IS. Februar 1910 entstanden, dann lauft die Ver­jährungsfrist nicht schon von diesem Tage, son­dern erst vom 1. Januar 1911 ab. Demnach verjähren Heuer, aflso mit dem 31. De­zember 1912, alle diejenigen Forderungen, die der zweijährigen Verjährungsfrist unterliegen, und im Jahr 1910 ent sinn dien sind, ferner alle der vierjährigen Verjährung unterliegenden For­derungen aus dem Jahre 1908. Durch schrift­liches Anerkenntnis, durch Zahlungsbefehl oder durch Abschlagszahlung des Schuldners wird die Verjährung unterbrochen, niemals aber durch eine bloße mündliche oder briefliche Anmahnung oder Aufforderung zur Zahlung oder Ueberfendung sei- ner Rechnung. Ist die Verjährung unterbrochen, so läuft vom Tage der Unterbrechung an eine neue zweijährige Verjährungsfrist. Wenn daher nach so­fort vorzunehmender Durchsicht der Bücher For­derungen aus den Jahren 1910 bezw. 1908 vorgefunden werden und es ist von den Schuldnern eine Abschlagszahlung nicht zu erlangen, dann muß unverzüglich entweder ein neues schriftliches Schuldanerkenntnis herbeigeführt oder aber die ge­richtliche Mahnklage erhoben werden.

ch Schönmünzach, 19. Nov. (Von der Murg- bahn.) Dem Vernehmen nach baut Baden die Murgbahn, an der gegenwärtig über 300 Arbeiter beschäftigt sind, nicht bloß, wie anfänglich beab­sichtigt. war, von Forbach bis Raumünzach, son­dern bis zum großen Murgchehr am Hornbachsteg,

1 Kilometer unterhalb der Landesgrenze bei Schön- Münzach. Dieser Weiterbau wäre auch für oie würt- tembergischen Murgtalgemeinden eine große Wohl­tat, würde aber freilich den württembergischen Murgtalverkehr noch mehr als bisher murgtalab- wärts leiten und dem badischen Lande zuführen. Vom Ausbau auf württembergischer Seite, der früher die Gemüter bewegte, verlautet nichts mehr. Immer langsam voran!

ss Schönmünzach, 19. Nov. (Eine s ch iv irrige Landung.) Im dichtesten Tannenwald, ungefähr zwei Kilometer nordöstlich von hier ist am Sonn­tag abend der BallonStuttgart 2", in dessen Gondel sich Oberleutnant Henke als Führer, Ritt­meister Wolfs und Ingenieur Fein befanden, ge­landet. Die Luftschiffer flogen mehrere Stunden lang in großer Höhe in prachtvollem Sonnenschein über den Wolken. Bei der Landung blieb der Bal­lon in den Bäumen hängen und die Balloninsassen mutzten in der inzwischen eingetretenen vollständigen Finsternis sich am Schleppseil auf die Erde her­ablassen. Nach beinahe dreistündigem Marsch kamen sie nach Kirschbaumwasen in der Nähe von Raumünzach, wo sie übernachteten. Gestern früh wurde mit Hilfe von zwei Forstwarten nnv >2 Holzhauern der Ballon geborgen. Vier große Tan nen mußten dazu gefällt werden und die Berg­ungsarbeiten dauerten über sieben Stunden. Von der Station Klosterreichenbach aus ging der Bal­lon wieder nach Stuttgart zurück.

!! Horb, 19. Nov. (Straßenbau.) Die streckenweise ziemlich steile Steige von hier nach Nordstetten wird einem durchgreifenden Um- und Neubau unterzogen. Mit den Arbeiten soll noch im Laufe des Winters begonnen werden, soweit es die Witterung erlaubt. Um die Arbeiten haben sich 13 Unternehmer beworben. Die Angebote bewegten sich zwischen 2 Prozent und 1 9 dreiviertel Prozent, ein Aufgebot erfolgte nicht.

ch Tübingen, 19. Nov. (U h l an d -A usst e ll ung. Die Uhlandausstellung, die bis Sonntag abend schon von 2500 Personen besucht war, bleibt noch bis Donnerstag, den 21. ds. Mts- ein­schließlich geöffnet. - Die Wiederholung! der Auf­führung desHerzog Ernst von Schwaben" durch Schüler des Gymnasiums sah wieder den Museum­saal überfüllt. Die Veranstaltung ging vom Verein für Bolkswohl aus.

>s Stuttgart, 19. Nov. (Herzog von Ur a ch, König von Albanien?) Unter allem Vorbehalt ist eine Nachricht der Neuen Freien Presse in Wien zu verzeichnen, daß Albanien zu einem König­reich erhoben werden soll und daß für diesen Thron ein Angehöriger eines reichsdeutschen katho­lischen Hauses in Frage komme. Man nenne den Herzog von Urach. Die Württemberger Zeitung berichtet dazu noch, der Abgeordnete Erzberger, der demnächst in Wien einen Vortrag hält, werde diese Gelegenheit benützen, privatim in der von der Neuen Freien Presse angegebenen Richtung zu wirken. Er stehe mit den Führern der katho lischen Albanesen in ständiger Verbindung und scheine tatsächlich ihr Vertrauensmann in dieser Angelegenheit zu sein. Erzberger handle auf eigene Faust und stehe mit den hiesigen amtlichen Stellen in keiner Beziehung.

Stuttgart, 19. Nov. (Ein jugendlicher Selbstmörder., Heute früh zwischen 5 und 6 Uhr hat sich i!n der Wilhelmstraße der 15 Jahre alte Bäckerlehrling Friedrich Schneider durch Erhängen das Leben genommen. 'Der Grund zu der un­seligen Tat liegt anscheinend in der Furcht vor Strafe wegen einer Mnz geringfügigen Sache.

Die Schlacht bei Tfchataldscha dauert fort.

Die österreichisch-serbische Spannung. Cholera und Typhus in der bulgarischen Armee.

Tie türkische Front bei Tfchataldscha

ist nach einem Londoner Bericht durch eine Reihe von Erdwerken verbunden und durch schwere Kruppgeschütze, denen der erfolgreiche Ab­schlag des bulgarischen Angriffs hauptsächlich zu danken ist, verteidigt. Dazwischen sind Batterien von türkischen Feldgeschützen eingegrgben, sodaß die Bulgaren einer ununterbrochenen Reihe feuerspeiender Becrge gegenüberstehen. Da­vor sind Schanzen für die türkische Infanterie aufgeworfen. Die bulgarische Artillerie hatte we­nig günstige Stellungen und verriet ihre Posi­tionen durch jedes Aufblitzen ^hrer Geschütze. 'Die Tücken feuertem mit schwarzem'Pulver, wuaß bald die ganze Verteidigungslinie in undurchdringlichen Rauch gehüllt war. Ein türkisches Kriegsschiff feuerte vom Marmarameer aus Breitseiten seiner schwersten Artillerie gegen die rechte bulgarische Flanke. Es war der gewaltigste Artillerie- kampf seit dem russisch-japanischen Kriege. Die Bulgaren waren unermüdlich; ihre Schrapnells gingen jedoch zu hoch und richteten unter den gut gedeckten Türken verhältnismäßig wenig Schaden an. Die türkischen Truppen, bei denen Wagenlad­ungen Brot eingetroffen waren, aßen bei guter Laune.

Tie Kämpfe an der Tschataldscha-Linie.

* .Konstantinopel, l9. Nov. Zuverlässige Ein­zelmeldungen von den gestrigen Kämpfen ans dem rechten Flügel und im Zentrum der Tschataldscha- Linie bestätigen, daß die Bulgaren unter größeren Verlusten zu rückgeschlagen wurden. Das tür­kische Artilleriefeuer, das mit ruhiger Sicherheit geleitet wurde, wirkte verheerend. Die Disziplin in den türkischen Reihen war ausgezeichnet. Die Angriffe der Bulgaren richteten sich hauvtsächlich gegen das Fort Mamndieh.

* .Konstantinopel, 19. Nov. Soeben sprach -ich mit Mahmud Mukhtar Pascha, der verwun­det und auf seinen ausdrücklichen Wunsch ins deutsche Hospitajl gebracht worden ist; der deutsche Botschafter Baron Wangenheim ließ den tapferen Heerführer in seinem eigenen Automobil von der Bahn abholen. Mahmud hat drei Ku­geln im Körper, von denen eine eine ziemlich gefährliche Wunde hervorgerufen hat, ist aber doch frohen Mutes. Nach dein gestrigen glücklichen Kampf hatte er heute früh mit seinem Stabe einen Rekognoszicrungsritt unternommen, nm da? Gelände für einen Angriff auf die Bulgaren zu er­kunden. Mam kam dabei an ein von den Türken absich glich aufgegebenes vorgeschobenes Fort. Die ses war aber nachts von den Bulgaren besetzt worden. Die türkischen Offiziere bemerkten ven Feind erst auf 3 0 Meter Entfernung und wur- den nun mit einem Kugelregen überschütte:. Mah­mud Mukhtar wurde das Pferd unterm Leib er­schossen und gleich darauf brach er selber ver­wundet zusammen. Ein selber verwundeter Sol­dat nahm mit den WortenPascha, das macht nichts!" den General auf den Rücken und rettete ihn heldenmütig vor der sonst sicheren Gefangen­nahme. Zwei unverzüglich an Ort und Stelle ent sandte Bataillone warfen dann die Bulgaren mit Verlusten aus demFort.

Aus der türkischen Hauptstadt.

* .Konstantinopel, 19. Nov. Die Ausschiffung der deutschen Matrosein ist gestern morgen um 5 Uhr erfolgt und glatt verlausen. Es wurden etwa 450 Mann des PanzerkreuzersGä­ben" mit Geschützen und Maschinengewehren an Land gesetzt. Unter dem Kommando des ersten Offiziers, Korvettenkapitän Berendes besetzten 11 Offiziere, 5 Fähnriche und 265 Unteroffiziere und Matrosen die deutsche Botschaft.

Tie Einnahme von Monastir.

* Sofia, 19. Nov. Nach hier eingelaufenen Nachrichten haben die Serben in Monastir 2 4 000 Gefangene gemacht.

Serbische.Kriegsführung.

* Wien, 19. Nov. Der Berichterstatter der Reichspost" in Belgrad erfährt von dem Be­gleiter des aus Prizren nach Oesterreich geflüch- teten albanesischen Führers Kol Dibra über die Besetzung von Prizren: Es war, als wäre eine Horde entfesselter Wilder und rasend gewor­dener Teufel auf die unglückliche Ortschaft los- gelassen. Ohne Grund stürzte sich die serbische Soldateska aus die albanefische Bevölker­ung und begann alles niederzuku alben, was ihr in den Weg kam. In knapp drei Stunden^ tötete sie drei Männer, 35 Frauen, darunter mehrere Matronen, und 8 Kinder unter 12 Jahren, darunter zwei unter 6 Jahren. Mit Maschinen­gewehren feuerten die Serben in den Straßen auf die Bevölkerung. Daß ans die Serben während

der Besetzung geschossen worden wäre, ist Unwahr­heit. '

O österreichische Vorstellungen in Belgrad.

* Wien, 19. Nov. Der Minister des Aeußern Graf Berchtold hat den Gesandten in Belgrad Herrn v. Ugron beauftragt, einen energischen Schritt bei der Belgrsader Regierung in Angelegenheit des Konsuls Prohaslka zu unternehmen. Das Ministerium des Aeußern besteht darauf, sich mit seinem Funktionär sofort in un­mittelbare Verbindung setzen zu können. Dieser Schritt wird jedoch noch nicht den Charakter eines Ultimatums haben. Eine Urgenz einer decidierten Antwort aus die Erklärung Oesterreich- Ungarns bezüglich Albaniens und der Hafensrage wird vorläufig nicht erfolgen, da die serbische Regierung die Rückkehr des Königs Peter nach Belgrad zur Feststellung ihrer Antwort erwartet, was indessen nur einen kurzen Aufschub bedeutet. Den Besprechungen, welche Grass Berchtold gegenwärtig mit den Botschaftern von Deutsch­land und Italien in Budapest pflegt, wird eine große Bedeutung beigelegt.

Tie österreichisch-serbische Spannung.

* Wien, 19. Nov. Die friedliche Rede des Grau­sen Berchtold darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Situation nach wie vor äußerst ernst ist. In Budapest, wo sich die Delegationen befinden, wird sogar behauptet, daß äie sich Noch ver­schlechtert habe. Wie gestern spät abends auB Budapest berichtet wurde, erzählt man in Kreisen der Delegierten, daß das Ministerium des Aeußern dem Gesandten in Belgrad von Ugron neue In­struktionen erteilt und ihn beauftragt habe, von der serbischen Regierung heute in offizieller und strikter Form eine bestimmte Antwort bezüg­lich des Adriahafens, der Autonomie Albaniens und des Falles »Prochaska zu verlangen. Wenn Serbien nicht befriedigende Garantien und Auf­klärungen gjbt, wird eine militäri siche De monstration an der Grenze erwartet. Ange­sichts der einheitlichen Haltung der Großmächte muß man aber doch 'wohl annkhmen, daß es die serbische Regierung nicht zum äußersten kommen lassen wird. Jedenfalls ist aber die Nachricht aus Budapest sehr bezeichnend, daß die Donaumo- nilore, die dort im Winterhafen lagen, seit ge­stern sich daselbst n i ch t m e h r a uf h a St e n. Eine besonders scharfe Sprache führt die Reichspost in einem Artikel, der mit den Worten:Wie la nge noch -" überschrieben ist. In dem Artikel heißt es n. a.:Es hieße die Feinde ermutigen und die Freunde zweifeln machen, wenn die Mo­narchie noch lange dem Treiben Serbiens zusehen wollte. Der zügellose Geist der Belgrader Kö­nig s m ö r d e r scheint jetzt die Politik Serbiens zu den unerhörten Exzessen zu verleiten, über deren Unerträglichkeit kein zivilisiertes Volk der Welt im Unklaren sein kann." Die Reichspost bringt heute auch die Nachricht, die sie von einem Geschästs^- manne erhallen hat, daß der Konsul Procha's'ka durch den Bajonettstich eines serbischen Solda­ten im 'Konsulat schwerr> erwu n b e't worden sein soll.

Tie Besetzung der Adriaküste.

Rjeka, 19. Nov. Serbische und monte­negrinische Trupjpen besetzten gestern A l'essio.

Cholera und Typhus im bulgarischen Heere.

* Kopenhagen, l9. Nov. König Ferdinand von Bulgarien hat von Kysyl Agatsch aus an den hiesigen Professor Edvard Ehlers, der früher in Bulgarien Lepra studierte, einen längeren Brief geschickt, worin der König! ernsthafte "Besorgnisse darübec ausdrü-kt, daß die türkischen Truppen seine vorzüglichen Soldaten mit Cholera und Typhus angesteckt haben. Der König teilt dem Professor mit, daß er große Quantitäten Lymphe überall besorgen lasse. Die bulgarischen Truppen seien durch die syrischen Truppen ans Aleppo, die in Rodosto und Silivri gelandet waren, angesteckt worden. Die Bulgaren, so keilt, der König ferner mit, haben jetzt die Uebersahrt weilerer türkischer Verstärkungstruppen unmöglich gemacht.

Waffenstillstand'?

ch Belgrad, l9. Nov. Nach Mitteilungen von kompetenter Stelle dürste der Waffenstillstand, falls die Türken die Bedingungen des Balkanbundes an­nehmen, demnächst unterzeichnet werden und zwar seitens der Delegierten der Balkanstaaten einer­seits und des türkischen Generalissimus andererseits. Im bulgarischen Hauptquartier befinden sich hö­here serbische und griechische Offiziere, welche dazu bevollmächtigt werden sollen. Falls die Türkei die Bedingungen annehmen würde, würden die Opera­tionen sofort eingestellt und die frühere Absicht eines Einzugs in Konstantinopel aufgiegeben werden.