selbst vielen auf dem rechten Flügel der national!. Partei stehenden Mitgliedern nicht Pässe.
Nach unserer Erinnerung ist die erftere Darstellung so ziemlich wortgetreu wiedergegeben. In der Erkl'irung des Herrn Heyd werden seine Ver- samwlungsäußerun> ca dagegen wesentlich umschrieben und erweitern. Jeder unparteiische Beurteiler mußte bei den Aeußerungen des Herrn Heyd zum dem Schlüsse kommen, daß er mit diesen zu weit ging. Daß sie nachträglich zu mildern versucht werden, ist menschlich, aber ungeschehen lassen sie sich dadurch nicht machen. Wenn wir in unserem Versammlungsbericht auf die Diskussion und die Aeußerungen des Herrn Heyd nicht näher eingingen, so geschah es deshalb, weil die ausgedehnte Rede des Herrn Schaible unseren Raum ohnedies so sehr in Anspruch nahm.
* Freudenstadt, 8. Nov. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde beschlossen, Kapellmeister Präger, der nunmehr zwei Probesommer absolviert hat, als städt. Musikdirektor fest anzustellen. Er erhält an Gehalt jährlich l.500 Mark und für die Berufsmusiker 7500 Mk. Kapellmeister Präger übernahm zugleich die Verpflichtung, sich im Winter der Ausbildung der Stadtmusiker zu widmen.
js Freudenstaidt, 8. Nov. (Das Waghäusle.) Die neue geeichte Bodenwagje am Stadtbahnhos wurde dem Betriebe übergeben, die alte Bodenbrückenwage auf dem Marktplatz außer Betrieb gesetzt und das Waghäuschen verkauft. Damit verschwindet ein Denkzeichen vom Marktplatz, das unerschöpflichen Unterhaltungsstoff lieferte und namentlich in der letzten Zeit als es sich um Sein oder Nichtsein auf dem altehbwürdigen Platze handelte, die Gemüter erregte.
js Schörrmünzach, OA. Freudenstadt, 8. Nov. Ter 45 Jahre alte Fuhrmann K. Merkel von For- bach kam in der Nähe der Landesgrenze unter einen ins Rollen geratenen Stamm. Es wurde ihm der Brustkasten eingedrückt, sodaß der Verunglückte, Vater von mehreren Kindern, auf dem Platze starb.
js Mühlacker, 8. Nov. (Eine verhängnisvolle Brautfahrt.) Gestern mittag ereignete sich auf der Strecke Breiten—Gondelsheim in der Richtung Bruchsal ein schrecklicher Ungjlücks- fall. Ein von Breiten stammendes Brautpaar, das in acht Tagen Hochzeit halten wollte, fuhr nach Bruchsal, um die dortigen Verwandten zur Hochzeitsfeier einzuladen. Zwischen Breiten und Gondelsheim geriet der Hintere Wagen des Zuges, in dem sie saßen, auf jetzt noch unaufgeklärte Weise derart ins Schwanken, daß der Bräutigam sich veranlaßt sah, nach der Ursache zu sehen. Er begab sich zu dieseist Zweck auf das Trittbrett des Wagens. Hier scheint er an einer Kurve vom Wogen geschleudert worden zu fein. Der Bedauernswerte wurde bei Dietelsheim in schrecklichem Zustande aufgefunden. Es war ihm Äie ganze Kopfhaut abgezogen, was offenbar davon herrührt, daß er längere Zeit geschleift wurde. Er wurde mit einem Fuhrwerk nach Breiten ins Krankenhaus gebracht, wo er noch in der Nacht seinen Verletzungen erlagt
* Herrenberg, 8. Nov. (Die Zuckerrüben- ernte.) Die Zuckerfabrik Stuttgart-Münster hielt gestern einen vorläufigen Zahltag ab, wobei 65 000 Mark an die Landwirte ausbezahlt wurden. Für den Zentner Zuckerüben wurde 1.20 Mk. bezahlt.
st. Zuffenhausen, 8. Nov. Der Italiener Bor- dignon begab sich nach 8 Uhr abends auf den Heimweg und benützte den Weg auf den Schienen. Er überhörte das Nahen des Schnellzuges von Ludwigsburg, wurde von der Maschine erfaßt und seitlich auf die Schienen sowie das Drahtgestänge des Stellwerks geschleudert. Bei einem Kontroll- gang wurde der Verunglückte tot aufgefunden.
st Cannstatt, 8. Nov. In der Wilhelmstraße hat sich in Vergangener Nacht um 12 einhalb Uhr ern "20 Jahre älter Kaufmann durch erneu Schuß, in die rechte Schläfe getötet.
st Schorndorf, 8. Nov. In dem Pfarrdorf Geradstetten wollte heute vormittag die Ehefrau des Grabarbeiters Johannes Sigle dort einen leeren, unbespannten Wagen einen Hang hinablassen. Sie rutschte aus, kam unter die Räder und -diese rissen ihr den Bauch auf, sodaß das Gedärm heraus- trat. Tr. med. Schochs von Schorndorf leistete die erste Hilfe. Die Verletzte wurde in ein Stuttgarter Hospital verbracht.
st Nürtingen, 8. Nov. Der 22 Jahre alte Verwaltungskandidat Brudermüller aus Crailsheim hat den Balzholzer Bürgern egnen Streich gespielt. Er hat gelegentlich seiner Grundbucharbeiten auf dem Rathaus eine Liste angefertigt, in der er die Namen sämtlicher Grundbesitzer eintrug und diese Liste dem Amts- und Polizeidiener eingehändigt, mit der Anweisung, von allen in der Liste Ausgezeichneten für „Neuanlegung der Grundbuchhefte"
1 Mk. einzuziehen. Als Einzugsgebühr erhielt der Amtsdieuer von der Mark 10 Pfennig. Pflicht- getreu hat der Amtsdiener seines Amtes gewaltet; nur wollte es dem Grundvuchbeamteu nickt 'chnell genug gehen, denn schon am letzten Samstag hätte" das Geld beieinander sein sollen. Auf Drängen Brndermüllers beeilte sich der Amtsdieuer vollends mit dem Einzug und konnte am Dienstag abend von 88 Grundbesitzern die Gelder pünktlich abliefern. Ein älterer Bürger aber, dem die Sache etwas verdächtig vorkam, ging nach Neuffen und erkundigte sich beim Stadtschultheißenamt. So wurde der Schwindler aufgedeckt. Bevor aber Brudermüller festgenommen werden konnte, war er verschwunden.
st Tübingen, 8. Nov. Seinen 70. Geburtstag beging gestern der Universitätsmechanikus Eugen Albrecht. Davon Kenntnis zu nehmen, hat man nicht nur in Tübingen, wv der Jubilar allgemeine Hochachtung genießt, sondern in ganz Württemberg Anlaß. Denn die Albrechtschen Erzeugnisse, erdacht mit geradezu unglaublichem Scharfsinn, genießen als unentbehrliche Hilfsmittel der Wissenschaft, im besonderen öer Naturwissenschaft, einen Weltruf, wie auf anderem Gebiete etwa die Zeiß- schen Apparate.
st Horb, 8. Nov. Beim Rangieren des Bahnpostwagens wurde gestern abend der Bahnpostschaffner Schwämmle von Stuttgart innerlich so schwer verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
st Crailsheim, 8. Nov. Auf dem hiesigen Bahnhof wurde gestern ein 24 Jahre alter lediger Än- kuppler von Jagstheim von einer Rangierabteilung überfahren und sofort getütet.
st Min, '8. Nov. Die Entleibung des Zahl- meisters Gampel vom 12. bayer. 'Infanterieregiment hat sich in folgender Weise aufgeklärt: Gampel schoß in einem Garten am Galgenberg mit einer Browningpistole nach der Scheibe, wobei der 13jährige Sohn des verstorbenen Zahlmeisters Stach anwesend war. Gampel erklärte dem Jungen den Mechanismus der Pistols, wobei sie dieser in die Hand nahm. Bei der Zurückgabe entlud sich die Waffe und die Kugel traf den Zahlmeister in den Leib. Sie drang in der linken Bauchseite ein und ging. zur Brust aufwärts. Gampel öffnete unter heftigem dröhnen hre Kleider, um nach der Wunde zu suchen, schloß sie dann wieder, nahm die Pistole, drückte einen Schuß in die Luft ab und schoß sich dann eine Kugel in den Kopf. Was ihn veranlagte, dem ohnehin sicheren Tod vorzugreifen, läßt sich nicht sagen.
Die Ttuttgarter D-emonstrationsversarumlung vor dem Schöffengericht.
js Stuttgart, 8. Nov. Heute nachmittag gelangte die Strafsache wegen Vergehens gegen das Reichsgesetz durch Leitung und Beteiligung an den Demonstrationsversammlungen zur Fleischteuerung am 15. Sept. ds. Js. auf dem Schloßplatz, Marktplatz und Marienplatz zur Verhandlung. Der Staatsanwalt beantragte gegen Westmeyer und Crispien eine Gefängnisstrafe von 5 Wochen, gegen Eggert 4 Wochen Haft. Gegen 11 Uhr erfolgte die Verkündigung des Urteilst Westmeyer wurde zu einer Geldstrafe von 250 Mk., Criespien zu 150 Mk. und Tragung der Kosten wegen Vergehen gegen Z 19 Zisf. 1 und 8 7 des Reichsgesetzes verurteilt. Eggert wurde freigesprochen.
Tie elektrische Kraft des Murgwerkes.
st Stuttgart, 8. Nov. Ehe noch das badische Murgwerk von der Ersten Badischen Kammer genehmigt ist, bekommen die württemberatschen Städte und Gemeinden, die auf Lieferung des elektrischen Stromes gehofft hatten, schon eine deutliche Abweisung. In der „Badischen Landeszeitung" wird von einem Fachmann folgendermaßen abge- wintt: „Die Lieferung elektrischen Stromes nach Stuttgart würde den badischen Staatsinteressen direkt zuwiderlausen. Die abgegebene Elektrizität soll produktiv im Laude wirken und so dem Lande nützen .... Es wird behauptet, die Regierung! Habs bereits mit größeren Gemeinden Württembergs Unterhandlungen wegen Stromlieferung an- geknüpft . Das Ware" ein übereiltes Verfahren. In 15 Jahren, wenn das Werk ein Jahrzehnt im Betrieb sein wird, und man über den Absatz sich ein Bild machen kann, dürfte die Frage für die Regierung spruchreif sein, ob vielleicht auf kurze Vertragsfristen an kleine Gemeinden zu guten Preisen über die Landesgrenzen Strom abgegeben werden soll." Die badischen Nachbarn verfahren also nach dem Rezepte: „Selber essen macht fett", wonach man sich in Württemberg zu richten hat.
Aus dem GerichtssÄsl.
st Heilbronn, 7. Nov. Der Schuhfabrikcmt Anton Steter von Affaltrach OA. Weinsberg kam im August in Konkurs und verschwand dann aus einige Wochen in dck Schweiz. Mit ihm verschwand aber auch ein Geldbetrag von 2600 Mk. und ein I Posten Schnhware.,, die er i - Stuttgart zu Geld
machte. Von dem Geld schickte er seiner in Wiblingen bei Heidelberg,' verheirateten Tochter 2300 Mart und seinen beiden Söhnen gab er je 300 Mark. Als er so diese Vermögensstücke beiseite geschasst zu haben glaubte, kehrte er zurück und stellte sich der Staatsanwaltschaft. Man kam aber der Geschichte bald auf die Spur und das Geld wurde wieder beigebracht, sodaß die Gläubiger immerhin noch 40 Prozent aus der Pleite retten. Wegen betrügerischen Bankerotts wurde Steter vom Schwurgericht unter 'Zubilligung mildernder Umstände zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, auf die 1 Monat Untersuchungshaft eingerechnet werden.
Deutsches Reich.
* Metz, 8. Nov. Nach einer Meldung der Saarbrücker Zeitung wurden zwei sogenannte alte Leute des Feldartillerie-Regiments Nr. 33 in Metz, als sie einen Rekruten auf der Stube verhauen wollten, von diesem durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt.
st Berlin, 8. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." teilt mit, daß heute im Reichsversicherungsamt gemäß den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung eine neue Genossenschaft unter dem Namen „Versicherungsgenossenschast für private Fahrzeug- und Reittierbesitzer" gegründet worden ist. In der neuen Genossenschaft sind die Arbeitnehmer derjenigen Personen oder Institute gegen Unfall versichert, welche nicht gewerbsmäßig Reittiere, Wasser- und Landfahrzeuge halten.
st Berlin, 8. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg" schreibt: Der König von Italien hat in einem herzlichen "Telegramm an ^st M. den Kaiser für die dein Marquis di San Giulianv in Berlin bereitete Ausnahme gedankt. --
Ter italienische Minister des Aeußern hat Berlin wieder verlassen, js Berlin, 8. Nov. Der italienische Minister des Aeußern ist heute nachmittag um 3.15 Uhr vom Anhalter Bahnhof abgereist. Außer dem Botschafter Pansa, dem gesamten Personal der Botschaft und zahlreichen Mitgliedern der italienischen Kolonie hatten sich Staatssekretär von Kiderlen-Wäch- ter und der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, Zimmermann, zum Abschied eingefunden. — Der Reichskanzler, der durch die Einladung des Kaisers nach Letzlingen verhindert war, sich von dem italienischen Minister des Aeußern am'Bahnhof zu verabschieden, sandte ein sehr herzliches Abschiedstelegramm.
Der Balkun-lirieg.
Aus dem bulgarischen Hauptquartier, js Wien, 8. Nov. Der Kriegsblerichterstattex der Reichspost meldet aus dem bulgarischen Hauptquartier unter 7. Nov. 10 Uhr abends: Die von der 3. Armee genommenen Stellungen des rechten türkischen Flügels bei Delijunes bilden ausgezeichnete Stützpunkte für die Weiterführung des Angriffes. Auch auf den südlichen Linien sind die bulgarischen Truppen bereits in die türkische Hauptstellung von Tschataldscha eingedrungen. In Adrianopel richtet der Typhsus unter der Besatzung aroße Verheerungen an. Mehrere 1000 Mann sind schon typhuskrank. Die Besatzung der Festung wird trotz dieser Verluste noch auf 40 bis 50000" Mann geschätzt. Einzelne Stellungen der Türken sind sehr stark. Hunger und Krankheit setzen der Besatzung mehr zu als der Feind. Das Kommando der bulgarischen Belagierungstruppen beabsichtigt keine forcierte Eroberung der Festung, richtet vielmehr ihr Augenmerk auf eine lückenlose Einschließung. Die Pourparlers wegen der Uebergabe von Adrianopel sollen bereits einge- leitet sein.
Aus KonstMitmopel.
. ss Konstamtinopel, 8. Nov. Der Kommandant der Ostarmee, Abdullah Pascha, der gestern hier eintras, ist vom Kommando enthoben worden. - Das Panzerschiff „Messudie" ist aus dem Goldnen Horn ausgelaufen. Wie verlautet, soll sich die türkische Flotte längs der Küste des Marmara- und des Schwarzen Meeres aufstellen, um die türkischen Truppen in der Verteidigung der Tscha- taldschalinie zu unterstützen. — In langen Zügen treffen hier die muselmanischen Landleute aus den von den Bulgaren bedrohten Gegenden ein. Starn- bul ist voll von einer langen Reihe von Karren, auf denen Frauen und Kinder, Dienstboten und Tiere in bedauernswertem Zustande kauern. Was sie an Hausrat mit sich führen konnten, haben ch bei sich. Die meisten von ihnen sind auf dem Weg nach Asien. Zahlreiche freiwillige Kurden, Lasen und Tscherkessen sind nach dem Tschataldscha abgegangen, dessen Befestigungen weiter verstärkt werden. Der deutsche Kreuzer „Mneta" ist haer an gekommen.
(Fortsetzung siehe Seite 7.)