A Zehn Jahre Stadtvorstand. Gestern am 13. Oktober, waren es zehn Jahre, daß Stadtschultheiß Conz hier in sein Amt als Stadtschultheiß von Calw eingesetzt wurde. Wir gratulieren Herrn Conz zu diesem Erinnerungstag und wünschen ihm auch für die nächsten zehn Jahre besten Erfolg in seiner Wirksamkeit.

5t. Die Approbation als Arzt im Prüfungsjahr 1911/12 ist vom Ministerium des Innern u. a. nachgenannten Kandidaten der Medizin erteilt worden: Friedrich Gekeler und Walter Rettich, beide von Calw, ferner Paul Weitbrecht von Bad Lieben­zell, Karl Faist von Altensteig bei Nagold und Konrad Finckh von Nagold.

b. Der Wahltermin. Die uns in gleicher Weise wie mehrere anderen Stellen von vertrauenswerter Seite zugegangene Nachrichten, daß als Tag der Wah­len zum Landtag der Mittwoch, der 13. November bestimmt sei, wird jetzt vom Staatsanzeiger als nicht zutreffend bezeichnet mit dem Bemerken, der Wahltag sei noch nicht festgesetzt. Das ist so zu ver­stehen, daß im Staatsministerium der 13. November in Aussicht genommen war und daß dieser Termin nur noch die Zustimmung des Königs bedurfte. Wie es scheint, sind aber neuerdings Bedenken gegen den Tag aufgestiegen, der zugleich als SOjähriger Todes­tag unseres Volksdichters Ludwig Uhland im ganzen Lande gefeiert wird. Möglicherweise hat zu der Ver­änderung des Termins auch die Rücksicht auf die Arbeiterschaft beigetragen, aus deren Kreisen der Wunsch laut geworden war, den Wahltag auf einen Samstag oder einen Montag zu verlegen mit Rück­sicht auf die vielen Tausenden von Arbeitern, die bloß über den Sonntag in ihrem Wohnort wählen und die Woche über auswärtig ihre Arbeit finden, sonach an der Ausübung des Wahlrechtes behindert wären. Nach und nach aber wäre es schon an der Zeit, allgemach zu erfahren, wann die Wahlen statt­finden sollen.

t. Hauptgewinne der 4. Preuß. Klassenlotterie.

Bei der 4. Ziehung der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie am 1. und 12. Oktober fielen 100 000 Mark auf Nr. 93 566, 60 000 Mark auf Nr. 23 150, 40 000 Mark auf Nr. 10 452, 20 0000 Mark auf Nr. 195 802, 15 000 Mark auf Nr. 132 418, je 10 000 Mark auf Nr. 165 565 und 174 448. (Ohne Gewähr.)

scd. Mutmaßliches Wetter. Die Herrschaft des Hochdrucks ist durch die beiden Depressionen über Island und Westrußland ernstlich bedroht, weshalb für Dienstag und Mittwoch zunehmende Bewöl­kung, aber noch meist trockenes Wetter bevorsteht.

Bad Liebenzell, 12. Okt. Um eine Anlage von seltenem Wert ist Liebenzell reicher geworden, es sind die originellen, naturparkartigen Schloßbergan­lagen, die sich im vergangenen Sommer trefflich be­währt haben und nicht zum wenigsten dazu beigetra­gen haben, daß die Kur-Fremden nicht wie ander­wärts, die Stätte der Erholung geflohen sind. Der ganze, zwischen Städtchen und Burgruine gelegene, mehrere Morgen große Schloßberg, der aus schwerzu­gänglichen Einzelparzellen bestand, wurde von der Stadt angekauft und angelegt, wodurch ein Natur­park von nicht geahnter Schönheit entstanden ist. Die größtenteils mit wildem Gesträuch und reichster Form bewachsenen Felsterassen aus denen der Steilhang des Schloßberges besteht, sind durch bequeme Wege mit lauschigen Ruheplätzen erschlossen und sind ein Lieblingsaufenthalt der Fremden geworden; sie wer­

sein Gewand und schienen ihn erwecken zu wollen, er blieb unbeweglich und stumm. Marie hatte wei­nend in der Ferne gestanden, sie nahte sich jetzt mit unsicheren, zagenden Schritten, sie legte ihre schöne Hand auf seine Schulter, sie bliche ihn lange an, sie faßte sich endlich ein Herz und flüsterte:Herr Her­zog! hie ist noch gut Württemberg alleweg!"

Ein tiefer Seufzer löste sich aus seiner gepreß­ten Brust, aber seine Hände drückten sich fester auf die Augen, er sah nicht auf. Jetzt nahte auch Georg. Unwillkürlich kam ihm der heldenmütige Ausdruck dieses Mannes in die Seele, jene gebietende Er­habenheit, die er ihm, als er ihn zum erstenmal gesehen, gezeigt hatte; jedes Wort, das er damals gesprochen, kehrte wieder, und der junge Mann wagte es, zu ihm zu sprechen:Warum so kleinmütig, Mann ohne Namen:3i k>3cw.5 iÜQbatur orl)!5, impLVickum ferient ruinas!"

Wie ein Zauber wirkten diese Worte auf Ulerich von Württemberg. Sei es dieser sein Wahlspruch, sei es jene Mischung von Seelengröße, Trotz und Er­habenheit über das Unglück, was ihm bei seinen Zeitgenossen den Namen desUnerschrockenen" er­warb er zeigte sich von diesem Augenblick an sei­nes Namens würdig.

Das war das rechte Wort, mein junger Freund," sprach er zur Verwunderung aller mit fester Stimme, indem er seine Hände sinken ließ, sein Haupt stolzer aufrichtete, und das alte kriege-

den insbesondere es bei Frühjahr- und Herbstkuren auch bleiben.

st. Gechingen, 12. Okt. Pfarrer Veitter von hier wurde die Pfarrei Bodelshausen, Dekanats Tübingen, übertragen.

Bieselsberg, 13. Oftober. Auf der Liebenzeller Straße bei Unterlengenhardt wurde der Landwirt Johannes Stickel von Bieselsberg durch den Auto­mobilomnibus der Linie Liebenzell-Schömberg ange­fahren und schwer verletzt. Seine Kühe scheuten vor dem Omnibus und drückten ihn gegen diesen, während er gerade vorbeifahren wollte. Ein Insasse des Omnibus nahm sich des Verletzten an und brachte ihn nach Hause.

Nagold, 12. Oftober. Gestern abend wurde dem von hier nach Hall als Professor beförderten Stadt­pfarrer Merz eine schöne ALschiedsfeier im Trauben­saal bereitet. Die Liebe und Anerkennung, die er sich in den 5 Jahren seiner hiesigen Wirksamkeit er­worben hat, kam in den herzlichen Ansprachen des Dekans Pfleiderer, Oberamtmanns Kommerell, Se­minarrektors Dieterle, Stadtschultheißen Brodbeck u. a. zum Ausdruck. Hübsche Aufführungen des Jüng­lingsvereins, dessen Vorstand der Scheidende war und Chöre des Liederkranzes verschönten die Feier. Der Scheidende hatte auch gutes gewirkt als Aus­schußmitglied des Arbeitervereins. Äm Freitag abend fand auch in dem Filialort Jselshausen eine wür­dige Abschiedsfeier für Stadtpfarrer Merz in der Linde" statt.

Pforzheim, 13. Oktober. Dieser Tage fand man in der Nagold einen Haufen Edelmetall, nament­lich Goldblech und halbfertigen Schmuck (Armbän­der), was anscheinend aus mehreren Bijouteriefab­riken stammte und zweifellos gestohlen war. Der Fund hat einen Wert von mehreren hundert Mark. Jedenfalls fürchtete der Dieb, entdeckt zu werden und entledigte sich bei Zeiten seiner Beute. Die Polizei lädt nun zur Besichtigung des Fundes ein.

Württemberg.

Das Wahlprogramm der Volkspartei.

Unmittelbar nach dem großen Parteitag in Mannheim trat am 10. Spetember des Landesaus­schuß und die Vertreter der volksparteilichen Presse zur Beratung des Programnt-Entwurfs zu einer sechsstündigen Sitzung zusammen, und Punkt für Punkt durchberaten und ergänzt, wurde das Pro­gramm einmütig angenommen. Das Programm hebt die demokratischen Grundlinien klar hervor und gliedert sich in die Abschnitte:Verwaltung und Rechtspflege",Wirtschaftsleben und Verkehr", Schule und Kunst",Finanz- und Steuerwe­sen", Verfassung und Reich."

Unter der großen Zahl der Forderungen heben wir hervor: Abschaffung der Kreisregierung und gründliche Verwaltungsreorganisation; Steuerre­form, Erhöhung des Steuerminimums, Vermögens­steuer, Abschaffung der veralteten Staatsgewerbe­steuer; Landwirtschaftskammer und Arbeitskammer; Handelshochschule und Reichsmuseum für die verviel­fältigende Kunst in Württemberg; Uebernahme der persönlichen Volksschullasten auf den Staat; Eisen­bahnbetriebsgemeinschaft; Herabsetzung der Lebens­mitteltarife; Finanzielle Scheidung von Staat und Kirche. Durchführung der konstitutionellen Regie­rungsweise unter der Regierung König Wilhelms II.

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rische Feuer aus seinen Augen loderte;das war das rechte Wort. Ich danke dir, daß du mir es zu­gerufen. Tretet vor, Marx Stumpf, Ritter von Schweinsberg, und berichtet mir über Eure Sen­dung. Doch reiche mir zuvor einen Becher, Marie!"

Es war letzten Donnerstag, daß ich Euch ver­ließ," hob der Ritter an;Hans steckte mich in diese Kleidung und zeigte mir, wie ich mich zu benehmen habe. In Pfullingen kehrte ich ein, um zu probieren, ob man mich nicht kenne, aber die Wirtin gab mir so gleichgültig einen Schoppen, als habe sie den Rit­ter Stumpf in ihrem Leben nie gesehen, und ein Ratsherr den ich noch vor acht Tagen tüchtig aus­gescholten hatte, trank mit mir, als hätte ich zeit­lebens den Kram auf dem Rucken getragen. Der junge Herr dort war auch in der Schenke."

' Der Herzog schien sich an dieser Erzählung zu zerstreuen; munterer, als man bei so großem Un­glück hätte denken sollen, fragte er:Nun Georg, du hast ihn gesehen; sah er so recht aus wie ein schäbiger, filziger Krämer? Wie?

Ich denke, er hat seine Rolle gut gespielt," antwortete der junge Mann lächelnd.

Von Pfullingen zog ich abends noch fürbaß bis nach Reutlingen. Dort war in der Weinstube ein ganzer Trieb Bündischer: Augsburger, Nürn­berger, Ulmer, alle mögliche Städtler, und jubelier- ten mit den Reutlingern, daß man die Hirschgeweihe wieder von ihren Wappen genommen, die Ihr ihnen

Die Kandidatenaufstellung zur kommenden Landlagswahl vollzog sich, wie die Blätter melden, m denjenigen Bezirken, in denen die einzelnen Par­teien mit Aussicht auf Erfolg in den Wahlkampf eintreten können, am frühesten. Die Zahl der be­reits nominierten Kandidaten der Volkspartei be­trägt 36, von der Sozialdemokratie sind bis jetzt 32, von der Nationalliberalen Partei 21, vom Bund der Landwirte und den Konservativen 22, und vom Zentrum 23 aufgestellt. Auch die Frage der Prok- lamierung der Proporzkandidaten ist jetzt aktuell ge­worden. Die nächsten Versammlungen der sozial­demokratischen Vereine Eroß-Stuttgarts beschäftigen sich fast durchweg mit der Frage der Kandidatenauf­stellung für die Verhältniswahlen.

Stuttgart, 12. Oktober. Der Landesausschuß der Volkspartei hat an das Ministerium des Innern mit Rücksicht auf die außergewöhnlichen Verhältnisse des Weinjahres 1912 eine Resolution gerichtet, bei der Reichsregierung Maßnahmen anzuregen, die aus­nahmsweise für das heurige Wachstum eine das Höchstmaß von 20 Prozent übersteigende Zuckerung zu ermöglichen.

Stuttgart, 12. Oktober. In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung wurde eine national­liberale Frauenortsgruppe Stuttgart gegründet. Das Referat erstattete Frau Dir. Kaufmann. Ferner sprachen Reichstagsabgeordneter Keinath und Ge­meinderat Reihten.

Horb, 12. Oktober. Der PolizeihundLux" von Stuttgart hatte im benachbarten Mühlen a. N. zu tun. In einem etwas einzelstehenden Hause war nächtlicherweise eingebrochen, die Ladenkasse mit 6 Mark Inhalt geleert und verschiedene Waren gestoh­len worden. Der Dieb vernichtete Rechnungen und Schriftstücke, warf den Inhalt mehrer Warenschub­laden auf den Boden und entfernte sich dann wieder auf dem Wege durch das Dach, von dem er etliche Zie­gel entfernt hatte. Der Polizeihund nahm eine Spur auf, verfolgte sie in ein Wirtshaus und ver­bellte dort ein Bett, in dem jedoch in der betreffenden Nacht niemand geschlafen haben soll. Man ist auf den Ausgang der Untersuchung sehr gespannt.

Ludwigsburg, 12. Oktober. Trotz des regneri­schen Sommers war die Zahl der Badegäste des Städt. Heilbades dank glänzender Heilerfolge Heuer eine noch größere als in dem überaus vom Wetter begllstigten Jahre 1911. Auch jetzt ist die Benützung des Bads noch eine so rege, daß sich die Verwaltung entschlossen hat, beim Anhalten des mil­den Wetters das Bad bis Ende Oktober geöffnet zu halten.

Breuningsweiler, Oberamt Waiblingen, 12. Ok­tober. Das Weingärtners Friedrich Layer 53jährige Frau hat sich erhängt, vermutlich infolge Schwermut über den Fehlherbst.

Sulzgries, Oberamt Eßlingen, 12. Oktober. Da die hiesige Krankenschwester schon seit zwei Tagen keine Krankenbesuche machte, übrhaupt nichts von sich hören ließ, entschloß man sich, die Türe ihrer Woh­nung gewaltsam zu öffnen. Es stellte sich nun heraus, daß die überaus pflichteifrige Person im Bett einen Schlaganfall erlitten hatte und seither hilflos in ihrer Stube lag. Es besteht wenig Hoffnung, sie am Leben zu erhalten.

Göggingen, Oberamt Gmünd, 12. Oktober. Heute früh 6 Uhr sprang eine seit längerer Zeit Herzkranke Frau im Delirium aus dem Bett, trat vors Haus,

aufgesetzt habt. Sie schimpften und sangen Spott­lieder über Euch, die bewiesen, wie sehr sie Euch noch immer fürchten. Am Karfreitag früh ging ich nach Tübingen, das Herz pochte mir, als ich das Vürg- holz herunter kam, und das schöne Neckartal vor meinen Blicken lag, und die festen Türme und Zin­nen von Tübingen vom Berge herüber ragten."

Der Herzog preßte die Lippen zusammen, wandte sich ab und sah hinaus ins Weite. Der von Schweins­berg hielt inne und blickte teilnehmend auf seinen Herrn, doch jener winkte ihm, fortzufahren.

Ich stieg hinab ins Tal und wandelte weiter nach Tübingen. Die Stadt war schon seit vielen Tagen von Bundischen besetzt, und nur wenige Trup­pen standen mehr im Lager, das sie über dem Am» msrtal auf dem Berge geschlagen hatten. Ich be­schloß, mich in die Stadt zu schleichen und hinzuhor­chen, wie es mit dem Schloß stehe, ehe denn ich aus dem geheimen Wege zur Besatzung ginge. Ihr ken­net die Herberge in der obern Stadt, nicht weit von der St. Georgenkirche; dort trat ich ein und setzte mich zum Weine. Die bündischen Ritter, so erfuhr ich unterwegs, kehrten oft dort ein, daher schien mir dies der beste Platz zu meinen Zwecken."

Ihr wagtet viel", unterbrach ihn Herr von Lichtenstein;wie leicht konnten Leute da sein, die Euch abkaufen wollten, und da wäre der Krämer bald entdeckt gewesen!"

(Fortsetzung folgt.)