Der Balkankrieg.

sf Sofia, 29. Okt. Die deutsche Mission vom Roten Kreuz, die aus den Aerzten D!r. Kirschner, Dr. Schubert, 2 Krankenpflegern und 4 Krankenschwestern besteht, ist heute hier angekom- inen. Sie wurde von Vertretern der Königin und einer Abordnung des bulgarischen Roten Kreuzes empfangen.

Vom Kriegsschauplatz.

* Rjeka, 29. Okt. Me Montenegriner besetz­ten gestern mittag Plewlje oder Taschlidsch im Sandschak Nowibazar.

st Belgrad, 29. Okt. Amtlich wird bestätigt,

daßKöprülü von den serbischen Truppen eingenom-- rnen worden ist.

st Athen, 29. Okt. Nach einem Scharmützel im Engpaß Tripotamos bei Werria (Karaferia) ha­ben sich die Türken unter Zurücklassung von 5 Proviantwagen zurückgezogen. Die Griechen setz­ten den Vormarsch fort.

Belagerung von Adrianopel.

* Sofia, 29. Okt. Da die bulgarische Armee­leitung erfahren hat, daß Adrianopel ungjenügend mit Lebensmittel versehen ist und da sie schwere Verluste, die eine Erstürmung Hervorrufen würde, vermeiden will, scheint sie vorläufig die Absicht der Erstürmung fallen gelassen zu haben und eine planmäßige Belagerung bezw. Aushunger­ung d er F estung zu beabsichtigen.

Heber die Befestigung Adricmopels

wird, anscheinend von einem Sachverständigen, im Berliner Tageblatt" geschrieben:

Die Wichtigkeit dieses an drei Flüssen gele­genen Ortes hat die türkische Heeresleitung! längst eingesehen und sie hat nach dem letzten russisch- türkischen Kriege damit begonnen, ihn mit star­ken BefestigunAn zu umgeben. Er ist so die Hauptfestung gegen Bulgarien geworden, von des­sen Grenze seine äußere BefestiguwMinie nur rund 30 Kilometer abliegt. Man umgab damals in einer etwa 35 Kilometer langen Kreislinie die Stadt mit 25 Werken ständiger Befestigung, die aber natürlich alle den Charakter der damaligen Zeit tragen und den Geschützen der Neuzeit an denen es der bulgarischen Armee indessen ziem­lich fehlt kaum gewachsen sein dürften. Ihr Ausbau wurde auch, dem ganzen damaligen Schlendrian in der Türkei entsprechend, zum Teil nicht einmal vollendet, ebenso wie die Geschütz­ausrüstung nicht dem Plane gemäß fertiggchtellt wurde; nur die bombensicheren Unterkunfsräume sind in genügender Anzahl vorhanden. 'Die ge­nannten Werke sind in der Hauptsache im Norden und Nordwesten der Stadt Adrianopel vorgelagert, während im Osten und Süden sich weniger starke Befestigungen finden. Sie leiden aber für die Neuzeit alle an dem Mangel, daß sie zu nahe an Adrianopel selbst liegen. "Sobald der "Feind auf den umliegenden Höhen moderne schwere Geschütze in Stellung bringen könnte, vermöchten diese über die Werke hinweg die Stadt selbst zu beschießen. Aus diesem Grunde hat Abdullah Pascha seit Be­ginn des neuen Regimes mit den spärlich vor­handenen Mitteln versucht, die Festung Adriano­pels zu einer Fortsfestung neuesten Stils unM zugestalten. Zur Vollendung dieser Umgestaltung hat natürlich die Zeit bis jetzt noch nicht gereicht. Es sind aber in einer Radialentfernung von etwa 8 bis 10 Kilometern um Adrianovel herum eine Reihe von Befehlsbefestigungen in Beton u. Stahl- Panzer entstanden, die, soweit man in Erfahrung bringen kann, auch mit den neuesten Kruppschen Kanonen schwersten Kalibers ausgerüstet sein sol­len. An der Armierung und weiteren Ausgestalt­ung dieser Befestigungen wird augenblicklich mit fieberhafter Eile Tag und Nacht gearbeitet. Auch die neuen Befestigungen sind hauptsächlich gegen Norden und Westen gerichtet, während auf den Ausbau des östlichen und südlichen Vorgeländes Weniger Wert gelegt ist. Als Angriffsfront würden Acker die beiden letzteren Seiten dem Feinde große -lorteile bieten. Da jedoch die Maritza und Arda schwer zu überwindende Fronthindernisse sind, so wird trotz alledem dem bulgarischen Heere nichts und er es übrig bleiben, als die starke Nordwest-Seite Wizugreifen.

Ä»S der Türkei.

... ff Konstaintinopel, 29. Okt. WieJkdam" er-s mtzrt, soll der türkische Gesandte in Cettinje mit Hussein Hjlmi in besonderer Mission nach Wien Sehen.

Ein KMinetttvechsel in Konstcmttnopck.

st Konstaintinopel, 29. Okt. Der Großwesir lsthazir Ahmed Mukhtafr hat demissi'o-/ nrert. Kiamil Pascha ist zu seinem Nach­folger ernannt worden.

Tie Bereitschaft Rumäniens.

st Bukarest, 29. Okt. Das neue Kabmett gibt folgende Erklärung ab: Die Konservativen und die Konservativ-Demokraten haben sich zu gemeinsa­mer Arbeit vereinigt mit dem Wunsche, in den inneren Fragen ein ebenso vollständiges Einver­nehmen herbeizuführen, wie es auf dem Gebiete der auswärtigen Politik bereits jetzt besteht. Diese äußere Politik, die seit langer Zeit beständig' und gegen innere Strömungen gesichert ist, wird von der einstimmig anerkannten Autorität des Königs Carol, der stets die wirklichen- Interessen des Lan­des im Auge hat, weise geleitet. Die neue Re­gierung hofft, umsomehr den Anforderungen der Zeit entsprechen zu können, als die rumänischen Staatsfinanzen sich in außergewöhnlich blühender Verfassung befinden und ein tapferes Heer für alle Eventualitäten bereit ist. Alles das sind Garantien dafür, daß Rumänien, dessen Be­ziehungen zu allen Staaten die besten find, in etwa möglichen Verwickelungen den Platz sich wahrt, auf den es ein Recht durch die Stellung besitzt, die es sich in Europa durch seine anerkannt kluge Haltung erworben hat.

Oesterreich und der Balkan.

st Wien, 29. Okt. (Abgeordnetenhaus.) Das Haus fetzte heute die erste Lesung des Budgets fort. Der tschechische Sozialdemokrat Smeral be­zeichnet^ den Status quo auf dem Balkan als unhaltbar. Der Redner wandte sich entschieden ge­gen eine etwaige Einmischung der Monarchie in die Balkanangelegenheiten und trat für eine fried­liche Regelung der Streitpunkte ein. Smodlaka (Dalmatiner) betonte die Notwendigkeit' einer freundschaftlichen Annäherung an die Balkanstaa- ten, was für die Monarchie vorteilhafter sein werde als die türkische Freundschaft. Der Tschechisch-Kle­rikale Schillinger erklärte, die Sympathien aller Slaven Oesterreichs ständen auf Seiten der Balkan­staaten. Der Status quo fei unhaltbar. Oester­reich-Ungarn s olle sich an die Spitze eines Bal­kanbundes stellen, aber nicht immer ein Anhängsel der deutschen Politik bleiben. Die Regierung müsse ihren ganzen Einfluß daransetzen, damit Europa der Frieden erhalten werde.

Tie Haltung der Großmächte.

st Men, 29. Okt. In Mitteilungen, welche das Neue Wiener Tageblatt" von hervorragender Seite erhält, hießt es über die fernere Haltung der Großmächte in der Balkanfrage: Welche Rolle den Großmächten angesichts des Balkankrieges zufallen wird, das ist natürlich jetzt noch in Frage gestellt. Der Gesichtspunkt, den die Großmächte vertreten werden, ist aber so ziemlich feststehend. Sie werden gewiß für die Aufrechterhaltung des status quo auf dem Balkan eintreten. Damit ist nicht ge­sagt, daß keine territorialen Aenderungsen auf dem Balkan vorgenommen werden können. Der status quo ist, wie verlautet, nach der Auffassung der Mächte die Aufrechterhaltung der Interessensphä­ren, der Einfluß der Großmächte auf dem Bal­kan, auch wenn die Grenzen der einzelnen "Bänder eine Verschiebung erfahren sollten. In diesem Sinne dürfte sich das Auftreten der Großmächte geltend machen, man wird trachten, in der Wahr­ung dieses Gesichtspunktes den Krieg zu lokalisieren und den Frieden herbeiznführen.

Vermischtes.

8 Gegen den Aussatz, jene schreckliche, aus der hl. Schrift bekannte ansteckende Krankheit, die wir heute Lepra nennen, hat die ärztliche Kunst auch heute noch kein wirksames Mittel gefunden, so daß die Fälle von Lepra, die allerdings sehr sel­ten sind, stets mit einem qualvollen Tod enden. Große Teilnahme erweckte der Transport eines jun­gen aussätzigen Franzosen von Frankfurt a. M. nach der französischen Grenze. Es war bei ihm während eines Aufenthalts in Deutschland der Aus­satz festgestellt worden, da keine Besserung, zu er­warten war, mußte die Ausweisung erfolgen. 'Der Transport geschah in einem Extrabahnwagen. In Deutschland besteht bei Memel ein Leprakranken­haus.

8 Tie Tragödie einer griechischen Aristokratin

spielte sich in Athen ab. Als dort eine Madame Vlachos die Nachricht erhielt, daß ihr Gatte in ! der Schlacht bei Elassona durch eure türkische Kn- ! gel getötet worden sei, erschoß sie sich Kaum hakte sie sich selbst den Tod gegeben, als die Meldung eintraf, daß ihr Mann nur verwundet worden sei.

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Handel und Verkehr.

* Nagold, 26. Okt. (Obstmarkt.) Preise für Tafeläpfel 58 Mk. pro Zenlner. Preise von Mostobst 44.50 Mk. pro Zentner.

* Ebhausen, 29. Okt. Auf dem gestrigen Vieh- und Schweinemarkt gaben trächtige Kalbinnen 450560 Mk., Milchschweine das Paar 4050 M?., Läufer 4050 Mk.

ss Stuttgart, 29. Oktober. Auf dem heutigen Kar- koffelgroßmarkt war der Preis 2,502,70 Mk. für 1 Ztr. runde, 5,405,50 Mk. für 1 Ztr. lange.

st 29. Okt. (Scblachrviehmarkt.) Zugetrieb n:

165 Eroh-'.i'd, (30 Ausland) 241 Kälber, 910 Schweine.

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e) geringer, von 90 bis 93 Pfg.; Kübel. Qual, n) jung» gemästetev>: bis Pfg.. 2. Qualität L) ältere gemästete von bis Psg., 5. Qualität o) geringer« von bu-Psg., Kälber: I. Qualität-0 beste Saug­kälber von 108 bis 112 Pfg. 2 Qualität K) gute Saug­kälber ron 100 dis 107 Pfg. 3. Qaliiät v) geringere Saug­kälber von 90 bis 99 Psg.. Sckwcine 1 Qual. ») jmn-- fleischigc 86 tue 87 Psg., L. Qualität d) jüngere fette oo-> 84 bis 85 P"g-, 3. Qualität es genugere vsn 82 bis 83 Ps .

Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisberichtsstelle des deutsche« LaudwtrtschaftsraLS

vom 22. Oktober bis 28. Oktober 1912.

Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Marktlage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-P-) bezw. () Weniger gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Weizen Roggen Hafer

Frankfurta. M. 217l si-s-2'-) 190(1) 210

Mannheim 222' - 192'--(-s-2 st) 197i-(2*/-)

Straßburg 220 195 205

Voraussichtliches Wetter

am Donnerstag, 31. Oktober: Meist bewölkt Regenfälle, Abkühlung.

Verantwortlicher Redcckteur: Ludwig Lau!.

Druck und Verlag der M. R eker'schen Buchdruckerei in Mensteig.

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