nicht angezeigt, weshalb das Ministerium nicht in der Lage sei, einer Aenderung, der K. Verordnung betr. die Prüfungen für den Dienst der Verkehrs­anstalten, die erst vor drei Jahren nach gründ­licher Erwägung aller in Betracht kommenden Ver­hältnisse ergangen fei, näher zu treten.

ff Stuttgart, 29. Okt. Der Gesamtverband der württemb. Beamten- und Unterbeamtenvereine und Verbände hat in seiner gestrigen Versammlung beschlossen, mit einem die Wünsche der Beamten und der Staatsarbeiterschaft umfassenden Pro­gramm für die Landtagswahlen an die Oeffent- lichkeit zu treten. Die Frage, ob dieses Programm in einer Staatsdienerversammlung, wie sie bei sonstigen bedeutenden Anlässen veranstaltet wurde, vertreten werden soll, wurde von der Mehrzahl des Gesamtverbands verneint, weil davon ausge­gangen wurde, daß auch der Schein einer Durch­brechung der parteipolitischen Neutralität des Ver­bandes vermieden werden müsse.

js Königsheim, 29. Okt. Ein jüngerer Mann von hier ist beim Sammeln von Tannenzapfen aus beträchtlicher Höhe von einer Tanne auf den Kopf heruntergestürzt und auf eine Wurzel aus­gefallen. Dadurch erlitt er eine heftige Gehirn­erschütterung und auch sonstige innere Verletzungen. Bewußtlos wurde er in seine Wohnung geführt.

ss Schelklingen, 29. Okt. (Genossenschafts­mühle.) Gestern fand die Eröffnungsfeier der Getreidemühle Urspring-SchelklmMN G. m. b. H. statt. Der Erbauer, Oberamtsbaumeister Feil-Blau- beuren, übergab die Mühle der Genossenschaft, Stadtschultheiß Fischer übernahm den Schlüssel. Er führte aus, daß die Mühle z. Zt. 136 Genossen zähle. Darauf wurde die Mühle besichtigt. Das stattliche Gebäude schmiegt sich der Gegend harmo­nisch an. Die innere Einrichtung ist mit allen Neuerungen der Technik ausgerüstet, was auch in der nach der Besichtigung im Gasthaus zum Rößle abgehaltenen geselligen Unterhaltung von allen Sei­ten zum Ausdruck kam.

st Lcmpheim, 29. Okt. (Das schlechte Gewis­sen. Neulich fanden sich die Landjäger des Be­zirks zu ihrer monatlichen Versammlung hier ein. Als sie hier ausstiegen, ergxiff ein junger Mensch, der plötzlich die Landjäger auf dem Bahnhof da­herkommen sah, die Flucht. Dadurch machte er sich verdächtig und die Landjäger nahmen sofort seine Verfolgung auf. Da sie von der Verhaftung des Mörders Knittel noch keine Kenntnis hatten, glaub­ten sie, vielleicht den gesuchten Mörder vor sich zu haben. Als der Flüchtling eingeholt war, wurde er aus das Stationskommando Laupheim geführt und dort einem Verhör unterzogen. Mit sicht­licher Befangenheit machte er allerlei unwahre An­gaben. Dadurch steigerte er noch den Verdacht nnd der Kommandant rückte ihm direkt mit der Frage auf den Leib:Sie sind kein anderer als der ge­suchte Mörder von Warthausen!" Als der Flücht­ling nun hörte, daß man ihn gar für einen Mörder halte, "fing er an zu weinen und be­teuerte, daß er sicherlich kein Mörder sei. Aber in die Enge getrieben gestand er endlich, daß er der wegen Betrügereien steckbrieflich verfolgte Ver­waltungskandidat Edel aus Ravensburg sei.

ss Friedrichshasen, 29. Okt. Im Laufe des gestrigen Tages sind die Tiroler Hütekinder wie­der hier eingetrofsen. Am Abend wurden sie mit

Steine, deren Glan; erborgt.

Kriminal-Novelle von Jo Hanna Zunk - Friedenau.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Unwillkürlich legte sie das warme Tuch, welches ibre Schultern deckte, zur Seite und strich sich mechanisch das Haar glatt.

Herr Doktor, was bringt Sie so spät noch zu uns?"

Das Gluck, Frau Maria, Frau Forti! Das Gluck! Und Sie, Sie sind die Ursache dazu! Nein, ich rann es noch gar nicht fassen!"

Er war vor ihr stehen geblieben und zog sie an der Hand vom Stuhle.

Maria Forti wußte nicht, wie ihr geschah. Was war denn in den Mann gefahren ? Sie hatte ihm doch gewiß keine Ursache zu solchem Ueberschwang der Gefühle ge­geben.

Ratlos sah sie ihm ins Gesicht.

Da lachte Dr. Böttcher hekl auf.

Sie glauben wohl, ich sei nicht Herr meiner Sinne? Sie sehen ja ganz entgeistert aus! Also, hören Sie! Vor­her aber gestatten Sie mir, die Flasche Wein, die ich mit­gebracht habe, aus meinem Mantel zu holen, um sie mit den Damen zu trinken."

Draußen war er und fr. e gleich darauf eine Flasche alten Portweins auf den Lisch.

Auf die Zukunft! Auf unserer aller glückliche Zu­kunft." ^

Die Gläser klangen.

Maria Forti hatte sich neben a Hübner auf Las

Sofa gesetzt, und Dr. Böttcher neben ihr Platz genommen.

Sie wissen beide, meine Dar n, durch Dr Herz, daß es mir bis heute, trotz eifrigen Strebens, noch Acht ge­lungen ist, eine ordentliche Praxis zu gründen. . atienten

dem Sonderschiff nach Bregenz Aeschafft und zie­hen von dort ihrer Heimat zu, um den Winter zu Hause zuzubringen.

Zur Landtagswahk.

ss Stuttgart, 29. Okt. Die Vertrauensmänner der Zentrumspart elr Groß-Stuttgarts haben einstimmig folgenden Wahlvorschlag für die Land­tagswahl in Stuttgart angenommen: Rechtsan­walt Dr. Heinrich Schilling, Verbandssekretär Jo­hannes Groß, Linkerer Emil Schanbacher, Kauf­mann Eberhard Heinkele, Telegraphenaufseher Joh. Bapt. Kummer, sämtliche aus Stuttgart und Gärt­ner Markus Riegger aus Cannstatt.

ss Weinsberg, 29. Okt. Der bisherige Abge­ordnete Gutsbesitzer Barth, Mitglied des Bundes der Landwirte, wird aus Gesundheitsrücksichten nicht mehr kandidieren. An seiner Stelle hat der Reichs­tagsabgeordnete Vogt-Gochsen, die ihm von einer Versammlung des Bundes der Landwirte angebo­tene Kandidatur für das Oberamt Weinsberg über­nommen.

ss Tuttlingen, 29. Okt. Herr Theodor Körner, der bisherige Proporzabgeordnete des Donaukrei­ses, hat die Kandidatur für den Bund der Land­wirte im Oberamt Tuttlingen angenommen. So­mit dürfte die Kandidatenfrage für unseren Be­zirk erledigt sein. Es kandidieren für die Fort­schrittliche Volkspartei der bisherige Bezirksabge­ordnete R. A. Storz-Stuttgart, für die Sozial­demokratie Arbeiter-Sekretär Mattutat - Stutt­gart, für das Zentrum Oekonom Betzler-Nendingen und endlich für den Bund der Landwirte Th. Kör­ner-Stuttgart.

Tie tierärztliche Hochschule.

ss Stuttgart, 29. Okt. Auf seiner 69. Mit­gliederversammlung hat der Tierärztliche Landes­verein zur Aufhebung der Tierärztlichen Hochschule einen Beschluß gefaßt, in dem gesagt wird, daß der Verein es nach wie vor in Uebereinftimm- ung mit dem Beschluß der Zentralstelle für die Landwirtschaft als eine schwere Schädigung der Landwirtschaft betrachtet, daß bei der Aufhebung der Tierärztlichen Hochschule ein vollwertiger Er­satz nicht geschaffen werde. Der Verein erwartet von den Tierärzten des Landes, daß sie uner­müdlich dazu beitragen, diese Erkenntnis allgemein zum Durchbruch zu bringen und daß sie bei jeder Gelegenheit ihren Ganzen Einfluß aufbieten, um die Errichtung einer Tierärztlichem Fa­kultät in Tübingen idurchzusetzen. Auch die unersetzliche Bibliothek und die reichhaltigen Sammlungen der Hochschule müßten dem Lande ungeschmälert erhalten bleiben. Weiter ersucht der Verein die Gemeinden und Landwirtschaftlichen Be­zirksvereine, anläßlich der am 1. Oktober erfolg­ten Schließung der Hochschule erneut zu der Sache Stellung zu nehmen und mit allem Nachdruck für die baldige Analiederung einer Tierärztlichen Fakultät an die Landesuniversität einzutreten.

Landung der Gordon-Bennett-Ballons.

st Stuttgart, 29. Okt. Der dänische Ballon Graf Zeppelin", Führer Kapitän Seidelin, ist Mon­tag früh 8 Uhr bei Hostin, Kreis Prag in Böhmen, glatt gelandet. Der BallonMillion Popul.-Klub", Führer John Berry, landete gestern 12.30 Uhr bei Grambin, Reg.-Bez. Stettin. Der BallonAzurea",

habe ich zwar immer gehabt, aber gewöhnlich gehörten die Leidenden zu der besitzlosen Klasse, und ich' gab meist Zeit und mein Können umsonst. Es mag wohl bei mir daher kommen, daß ich aus ganz kleinen Verhältnissen stamme, meine Eltern haben zeitlebens als einfache Schneidersleute ihr arbeitsreiches Dasein hingebracht. Ich habe eigentlich von Kindheit an das Bücken "üben müssen, und nie mich getraut, recht zuzugreifen. Als ich von der Volksschule aus, auf Verwenden des Direktors, frei auf das Gymnasium kam, da entwickelte sich mein Geist wohl schnell, aber die angeborene und anerzogene Schüchtern­heit habe ich nicht abzustreifen vermocht. Einmal mclieicht im Leben, als junger Student, als ich mich m ein Mädchen' verliebte, ein Mädchen, welches ebenso schön als herzlos war und das sich meiner alten Eltern schämte. Seitdem bin ich noch unzugänglicher geworden: froh, daß sich Dr. Herz meiner annahm und mir seine Vertretungen gab. So lernte ich Sie kennen, Frau Forti. Und als ich Ihr trauriges Geschick erfuhr, Ihre Fieberträume belauschte, da kam mir zum ersten Male der Gedanke, wie hart und ungerecht das Schicksal auch zu anderen Menschen werden kann. Ich setzte mein bestes Können ein, Ihren ge­schwächten Körper zur Gesundung zu bringen und suchte auch Ihren Geist aufzurichten. Es gelang mir allmählich, und heute habe ich einen hohen Lohn erhalten! Denken Sie, Frau Maria, Herr Schneider bestellte mich zu sich und setzte mir seinen Plan zwecks Gründung seinesKinder­heims" auseinander, Ihnen soll die Anstalt ein Heim werden, Ihnen mit Fräulein Hedwig als Helferin und mir mir ist die lebenslängliche Anstellung eines leitenden Arztes übertragen worden! Eines Arztes, mit einem für meine Bedürfnisse doppelt zu großen Gehaltes I Weil ich Ihnen auf die Beine geholfen. Ihnen Genesung gebracht habe! Frau Maria, sehen Sie her, lacht mir nicht das Glück aus den Augen! Kinderarzt! Der Traum meines Lebens! Denken Sie, ich bin bald vierzig Jahre und bis dahin hat mein Verdienst nur karg für mich ausgereicht l

Führer R. O. Müller, ist bei Königshofen an der fränkischen Saale infolge des andauernden Regens gestern ebenfalls gelandet. Der BallonHelvetia", Führer Prem.-Lt. Sorg, ist gestern 4.25 Uhr 42 Kilometer westlich von Danzig im Sturm gelandet. Der österreichische BallonAstarte" ist Montag abend 5.21 Uhr bei Zarzytsche, Bez.-Hauptm. Bie- litz, Schlesien, der italienische BallonLibia", Füh­rer Mino Piccoli, bei Großgorzyee, Kreis Adelnau, Provinz Posen, der österreichische BallonBusleh", Führer Hauptm. Mannsbarth, Montag abend 6.10 Uhr in Busza bei Jnarcs, südöstlich von Pest ge- landet. Der BallonMinckel-ers" (Belgien) ist Mon­tag abend einhalb 11 Uhr bei Leichtpeter in Kur­land glatt gelandet. Der BallonFrankfurt" (Oesterreich) ist bei Schneesturm unweit Großlos- wieski 4.15 Uhr früh! glatt gelandet. Der Ballon >,Reichsflugverein" (Deutschland) ist morgens 1.45 Uhr bei Station Duksth im Gouvernement Kownv gelandet.

Aus dem Reiche.

ss München, 29. Okt. Die Leiche der Prin­zessin Rupprecht traf heute abend um 6 einviertel Uhr mit dem Neapeler Schnellzug aus dem hiesigen Hanptbahnhof ein und wurde in aller Stille in die St. Kajetan-Hofkirche übergesührt.

st Berlin, 29. Okt. Bei der heutigen Ersatz­wahl für den ersten Berliner Landtagswahlkreis er­hielt Dr. Mugdan (Fortschr. Vp.) 377 Stimmen und Redakteur Hugo Pötzsch (Soz.) 74 Stimmen. 3 Stimmen waren zersplittert und 36 wurden für ungültig! erklärt. Dr. Mugdan ist somit ge­wählt. '

NvVlsN-i ss rs.

Ter König von Italien an seine Armee.

I Rom, 29. Okt. Der König hat aus Anlaß des Abschlusses des Friedens mit der Türkei an die Armee und die Marine einen Tagesbefehl ge­richtet:, in dem hervorgehöben wird, daß die Ar­mee nnd die Marine würdig ihre Pflicht erfüllt hatten. Dein weisen Wert der Vorbereitung hätten die geschickte Leitung der Kommandeure und die glänzende Tapferkeit der Kämpfer entsprochen. Das wichtige Ergebnis sei der Preis des Verdienstes, das sich jeder einzelne erworben habe. Ehre den Tapferen, die für das große Italien gefallen sind! Der König schließt mit dem Ausdruck seiner leb­haftesten Zufriedenheit mit der Armee und der Marine, die in würdiger Weise das Nationalbe- wußtsein verkörpert hätten.

China nnd Tibet.

PeLinq, 29. Ott. Es ist ein Erlaß veröffentlicht worden, durch den der Dalai Lama in seine früheren Würden und Titel wieder eingesetzt wird. Das Amtsblatt erklärt, das mongolische und ti­betanische Bureau, das unter der Leitung des Ka­binetts .steht, fordere die notwendigen Mittel für die Enrsendung von Agenten nach Tibet, die die Lage untersuchen und sich bemühen sollen, die Tibetaner zu überreden, in ein Lehensöerhältnis zu China wieder einzutreten. Es wird vorgeschlagen, daß diese Agenten die tibetanische Sprache spre­chen wüsten, tibetanische Kleidung tragen und von 3 Seiten in Tibet einziehen sollen.

Die Stadt hat ja so viele Aerzte; es können ja gar nicht alle Praxis, lohnende Praxis gewinnen I Es ist ja manch­mal ein Elend unter den Studierten und Gelehrten, wovon die meisten Menschen keine Ahnung haben! Und ich alter Taps, bin nun doch noch zur gefüllten Krippe gekommen! Nun, Frau Maria, wünschen Sie mir Glück!"

Dr. Böttcher reichte ihr die Hand über den Tisch.

Maria Forti streckte sie ihm feuchten Auges hin. Zum erstenmal, seitdem das Unglück sie getroffen, hatte sie die Gedanken von der Vergangenheit abzuwenden vermocht, Anteil an eines Fremden Geschick genommen.

Wie gut ist doch Herr Schneider!" entgegnete sie ihm.Ist es nicht verwunderlich, daß so ein groß ange­legter Mensch seinem eigenen Sohne so wenig von seiner Natur vererben konnte? Wenn mein früherer Chef doch nur einen kleinen Teil seiner Gesinnung gehabt hätte! Wie viel wäre doch ich bin ungerecht, egoistisch; ich denke nur an mich! Ihnen, Herr Doktor, ist doch alles, was ge­schah, zum Segen geworden! Und Sie haben doch auch ein Anrecht an das Leben! Also, meinen Glückwunsch!"

Der Arzt beugte sich nieder auf ihre Hand und küßte sie ehrfurchtsvoll.

Sie sind ein echtes Weib, Frau Forti; möge das Leben noch an Ihnen gutmachen, was es gesündigt."

Die drei Menschen saßen noch lange an dem Abend zusammen; Maria merkte gar nicht, wie die Zeit enteilte. Und als Dr. Böttcher sich an das Klavier setzte und das alte, ewig junge:O alte Burschenherrlichkeit" anstimmte, da fiel sie zum Schluß kräftig ein.

Hedwig Hübner sah ganz erschreckt auf. Wie Marias Gesicht glühte!

Sie war doch noch recht jung, ihre Maria; trotz des Erlebten, ein Charakter, der sich immer wieder zurecht­fand l Viel besser als sie, das alternde Mädchen! Sie lächelte still vor sich hin . . .

(Schluß folgt.)