Gegründet
1877.
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Mittwoch, dsn SV. Oktober«
Amtsblatt für Psalzgrafenweiler.
ISIS.
Tages-Rundschau.
Deutsche und französische Kriegstunst.
So wenig die krisgjeris chen Mißerfolge der Türkei auf die Verwendung deutscher Geschütze und die Ausbildung der Truppen durch deutsche Offiziere zurückgeführt werden kann, sondern in der unausrottbaren türkischen Bummelwirtschaft ihre Ursache haben, so sicher waren die falschen Schlußfolgerungen Frankreichs zu erwarten. Und so überrascht die Pariser Meldung der „Magd. Ztg." nicht, daß die Besorgnisse, welche die Bulgarensiege in allen ernsten politischen Kreisen Frankreichs erregen, .gemildert werden durch die Genugtuung, welche dort darüber empfunden wird, daß die Bulgaren angeblich infolge der französischen Militärkunst, deren Schüler sie sind, sowie durch ihre französischen Creusotkanonen siegreich blieben. Die gesamte Presse konstatiert schadenfroh die Minderwertigkeit der deutschen Militärkunst und der Kruppkanonen, welche die türkischen Niederlagen verschuldet haben sollen. Hämisch hebt der „Figaro" hervor, Abdullah Pascha, welcher die Schlacht bei Kir-Kilisse verlor, sei ein Lieblingsschüler von der Goltz'.
Ter spanisch-französische Marokkovertrag,
der soeben zum Abschluß gelangte, enthält die recht interessante Bestimmung, wonach Spanien einen Teil seines südmarokkanischen Gebietes, mit Ausnahme von Jsni, an Frankreich zum Ersatz für die Opfer abtritt, welche die Republik durch Abtretung von Kongoteilen an Deutschland gebracht hat, um die Aktionsfreiheit in Marokko zu erlangen.
Das Rätsel der Krankheit des russischen Thronfolgers
glaubt die englische Zeitung „Daily Mail" enthüllen zu können, indem sie mitteilt, daß der junge Prinz an Bord der Wacht „Standard" von einem Attentäter mit einer Browningpistole angeschossen worden sei. Der Thronfolger verdankte nur dem Umstand sein Leben, daß er sah, wie der Angreifer die Waffe aus ihn richtete; er versuchte zu fliehen, doch traf ihn die Kugel in den Unterleib. In der allgemeinen Verwirrung, die entstand, gelang, es dem Attentäter, sich an einem Seil an der" Bordwand des „Standard" herunterzulassen und das Land zu erreichen und dann aus Rußland zu flüchten. Nach den bisherigen amtlichen Krankheitsberichten ist es sehr wohl möglich, daß der Thronfolger eine perforierende Bauch- wunde erhalten hat, wofür namentlich der hohe Puls und die niedere Temperatur sprechen.
Tie französischen Konzessionsgesellschaften in Neukamerun.
Die französischen Konzessionsgesellschaften in den von Deutschland erworbenen Gebieten am Kongo haben bekanntlich vor einiger Zeit schon Einmal versucht, ihre Aktien in deutsche Hände übergehen zu lassen. Die Verhandlungen scheiterten aber an den übertriebenen Forderungen. In einer Zuschrift an die „Voss. Ztg." wird jetzt dar- gelegt, daß den französischen Gesellschaften, die in Neukamerun Raubbau treiben, ein genau abgegrenztes, stark reduziertes Territorium als Eigentum überwiesen werden müsse, das sie, selbstverständlich unter Beobachtung ähnlicher Gesetze u. Verordnungen wie in Karkrerun, ausnutzen können. Vor allem müßten die Gesellschaften angehalten werden, Wege und Brücken zu bauen, jährlich eine gewisse Anzahl von Plantagen von Kakao, Gummi vlasticum, Oelpalmen und sonstigen Landesprodukten anzulegen, damit sie auch reale Werte schaffen und sich nicht darauf beschränken, das Land und seine Bewohner auszusaugen. Erst dann wenn die Kurstreibereien den französischen Finanzleuten nicht mehr den erwünschten Gewinn bringen und die Aktien auf einen normalen Stand zurückgehen, Ware eine Beteiligung! von deutschem Kapitel ange
bracht, und die würde um so schneller erreicht werden, wenn sich die deutsche Finanzwelt jetzt vollständig von den französischen Gesellschaften fernhält.
Keine Extratour.
Die Verhältnisse brachten es mit sich, daß der Friedenswille der am Balkan politisch am wenigsten interessierten Großmächte Deutschland und Frankreich am stärkste« in die Erscheinung trat. Obwohl von deutscher Seite niemand dies gemeinsame Bestreben als eine Annäherung Frankreichs an Deutschland auch nicht einmal für den Einzelfall der Balkanwirren gedeutet hatte, hielt sich der französische Ministerpräsident Poincaree doch für verpflichtet, in seiner soeben zu Nantes über die politische Lage gehaltenen Rede, faustdick zu unterstreichen, daß Frankreich keine Freundschaften zum Auswechseln habe und auch in der Balkanfrage mit dem verbündeten Rußland und dem befreundeten England durch dick und dünn gehe.
Veranlaßt scheint diese feierliche Berstchlerung der Unerschütterlichkeit des dreifachen Einvernehmens, für die sonst kein rechter Grund ersichtlich ist, durch das Verhalten Italiens zu fein, das sich Rach dem Lausanner Friedensschluß so kräftig und nachdrücklich an die Seite Deutschlands und Oesterreich-Ungarns stellte, daß alle Hoffnungen Englands und Frankreichs, es zu sich herüb erzuziehlen, für absehbare Zeit aussichtslos geworden sind. Daß die Verstimmung über die Entschlüpfung Italiens die Nanter Rede beeinflußte, zeigt deutlich genug die von Herrn Poincaree darin gebrauchte Wendung von einer „Extratour", zu "der Frankreich unfähig sei. Dem Frieden, der nur durch die Einigkeit aller Mächte zu erhalten ist, hat der französische Ministerpräsident daher keinen 'Dienst geleistet, als er die Tribleentente auch gegenüber dem Balkanwirrwarr so stark hervorhob und damit eine Scheidung unter den Großmächten konstruierte. Die internationale Lage ist überaus ernst, und die Welt bekommt vielleicht früher, als manch einer denkt, Gelegenheit, sich der Worte des Herrn Poincaree zu erinnern.
All-Nst-ig, 30. Oktober.
* Brandfall. Gestern abend brach zwischen einhalb und dreiviertel 7 Uhr in der großen, mehrstöckigen Scheune von Gerber Armbrust er, in dem sogen. „Bau", Feuer aus. In den ausgedehnten Räumlichkeiten der Scheune waren große Mengen brennbarer Stoffe wie Gerbrinde, Stroh, Frucht, Holz rc. untergebracht, so daß sich das Feuer mit riesiger Schnelligkeit ausdehnte und reichliche Nahrung hatte. Bald erhob sich eine »mächtige Feuersäule gegen den Himmel und „taghell war die Nacht gelichtet". Die Aufregung unter der hiesigen Einwohnerschaft war groß. An eine Rettung des Brandobjektes war nicht zu denken, die Feuerwehr mußte sich auf den Schutz der Nebengebäude (die Wohnhäuser von Gerber Arm- bruster und Konditor Flaig) beschränken. Zum Glück herrschte Windstille und so war es der Feuerwehr auch möglich das Feuer in Schach zu halten. Der Brand dauerte einige Stunden und erzeugte eine mächtige Hitze, so daß die Bäume hinter dem Brandplatz seitlich an Stämmen und Aesten anfingen zu brennen und die Zuschauer immer weiter vom Brandplatz gedrängt wurdön. Die Getränke in den ausgedehnten Kellern unter dem abgebrannten Gebäude scheinen durch die Hitze nicht gelitten zu haben. Der Brand ist durch hinter der Scheune zündelnde Kinder entstanden. Der Schaden ist bedeutend, doch scheint er durch Versicherung in der Hauptsache gedeckt zu sein.
* Die Mauls und Klauenseuche ist ausgebrochen in Ob erhäng siett, OA. Calw.
ss Für Obstzüchter. Das beste Nähr- und Dungmittel für den Obstgarten ist der Kalk. Nährmittel — da wird mancher Baumzüchter ein großes Fragezeichen machen. Und doch ist dem "sr>. Wo Kalt in den Boden gebracht wird, da nimmt die Erde alle lebenskräftigenden Bestandteile aus der Luft besser aus, die Ackerkrume schließt sich auf und macht den Boden fruchtbarer. Vielfach kann man die Erfahrung machen, daß die Obstgärten, wo Jahre her wenig Ernte zu holen war, durch Kalken die Erträge ganz bedeutend gesteigert wurden. Der Kalkanstrich schützt vor Ungeziefer, Hasenfraß und auch vor Frost.
// Nagold, 28. Okt. Gestern wurde Stadt- Pfarrer Stemm! er hier durch den bischöflichen Kommissär Dekan Reiter-Vollmaringen in sein Amt eingesetzt und investitiert. Die Kirche war aufs schönste dekoriert und bis auf den letzten Platz gefüllt. Es waren viele Gäste von der Stadt und Umgebung erschienen. Die tiefgründige und schöne Predigt hielt Dekan Reiter über Judä V. 20 und 21. Nachher wurde dem neuen Stadtpfarrer die Kirchen-, Taufbrunnen- und Tabernakelschlüssel, das Evangelienbuch und Rituale übergeben. Das levitierte Hochamt hielt Stadtpfarrer Stemmler unter Assistenz von Lic. theol. Stolz-Ergenzingen und Pfarrer Schwenger-Untertalheim. Der Kirchenchor von Rohrdorf unter Leitung von Frau BareP hatte den Gesang übernommen. Beim Festessen im Gasthof z. „Rößle" sprachen Dekan Reiter, Stadtschultheiß Brodbeck von hier, Schultheiß Killinger von Rohrdorf, Alfr. Pöschel von dort, Pfarrer Gai- ßer-Dätzingen, Kaplan Stolz-Ergenzingen, Stadtpfarrer Heberle-Calw, Gemeinderat Schaible-Nagold u. zum Schluß Stadtpfarrer Stemmler, der allen Rednern dankte und ein Hoch auf König und Bischof ausbrachte.
l! Nagold, 29. Okt. Letzten Sonntag sprach Landtagsabgeordneter Schaible hier im Traubensaal. Seine 2—Zstündige Rede teilte er in einen Rückblick auf die in der letzten Periode stattge- hobten Landtagssitzungen mit ihren Arbeiten und mit seiner Stellung zu den Beschlüssen und in einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben, auch für sie seinen. Standpunkt im allgemeinen kennzeichnend. Die auf die Ausführungen folgende Debatte wurde insbesondere von Professor Dr. Kroh- mer befruchtet.
* Loßburg, 28. Okt. Auf dem Heimweg von hier nach Ehlenbogen kam nachts der 79 Jahre alte Bauer Ehmann von dort zu Fall, blieb bewußtlos liegen und wurde andern Tags tot aufgefunden.
s s Balingen, 29. Okt. (SchwierigeLebews- rettung.) Das 4jährige Töchterlein des Maurermeisters Gantner iW in leinen 15 Meter tiefen Brunnen gestürzt. Die Mutter war mit Gartengraben in der Nähe des Brunnens beschäftigt. Auf ihre jämmerlichen Hilferufe eilten einige Männer mit Leitern herbei. Da aber Teine lang Heurig war, mußten noch Seile zu Hilfe genommen werden. Beherzt stieg Zimmermann Hagel an ein Seil gebunden in den Schacht und gelangte glücklich bis zum Wasserspiegel, wo er das Kind am Arm erfassen und dem nahen Tod entreißen konnte.
st. Ebingen, 29. Okt. Der Flaschnertehrling Eugen Lindner ist vom Anbau der kath. Kirche etwa 10 Meter tief abgeftürzt. Er erlitt einen Schädelbruch und so schwere Verletzungen, des Rückgrats, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. '
s s Stuttgart, 29. Okt. (Von de nV er k ehrs- beamten.) Das Ministerium' der Auswärtigen Angelegenheiten (Verkehrsabteilung) hat dem Landesverein der württ. Verkehrsbeamten auf seine Eingabe wegen deren Vorbildung geantwortet, es sei kein dienstliches Bedürfnis vorhanden, von den Anwärtern für den Assistentendienst eine höhere Vorbildung als bisher insbesondere das Einjäh- rigen-Zeugnis zu verlangen. Auch eine Erschwerung der Zulassung zum Sekretärdienst erscheine