das kürzlich von 300 Mk. auf fährt. 940 Mk. gesteigert wurde, während es noch vor 10 Jahren 30 Mk. fährt, kostete.Beschlossen wurde, im Früh­jahr wieder 30 000 St. Brut auszusetzen, die von Rudolf Böcking-Völmlesmühle a 1000 um 5,20 Mk. geliefert wird. Ferner wurde beschlossen, der großen Fischzuchtanstalt Lpeidel in Calmbach! im' näch­sten Frühjahr einen Besuch zu machen. In eingehender Weise berichtete nun der Sekretär über den Oehringer 20. Fischereitag, der eine Jubiläums­tagung war, und es wurden in der Hauptsache alle dort behandelten Gegenstände besprochen, so die längst gewünschte Frachtermäßigung für Ver­senden von Süßwasserfische, nachdem eine solche für Versenden der Seefische gewährt wurde, die Furungulose, die in einigen Forellenbächen der Alb und des Schwarzwaldes (Lauter und Murg) auch Heuer wieder großen Schaden angerichtet, die schärfere Bestrafung der Fischdiebstähle durch die K. Oberämter, der Schaden, den die Hitze und Trockenheit des Sommers 1911 in den Fischwassern angerichtet hat. Vom K. Ministerium des Innern ist hiefür ein außerordentlicher Staatsbeitrag von 1000 M. verwilligt worden, welcher Betrag mit dem vom Deutschen Fisch.-Verein zu erwartenden Anteil an der Reichsbeihilfe zum Ankauf von Bach­forellen- und Aeschenbrut verwendet werden wird. Vom Uebergang der Verwaltung der staatlichen Fstchwasfer an die Forstverwaltung versprechen sich der Landesverein und auch die Bezirksvereine eine wesentliche Hebung der Fischerei, insbesondere auch auf dem Gebiet des oft so mangelhaften Fischerei- fchutzes. Freudig begrüßt werden darf die Bekannt­machung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, wonach die K. Kulturinspektionen ermächtigt worden sind, Interessenten, welche Fischereianlagen herzustel- ken beabsichtigen, unentgeltlich zu beraten, auf Ansu­chen gegpn entsprechenden Er satz derKosten Pläne aus­zuarbeiten u. die Ausführung der Anlagen zu über­wachen. Nach einer weiteren Bekanntmachung der Zentralstelle werden vom 1. April 1912 ab für die Erlegung von Fischottern und Fischreihern keine Prämien mehr aus der Staatskasse verwilligt. Bezüglich der Frage der Fischkartensportel, die ig allen Interessentenkreisen eine Aufregung hervorge­rufen hatte, werden in Bälde befriedigende Bestim- gnungen erwartet. Bei den meisten Bezirksver-i einen dürfte wohl diese Frage noch gar nicht praktisch geworden sein, weil alle vor dem 20. August 1911 ausgestellten Fischerkarten auf ihre Gültigkeitsdauer von Sportelansatz nach dem neuen Tarif noch befreit sind. Also möge jeder Fischer seine bisherige Karte genau prüfen und sorgfältig perwahren. lieber alle diese Punkte entstand ein reger Gedankenaustausch, so daß wohl die Teil­nehmer befriedigt sein könnten. Noch wurde der an den Landesverein auf 1. Nov. zu erstattende Jahresbericht in den wesentlichsten Punkten be­raten, wobei noch manche Wünsche und Beschwer­den laut wurden, so die leidige Entenfrage (En­tengärten!), das Ziehen der Wehrfallen u. a. Leider ist mit der Aufhebung der Flößerei für die Fi­scherei auch ein Nachteil verbunden, denn beim Flößen wurden durch das Fallenziehen auch die Unrein'gleiten der Flüsse fortgerissen, was jetzt fehl-. Den Schluß bildete wie üblich ein Fischessen, zu dem L. Rentschler Nagold die Fische geliefert, deren Zubereitung der Küche desHirsches" alle Ehre machte. Der Sekretär trug während desselben

O L<f«frucht. A

Klage nicht, daß du in Fesseln sei'st geschlagen, Klage nicht, daß du der Erde Last mußt tragen; Klage nicht, die weite Welt sei ein Gefängnis; Zum Gefängnis machen sie nur deine Klagen.

Strlnr, deren Glan; erborgt.

Kriminal-Novelle von Johanna Zunk - Friedenau. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

In Norderney.

Hart hatte des Schicksals rauhe Hand Maria Forti gestreift, den Mann ihrer Liebe ihr entrissen, iliren Ruf vernichten wollen. Die überreizten Nerven der Frau hielten nicht Stand; von dem Gefängnis nach Hause ge­kracht, verfiel sie bald darauf in ein Nervensieber.

Er ist besser für sie," meinte der Arzt,daß es so kommt, als daß sie weiter so vor sich hinbrütet. Dann hätten wir sie vielleicht in eine Heilanstalt geben müssen."

In diesen schweren Tagen bewährte sich die Freundin wiederum; sie nahm ein Dienstmädchen ins Haus und widmete sich ganz der Kranken und dem Kinde. Sie tat noch mehr. Als das Geld Vermögen hatten sie beide doch nicht knapp wurde, ging sie zu Schneider L Co.

Teile aus der Oehringer Festrede von Professor Gvppelt über dieIdeale des Fischers" vor. Petri Heil!

st Herrenberg, 28. Okt. Der Hilfsmonteur Stöffler von Deckenpfronn verunglückte am Sams­tag nachmittag in Waldenbuch beim Abladen von Masten für die elektrische Hochspannungsleitung so schwer, daß er kurze Zeit darauf starb.

st Weissach, OA. Leonberg, 28. Okt. Kurz nach Arbeitsbeginn heute früh 7 Uhr stürzte ein Teil des ungefähr eine Viertelstunde vom Ort entfern­ten Steinbruchs ein. Der 17 Jahre alte Arbeiter Zuberbühler wurde auf der Stelle getötet, der Arbeiter Burger sehr schwer verletzt, sodaß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.

st Stuttgart, 28. Okt. Prinz August Wil­helm von Preußen, der einige Tage zu Be­such am hiesigen Hofe geweilt hatte, ist am Sams­tag abend wieder abgereist.

st Stuttgart, 28. Okt. (Neue Flugver-, suche.) Auf dem Cannstatter Wasen werden wieder fleißig Flugversuche unternommen. Die Firma Baumann-Freytag probierte am Samstag vormit­tag einen neuen Doppeldecker mit rundem Rumpf und mit einem 70pferdigen Mercedes-Motor aus­gerüstet. Die Maschine hob sich mit drei Passa­gieren nach kurzem Anlauf leicht vom Boden und lag bei,58 Sekundenmeter Windstärke ruhig in der Luft. Gesteuert wurde die Maschine von dem be-' kannten Flieger W. Müller. Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr wurden mit Werkmeister Garbitz als Passagier mehrere Runden geflogen. Nach diesen Probeflügen flog die Prinzessin Hohenlohe mit, wobei der Flieger bis zum Dunkelwerden in der Luft blieb. Die Prinzessin sprach sich sehr lobend über den sicheren Flug aus.

st Stuttgart, 28. Okt. In der Zuckerfabrik geriet der Arbeiter Scherringen in ein Zahnrad. Er wurde am Fuße so schwer verletzt, daß ihm dieser amputiert werden mußte.

st Untertürkheim, 28. Okt. Die seit Juli 1912 im Krankenhaus in Cannstatt behandelte Anna Biedermann, die bekanntlich von einem jun­gen Burschen durch mehrere Revolverschüsse schwer verletzt worden war, ist gestern nach Hause zurück­gekehrt. Ob die Lähmung ihrer Füße noch weiter andauert, bleiht abzuwarten. Ihr sonstiges Be­finden ist recht günstig.

st Heikbronn, 28. Okt. (Das holländische Fleisch.) Am Samstag nachmittag von 5 Uhr ab kam hier zum ersten ' Mal holländisches Schweinefleisch zum Preise pon 90 Pfg. per Pfund in sämtlichen hiesigen Metzgereien zum Verkauf. Das Fleisch hat den vollen Beifall des Publi­kums gefunden. Es war gut und unterschied sich in nichts von unserem einheimischen Schweine­fleisch. Ter gemachte Versuch ermutigt zur Fort­setzung.

st Backnang, 28. Okt. In Steinbach kletterte ein 10 Jahre alter Knabe auf einen Masten der Hochspannungsleitung. Er geriet mit dem Draht in Berührung und wurde so schwer ver­brannt, daß er kaum mit dem Leben davonkom­men dürfte.

st Gmünd, 28. Okt. Gestern morgen ist in der Parzelle Buch das Wohnhaus und die Doppel­scheuer des Bauern Josef Holtz in kurzer Zeit voll­ständig niedergebrannt.

Sie erzählte dem Gramgebeugten, was der Maria durch seinen Sohn geschehen, wie sie nahe daran gewesen sei, ihr Leben von sich zu werfen.

Ob sie Not litte," fragte müde der gebeugte Mann.

Noch nicht; aber ihr Lebensmut ist gebrochen."

Was kann ich dabei tun? Ich bin selbst nieder­gestreckt."

Sie sollen, Herr Schneider, gut zu machen suchen, was der Tote verschuldet: ihr wieder einen Beruf, einen Lebens­zweck schaffen."

Dann hatten sie zusammen beraten, und Fräulein Hübner war der Ansicht, daß sich Maria am besten für die Kleinen und Kleinsten eigne.

Der reiche Hanseate beschloß, ein Heim für Säuglinge zu begründen.

Keine große Anstalt, nur ein geräumiges Haus im Vorort, dem Maria und ein Arzt vorstehen sollte.

Vorher sollte die Kranke, wenn sie dazu fähig, noch für sich und den Kleinen Stärkung an der See suchen.

Fräulein Hübner entschloß sich, um ihre Pen­sionierung einzukommen und bei Maria zu bleiben.

Zuerst hatte sich diese gegen alle Pläne gewehrt; erst, als Hedwig ihr klar machte, daß es ihre Pflicht sei, dem alten Manne, dem das Leben die schwerste Last einen ungeratenen Sohn aufgebürdet hatte, nicht die einzige Möglichkeit, gut zu machen, was jener verschuldet, abzuschneiden, da willigte sie ein.

Am meisten Einfluß in dieser Zeit gewann der Arztz welcher sie in ihrer Krankheit behandelte, auf sie.

Er war ein älterer Junggeselle, den das Leben von Jugend auf hart angefaßt hatte, und der es, trotz redlichen Strebens, doch noch nicht dazu gebracht hatte, Schätze zu sammeln. Im Gegenteil, es ging ihm zurzeit recht ärmlich. Der ältere Kollege, Dr. Herz, den er bei Maria vertrat, zog ihn, wenn es irgend ging, mit in seine Praxis hinein, aber da er selber eine starke Familie besaß, so konnte er nicht.allzuviel für ihn tun.

Die Gordott-Bemrett-Wettfahrt.

st Stuttgart, 28. Okt. Bei den Ballonaufstiegen am Donnerstag und gestern auf dem Cannstatter Wasen erlitten infolge des langen Stehens und Uebermüdung 21 bezw. 23 Personen Ohnmo.chts- ansälle. Mit Hilfe der Sanitätswache gelang es jedesmal bald, die Betreffenden wieder ins Be­wußtsein zurückzurufen.

Ballontelegramme.

st Stuttgart, 28. Okt. Bei dem hiesigen Bureau für die Gordon-Bennett-Fahrt sind heute vormit­tag folgende drei Telegsramme eingelaufen: 1. Bal­lonMill. Popul.-Klnb" (Amerika). Alles allright. Fahrt langsam. Berry. (Das Telegramm wurde über Ströbeck in der Provinz Sachsen an der Bahnlinie Halle-Klausthal ausgeworfen.) 2. Bal­lonZürich" (Schweiz) 7 Uhr 45 Min. morgens über Aken an der Elbe (Regierungsbezirk Magde­burg):Sehr schöne Nachtfahrt zwischen 1000 u. 1200 Meter Höhe. Gleichgewichtslage erst um 1 Uhr morgens erreicht. Jetzige Richtung Spandau mit 40 Kilometer Geschwindigkeit. Beauclair. 3. BallonFrankfurt" (Oesterreich). Ueber Siegers­dorf östlich von Görlitz. Ballastverbrauch groß. Fahrtrichtung Breslau. Lehnert.

Bei dem Bureau für die Gordon-Bennett-Fahrt sind im Laufe des Nachmittags weitere Tele­gramme eingetroffen: 1. BallonUncle Sam" (Amerika).Zwickau, 5.30 Uhr morgens. Wir flie­gen in nordöstlichem Kurs, an Bord ist alles wohl".

2. BallonHelvetia" (Schweiz).Berlin-Schnargen- dorf 11.16 Uhr. 2000 Meter. Potsdam vormittags 10.40 Uhr. Richtung Stettin. Sehr schön". 3. Bal­lonZürich" (Schweiz)9.45 Uhr vorm. Pots­dam". 4. BallonAstarte" (Oesterreich), 9 Uhr Prag (Böhmen), herrliche langsame Fahrt. 5. Bal­lonMinckelers" (Belgien) 1.04 Uhr Greisenberg, Richtung Memel. Höhe 2200 Meter. Alles gut".

Zur La«dtagswahl.

st Schorndorf, 28. Okt. In einer Vertrauens- männerversammlnng der nationalliberalen Partei wurde dem von der Fortschrittlichen Volkspartei als Kandidaten zur Landtagswahl für den hie­sigen Bezirk aufgestellten Weingärtner und Ge­meinderat Krämer-Stuttgart eine Gegenkandidatur gegenübergestellt. Es wurde beschlossen,im Hin­blick auf die weitgehende Verstimmung, die die Kandidatur Krämer in einem großen Teil der i Wählerschaft wach gerufen hat" dem Oberamts- pfleger Kolb in Schorndorf die Kandidatur angetra­gen. Kolb hat angenommen.

st Gmünd, 28. Okt. Die Fortschrittliche Volks­partei hat dem seitherigen Abgeordneten Löchner- Stuttgart die Landtagskandidatur für den hiesigen Bezirk angetragen. Löchner hat angenommen."

st Künzelsvu, 28. Okt. Eine Vertrauensmän- nerversammlung des hiesigen Bezirks hat dem Schultheißen Ehrler ln Berlichingen die Kan­didatur zur kommenden Landtagswahl angKvagen. Ehrler hat angenommen.

st Ulm, 28. Okt. Die Konservative Partei hat als Landtagskandidaten für Ulm-Stadt den bis­herigen Proporzabgeordneten Hiller-Stuttgart auf­gestellt.

Es 'war ein milder Spätsommerabend.

In dem kleinen Stübchen, welches Maria mit ihrem Jungen und der Lehrerin inne hatte, brannte die Lampe; friedlich fiel ihr Schein auf die beiden Frauen, die am Tische saßen. Da wurde draußen ungestüm an der Klingel gerissen.

Wer hat denn solche Eile, zu uns zu kommen? Wer kann das nur sein, Maria?" fragte Hedwig.

Etwas Gutes ist's schwerlich; das findet zu Maria Forti den Weg nicht," entgegnete diese.

Hedwig öffnete.

^ Dr. Böttcher, der Arzt, stand im Flur.

Kann ich Frau Forti jetzt noch sprechen?"

Wenn Sie ihr nichts Schlimmes bringen, ja."

Schlimmes? Für unsere Rekonvaleszentin? Nein, nein; diesmal betrifft es nur mich."

Bitte."

Maria Forti sah verwundert auf den Eintretenden.

Gab er im allgemeinen schon wenig auf sein Aeußerer, so hatte er es heute abend augenscheinlich recht eilig ge­habt, die Toilette zu beendigen. Nachlässig geknüpft, saß die Krawatte schief unter dem Kragen; der Rock war sicher nicht gebürstet, das Haar, das üppige, dunkelbraune, welches er gewöhnlich in einem festen Scheitel zu tragen pflegte, vkär rasch nach hinten übergebürstet. Sogar die unvermeidliche Brille fehlte.

Heute machte er auf Maria nicht den Eindruck eines biederen Landarztes, als der er ihr zuerst erschienen war; im Gegenteil, durch sein energisches Hereinstürmen, in aufrechter Haltung, mit den vor Aufregung glänzenden .

Augen, erschien er ihr größer als sonst, selbstbewußter, !

verjüngt.

Zum ersten Male empfand sie, Dr. Böttcher ist kein alter, müder Mann; heute leuchtete der Student, der flotte Mediziner aus jeder seiner Bewegungen. :

Fortsetzung folgt. s