Gegründet
1877.
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Ausgabe in Altensteig-Stadt.
DierrsLsg, ds« SS. Oktober.
Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.
ISIS.
Für die Monare
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Tages-Rundschau.
Tie Krankheit des russischen Thronfolgers.
Das geheimnisvolle Dunkel, das noch immer über den Ursachen der Erkrankung des rufst Thronfolgers liegt, wird von der russischen Oeffentlich- keit sehr übel empfunden und gibt begreiflicherweise zu allerlei Gerüchten Anlaß. Nach der einen zuerst verbreiteten Version wäre der Prinz in Spala bei einem Ritt von seinem Pony gefallen und hätte sich dabei verletzt. Von anderer Seite wird ebenso bestimmt behauptet, der Knabe habe sich im Bade verletzt, als er das Tauchen der Matrosen nachahmen wollte. Eine dritte Nachricht erzählte, der Prinz sei beim Spielen von einem Schrank gefallen und habe sich dabei verletzt. Eine vierte Darstellung endlich wollte den gleichzeitigen Tod des Admirals Tschagin, des Kommandanten der Kaiserjacht „Standart" mit der Krankheit in Verbindung bringen und andeuten, daß der Prinz sich seine Verletzung nicht in Spala, sondern bereits auf dem Schiffe zugezogen habe. Auch sonst hat man geglaubt, den Tod Tscha- gins, der einer der fähigsten Seeoffiziere war, sich während des Boxerausstandes und im japanischen Seekriege ausgezeichnet hatte und nachher Adjutant des Zaren geworden war, mit politischen Ursachen (den Meutereien in der Marine) in Verbindung bringen zu sollen. Es scheint jedoch, daß der Selbstmord aus privaten Gründen erfolgt ist und jedenfalls mit der Krankheit des Thronfolgers in keiner Verbindung steht.
Eine Kundgebung des Evangelischen Bundes.
Auf der 25jährigen Jubelfeier des hessischen Hauptvereins des Evangelischen Bundes wandte sich der Bundesvorsitzende Generalleutnant v. Les- sel gegen die Äbs p li tt e ruNgss'v ersNch'e, die sich von konservativer Seite gegen den Evangelischen Bund neuerdings bemerkbar machten. Er erklärte: „Die Gegenwart ist nicht von Sorge frei, es drohen uns neue schwere Kämpfe. Die Gefahr droht weniger an der Front von unseren alten Gegnern her — sie kommt aus den Reihen unserer eigenen Glaubensgenossen, die uns in den Rük- ken fallen und bestrebt sind, Zank und Stank in unsere Mitte zu bringen. Eine häßliche Verquickung von religiösen und wirtschaftlichen Motiven liefert ihnen die Waffen. Als erster Vorsitzender des Bundes, als älter Soldat, als streng konservativ gerichteter Politiker wie kirchlich rechtsstehender Mann erhebe ich Einspruch gegen die Unterstellung, daß der Bund den Boden der Heilswahrheiten des Evangeliums verlassen und in innerpolitischer Beziehung die Neutralität verletzt habe, und weise diese Behauptungen als unwahr, die Anzettelungen, die unsere Mitglieder zum Abfall und zur Fahnenflucht verleiten sollen, als unfair und als für den gesamten deutschen Protestantismus verderblich hiermit entschieden zurück."
29. Oktober.
* Bezirkskrankenkasse Altensteig. Am Sonntag nachmittag fand hier im Gasthaus z. „Traube" die ordentliche Generalversammlung der hiesigen Bezirkskrankenkasse statt. Der Besuch war ein sehr zahlreicher. Der Vorsitzende, Fabrikant Karl Kaltenbach jr., eröffnete die Versammlung und dankte
für den zahlreichen Besuch. Anschließend gab Kassier W. Rieker den Geschäfts- und Rechnungsbericht. Aus diesem ging hervor, daß sich die Geschäfte infolge dem ständigen Anwachsen der Mitgliederzahl vergrößert haben. Am Schlüsse des Jahres 1911 zählte die Kasse 935 Mitglieder. Kassenvorstandssitzungen waren 13 nötig. Im Berichtsjahr sind 328 Krankheitsfälle angefallen; somit 35,08 Prozent der Mitglieder erkrankt. Sterbefall war keiner zu verzeichnen. An Mitgliederbeiträgen gingen 22 930 Mk. 64 Pfg. ein. Unter den Ausgaben sind hervorzuheben: Arzt- und Apothekerkosten 8000 Mark, ansbezahlte Krankengelder 6922 Mk., Ver- pslegungskosten an Krankenanstalten 2764 Mak., Hausgelder (Angehörigpn-Nnterstützung) 283 Mk., Wöchnerinnenunterstützung 144 Mk. Das Reinvermögen der Kasse beträgt 30 504 Mk., wovon 28000 Mark zum Reservefonds gehören und zum Betriebsfonds 2620 Mk. Nach Erstattung des Geschäfts- und Rechnungsberichts dankte der Vorsitzende dem Kassier und hob hervor, daß die Kasse in guten Händen sei. Es wurde zum 2. Punkt der Tagesordnung übergegangen: Beratung des Antrags an das Versicherungsamt Nagold um Beibehaltung der Bie zi rkskr an ken- kasse Altensteig als Ortsrrankenkasfe für die Gemeinden, welche der Kasse seither zugeteilt waren. Dieser Gegenstand rief eine ausgedehnte Debatte hervor, bei der die Notwendigkeit der Beibehaltung der hiesigen Bezirkskrankenkasse hervor- gehoben wurde. Bei der namentlichen Abstimmung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt: „Die Bezirkskrankenkasse Altensteig beantragt die Zulassung als Ortskrankenrasse für den seitherigen Bezirk gem. Art. l5Abs. 1 u. 2 Eins. Ges. zur Reichs- Vers.-Ordnung". Die Wahlen nahmen dann eine lange Zeit in Anspruch. Bei der Wahl der Vertreter der Arbeitgeber deshalb, weil keine Wahlvorschläge Vorlagen. Zu wählen waren 30 Vertreter der Arbeitgeber und 60 Vertreter der Arbeitnehmer. Nach dieser Wahl fand die Ergänzungswahl des Kai- senvorstands statt, welche die gewählten Vertreter vorzunehmen hatten. In den Kassenvorstand wurden neu gewählt: Johannes Seeger, Gerber, mit 28 und Jakob Theurer, Schreiner, mit 24 Stimmen. Für sie scheiden die Kassenvorstandsmitglieder Bechtle und Faißt aus. Beide haben ihre Dienste viele Jahre der Kasse gewidmet und ihr manche Stund geopfert; Bechtle einige Jahre als Vorsitzender, wofür ihm besonderer Tank gebührt. Die unter „Sonstiges" vorgesehene Diskussion konnte wegen vorgerückter Stunde nicht mehr stattfinden; es wird sich aber ein anderes mal Gelegenheit dazu bieten. In vorgerückter Stunde erst konnte die Generalversammlung durch den Vorsitzenden geschlossen werden. Erfreulich ist, daß sich diesmal so viele Teilnehmer zur Generalversammlung einfanden. Sollte dem einmütig gefaßten Beschluß, den Antrag zu stellen, die hiesige Bezirkskrankenkasse auch unter der neuen Reichsversicherungs- vädnung beizubehalten, vom Versicherungsamt entsprochen werden, so wird die hiesige Kassenverwaltung, wie der Vorsitzende bei Besprechung dieses Gegenstandes ausführte, im nächsten Jahre wieder weiter arbeiten. Er verknüpfte damit den Wunsch, den wir hier beifügen, daß 'das gegenseitige Verstehen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer wachsen und dazu beitragen möge, den sozialen Gedanken der in der Krankenversicherung niedergeleat ist, auszuüben und zu vertiefen im Interesse der gesamten Mitgliederschaft.
Ausstellung des Geslügelzuchtvereins Alten- stelg. An. Sonntag, den 27. Okt. veranstaltete der Geflügelzuchtverein Altensteig seine 5. Lokalgeflügel- und Kaninchenschau mit Prämiierung im Gasthaus z. „Schwane" in Altensteig. Die ausgestellten Tiere, im ganzen 37 Nummern, waren teilweise von vorzüglicher Qualität, so daß einzelne Stämme auf jeder größeren Ausstellung sich Preise errungen hätten. Ausgestellt waren Hühner raffen: Wyan- dottes (weiß und gelb), Italiener (gelb, schwarz, rebhuhnfarbig), Minorka (weiß), Hamburger (Silbersprenkel), Creve Coeur, Tundheimer, Langschan,
Trmhüner (bronce^; Gänse: Emdener-, Italiener-, Höcker- und Landgänse; Enten: Peking- und Laufenten; Tauben: Brief-, Feld-, Pfautauben und Blassen; Kaninchen: Belgische Riesen und Silberkaninchen.
Preise erhielten: Wurster, Baicrmühle 4 I. Pr., 8 H. Pr. und Ehrenpreis (Medaille der Süddeutschen Tierbörse) für Emdener Gänse, Höckergänse, Indische Laufenten, weiße Wydandottes, Hamburger Silbersprenkel, schwarze Italiener, Pfautauben. Waidelich, Ettmannsweiker 1 I. Pr., 3 II. Pr. für Brieftauben und Kaninchen. Frau Hehr, Altensteig 2 I. Pr. und 1 II. Pr. für Pckingenten und Sundheimer Hühner. Kratzer, Berneck 3 I. Pr. für weiße Wyan- dottes, Creve, Coeur und Truthühner. Klein, Altensteig 11. und 2 II. Pr. für Brieftauben. Belz, Altensteig-Dorf 2 I. Pr. für gelbe Italiener und Truthühner. Bruder, Simmersfeld 1 I. Pr. und 1 II. Preis für Brieftauben. Silber, Altensteig 2 II. Pr. für .Landgänse und Feldtauben. SchaibIe, Hornberg 2 II. Pr. für weiße Wyandottes und Pfautauben. Schneider, Stadttierarzt, Allensteig 1 I. Pr. und 1 II. Pr. für rebhuhofarbige Italiener und Goldwyandottek. Birkle, Altensteig 1 I. Pr. für Belgische Riesenkaninchen. Burghard, Spielberg 1 I. Pr. für Brieftauben. L uz z. Linde, Altensteig 1 II. Pr. für gelbe Italiener. Luz, Robert, Altensteig 1 I« Pr. für Italiener Gänse. Schaible, Uhrmacher, Altensteig 1 II. Pr. für schwarze Langschan.
* Schwurgericht, in Tübingen. Die Schwurgerichtsverhandlungen haben gestern morgen ihren Anfang genommen. Es stehen auf der Tagesordnung: Montag, 28. Okt., vorm. 9 Uhr, Strafsache gegen Martin Dürr, Taglöhner von Dußlingen, wegen Notzucht. Nachm. 3 einhalb Uhr, Strafsache gegen Paul Rillingj Fabrikant von Dußlingen, wegen fortgesetzter Verletzung des Patentgesetzes. — Dienstag, 29. und Mittwoch, 30. Okt., Strafsache gegen K«:l Fischer, Goldschmied von Birkenfeld, Albert Ochner, Goldschmied von Dennach, Otto Müller, Georg Rau und Paul Regelmann, Goldschmiede von Birkenfeld wegen eines gemeinsamen Verbrechens der Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod. — Donnerstag, 31. Okt., Strafsache gegen Albert Proß, Gastwirt in Beihmgen wegen Körperverletzung mit nachgefohgtem Tod. — Freitag, 1. Nov. Strafsache gegen Eberhard Mayer, Fabrikarbeiter von Bodelshausen, wegen Körperverletzung mil nachgefolgtem Tod. — Samstags 2. Nov., Strafsache gegen Anton Lanz, Oekonom von Mot- tenburg, wegen Sittlichkeitsverbrechen.
r. Ebhausen, 28. Okt. Der Fischereiverein „Oberes Nagoldtal" hielt gestern im „Hirsch" hier seine diesjährige Generalversamml/ung ab, di« von etwa 40 Mitgliedern besucht war. Ter Vorstand, Oberamtmann Kommerell, begrüßte die Versammelten und wies auf die Ergebnisse des ablaufenden Jahres hin, die leider wegen der vielen Regengüsse im Sommer keine so günstigen waren wie früher. Glücklicherweise seien wir aber in diesem Jahr von Fischkrankheiten verschont worden. Insbesondere mahnt der Vorstand, wenn kranke Fische Vorkommen, solche doch' alsbald an den Landesfischereisachverständigen' Prof. Do. Sieg- lin einzusenden. Sehr vorsichtig sein soll man wegen der da. und dort auftanchenden Furungulose der Fische. Dieselbe fei eine so' gefährliche und ansteckende Kranlheit, daß der ganze Fischbestand' einer Strecke in kurzer Zeit vernichtet werde. Leicht: verbreitet könne die Seuche durch Netze und andere. Gerätschaften werden, weshalb größte Reinhaltung derselben, insbesondere auch der Fischkästen, dringend nötig sei. Wenn ab und zu auch tote Fische gefunden werden, solle man nicht gleich von Furungulose reden, die Todesursache sei bet den Fischen schwer festzustellen. Hätten wir noch Fischreiher in der Gegend, diese würden mit den toten Fischen im Wasser ausräumen. — Sekretär Schwarzmaier trägt nun den Kassenbericht vor. Die Einnahmen betrugen 199,55 Mk., die Ausgaben 217,55 Mark, so daß ein Abmangel von 18 Mk. vorhanden ist. Der Verein zählt 90 Mitglieder, 2 weniger alA im Vorjahr. Auf Vereinskosten wurden 30000 St< Forellenbrut gleichmäßig in die Fischwasserstrek- ken des Bezirks mit einem Aufwand von 156 Mk. ausgesetzt. Rechnet man hiezu die Mengen, welche einzelne Mitglieder vertragsmäßig oder aus freien Stücken den Gewässern übergeben haben, so darf es nicht wundern, daß der Fischbestand stets ein guter und der Wert der Fischwasser immer höhier wird. (Vergl. das städtische Fischwasser in Nagold,