Gegründet

1877.

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Amtsblatt für

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: »8-«rzwlilder Soaulagsblatt"

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Ausgabe i« Alteusteig-Stadt.

GamStag, d<«S. November

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1918.

Amtliches.

Feldbereinigung auf der Markung Egen­hausen.

Nachdem die Ausführungsarbeiten der Feldbereinigung auf der Markung Egenhausen entsprechend gediehen sind, wird Schlußtagfahrt auf Donnerstag, den 5. Dez. ds. Js., vorm. 10"^ Uhr auf das Rathaus in Egenhausen anbe- räumt. Zu derselben werden die beteiligten Grundeigen­tümer bezw. deren Venreter und sämtliche berechtige Dritte vom Kgl. Oberamt mit dem Bemerken eingeladen, daß der Zuteilungsplan samt Tabellen und Allen auf dem Rathaus in Egenhausen zur Einsichtnahme aufgelegt ist und daß etwaige Einwendungen in der Schlußtagfahrt vorzubringen, spätere Einwendung gegen den Zuteilungsplan, sowie gegen die in Gemäßheil desselben erfolgte Ausführung der Feld­bereinigung aber ausgeschlossen sind.

Die Türken und wir.

Es ist aus mit der Türkest. Zerschmettert liegt das einst so mächtige Reich der Osmanen am Boden, und die Sieger sind jene vier Balkan­staaten, die noch vor kurzem ein Gegenstand des Spottes im Abendlande waren und als Operetlen- königreiche in den Witzblättern verarbeitet wurden. Dem Ansturm dieser kleinen Länder konnte das türkische Reich an keinem Punkte Widerstand leisten, und es hat sich gezeigt, daß die vier Balkan- prüder in aller Stille eine militärische Machtent- saltung und Tüchtigkeit zuwege gebracht haben, die allen Respekt verdient. Die hohe Diplomatie aber, die doch schließlich die Aufgabe hat, die Entwick­lung d er fremden Länder zu studieren, hat wieder einmal gänzlich versagt; sie ließ uns daheim in dem schönen Wahn, daß die Bulgaren und die Ser­ben wirklich noch immer jene Maulhelden und Feig­linge seien, wie sie uns in der Operette darae- stellt wurden.

Noch mehr aber wie das militärische Können der Balkanstaaten hat uns in Deutschland allge­mein das völlige Versagtzn der Türkei überrascht. Auch» hier sieht man, wie verfehlt und verhäng­nisvoll es bei der Beurteilung von anderen Völkern ist, sich an ein feststehendes Schema zu halten und es auf alle Zeiten anzuwenden. Ebenso wie in der Ausfassung vieler unserer Landsleute der Mon­tenegriner stets derHammeldieb" und der Serbe der Mann war, den man sich nicht ohne gewisse kleine Tiere denken konnte, so erschien uns der Türke als der vorbildliche Soldat von wildem Milt und fabelhafter Zähigkeit. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, daß der Türke jemals dem Feind den Rücken zeigen könnte, und wir waren gleich zum Beginn des Krieges höchst erstaunt, als wir von den Hunderten und aber Hunderten von Ge­fangenen lasen, die von den kleinen Montene­grinern dem gewaltigen Türkenheere abgenommen worden waren. Und wir vermochten es gar nicht zu fassen, als es später hieß, daß die Türken vor den 1897 so kläglich in die Pfanne gehauenen Griechen und nicht minder vor den Trupven des lächerlichen Königs Peter aus,gerissen seien wie Schasleder. Demgegenüber war uns Deutschen, die >vlr ja alle den Resepekt vor militärischer Tüchtig­keit in den Knochen haben, der relativ gute Wi derstcmd der Türken gegen die stärkste Armee, die dfr Bulgaren, noch ein gewisser Trost. Wir haben viele Sympathien mit den Türken gehabt, weil kvir sie nicht nur als ein Volk schätzten, mit dem wir gute wirtschaftliche Geschäfte machen kön­nen, sondern weil uns so viel Rühmliches von der stolzen, hartnäckigen, echtsoldatischen Art dieser Männer erzählt worden war. Und als es vor Vier Wochen los gingl, war uns die bescheidene und doch entschiedene Sprache des türkischen Kriegs­manifestes mit seiner ausdrücklichen Verpflichtung M die Soldaten, die Rechte der Bevölkerung zu schonen, unendlich viel angenehmer als der schwül- 1"ge Ausruf der BulMrren mit seiner uns höchst unerquicklich anmutenden Verkündigung eines neuen ^reuzzuges. Damals hätten wir alle gern den

Tieg der Türken gesehen ganz abgesehen davon, daß ein solcher lange nicht so komplizierte politische Verhältnisse geschaffen hätte wie der jetzige Sieg der Balkanstaaten. Aber wir müssen nun um ler­nen und einsehen, daß die junge, anfsteigMde Kraft in den Balkanländern liegt und die Türkei unaufhaltsam ihrem Zusammenbruch sich zunelgt.

Woher kam diese unerhörte Katastrophe? Diese Frage wird nun überall laut. Und in verschiedenen Ausländern weist man bereits höhnisch auf Deutsch­land hin und sagt, die militärische Ausbildung der Türken durch deutsche Offiziere habe sich nickck bewährt und ebensowenig das von den deutschen Firmen gelieferte Kriegsmaterial. Derartige Be­hauptungen sind erstens einmal in hohem Maße oberflächlich, da wir bei der miserablen Be­richt er staitung über den Krieg überhanv; noch keine detaillierten, militärisch-sachverständigen Mit­teilungen über den Verlauf des Krieges und die Ursachen der türkischen Niederlagen besitzen: dann aberund das ist für die Beurteilung der Sach­lage das ausschlaggebende Moment ist zu er­wägen, daß die schönste militärische Ausbildung und das beste Kriegsmaterial wertlos sind, wenn sie an eine Armee verschwendet werden, die nicht von denk richtigen militärischen Geiste erfüllt ist.

Wir haben es bei dem heißen Ringen zwischen Japan und Rußland gesehen, und wir erleben es bei der jetzigen w e l t g e s ch i ch t lnch e n Wend­ung der Dinge im Orient aufs neue mit elemen­tarer Wucht: nur ein Heer, das von echter, le­bendiger Vaterlandsliebe durchglüht ist, wird imstande sein, im Kampf mit einem einiger­maßen ebenbürtig ausgerüsteten Gegner den Sieg davon tragen zu können. Die Russen unterlagen, und die Türken wurden zerschmettert, weil es der Armee an dem zündenden Gedanken fehlte, an der Idee, daß dieser Krieg eine vaterländische Not- windigkeit sei, der jeder einzelne Mann sein Herz­blut widmen müsse. In den kleinen Balkanstaaten ist die nationale Z n s a nllm e n g e h ö ri acke i t gehegt und gepflegt worden, daher wurden sie stark: in der Türkei mangelte es an dem nationa­len Pathos, und daher wurde sie schwach --- es fehlre das Nötigste an allen Ecken und Enden, die Kriegsleitung war mangelhaft, die Offiziere ohne Schneid, die Truppen ohne Begeisterung und Elan, die Transporte der Soldaten bummelig, die Verpflegung offenbar völlig unzureichend! Alle diese Mängel entsprangen der einen Quelle: dem Fehlen des echten vaterländischen Gefühls. Dieses aber konnte nicht vorhanden sein angesichts der furchtbaren Mißwirtschaft, die nun schon seit Jahrzehnten in der Türkei herrscht und die jedes innige Gefühl für das Staatsganze lahm­legen mußte. Zweifellos haben in "der Türkei viele einzelne durchaus ihre Pflicht getan und auch Taten des Heldenmutes und der Treue verübt; der Gesamtheit aber fehlte der richtige. Geist und dieser kann nur vorhanden sein, wenn die ganze Nation beseelt ist von einer leitenden Idee, die alle gleichermaßen vorwärts treibt.

Das Schicksal der Türkei ist ein Menetekel für alle anderen Staaten. Die Ausbildung eines starken Heeres, die Bereitstellung der technisch-voll- lommensten Waffen ist natürlich für jeden großen Staat eine unvermeidliche Notwendigkeit. Aber alle die gewaltigen Opfer, die hiesür gemacht werden, sind im Ernstfälle unnütz vertan, wenn nicht gleichzeitig das gesamte Volk zur treuen Liebe und Anhänglichkeit an das eigene Vaterland er­zogen wird. Eine wahrhaft volkstümliche Po­litik, die die Bevölkerung in allen ihren Teilen an das Vaterland kettet, ist noch immer gleichzeitig die beste nationale Politik gewesen, sitz sichert Staat und Herrscherthron wie Fels im Meer. Eine Politik aber, die einzelne Bevöl/ker- ungs klaffen gegenüber der ungeheuren Menge des Volkes bevorzugt, erzeugt neben der wach­senden Unzufriedenheit auch mit Notwendigkeit ein gewisses Nachlassen des kriegerischen Geistes, das sich im Ernstfälle, wie wir jetzt an zwei bedeut­samen Fällen gesehen haben, am eigenen Lande

bitter rächen kann. Möge man uns der türkischen Katastrophe auch in anderen Ländern^ und nicht zum mindesten in Deutschland, die nötigen Lehren ziehen: ein freies, gerecht verwaltetes, an der staatlichen Mitwiriung beteiligtes, unter güte wirtschaftliche Gesetze gestelltes Volk ist die beste Schutzwehr für das Vaterland.

Landesnachrichten.

Nlltenrteig, s. November.

* Nachklänge zur Altensteiger konserv. Wahl­versammlung. Wir erhalten folgende Zuschrift:

- Nachdem die von Herrn Amtsgerichtssekretär Heyd in Nr. 26l desGesellschafters" angekündigte Berichtigung" immer noch aus sich warten läßt, sehen wir uns zur Klärung der Sachlage genötigt, dem Gedächtnis des Herrn Heyd etwas nachzuhelfen und ihm folgendes zu verraten: Herr Heyd führte aus:Die Nationaliiberalen und die Demokraten sind überall mit der Sozialdemokratie verbündet. (Unruhe und Widerspruch, Zuruf: Lüge?). Ja, die Demokratie ist der Bruder der Sozialdemokratie. Die Natioualliberalen sind die Verbündeten der Demokraten, die Demokratie bildet also das Mit­telglied zwischen Nationalliberalen und Sozialde­mokraten. Daher ist der Nationalliberale auch der Bruder (Unruhe!) oder wenn Sie wollen, der Stief­bruder des Sozialdemokraten. Und wie es ein Beamter mit seinem Diensteid vereinen kann, offen für diese Partei einzutreten, das verstehe ich nicht. «Unruhe!; Derjenige Beamte, der in seinem Dienst­eid geschworen hat: ich gel-obe bei Gott dem All­mächtigen und Allwissenden, die Verfassung treu und heilig zu halten, rc. . begeht einen "Mein­eid, wenn er für den Kandidaten der nationas- liberalen Partei am Wahltag seine Stimme ab­gibt (erneute Unruhe). Ja, ich wiederhole es. . ." Aus diese Ausführungen des Herrn Heyd wurde ihm unter anderem von Herrn Postsekretär Theurer ent­gegen gehalten:Unser Präsident der Generaldi- rettir a der Posten und Telegraphen, Herr v. Mez- ger, ist auch ein Mitglied der nationalliberalen Partei. Wollen Sie auch von diesem Herrn be­haupten, daß er dadurch mit seinem Diensteid einen Meineid geleistet habe?!"

» . «

Hierzu ging uns heute von Amtsgerichtssekre­tär Heyd, dem Leiter der hier am Sonntag statt- gesundenen Versammlung für Kandidat Schaible, folgende Erklärung zu:

Es ist absolut unrichtig, mir die Behaupt­ung zu unterstellen,daß sich die Zugehörigkeit eures Staatsangestellten zur Deutschen Partei nicht mit dessen Diensteid vereinbaren lasse," denn dieS habe ich nie gesagt, weil es ein Unsinn wäre. Gegnerncherseits wünschte man diese Behauptung von mir, deshalb wird sie so fröhlich weiterkol­portiert? Walsr ist folgendes: Von Nnem Atten- steiger Beamten wurde den Konservativen das all­mählich altgebackene Ammenmärchen eines Bünd- nn'e- mit dem Zentrum vorgeworfen. Darauf fragte ich unter ausdrücklicher Bestreitung eines derartigen Bündnisses in der Diskussion, ob dem Herrn Diskussionsredner von einem Bündnis der Nationalliberalen Partei mit der Demokratie und dadurch indirekt mit der Sozialdemokratie lGroß- vlock nichts bekannt sei? Mit demselben Recht des Zentrumsbündnisses könne man der nationall. Partei das Umsturzbündnis entgegenhalten. Da sei ich der Meinung, daß die der nationall. Par­tei angehörenden K. Beamten, welche in Be­folgung der (da und dort im Deutschen Reich- ausgegebenen) nationall. Parteii-Oberleit- ungs-Parol^e wissentlich direkt oder in- di rekt die Sozialdemokratie unterstüt­zen, wie z. B. teilweise bei den letzten; Reichstags- und Reichstagspräsidiums- Wahlen, ihren Schwiqr auf Treue un'd Ge­horsam gegen den König verletzen, waZ