Die Festsetzung des Anfangs- und Endgehalts für die einzelnen Kategorien .bleibt einer besonderen Kommission Vorbehalten.

st Freudenstadt, 5. Aug. In der Nähe vom Schiff in Christophstal verunglückte der 20 Jahre alte Radfahrer Wilhelm Halft von Baiersbronn so schwer, daß er von der Freiwilligen Sanitäts- lolonne bewußtlos ins hiesige Bezirkskrankenhaus verbracht werden mußte. Heute früh ist er wie­der zum Bewußtsein gekommen. Ein anderer Radfahrer fuhr in der Nähe von Friedrichstal; auf ein Auto auf. Die Insassen nahmen sich des Verunglückten an und überführten ihn ins Be­zirkskrankenhaus.

ss Lauterbach, OA. Oberndorf, 5. Aug. Vom schönsten Wetter begünstigt, feierte gestern der Ge­sangvereinFrohsinn" fein 40jähriges Stiftungs­fest. Da der Verein Mitglied des Schwäbischen Sängerbundes und des Kinzigtäler Verbandes ist, waren viele Brudervereine mit Fahnen erschienen. An dem Wertungsgesang nahmen 3 Vereine teil. Das Fest nahm den schönsten Verlauf.

ff Herrenberg, 5. Aug. Infolge der zunehmen­den Gipsindustrie in unserem Ammertal sollen demnächst die Bahnhöfe Entringen und Breitenholz erweitert werden. Der Bahnhof Entringen wird ein weiteres Gleis und Ein- und Ausfahrtssignale, der Bahnhof Breitenholz zwei weitere Gleise erhal­ten.

* Herrenalb, 5. Aug. Zwei Loffenauer Wilde­rer, welche erst vor kurzer Zeit nach Verbüß­ung einer Strafe zurückgekehrt waren, wurden vorgestern wegen erneuten Wilderns in das Neuen­bürger Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.

st Stuttgart, 5. Aug. Gestern abend wurde in der oberen Bachstraße der verheiratete Taglöhner Rixinger ermordet. Der durch einen Messer­stich ums Leben gekommene Taglöhner Karl Ri­xinger war 38 Jahre alt. Er stand mit seiner Frau vor dem Hause in der Kreuzstraße 7, wo er wohnte, als zwei Rowdies des Wegs kamen und seine Frau belästigten. Rixinger griff ein und entriß dem einen der Kerle seinen Stock, wor­auf er sich der oberen Bachstraße zu wandte. Dort sprang einer der Burschen von hinten auf Rixin­ger los und brachte ihm einen Messerstich bei. Rixinger konnte sich noch in seine Wohnung be­geben, brach aber dort zusammen und mußte ins Katharinenhospital geschafft werden, wo er bald daraus verschied. Er hinterläßt außer der Witwe noch drei unversorgte Kinder. Rixinger, der aus dem Bezirk Blaubeuren stammt, galt als ein stiller und solider Mann. Die Untaten im Bohnenviertel wollen trotz der vermehrten Sicher­heitsmaßregeln durch die Polizei kein Ende neh­men.

st Stuttgart, 5. Aug. (Reifeprüfung.) Auf Grund der im Juni und Juli ds. Js, an den Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen des Landes abgehaltenen Reifeprüfungen, sowie der Konkursprüfungen für die Aufnahme in das evang.- theologische Seminar und in das Wilhelmsstift in Tübingen haben im ganzen 727 Prüflinge (dar­unter 24 Mädchen, das Zeugnis der Röife erlangt und zwar 1. an den 14 Gymnasien in Cann­statt, Ehingen, Ellwangen, Eßlingen, Hall, Heil-

M Lesefrucht. W

Die bessre Zeit ist ein Erinnern,

Und alles Glück ist Streben nur;

So geh' ich auf des Glückes Spur Und trag' die bessre Zeit im Innern.

Siebel.

Urkraft brr Kirbe.

Roman von Karl Engelhardt.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Ein trüber Schatten legte sich auf Karlas Stirn. Sie preßte die Lippen aufeinander, daß sie schmal und glatt lagen. Eine unausgesprochene Erregung zuckte in ihrem Gesicht. Nach einer kleinen Pause sagte sie langsam und gedehnt:

.Selbst wenn ich krank wäre. Ich hasse jedes hinsterbende Leiden mit der Lazarusmiene im Gesicht, das klagt und mit jedem trübseligen Blick kund tut, wie beklagenswert es ist, und mit jeder müden schmerzlich-resignierten Bewegung Mitleid heischt. O ich fürchte mich unsäglich vor dem Augenblick, wo uns eine Krankheit die letzte Kraft und die letzte Frische nimmt. So lange ich mich noch aufrecht halten könnte, möchte ich leben, leben wie die Gesunden und mit den Gesunden. Ohne Klage und ohne Mitleid. Nur nicht beklagt und be­dauert. Und keine zarte Rücksicht, die einem jeden Genuß ver­kümmerte, indem sie stetig und immer daran erinnert, daß man nicht zu den Vollmenschen gehört. Das ist mir wider­wärtig, verhaßt."

Je länger sie sprach, desto mehr ereiferte sie sich. Als spräche sie für ihre eigene Person. Diesen Eindruck hatte auch Walter.

bronn, Ludwigsburg, Ravensburg, Reutlingen, Rott­weil, Stuttgart Eberhard - Ludwigs Gymnasium, Stuttgart Karls-Gymnasium, Tübingen und Ulm, sowie bei den Konkursprüfungen für die theolo­gischen Bildungsanstalten zusammen 359 (darun­ter 16 Mädchen), 2. an den 5 Realgymnasien in Gmünd, Göppingen, Heilbronn, Stuttgart und Ulm zusammen 125 (darunter 5 Mädchen), 3, an den 12 Oberrealschulen in Cannstatt, Eßlingen, Göp­pingen, Hall, Heilbronn, Ludwigsburg, Ravensburg, Reutlingen, Stuttgart Friedrich-Eugens-Realschule', Stuttgart Wilhelmsrealschule, Tübingen und Ulm zusammen 243 (darunter 3 Mädchen).

ff Feuerbwch, 5. Aug.. In der Fabrik von Siegle u. Cie. brach am Samstag abend ein Brand aus, dem das Dörrhaus vollständig zum Opfer fiel. Die Feuerwehr hatte nahezu zwei Stunden angestrengt zu arbeiten, um die Flammen aus ihren Herd zu beschränken. Der Schaden ist ziem­lich beträchtlich. Brandstiftung wird vermutet.

st Gmünd, 5. Aug. (Der Fleischkrieg.) Der hiesige Fleischkrieg wird interessant. Die Metzger- genossenschast gibt jetzt, nachdem sich eine Versamm­lung der freien Gewerkschaften am Sonntag abend und eine Versammlung der christlichen Gewerk-) schäften am Sonntag morgen mit dem Aufschlag befaßt haben, einen teilweisen Preisabschlag bekannt. Die Begründung, daß der Abschlag wegen zu großer Ueberführung des heutigen Viehmarktes erfolge, ist köstlich. Das Rindfleisch kostet jetzt nur noch 90 Pfg., ebenso das Kalbfleisch, das Schweineschmalz 1 Mk. Ochsenfleisch und Schweine­fleisch kostet nach wie vor 1 Mk. per Pfund. Die Arbeiterschaft hat mit ihrem Vorgehen zweifellos einen Erfolg erzielt. Der Abschlag wegen zu gro­ßer Zufuhr auf dem Viehmarkt ist natürlich nur eine Ausrede, die die Verlegenheit der unterlege­nen Metzger beweist. Die Mehgergenossenschaft hatte den Preis für Wurstwaren und Fleisch erhöht. Ochsensleisch und Schweinefleisch kostete 1 Mk., Rind­fleisch und Kalbfleisch 95 Pfg., Schweineschmalz! 1,10 Mark.

st GeiMngeir as St., 5. Aug. Im Verlause eines Wortwechsels zog der 18jährige italienische Tag­löhner Cesare Liwerie sein Messer und xxinnte es seinem um ein Jahr älteren Mitarbeiter Berruzio Rosini aus Montavio in den Unterleib und in den Rücken. Dem Gestochenen gelang es mit vie­ler Mühe, in seine Wohnung zu fliehen, wo er dann bewußtlos zusammenbrach und ins Kran­kenhaus gebracht werden mußte. Die Verletzungen sind so schwer, daß er wohl kaum am Leben er­halten werden kann. Um die beiden Streitenden hatte sich ein Kreis von 10 Italienern gebildet, die sich vollständig untätig verhielten und auch nicht eingriffen, als der Messerheld seinem Opfer den ersten Stich beigebracht hatte. Der Täter konnte noch nicht gefaßt Kerben.

s s Jllertissen, 5. Aug. (Ein wütender Reh - Lock.) Bei Feldarbeiten wurde am Samstag ein 13jähriges Mädchen von einem Rehbock überfal­len, zu Boden gestoßen und mit dem Geweih so­lange bearbeitet, bis durch die gellenden Hilferufe der Angefallenen Leute herbeieilten und das wü­stende Tier verjagten. Das Mädchen hat schwere Verletzungen erlitten.

.Sie mögen recht haben, Fräulein Fannemor. Aber sic sprechen, als gälte es für Sie selbst. Und Gesunde könne:: nur schwer über Kranksein urteilen.

»Ja,!" sagte sie und atmete tief auf. .So wird es wodl sein." Das letzte klang wie eine Abweisung.

Das Gespräch stockte. Man mußte rascher schreiten. Und über den so sommerabendschwülen Herzenston, von dem die ersten Worte Wallers getragen gewesen waren, batte sich's wie Morgentau gelegt. Abkühlend, ernüchternd im Lichte des auf­grauenden Tages.

In der Seele Karlas schwang es wie Saiten, über die der Bogen gestrichen. Weiche, wehe Mollakkorde. Schmer.:- erzitternd.

Schweigend, mit langen, eiligen Schritten tiefen ne neben­einander her. Die Hand Karlas ruhte noch auf dem Arm Walters.

Auch das erste Paar hatte begonnen rascher zu gehen. Sie hatten auf dem ganzen Wege fast nichts miteinander ge­sprochen. Er in seiner gewohnten Verschlossenheit und Ver­bohrtheit. Sie vor Verlangen sich fast verzehrend, Zärtlich­keiten zu erweisen und zu empfangen. Doch kaum, daß sich dieses Verlangen dann und wann blitzartig in ihre Augen wagte.

Wie Gleichgültige, Teilnahmslose schritten die vier Menschen dahin. Als seien sie sich innerlich nicht ein bischen nah.

Und doch arbeitete an dem Herzen eines jeden, still, ver­schwiegen aber sicher die Urkraft der Liebe.-

Man kam noch vor Ausbruch des Gewitters zu Hause an. Bei Throndhjems. Denn sie ließen Karla nicht weg. Und sie sträubte sich nicht.

Man saß plaudernd beisammen. Maja hatte einen Tee gebraut. Der Samowar glänzte gleißend auf dem Tisch. In schwersilbernen Gestellen ruhten die geschliffenen, schlanken Teealäier.

Zur Landtagswahl.

* Calw, L Aug- In einer am Sonntag im Saale der Brauerei Dreiß von der Fortschr. Volks­partei einberufenen Vertrauensmännerversammlung wurde der seitherige Landtagsabgeordnete Verwal­tungsaktuar Staudenmayer einstimmig wieder als Kandidat aufgestellt. Staudenmayer nahm die Kandidatur an. Nachdem er sich über die allge­meine politische Lage ausgesprochen hatte und nach Entgegennahme der Stimmungsberichte aus den einzelnen vertretenen Gemeinden wurde die Ver­sammlung, in guter Hoffnung auf eine Wieder­wahl des bewährten Vertreters, geschlossen.

st Frendenstadt, 5. Aug. Me Fortschr. Volks­partei hast in einer gestern hier abgehaltenen, aus allen Teilen des Bezirks zahlreich besuchten Vertrauensmännerversammlung de« derzeitigen Ab­geordneten Schultheiß Gastser von Baiersbronn einstimmig als Kandidaten für die bevorstehende Lanütagswahl ausgestellt. Gaiser, der von der Deutschen Partei unterstützt wird und dessen Wie­derwahl als eine aussichtsreiche bezeichnet wer­den kann, hat sich zur Annahme der Kandidatur bereit erklärt.

st Tübingen, 5. Aug. Schultheiß Felger-Gön- ningen, der bisherige Vertreter von Tübingen-Amt, hat die ihm von der Volkspartei angetragene, Kandidatur für diesen Bezirk nunmehr angenom­men. Tübingen-Amt ist bekanntlich in das Wahl­abkommen nicht einbezogen. Feiger hat vielmehr auch einen deutschparteilichen Gegenkandidaten in der Person des Baurats Bieckert-Reutlingen.

st Rottwcil, 5. Aug. Die liberale Landtags- kandidatur für den Bezirk Rottweil, die nach dem Landeswahlabkommen zwischen Volkspartei und Deutscher Partei der letzteren zufällt, wurde ge­stern von Mitgliedern der Deutschen und der Volks- Partei in Rottweil und Schwenningen, sowie Mit­gliedern des Jungliberalen Vereins in Rottweik dem Oberst a. M Blaul, der seit langem in Wellenbingen wohnhaft ist, angeboten. B-laul hat sich zur Annahme der Kandidatur bereit erklärt.

st Saulgau, 5. Aug. Wie verlautet, beabsich­tigt die Zeutrumspartet nach dem Beispiel von Horb und Rottweil den seitherigen Landtagsabge­ordneten Sommer-Beizkosen nicht mehr auszustel­len Er soll durch Rechtsanwalt Anseln von Saul- gan ersetzt werden. Als Kandidat der Fortschritt­lichen Volkspartei ist Schultheiß Sorg von Det­lefen in Aussicht genommen.

Lus dem Reiche. !

* Aus der Pfalz. Lynchjustiz haben die Be­wohner des Städtchens Rocken Hausen ausgeübt. Ein Geschäftsmann hatte mit einer Kellnerin von Kaiserslautern eine Spritztour in die Schweiz ge­macht und Frau und Kinder in der Not zu Haus sitzen lassen. Als er nun seine Rückkehr ankün­digte, eilten 200 bis 300 Bewohner an den Bahn­hof. wo der Zurückkehrende mit Hochrufen empfan­gen, dann von der Menge jämmerlich verhauen und verflachen wurde. Nur die herbeigeetlte Gen­darmerie, die ihn nach einer Nachbargemeinde es­kortierte, konnte den Mann vor noch Schlimmerem retten; man wollte ihn in der Alsenz ertränken.

Das Gespräch glitt in ruhigen Bahnen hinüber und her­über. Eine richtige Ptauderstunde.

Dann schied Karla mit dem Versprechen am nächsten Tage wiederzukommen. Man hatte für den Nachmittag eine Segel­partie verabredet. Walter wollte Karla begleiten. Sie lehnte entschieden ab und ging allein.

Als Erich und Maja in ihrem Schlafzimmer waren, sagte Maja:

Glaubst du, Erich, daß Walter Aussicht bei Karla hat? Du weißt doch-!"

Ich weiß nicht. Wenn man nach dem äußeren Schein urteilen wollte, hätte er sicher keine. Ich bin selbst überrascht, wie wenig liebenswürdig sie zu ihm ist. Aber eine gewisse Schroffheit muß man ihr schon zugute rechnen. Die liegt in ihrem Wesen. Und schließlich verbirgt sich gerade dahinter oft die Liebe. Dann könnte ich mir bei Karla recht wohl denken, daß sie sich selbst gegen eine erwachende Neigung sträubt. Naturen wie sie wollen erobert sein wie durch einen Sturm, der all ihre Wehre und Mauern niederreißt. Nur dem sieg­kräftigen Überwinder geben sie sich zu eigen. In Liebe und Leidenschaft."

Er hatte die Stimme unwillkürlich etwas gehoben. Und sonnenheißes Mitempfinden flammte aus seinen Worten.

Maja war ganz betroffen. Sie fragte nichts mehr. Aber als sie im Bett lag, gingen ihr die letzten Worte Erichs doch nach. Und vor allem auch der Ton, in dem sie gesprochen waren.

Wie wenn sie in einen Bergfee geschaut hätte, war ihr zu­mute. Schwindelnd drehten sich ihre Sinne. In dem schwarzen, nur zu ahnenden Grunde, da schien ein gewaltiger Zauber verborgen zu liegen. Etwas Geheimnisvolles, was die Augen umnebelt, und das hinabzieht mit lockender, berückender Gewalt.

Sie hatte einen Blick in die Seele Erichs getan. Und hatte ihre Kraft erschaut, und ihre Glut. Seine Worte batten