gesetzt hatte, in den großen Kessel und verbrühte sich sofort zu Tode.

js Leuzendors, OA. Gerabronn, 5. Nov. (Unvor­sichtiger Schütze.) Bei einer auf Markung, Win- dischbockenfeld veranstalteten Treibjagd wurde in­folge der Unvorsichtigkeit eines 'Schützen der Jagd­pächter Dilling von Bockenfeld durch einen Schrot­schuß ins Gesicht so schwer verleIt, däß Ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Ein anderer Jagdteilnehmer wurde durch denselben Schuß am Oberschenkel leichter verletzt.

js Stuttgart, 5. Nov. (Die drei Räuber.) Die drei Burschen, die am 31. Oktober ds. Js., abends auf der Straße StuttgartSolidute auf einen Chauffeur einen Raubanfall verübten, sind nunmehr ermittelt. Der eine wurde am 4. ds. Mts. vormittags in einer Bühnenkammer seiner elterlichen Wohnung versteckt aufgefunden und fest­genommen, der zweite wurde nachmittags in der Böblingerstraße verhaftet. Beide sind geständig. Der dritte Täter ist zweifellos flüchtig. Es ist dies der ledige Hausdiener Ernst Mittag, gebo­ren 22. Sept. 1894 hier.

st Stuttgart, 5. Nov. (Barfrankierung.) Die von der Reichspostverwaltung vorgesehene Einführ­ung der Barfrankierung für Brieffendungen derart, daß bei großen Posten von Briefen lediglich der Pvrtobetrag bezahlt, das Aufkleben der Freimar­ken aber durch eine Maschine vorgenommen lvird, soll anfangs nächsten Jahres auch von Seiten der württ. Postverwaltung bewerkstelligt werden.

st Nürtingen, 5. Nov. (Djas vergessene Kind.) In Linsenhofen haben zwei Frauenzim­mer bei einer gutmütigen Frau ein kleines Kind eingestellt und seither vergessen es wieder abzu­holen. Die Frauenzimmer sind aus der Gegend verschwunden.

st Lichtenstein, 5. Nov. Auf dem Markte in Ervfingen hat ein Spaßvogel oder ein Gauner einem Bauern einen Streich gespielt, indem er des­sen wertvollen Stier mit sich nahm und dafür ein minderwertiges Stück an die Krippe band. Nach dem Täter wird gefahndet.

st Jettenburg, OA. Tübingen, 5. Nov. (Zwei von den sieben Schwachen.) Kamen da, wie die Tübinger Hhronik erzählt, zwei Metzger mit einem jungen Farren von Wankheim her. Kurz vor unserem Orte wurde er störrisch und suchte auszureißen. Der eine der Führer flüchtete, so schnell es ging, auf den nächsten Baum, der an­dere, der noch einige Zeit vergeblich versucht hatte, das Tier zu meistern, verbarg sich hinter einem Rübenhausen in einem Acker. Als aber der Far­ren nun iguf ihn zusprang, schwang er sich in aller Eile zu seinem Leidensgefährten empor. Das Tier ließ nicht von den beiden ab, sondern stieß ge­waltig gegen den Baum. Da nahte für die zwei Tapferen die Rettung in Gestalt eines Langholz­wagens, dem sich der Farren jetzt zuwandte. Zu­nächst bedrängte er die Pferde, ging dann aber ein Stück vom Wagen weg. Diesen Moment be­nützten die beiden Metzger und retteten sich von ihrem luftigen Sitz auf den Wagen. So gings ins Ort hinein, immer umkreist von dem aufgeregten Tier. Ein beherzter Bürger machte der Sache ein Ende, indem' er init einem dicken Prügel bewaffnet, dem Tier zu Leibe ging, es glücklich am Stricke erfaßte und festhielt. Als er es aber den beiden Mutigen abgeben wollte, getrauten sie sich anfangs nicht, vom Wagen zu steigen. Erst auf längeres Zureden hin faßten sie sich ein Herz und nahmen das Tier wieder in ihre Mitte. So gings zu dritt Reutlingen zu.

js Unterkirchberg, OA. Laupheim, 5. Nov. Als der TeilgemeindepfleAr Strobel von Mussingen auf der bayerischen Seite hinter seiner Frau die Jl- lerfähre besteigen wollte, sprang er zu nahe an den Rand und fiel in die Iller, in deren Fluten er verschwand. Der Leichnam konnte noch nicht gefunden werden.

st Bnchau, 5. Nov. Im hiesigen Bahnhofhotel wurde eine Geldkasse mit ca. 700 Mr. Inhalt gestohlen. Der Verdacht der Täterschaft richtet sich gegen den seit etwa zwei Wochen im Hotel beschäf­tigten Hansburschen namens Sauter von Oelkofen OA. Saulgau, der nach Riedlingen ins AmlsgL- richtsgesängnis eingeliefert worden ist. Die Kassette hat man "entleert und ausgeraubt beim Bahn­hof gefunden. Sauter leugnet.

js Jsny, 5. Nov. (Unter den Rädern.) Durch den 11.43 Uhr abend hier eintreffenden Zug wurde bei Friesenhofen ein gegen 60 Jahre alter Dienst- knecht von Toberazhofen Gem. Gebrazhofen über­fahren. Der Mann wollte den Weg von Friesen­hosen hierher anscheinend auf dem Gleise zurück­legen. Er wurde dabei von der Maschine erfaßt und der ganze Zug ging über ihn hinweg. Bald nach seiner Verbringung in das Bezirkskranken­haus erlag der Bedauernswerte seinen schweren Verletzungen. >

Zur Landtagswahl.

jj Freudenstadt, 5. Nov. Ter Bund der Land wirte hat den früheren Abgeordneten Theodor Kör­ner als Kandidaten ausgestellt.

st Besigheim, 5. Nov. In einer volksparteilichen Wählerversammlung wurde mit großer Mehrheit der hiesige Mühlebesitzer Fackler als Kandidat der freisinnigen Wähler des Bezirks Besigheim auf- gestellt. Er hat die Kandidatur angenommen. Die Volkspartei als solche stöhi der Kandidatur offi­ziell fern. Neben der unparteilichen Kandidatur des Oberamtspflegers Meng find hier nunmehr noch Kandidaten Gerbermekster Schmid-Bietigheim für die nationalliberale Partei und Restaurateur Sämann-Stuttgart für die Sozialdemokratie.

js Weinsverg, 5. Nov. Von der nationalliberalen Partei ist dem Kaufmann Artur Hallmayer in Stuttgart die Landtagskandidatur für den hiesi­gen Bezirk angetragen worden. Hallmayer hat an­genommen.

Vortrag von Roald Amundsen.

js Stuttgart, 4. Nov. Um einen Mann der Tat zu sehen, den kühnen Entdecker des Süd­pols, hatte sich heute abend eine zahlreiche Zu­hörerschaft im Festfaal der Liederhalle eingefun­den. Mit lebhaftem Beifall begrüßt, erschien der tapfere Forscher am Rednerpult. Eine schlanke Er­scheinung, mit bartlosem Gesicht und scharf­geschnittenen Zügen, starke Willenskraft atmet sein ganzes Wesen. In schlichter Form, doch klar in seiner kurzen Darstellung, zwingt er mit feinem fremdländischen Accent schnell die Zuhörer in sei­nen Bann. Während ich die Reise nach Stuttgart gemacht, so beginnt er mit einer humorischen Wendung und dem Hinweis auf seinen Reiseanzug> hat mein Gepäck wahrscheinlich einen anderen 'Weg gemacht. Und nun erzählt er von den /früheren Südpol-Expeditionen, um daun zu ferner" ergenen Forschungsreise überzuleiten. Von Madeira nahm sie ihren eigentlichen Ausgjang. 97 Hunde führten sie an Bord der Frana. Man hatte ihnen Furcht eingeflößt, die Tiere würden die Reise über den Aequator nicht durchhalten. Trotzdem seien sie mit 106 Hunden in der Polargegssnd angelangt. Mit Unterstützung der Lichtbilder gibt Redner nun ein höchst anschauliches Bild von der langen Fahrt über die einsame Schnee-Ebene, die Anlegung der verschiedenen Depots, die Schilderung der hohen Eiskags, seines Zusammentreffens mit der engf- lischen und japanischen Expedition. Die mittlere Temperatur betrug während der Expedition 26 Grad unter Null, die niedrigste am 30. August 1911 59 Grad unter Null. Anschaulich schildert Amundsen die eingefchnekten Hutten, Pals Leben darin, die Hundezelte und die Vorproviantierung der . einzelnen Nationen. Nachdem sich am 24. August nach tangier Zeit die Sonne gezeigt, war alles zum Aufbruch bereit. Am 8. September machte sich die Temperatursteigerung bemerkbar, am 20. Oktober trat beständiges Wetter ein und die 5 tapferen Männer zogen über riesige Plateaus und Berge von Eis und Schnee. Dann endlich wurde am 11. November Land gesichtet, am 17. desselben Monats hörte die Eisbarriere auf, Berg­gletscher waren zu erklimmen, Menschen und Tiere leisteten hier Unmögliches. 30 Kilometer in die­ser Polarregion wurden an einem Tage zurückge­legt und gleichzeitig Steigungen von 1750 Meter überwunden. Da stand mau eines Tages 3000 Meter hoch, der Marsch ging 'über Des 'Teufels Tanzboden, es war nicht angenehm; am 6. Dezem­ber war der höchste Punkt 3360 Meter und der 88. Breitengrad, Shakleton's weitestes Ziel, er­reicht. Acht Tage leuchtete die Sonne den rast­losen Männern, am 13. Dezember war man am 89. Grad 37 Min. angelangt. Am 14. Dezember 1911 war das Ziel erreicht, man stand aus einem Bo­den, den noch keines Menschen Auge gesehen und keines Menschen Fuß betreten hatte.Es war ein feierlicher Augenblick, als wir die Flagge unseres Heimatlandes auf dem König Haakan.Plate.au hiß­ten." Der Rückzug wurde am 17. Dezember ange­treten und nach einer Abwesenheit von 99 Tagen, nachdem 1400 Kilometer bei herrlichstem Wetter zu­rückgeleg,t waren, war das Winterquartier am 25. Januar 1912 wieder erreicht. Nach Vorführ­ung einiger kinematographischer Aufnahmen und Mitteilungen über wissenschaftliche Beobachtungen schloß Amundsen unter lebhaftem Beifall seinen hochinteressanten Vortrag.

Aus dem Gerichtssaal.

js Stuttgart, 5. Nov. Die von dem ledigen Meßgehilfen Alexander Plang zum Nach­teil der hiesigen Stadtkafse begangene Unterschlag­ung beschäftigte heute die Strafkammer. Der An­geklagte war bei der Stadt angestellt und am 7. Juni von der Bauinspektion beauftragt worden, aus der Stadtkasse 4062 Mk. zur Lohnzahlung an die städtischen Arbeiter zu holen. Das Geld lie­ferte er nicht ab, sondern ging damit durch, in­dem er auf dem Eh-nlottenplatz ein Auto mietete

und nach Konstanz fuhr und von hier rm Motor­boot nach Kreuzlingen. In Zürich lebte er als angeblicher Baron herrlich und in Freuden, denn als er 6 Wochen später in Küßnacht verhaftet wurde, hatte er das Geld bis auf 700 Franken verbraucht. Einem Freund schrieb er in einem Brief, daß er einen Meisterstreich gemacht habe und daß es nichts schöneres gebe, als ein Aben­teurerleben. Die Beamten auf dem Rathlaus ver­höhnte er auf einer Postkarte, indem er ihnen Grüße von seiner Erholungsreise sandte. Mit 1 einhalb Jahren Gefängnis hat er jetzt zu büßen.

Nus dem Reiche.

Ter italienische Minister des Aeutzern in Berlin.

js Berlin, 5. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Der Reichskanzler machte gestern nachmittag; dem j italienischen Minister des Aeußern auf der ita- ^ lienischca Botschaft einen Gegenbesuch und verweilte eine halbe Stunde. Darauf empfing der Minister in der Botschaft den Besuch des Staatssekretärs von I Kiderlen-Wächter. i

js.Neues Palais, 5. Nov. Der Kaiser empfing heute abend um 7 einhalb Uhr den italienischen Mi­nister Marquis di San Giuliano. Der Kaiser ver­lieh dem Minister den Schwarzen Adlerorden. Um 8 Uhr war Diner bei Ihren Majestäten, an wel­chem der Minister Marquis di San Giuliano teil­nahm. ^

Kämpf wieder gewählt.

js Berlin, 5. Nov. Bei der heutigen Ersatz­wahl im 1. Berliner Reichstagswahlkreis erhielten Stimmen: Dr. Kämpf (Fortschr. Vp.) 4888, Re­dakteur Wilhelm Düwell (Soz.) 3840, Rechtsanwalt Ulrich (Kons.) 587, Schriftsteller Erzberger (Zentr.) 171, der polnische Kandidat 2. Dr. Kämpf ist also mit überwiegender Mehrheit gewählt.

(Bei der Reichstagswahl fielen am 12. Ja­nuar ds. Js. auf Dr. Kämpf 4657, Redakteur Dü­well 4408 Stimmen. Ferner wurden für den de­mokratischen 1395, für den konservativen 482, für den polnischen 37 und für den Zentrumskandidaten 169 Stimmen abgegeben; zersplittert waren 7.)

js Paris, 5. Nov. Aus Rochefort wird gemel- ! det: Heute nacht stieß der norwegische Dampfer ! Eva" bei der Insel Aix mit dem spanischen Damp­ferArena" zusammen. DieArena" sank so schnell, daß von der 25 Köpfe zählenden Besatz­ung nur 8 gerettet werden konnten.

js Nancy, 5. Nov. Als heute bei Toul der Mi- litärballonAdjutant Vincenot" in seinen Schup­pen zurückgebracht werden sollte, riß der Wind, ; die Soldaten, die die Seile hielten, um. Der Bal- ! lon erhob sich, wobei ein Sergeant, an einem Seil hängen blieb. Die Piloten ließen den Ballon wie­der niedergehen, bis er der Code nahe war und j der Sergeant abspringjen konnte. Ec brach sich die i Arme. Zwei andere Soldaten wurden leicht ver­letzt. Als der Lenkballon in den Schuppen ge­bracht wurde, brach die Schraube und die Hülle ! zerriß. '

js Chartres, 5. Nov. Der Fliegerunterofsizier - Marechal stürzte heute bei Houville mit seiner Maschine aus einer Höhe von 150 Metern ab und fand seinen Tod.

Wilson gewählt.

Newysrk, 6. Nov. (Tel.) Ter Demokrat Wil­son ist zum Präsidenten der Bereinigten Staaten gc- wählt worden.

Der Mkmbries.

js Konftantinopel, 5. Nov. Der Direktor des Rechnungswesens im Kriegsministerium, General Ahmed Tewzi, ist zum "interimistischen Kriegs­minister ernannt worden. Prinz Zia Eddin, ein Sohn des Sultans, Marschall Fuad Pascha und 3 Ulemas sind mit dem Thronfolger nach dem Kriegsschauplatz abgegangen. Die Ulemas sollen den Mut der Truppen wieder zu beleben versuchen. Die Blätter erfahren durch eure vorgestern auf-ge­gebenen; ^Depesche aus dem Vilajet Monastir, daß dort am Tage vorher in der Gegend von Banika und Florina ein Gefecht mit einer griechi­schen Division stattfand, in dem die Griechen znrückgeworfen wurden. Die türkischen Truppen ha­ben Banika besetzt. Eine Bande von 1000 Mann steckte das Dorf Jakwubbey in der Gegend von Florina 'in Brand, wurde aber 'dann von den Truppen zersprengt.

js KonftEtirropel, 5. Nov. Die Militärattachees und die meisten Kriegskorrespondenten sind heute nach Konstantinopel -zurückgekehrlt.