Lsndrsnschrichrrn.

rM-nttl« 7. August.

* Sitzung des Gemeinderats am 6. August. In der gestrigen Sitzung wurde eine Reihe Verwalt- ungssachen erledigt. U. a. wurde die erledigte Straßenwartstelle für die Bahnhof-, Rosen- und Karlsstraße besetzt. Es hatten sich 11 Bewerber gemeldet. In geheimer Abstimmung wurde Karl Frey, Schuhmacher mit 7 von 10 Stimmen ge­wählt. Da dieses Jahr eine reiche Obsternte zu erwarten ist, so wurde für die Zeit vom 15. August bis 15. Oktober ein besonderer Feldschütz (Oüsthüier) angestellt und zwar Ehr. Schw ei­tert, Schuhmacher um eine Entschädigung von 60 Mk. Außerdem erhielten die zwei Wegwarte, die den ordentlichen Feldschutz gemeinsam mit dem Waldschützen besorgen, die strenge Weisung, unnach- sichtlich vorzugehen.

Theaterschluß. Der gestrige letzte Theater­abend der Gesellschaft Faaß führte noch, wie zu er­warten war, zahlreiche Theaterfreunde in den Gast­hof zumgrünen Baum", dessen Saal nochmals voll besetzt war. Zum Teil kam man um das hübsche Stück des Abends, Alt-Heidelberg, zu se­hen, wohl zum größten Teil aber der scheidenden Theatergesellschaft oder einzelner ihrer Mitglieder zu liebe. Niemand wird von dieser letzten hie­sigen Vorstellung unbefriedigt fortgegangen sein, denn das hübsche Stück wurde vorzüglich gegeben, die einzelnen Rollen Ivaren gut verteilt und se­tz es Mitspielende gab sein Bestes. Durch diese Vor­stellung hat sich die Theatergesellschast Faaß einen guten Abgang verschafft. Den Schluß bildete ein Abschiedsprolog, gesprochen von Fräulein Berta Faaß, die durch ihr schönes Spiel und ihre shm- patischc Erscheinung manchen Abend verschönte und bei dem Erfolg manchen Stückes den Ausschlag gab. Die gestrige Vorstellung bekam durch diesen Ab­schiedsprolog noch eine wehmütige Note. Der fein­sinnige Epilog wurde von der talentierten Künst­lerin in einer solch feinen vollendeten Weise vor­getragen, daß sie dabei die Herzen der Zuhörer und Zuhörerinnen vollends für sich gewann und einen tiefen Eindruck, zurückließ. Die Theaterge­sellschaft Faaß hat uns während ihres Hierseins manchen schönen Abend geboten und kommt sie, wie aus dem Aüschiedsprolog geschlossen werden kann, später einmal wieder hierher, so wird sie bei den dankbaren Altensteigern eine gute Auf­nahme finden.

js Kolonialdenkmünze. Der Kaiser hat eine Kolonialdenkmünze für Teilnehmer an militärischen Unternehmungen in den Schutzgebieten seit 1884 gestiftet. Die nicht mehr in militärischer Kon­trolle stehenden Persönlichkeiten werden aufgesor- dert, ihre Ansprüche auf die Kolonialdenkmünze bei dem ihrem jetzigen Wohnort zunächst gelege­nen Bezirkskommando oder Meldeamt unter Vor­lage des Militärpasses oder sonstiger Unterlagen geltend zu machen. Für die Teilnahme an krie­gerischen Ereignissen, für die bereits besondere Denkmünzen gestiftet worden sind, wird jene "Denk­münze nicht verliehen.

* Grömbach, 7. Aug. Gestern nachmittag schlug der Blitz in das hiesige staatliche Forstwart­haus, als gerade die Familie des Forstwarts

M L-sefrucHt. M

Ich halte es mit den Wenigen, die ihr Heini dort suchen wo man schlicht und wahr, innig und treu ist, wo dem Manne eigene Kraft über fremde und Gerechtigkeit über alles geht.

PNer Rosegger.

Urkraft der Dirke.

Roman von Karl Engelhardt.

(Fonsetzung.) Nachdruck verboten.

X.

Ein frischer Morgen folgte der stürmischen Nacht. In dem kleinen Garten hinter dem Throndhjemschen Hause duftete es kräftig, berauschend. Die Blumen reckren auf schlanken Stengeln ihre Kelche und Dolden, vom Boden leuchteien die Beete im bunten Farbenwirrwar. Auf Blättern und Blüten lag noch ein ganz klein wenig Feuchtigkeit: ein Schimmer, wie über einem Auge. Die letzte Spur eines nächtlichen Sturines.

Maja schritt an der Seite ihres Bruders auf und ab. In ihrer Seele lag noch der Schmerz der halbdurchwachten Nacht.

Sie halte bald das Gespräch auf Karla gelenkt.

.Liebst du sie immer noch, Walter?"

.Mehr als je."

.Und hast du bessere Aussichten?"

.Eher das Gegenteil," erwiderte er trüb.

.Ihr seid doch gestern abend den ganzen Weg allein zu­sammen gegangen. Hast du nichts mit ihr gesprochen?"

.Ja, ich versuchte es. Aber ich bin vielmehr hoffnungslos dadurch geworden."

.Ich verstehe Karla gar nicht. Weshalb sollte sie denn

Langenbucher beim Vesper saß. Der Blitz traf in den Daebstuhl und schnell stand das Haus in Flammen, das rollsiandig niederbrannte. Durch das rasche, energische Eingreifen der hiesigen und Garrweiler Feuerwehr konnte das infolge heftigen Windes sehr gefährdete Gasthaus z.Lamm" ge­rettet werden. Vom Mobiliar des abgebrannten Hauses, das erst diesen Sommer z. T. neu einge­richtet wurde, konnte nur wenig in Sicherheit ge­bracht werden.

* Freu-ensta-t, 6. Aug. Heute nacht brannte ein kleines Nebengebäude der Feilenhauerei Graf im Christophstal nieder.

* Weilderstudt, 5. Aug^ In Münklingen fand gestern die Einweihung eines zweiten Schul­hauses statt. Dieses wurde mit einem Kostenauf­wand von 30000 Mi. erstellt und entspricht in jeder Weise der Neuzeit; es hat hauptsächlich eine prachtvolle freie Lage.

js Rottweil, 6. Aug. Vergangene Nacht ist das Wohn- und Oekonomiegebäude des Wagners Erster in Dormettingen bis auf den Grund nieder­gebrannt.

st Schramberg, 6. Aug.. Die infolge Konkurs eingestellte frühere Deutsch-Amerikanische Uhrenfa­brik (K. Mayer und Söhne) ist samt Areal und Wasserkraft, um die Summe von 57 000 Mk. in den Besitz des Mechanikers Albert Lamprecht und des Kaufmann Lehmann übergegangen.

st Rottenburg, 6. Aug., In den oberen Säg­mühlekanal fiel gestern ein Kind. Weiter unten war ein junger Mann mit Angeln beschäftigt. Als er das Kind auf dem Wasser daher treiben sah, sprang er beherzt in die vom Regen augeschwol- lenen Fluten und brachte es ans Land. Bald kamen auch die Eltern dazu und bemühten sich samt dem Retter mit Erfolg, das bewußtlose Kind ins Leben zurückzurufen.

st Pfullingen, 6. Aug., Mit einem Schäjdel- bruch wurde heute früh der 15jährige Sohn der Metzgerswitwe Hageloch auf dem Boden der Scheune aufgefunden. Er war beim Heuabladen aus großer Höhe abgestürzt. Es besteht wenig Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten.

st Stuttgart, 6. Aug.. (Nach der Wasser­kante.) Etwa 450 Personen sind zur Teilnahme an der Sonderfahrt des württ. Landesvereins vom Deutschen Flottenverein heute vormittag 8 Uhr nach Bremen abgereist. Besucht werden außer Bremen, Helgoland, Kiel, Hamburg und Friedrichsruh. Am 13. August nimmt die Fahrt ihr Ende.

(st Beilstein, OA. Marbach, 6. Aug. (Pleites.) lieber das Vermögen des in weiten Kreisen be­kannten Schuhfabrikanten Wilhelm Spahr hier wurde das Konkursverfahren eröffnet. Man hofft, die Fabrik, in der eine Reihe Arbeiter lohnenden Verdienst fand, dem hiesigen industriearmen Platze erhalten zu können.

st Obersontheim, OA. Gaildorf, 6. Aug. Ge­stern nacht etwa um 1 Uhr ist das ehemalige Fr. Rössersche Scheunengebäude, das z. Z. im Besitz eines Konsortiums von Handelsleuten ist, abge­brannt. Brandstiftung wird stark vermutet, da dies in kurzer Zeit der zweite Brand in diesem Jahr ist.

st Kirchheim u. T., 6. Aug. Seit heute früh sind hier alle Gipsergesellen wegen Lohndifferenzen

gegen dich eine Abneigung haben. Weißt du keinen Grund?"

Ich könnte mir keinen denken als den, daß eben jedes seinen eigenen Geschmack hat. Liebe läßt sich nicht aufzwingen."

Ja --" sagte sie ganz betroffen.Da hast du recht-!'

Sie schwiegen beide. Leise knirschte der Sand unter ihren

Füßen.

Ter Wohlgeruch umhauchte sie von rechts und links. In Gedanken verloren strich Maja ganz sachte mit der Hand über die nickenden Rosen zu ihrer Seite, während sie vorüberging.

Walter," sagte sie plötzlich. Wenn sie vielleicht einen andern liebte?"

Ich habe auch schon daran gedacht. Aber dann müßte «S ziemlich weit zurückliegen. In Berlin hat sie sich sicher in niemand verliebt. Denn sie kam nur selten in Gesellschaft. Und da war ich fast stets dabei. Und blind bin ich doch

schließlich auch nicht. Hier aber-da blitzte plötzlich eins

Vermutung in ihm auf, daß ihm das Blut zu Kopfe stieg. Unwillkürlich war er stehen geblieben.

Was wolltest du sagen?" fragte sie rasch.

Er hatte sich schon wieder gefaßt und versuchte, den Ge­danken abzuschütteln.

Hier war sie ja immer mit euch zusammen gewesen," sagte er in möglichst ruhigem Ton.

Maja sah ihn einen Augenblick rasch von der Seite an. Voll Argwohn.

Sollte auch er daran gedacht haben ?"

Ja, er hatte daran gedacht. Wieder trat Schweigen ein zwischen ihnen.

Jener kurze Verdacht aber brachte ihn zum Entschlüsse. Er mußte es entscheiden, gleichviel wie es aus siel. Diese Un­gewißheit ertrug er nicht länger. Sobald sich die Gelegenheit bot, würde er sprechen, ihr alles sagen, was er fühlte und was er hoffte und begehrte.

in den Ausstand getreten. Sie bezogen bisher einen Stundenlohn von 50 Pfg. bis 53 Pfg., ver­langten aber 56 bis 60 Pfg.

st Göppingen, 6. Aug. (Unfälle.) (Beim Wetturnen anläßlich des Kreisturnfestes wurde beim Kugelstoßen ein lOjähriger Knabe von einer Ku­gel derart getroffen, daß es längere Zeit bewußt­los war Verletzungen scheint er nicht erlitten zu haben. Ein Turner aus Gmünd mußte mit einem Knöchelbruch ins Bezirkskrankenhaus ü-erge-- führt werden. Weiter mußte die Sanitätsko könne bei mehreren Verstauchungen, Abschürfungen usw. rn Tätigkeit treten.

Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Feuerbach.

st Stuttgart, 6. Aug. Die anläßlich der Feier des 25 jährigen Jubiläums des Gewerbe-Vereins Feuerbach veranstaltete Gewerbe- und Industrie- Ausstellung wurde heute nachmittag feierlich er­öffnet.

Zur Landtagswahl.

st Rottweil, 6. Aug. Die Vertrauensmänner der Zentrumspartei des Bezirks Rottweil haben gestern einstimmig beschlossen, den bisherigen Landtagsabgeordneten, Schultheiß Maier in Dietin­gen, wieder als Kandidaten aufzustellen. Maier hat angenommen. Bei dieser Gelegenheit möge die gestrige Notiz aus Saulgau über die Landtags­wahl eine Berichtigung erfahren. Es hatte gehei­ßen, daß das Zentrum im Bezirk Saulgau, eben­so wie in Horb und Rottweil einen Personenwechsel bei der Kandidatur vornehmen wolle. Das ist rich­tig zu lesen: .Wie in Horb und Rottenbürg".

Lus drm Reiche.

st Leipzig, 6. August. Der Untersuchungsrichter erklärte, daß die Freilassung des russischen Hauptmanns Kostewitsch vorläufig nicht erfolgen werde.

st Berlin, 6. Aug. Heute nachmittag um 2.32 Uhr wurde an Kilometer 19,94 der Strecke Berlin-Halle zwischen Großbeeren und Ludwigsselde das Fuhrwerk des Besitzers Ebel aus Teltow überfahren und zertrümmert. Getötet wurden die Ehefrau des Besitzers Ebel und deren Sohn. Es liegt eigenes Verschulden der Getöteten vor, da die geschlossene Schranke von ihnen eigenmächtig geöffnet worden ist.

st Johannistal, 6. Aug. Heute nachmittag verunglückte der Monteur Denell aus Wittenberg auf dem Flugplatz Johannistal tödlich. Denell, der bei den Rumpler-Werken beschäftigt war, drehte an dem Propeller eines Flugzeugs, das im Schuppen stand. Der Motor sprang plötzlich an, die Maschine setzte sich in Bewegung und drückte den Mon­teur, der von dem Propeller erfaßt wurde, gegen den Schup­pen, wobei Denell löbliche Verletzungen erlitt.

st Berlin, 6. August. Nachdem die Pest in Porto Rico und Algier festgestellt ist, sind, wie im.Reichsanzeiger" be­kannt gegeben wird, die von der Insel Porto Rico und dem Hafen von Algier nach einem deutschen Hafen kommenden Schiffe und ihre Passagiere bis auf weiteres vor der Zu­lassung zum freien Verkehr ärztlich zu untersuchen.

Das Ivvjährige Jubiläum der Firma Krupp.

st Essen, 6. August. Zu dem heutigen Festabend der 100-Jahrfeier, welcher die Werksangehörigen mit der Familie Krupp in dem festlich geschmückten städtischen Saalbau ver­einigte, waren ungefähr 1810 Werksangehörige und Gäste

Ich kann diesen Zustand nicht mehr aushalten," sagte er. Ich werde mir Gewißheit holen."

Und würde dich eine Abweisung sehr traurig machen?" fragte Maja besorgt.

Er winkte resigniert mit der Hand ab.

.Erlaß mir die Antwort darauf, Maja!"

Kaum waren die beiden Geschwister in das Haus zurück­gekehrt, so erklärte Walter, noch vor dem Essen ein wenig am Strande spazieren zu gehen. Die Erwartung und all die Gedanken ließen ihm keine Ruhe.

Er ging nach Osten. Wohin sich fast keine Badegäste ver­loren. Nur hier und da ein einsames Paar, ein einziger Mensch. Als kleine schwarze Punkte zogen die wenigen Spazier­gänger den Strand entlang, weit von Walter.

Zur Rechten ruhte das Meer. Leiser Atemzug hob seine Brust. Mit tausend und abertausend offnen Augen lag es da. Die zwinkerten und glitzerten schelmisch. Und lachten der Sonne entgegen. Und luden lockend ein. Walter verstand ihre Sprache heute nicht. Wolken umdüsterten seine Seele. Und seine Augen starrten scharf und ausdruckslos. Er schritt lang­sam, gesenkten Hauptes. Und preßte die Lippen aufeinander.

Es war zum Närrischwerden I Daß er doch seine unglück­selige Leidenschaft hätte bezwingen können! Aber sie war ja wie ein mächtiges Feuer, das man zu ersticken sucht, überall schlägt es doppelt hoch empor. Und brennt und lohet weiter.

Und wie liebte er sie! Er hatte keinen andern Gedanken als sie sie, und wieder sie! All sein Fühlen strebte ihr zu. Sie war seine Seele am Tage und sein Traum in der Nacht.

Daß eine solche Liebe nicht Gegenliebe erzeugen konnte! Es konnte nicht anders sein, sie mußte einen andern lieben. Aber da kam auch gleich wieder jener gräßliche Gedanke.

Wen? Einen Mann aus vergangener Zeit? Oder oder Erich? ^ ^