Gegründet

1877.

Die TagesauSgabe kostet vierteljährlich tm Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr M. 1.SS

außerhalb Mk. 1.85.

Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich 50 Pfg.

MenMa.M

MMblatt für

Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis

bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile oder deren Raum; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt

Reklame 15 Pfg. die Textzeile.

SchiMMAdtt Tageszeitung W die Sderamsdezirde Nigald, Neudeuftadt md EM.::

:SMarzMder sauMgsdlatt'

Rr. ««>

Ausgabe in Mtensteig-Stadt.

Mittwoch, de« 6. RsvsMbeT.

Amtsblatt für Pfalzgrafenmeiler.

1812 .

Tagrs-Rundschau.

Fern im Süd^ das schöne Spanien

ist nicht nur das Land der Kastanien, sondern be­kanntlich auch ein Weinland ersten Ranges, obschon seine Produktion in den letzten Jahren etwas zu- rückgeaangen ist. Im Gegensatz zu den rheini­schen Winzern haben Frankreich und Spanien Heuer eine gute Weinernte gphabt. 'LautBerl. Morgen­post "bekommt man in manchen Gegenden Spa­niens 16 Liter für 80 Pfg., das macht 5 Pfg^ für den Liter. Bei diesem Preise kostet ein hölzer­nes Weinfaß mehr als sein Inhalt. In wasser­armen Gegenden ist beim Bau eines Hauses zum Anrühren des Mörtels Wein verwendet worden, weil dies billiger war, als Wasser aus dem oft meilenweit entlegenen Brunnen oder Fluß herbei­zutransportieren. Daß Babys mit Wein gebadet werden statt mit Wasser, ist keine Seltenheit.

Tie Geschützfrage im Balkankriege

wird von derKöln. Ztg." noch einmal eingehend erörtert und die Behauptung Pariser Blätter als grundlos zurückWwiesen, die Bulgaren siegten, weil sie französische Instrukteure und Geschütze hät­ten, die Türken unterlägen, weil sie von deutschen Offizieren ausgebildet worden seien und Krupp­geschütze führten. Nicht wegen der Arbeit der deut­schen Instrukteure, sondern trotz ihrer Arbeit wurde die Türkei geschlagen. Der türkische Oberbefehls­haber General Nazim Pascha ist überdies nicht ein Schüler des deutschen Generalfeldmarschalls v. d. Goltz, sondern ein Zögling der französischen Mi­litärschule Saint Cyr. Ost genug haben auch schon Armeen gesiegt, die schlechter bewaffnet waren als ihre Gegner. 1866 war die preußische Artillerie, die nur zum Teil Hinterlader führte, schlechter bewaffnet als die österreichische und 1870/71 hat­ten die Franzosen das bessere Gewehr. Die Waffe entscheidet nicht allein, sondern ihr Träger. Als die Türken 1897 die Griechen schlugen, hätten fast alle Bataillone das veraltete Henry Martini-Ge­wehr, die griechische Infanterie das weit bessere französische Gras-Gewehr.

!

ll

i

!

!

Ter deutsche Major Veit vor Kirkilisse gefallen.

In einer Darstellung über die Gründe der türkischen Niederlagen teilen dieLeipz. N. N." u. a. mit: Man spricht von Demoralisation in der Armee, Gehorsamsverweigerung, Desertion usw. Es mangelt außerdem, und dies ist das unaus­rottbare Uebel, an dem der türkische Staat krankt, an jeder Organisation diesmal ist es die In­tendantur, die versagt. Der Verproviantierungs­dienst funktioniert nicht oder schlecht die Kämp­fer hungern. Das ist es, was sie aus den Reihen treibt, schwerlich die Furcht. Bei Adrianopel haben Deserteure Frauen und Kinder flüchtender Ein­wohner aus den Eisenbahnwagen herausgeworfen, sich selbst hineingesetzt und den Zugführer mit an­gelegter Waffe zur Fahrt gezwungen. Bei Kirk- Kilisse hat es eine wahre Panik im Heer gegeben. Das Regiment des deutschen Jnstruktionsosfiziers Beit soll diesem, als er zum Angriff kommandierte, anfangs den Gehorsam verweigert haben, worauf er­nstst selbst vor die Spitze ritt und sich allen an­deren voran in den Kampf stürzte. Sein Beispiel wirkte hinreißend auf seine Mannschaft. Leider war es teuer bezahlt, er fiel und mit ihm die Hälfte seines Regiments. Major Veit war ein stattlicher Mann, ein richtiger Soldätentypus und em würdiger Vertreter deutscher Manneszucht. Er gab schon vorigen Sommer eine glänzende Probe slnes Mutes ab, als er in voller Ausrüstung von einem Bosporusdampfer ins Meer sprang, um zwei ertrinkenden Türkinnen das Leben zu retten.

Präsidentenwahl in Amerika.

Am gestrigen Dienstag fand in den Vereinig­ten Staaten von Nordamerika die Präsidentenwahl statt und der lange erbitterte Kamps hat sein Ende gefunden. SiegLr wurde der Demokrat Wilson. Zwar hatte sich Roosevelts Popularität durch das

Attentat bedeutend gesteigert, aber es reichte ihm doch nicht zum Sieg. Auch die Wilsonleute ver­schafften sich noch eine Sensation. Wilson erlitt vor­dem Wahltag einen Autounfall und verletzte sich ein wenig. Mit verbundenem Kopf zeigte er sich am Montag nach seinen Wahlen in Newhork und hielt eine lange Ansprache, wobei ihm mächtig zu- gejubelt wurde. Jetzt hat Amerika wieder die Ruh.

Im preußischen Abgeordnetenhause

führte am Montag bei der Debatte über die frei- konservative Interpellation betreffend Wagenman­gel und Verkehrsstörungen auf größeren Bahnhöfen Eisenbahnminister v. Breitenbach die Störungen auf eine ungewöhnliche Steigerung des Verkehrs zurück, die in diesem Jahr so groß sei, wie man es in Preußen bisher noch nicht erlebt habe. In den ersten 5 Monaten des Etatsjahres sei be­reits eine Mehreinnahme von 80 Will. Mark bei den preußischen Staatsbahnen zu verzeichnen ge­wesen.

LKNÄkMAchrichtM.

A!t«rEeig, 6. November.

d. Hauptkouscrenz der Lehrer. Unter dem Vorsitz von Bezirkschulinspektor Schott fand gestern im Gast­haus zurTraube" für die Lehrer des oberen Sprengels des Bezirks Nagold die diesjährige Hauptkonferenz statt. Anwesend waren von 70 pflichtigen Lehrern und Lehrerinnen 69. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete eine sehr gedie­gene Lehrprobe über 1. Sam. 15 von Hauptlehrer Breitlin g-Ebershardt. Anschließend daran ergriff der Vorsitzende das Wort zu einem hochinteressanten und lehrreichen Vortrag über:Das alte Testa­ment im Religionsunterricht der Volksschule." Dem allseitigen Wunsch der Versammlung- den Vortrag im Druck erscheinen zu lassen, konnte der Referent wegen mangelnder Zeit leider nicht entsprechen. Eine kurze Diskussion schloß oiese beiden Teile der Tagesordnung- Hierauf erstattete Oberlehrer Jet- ter-Nagold Bericht über die Neuanschaffung der Bücher und Zeitschriften für die Lesegesellschaft. Auch wurde von demselben noch eine ausgestellte Gesteinssammlung vorgpführt nach Zahl und Ar­ten der in einer Sammlung enthaltene Gesteine mit Preisangabe zwecks Anschaffung einer solchen Sammlung. Beschlossen wurde hiebei, jedem Leh­rer die Anschaffung selbst zu überlassen. Nach­dem noch verschiedene Erlasse der Oberschulbehörde von dem Vorsitzenden zur Kenntnis gebracht wor­den waren, wurde die Versammlung geschlossen. Ein gemeinschaftliches Mittagj-Esfen im Gasthaus zurTraube" hielt die Konferenz-Teilnehmer noch längere Zeit beisammen.

Vom Schneeschuhsport. Auf was für eine Stufe sich der Schneeschuh-Verein Altensteig in der kurzen Zeit seines Bestehens gestellt hat, zeigt das leb­hafte Interesse, das die Bundesversammlung, welche sich aus Vertretern von ganz Württemberg zusam­mensetzt, an demselben hatte, welche am letzten Sonntag in Stuttgart abgehalten wurde, zu wel­cher sich einige hundert Vertreter eingefunden hat­ten. Der Schneeschuh-Verein Altensteig hat sich zur Aufgabe gemacht, auch denjenigen einen Ein­blick in die Schönheit der Gottesnatur zur Winters­zeit zu verschaffen, neben der gesunden und an­regenden Bewegung, welche den edlen Sport und seine Anhänger noch mit mißtrauischen Augen an- blicken, oder sich noch in abwartender Haltung befinden. Daß hiezu nur einbestallter" Ski­mann berufen ist, kann wohl von Niemanden in Abrede gestellt werden. Zu diesem Zweck sei letzt schon darauf hingewiesen, daß am Samstag, 30. November, im Gasthof zumgrünen Baum" ein, von dem bekannten Schriftsteller und Sportsmann I. G. Suthers aus München, Lichtbilder Vor­trag abgehalten wird, welcher jedermann (auch Schülern) Gelegenheit gibt, die Art und Weise des Skifahrers im Hochgebirge sowohl wie auch im gewöhnlichen Gelände kennen zu lernen. Die Vor­

führung der Lichtbilder, welche vom Vortragenden selbst auf diePlatten" gebracht wurden, ist mit einem eingehenden, die Landschaften beschriebenen Vortrag verbunden. Aus das Nähere wird später noch an geeigneter Stelle zurückgekommen werden, wobei eine besondere Einladung an sämtliche In­teressenten von Altensteig und Umgebung durch die Zeitung ergeht. dt.

* Notariatslehrlinge. Eine wichtige Bestimmung hat das Justizministerium bezüglich der Notariats­lehrlinge getroffen: Als Lehrlinge können von den Bezirksnotaren nur solche junge Leute eingestellt werden, die die für die Zulassung zur mittleren Justizdienstprüfung erforderlichen schulwissenschaft­liche Bildung besitzen, da sie andernfalls Gefahr laufen, nach Abschluß ihrer praktischen Vorbildung nicht zum staatlichen Unterrichtskurs für Notariats­kandidaten und zur mittleren Justizdienstprüfung zugelassen zu werden. Neuerdings gemachte Wahrnehmungen «gaben Anlaß, darauf hinzuweisen, daß für die Zulassung zur mittleren Justizdienst- prüsung hinsichtlich des Maßes der schulwissen­schaftlichen Bildung der Besuch einer zur Ausstel­lung des wissenschaftlichen Befähigungszeugnisses für den Einjährig-Freiwilligen Militärdienst berech­tigten Lehranstalt und zwar bis zu der auf einer solcben Schule erlangten Berechtigung vorausgesetzt wird, daß somit der Besuch einer zur Ausstellung nickt berechtigten Schule diesen Anforderungen auch dann nicht gerecht wird, wenn hernach die Prüf­ung von der Prüfungskommission für den Einjäh- rig-Freiwilligen-Dienst abgelegt wird.

* Die Ziehung der Marbacher Geld-Lotterie

mußte auf einige Wochen verlegt werden. Sie findet nunmehr am 2. Dezember "ds. Js. statt.

// Nagold, 5. Nov. Mit Einbruch der Dunkel­heit zwischen 5 und 6 Uhr brach heute in der Scheune des Fuhrmanns Gottlob Wiedmaier hier, die mit dem Wohnhaus zusammengebaut war, auf bis jetzt noch ungeklärte Weise Feuer aus. Der schnell allarmierten Feuerwehr gelang es bald, zu­mal dem an der Waldach in der Nähe der Anker­brücke gelegenen Brandobjekt reichlich Wasser zuge­führt werden konnte, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und das Wohnhaus zu retten. In dem Anwesen brannte es schon 3 oder 4 mal, das letztemal vor ungefähr 7 Jahren.

,, Nagold, 5. Nov. Stadtpsarrverweser Haap hielt am Abend des letzten Sonntags, als des Re­formationsfestes einen interessanten und zeitge­mäßen Vortrag überLuther als Bibelübersetzer" im Saal des hiesigen Vereinshauses. Er wußte insbesondere die Schönheit, Volkstümlichkeit, Gründlichkeit und die Trostkraft dieser einzigar­tigen sprachlichen Arbeitsleistung hervorzuheben u. nachzuweisen.

* Calw, 5. Nov. Die Abhaltung des Meh- und Schweinemarkts in Deckenpfronn am 7. ds. Mts. ist gestattet worden. Der Zutrieb von Tie­ren aus dem Sperr- und Beobachtungsgebiet und der Besuch des Marktes von Personen aus dem Sperrbezirk ist verboten.

* Calw, 6. Nov. Die liberalen Parteien ver­anstalteten Hm Montag im Dreißschen Saal eine Wäh lerv ers ammlusn g für den seitherigen Ver­treter im Landtag, Verwaltungsaktuar Stauden­meyer. Es sprach Konrad Haüßmann über die politische Lage in Württemberg und Stauden­meyer über seine Tätigkeit im Landtag- Die Ver­sammlung war von 300 Wählern besucht. Der Liederkranz begeht am kommenden Samstag sein 7 5jähriges Jubiläjum in Form eines Konzerts.

* Unterreichenbach, 5. Nov. Gestern nacht hat es hier wieder gebrannt. Es brannte die Dop­pelscheune nebst Stallungen des Altankerwirts Fritz Gengenbach und der Jakob Gegenüachwitwe nieder

I! Calmbach, OA. Neuenbürg, 5. Nov. Im hiesigen Gemeindewaschhaus fiel gestern vormit­tag der 2jährige Knabe des Sägers Jakob Buck, den seine Mutter auf die Mauer des Waschkessels