellt, für Ihren Bruder oder Mitknecht ausgeben wollen."
»Das will ich gern', sagte Gretchen treuherzig.
Sie sprachen noch mancherlei über die Gefahr, der er stch anssrtzte, und über Franz, von dem er so viel erzählen mußte, als er nur irgend wußte. So schwer es ihin fiel, mußte Felix in diesem heiklen Falle zur Phantasie die Zuflucht nehmen, was er mit der geheimen Absicht tat, bei erster Gelegenheit dem treuherzigen Geschöpf die Wahrheit zu enthüllen.
»Vielleicht", warf er hin, »gelange ich so mit Ihnen nach Ihrem Dorfe, Gretchen —' wann werden wir dort wobl emtreffen?'