* Pfalzgrafenttriler, 2. Sept. Das gestern hier stattgefundene Missionsfest, für das Pfarrer Kurtz-Wittlensweiler, Missionar Seeger-Nagold und Missionar Jannasch-Stuttgart als Redner gewon­nen waren, wurde von hiesigen und auswärtigen Missionsfreunden gut besucht und verlief in schön­ster Weise. Daß das Interesse unserer Bevölkerung an der Mission nicht weniger wird, zeigt auch das gestrige Missionsfest.

// Nagold, 1. Sept. Heute fand als am 1. Sonntag im September hier das Bez irks Mis­sion s fest statt. Es erfreute sich trotz des zwei­felhaften Wetters eines guten Besuches, namentlich von seiten der benachbarten Landorte. Nach der Eingangsansprache von Dekan Pf leide rer, wel­cher derselben Ps. 119,92 und Römer 10,10 zu Grunde legte, sprachen die Missionare W. Mül­ler und Zwar; ersterer über die Missionsbeweg­ung in Indien unter den Parias sowohl als un­ter den Gebildeten, Gelehrten und Studenten, letz­terer über die Erfolge der Missionsarbeit auf der Goldküste Afrikas. Das Schlußwort mit einem warmen Appell an die alten Christen zur Opfer- Lereitfchaft für die neuen in den Heidenländern und mit einem Gebet schloß Stadtpfarrer Merz die Versammlung. Nach einem Kassenbericht des Nagolder Bezirksmissionsvereins sind im letzten Jahre für die Mission im gesamten 8933 Mark, die Naturalgaben nicht eingerechnet, eingegangen.

ss Oberndorf, 1. Sept. In der Sitzung der städtischen Kollegien gab, wie der Schwarzwälder Bote berichtet, der Vorsitzende die bereits gemel­dete Amtsniederlegung des Stadtpflegers Scheible bekannt, dem er für seine 38jährige, verdienst­volle Tätigkeit wärme Dankesworte widmete. Die Kollegien beschlossen, dem Zurückgetretenen ein Ruhegehalt von 1000 Mk. pro Jahr zukommen zu lassen. Bezüglich der Neubesetzung desi Stadtpstegeramtes wurde werter Beschlossen, einem geprüften Bewerber (Fachmann) den Vorzug zu geben. Der Ansangsgehalt wurde auf 2400 Mark festgesetzt und steigt alle drei Jahre bis zu 3400 Mark Höchstgehalt.

st Tübingen, 1. Sept. Die Kuh des Bauern Reiser in Jettenburg brachte ein Kalb mit 2 Köp­fen und 8 Füßen zur Welt. Das mißgestaltete Tier war aber nicht lebensfähig und auch die Kuh mußte getötet werden.

ss Vaihingen a. F., 31. Aug. (Mjillstonjen!- «rbschast.i Einem hier ansässigen Taglöhner siel, wie die Württemberger Zeitung berichtet, mit noch fünf Verwandten eine ungewöhnlich große Summe Geldes in den Schoß. Ein in Amerika verstorbener Verwandter hat den glücklichen Erben das hübsche Sümmchen von 6 Millionen Mark hinterlassen, es entfallen also auf einen Erben eine runde Million.

st Stuttgart, 1. Sept. Wie alljährlich, so fand auch Heuer am Vorabend des Sedanfestes auf dem Fangelsbachsriedhof eine Gedächtnisfeier an den Gräbern der dort beerdigten Krieger statt. Die Gedächtnisrede hielt Stadtpfarrer Fischer. Nach der Rede des Geistlichen wurden Kränze nieder­gelegt namens der Stadtverwaltung und der Mi­litärvereine Groß-Stuttgarts. Der Krieger- und SängerbundHerzogin Wera" eröffnete und schloß die Feier mit einem Gesang.

M L«sefrucht. W

Wird glänzend ein Geschick genannt,

Machr's doch nicht immer froh:

So mancher Schuh sitzt elegant Und drückt doch irgendwo.

S. Jarzibecki.

Um rin Erbe.

Familienroman von Karl Meis ne r.

(Fortsetzung ) Nachdruck verboten.

Die Ruine lag auf einem abgestumpften Hügel, der sich niedrig über dem eigentlichen Gipfel des Berges, auf dem sie sich befanden, erhob. Malerisch um einen uralten, verwitterten Turm gruppiert, bildeten die eingestürzten Mauern zwar einen verwilderten, aber doch immerhin fesselnden Anblick, zumal die stets versöhnende Natur auch hier ihre Kraft bewies. Blühende Sträucher von wilden Rosen, Brombeerranken und Holunder überwucherten die Steine, Moos bedeckte alle Ritzen und Spalten. Der ehemalige Schloßgraben war von Trümmern teilweise un­gefüllt, zwischen denen das dunkle, fast schwarz scheinende Wasser schimmerte. Nur das Schloßtor, der Haupteingang, war noch ziemlich erhalten, zu beiden Seiten von einem stehengebliebenen ansehnlichen Stück der breiten Mauer flankiert, über dem Torweg waren die deutlichen Spuren eines alten, in den Stein gehauenen Wappens sichtbar. Ein schmaler Fußsteig, dem man ansehen konnte, daß er nur wenig begangen wurde, führte durch den Torweg nach dem Innern, das schwarz wie eine Höhle dem Beschauer entgegenstarrte.

Der alte Friedlieb blieb hier stehen.

st Stuttgart, 1. Sept. (Manövervorbe­reitungen.) Tie Generaldirektion der Staats­eisenbahnen hat ungeordnet, daß zur Beförderung der Truppen des 13. Armeekorps in das Manö­vergelände, sowie zu deren Rücktransport nach der Beendigung der Manöver eine möglichst große An­zahl von Personenwagen bereitgestellt werde mit der Maßgabe, daß die reparaturbedürftigen Wagen schleunigst wiederhergestellt bezw. größere Repara­turen tunlichst zurückgestellt werden müssen.

st Stuttgart, 31. Aug. (Gegen die Teuer­ung.) Die Stuttgarter Leitung der Sozialdemo­kratie hat den Parteivorstand ersucht, sofort eine Konferenz mit den Landes- und Bezirksvorständen sowie mit den Vertretern der größeren Partei­orte einzuberufen. Die Konferenz soll einheitlich Massenaktionen gegen die Teuerung für das ganze Reich beschließen. Schon jetzt hält die sozialde­mokratische Partei überall im Lande Protestver- sämnilungen ab. Außer den bekannten Versamm­lungen im Remstal, Filstal und in Stuttgart sind weiter zu verzeichnen solche in Untertürkheim, Feuerbach, Stammheim, Nürtingen und Tailfingen, die sämtlich Resolutionen fast gleichen Inhalts an­genommen haben.

st Stuttgart, 31. Aug. Der Taglöhner Walz, der in Degerloch vier Schüsse auf seine Frau u. sich dann selbst durch einen Revolverschuß ver­letzte, ist noch gestern abend im Marienhospital gestorben.

st Poppenweiler, 31. Augl Am Walzenwehr wurde die Leiche eines etwa 30jährigen Mannes geländet. Es ist die des Bruders des vor einigen Tagen beim Marbacher Elektrizitätswerks tot auf- gesundenen Schriftsteller Dreyfuß aus Stuttgart.

* Heilbronn, 31. Aug. Die Einweihung des neuen Lehrerseminars findet am 21. September statt. Die Seminaristen treffen schon am 18. Sep-

st Mögglingen, OA. Gmünd, 31. Aug. Ge­stern nacht einhalb 10 Uhr brach in dem Wohn­haus und Oekonomiegebäude des Bauern Uhl aus unbekannter Ursache Feuer aus, das das große Gebäude in kurzer Zeit in Asche legte.

* Lrrngenburg, 31. Aug. Der Fürst von Hohen- lohe-Langenburg beging heute hier unter Teil­nahme der ganzen Stadt seinen 80. Geburtstage Eine große offizielle Feier hatte der Fürst aus, Gesundheitsrücksichten abgelehnt. Aus dem ganzen Reiche sind zahlreiche Telegramme und schriftliche Glückwünsche eingetroffen.

s s Aalen, 1. Sept. (Schwerer Unfall.) Auf bedauerliche Weise ist vergangene Nacht der ver­heiratete Bahnhofaufseher Renz hier verunglückt. Auf einem Dienstgangs begriffen, wurde er von einer Rangierabteilung erfaßt, auf die Seite ge­schleudert und schwer verletzt. Renz war 37 Jahre im Dienst und wollte sich demnächst pensionieren lassen.

st Friedrich syafen, 1. Sept. In ihrer letzten Sitzung haben die bürgerlichen Kollegien beschlos­sen, zum Ausbau des Gondelhafens, weitere 38 Pontons und eine zweite Zugangsbrücke, hauptsäch­lich für die im Gondelhafen anlegenden Motor­boote, anbringen zu lassen.

st Von der bayerischen Grenze, 31. Aug. Den Aerzten ist es gelungen, bei der Wirtstochter in Jllertisfen, bei der sich nach einem Schlag ins Genick die Sprache verloren hatte, die Lähmung zu beheben und ihr die Sprache wieder zu ge­ben.

st Vom Bodensee, 31. Aug/ 'In 'der Scheuer des Lorenz Nutz Witwe in Watterdingen'ist auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer ausgebrochen, das rasch um sich griff und im ganzen 6 Wohnhäu­ser nebst den dazu gehörigen Oekonomiegebäuden in Asche legte.

Nicht lange dauerte

Wartung

da ließ sich ein Geräusch wie von herannahenden Schritten vernehmen und ein Schatten wurde im Düster des Hintergrundes sichtbar.

Was gibt es?" fragte eine unfreundliche Stimme.

Friedlieb faßte seinen Stock fester und ging nach dem Frager hin. Binchen bemühte sich, die Gesichtszüge des rätselhaften Mannes oder wenigstens seine Gestalt zu erkennen, aber ver­gebens. Es war zu dunkel und die Entfernung dafür zu weit.

Nachdem er einige Worte mit dem Ruinenbewohner gewechselt, rief Friedlieb:Fräulein, Herr Balthasar meint, er habe für Sie nichts mehr zu essen. Erst morgen früh brächte mein Sohn ihm neuen Vorrat.'

Ich bin mit Nahrungsmitteln versehen," rief Binchen lsut zurück.Hier in der Handtasche habe ich sie bei mir."

Binchen war es, als ob beim Klang ihrer Stimme der Unbekannte den Kopf vorbeuge, wie um besser hören oder die Sprecherin sehen zu können. Dann verschwand er plötzlich, nachdem er mit Friedlieb noch einiges gesprochen hatte. Dieser kehrte zurück.

Gott sei Dank, Herr Balthasar willigt ein," sagte er. Gern will er Ihnen seine Wohnung für diese Nacht überlassen, doch möchten Sie noch einige Augenblicke warten. Er will gewiß erst noch etwas Ordnung schäften, übrigens will er einen andern Ausweg benutzen, um Ihnen nicht begegnen zu müssen."

O, das ist aber schade! Dann kann ich mich ja nicht ein­mal bedanken für das Obdach, das er mir gewährt und ihm

Landesfischereitag.

st Oehringen, 31. Aug. Heute nackmittag 3 Uhr wurde die Fränkische Gaufischerei-Ausstellung, die anläßlich des 20. Württ. Landesfischereitages hier stattfindet, eröffnet. Außer der Vorstandschaft des Landesfischereivereins, den hiesigen Mitglied dern des hiesigen Fischereivereins hatten sich auch die bürgerlichen Kollegien mit dem Stadtvorstand und sonstigen Interessenten eingefunden. Auch die fürstlich Waldenburg'schen Herrschaften waren er­schienen. Vorstand Griesinger hielt die Begrüß-, nngsansprache und Oberstudienrat Lampert erklärte dre Ausstellung für eröffnet. Darauf wurde ein leinhalbstündiger Rundgang durch die Ausstellung unternommen und die Teilnehmer waren von den Gebotenen, zum Teil sehr seltene Fischarten, hoch- ibesriedigt.

Zur Landtagswahl.

st Herrenberg, 31. Aug. Die nationalliberale Partei hat beschlossen, die Landtagskandidatur wie­der dem Schultheiß Gärttner von Gärtringen an­zutragen, der bei der Ersatzwahl dem Kandidaten des Bundes der Landwirte unterlegen ist. Die Zu­sage Gärttners steht noch aus.

st Ludwigsburg, 31. Aug. Die Volkspartei hat die Kandidatur für Ludwigsburg-Amt bei der näch­sten Landtagswahl dem Sekretär der evang. Ar­beitervereine. August Springer in Stuttgart ange­tragen. Dieser hat die Kandidatur angenommen/

mein Bedauern aussprechen für die Unannehmlichkeiten, die ich ihm bereite."

Das ist bei Herrn Balthasar auch gar nicht nötig," ent- gegnete Friedlieb,der hört und sieht überhaupt nicht gern Menschen. Sollte er aber ausnahmsweise Lust haben, mit Ihnen zu sprechen, so wird er sich morgen früh schon bei Ihnen 'einfinden. Da können Sie ihm ja immer noch alles sagen, was Sie auf dem Herzen haben."

Sonderbarer Mensch," dachte Binchen, deren Neugier nun erst recht rege geworden war.

Nach kurzer Zeit hörten sie im Freien ein Geräusch, als ob ein Mensch über Steine klettere.

So, jetzt können wir hineingehen," meinte Friedlieb.Folgen Sie mir getrost nach, Fräulein, Sie brauchen keine Angst zu haben."

Er schritt den dunklen Gang entlang bis zu einer Seiten­türe, die weit offen stand.

Hier sind wir zur Stelle. Treten Sie ein, Fräulein, und machen Sie es sich nach Möglichkeit bequem. Ich wünsche Ihnen eine recht ruhige und gute Nacht. Auch über diesem Gemach waltet der Schutz des Höchsten, der Sie in Frieden ruhen lassen wird. Morgen werde ich früh nach Ihnen sehen. Sollte Ihnen aber wider Erwarten doch noch etwas passieren, so kommen Sie zur Schutzhütte. Ich bin dann gleich bei der Hand. Und nun nochmals: gute Nacht!"

Ich sehe, daß sich die Türe von innen verriegeln läßt, da bin ich nicht ängstlich. Sollte ich aber doch aus irgendeinem Grunde Angst bekommen, so werde ich zu Ihnen kommen oder rufen. Nochmals meinen schönsten Dank für Ihre freundliche Hilfe in der Not. Gute Nacht, schlafen auch Sie wohl!"

Fortsetzung folgt-