Verhaftungen wegen Spionageverdachts.

* Eckernsörde, 5. Aug. Am Samstag sind hier unter dem Verdacht der Spionage 5 Engländer verhaftet worden, welche heißen: Macdonald, Stone, Shefield, Robinson und Roberts. Als Stand gaben sie an, je ein Rechtsanwalt, Ingenieur, Marinemaler und zwei Aerzte. Die Verhafteten wurden in das Kieler Untersuchungsgefängnis über­geführt.

Ausländisches.

ff Dünkirchen, 5. Aug. Ministerpräsident Poin- xa,ree ist heute mittag an Bord des KreuzersCon- we" nach Rußland abgereist.

ff London, 5. Aug. Nach den Witterungsberich- wn sind seit einhalb Jahrhundert hier nicht so kalte August tage gewesen. Das Grampiange- birge ist mit Schnee bedeckt. Auch aus anderen Gegenden werden Schneesälle gemeldet. Aus Schottland laufen Nachrichten über Gewitter­stürme ein, die großen Schaden verursachen.

st Rabat, 5. Aug. Das RegierungsschiffKos­mos" hat den Befehl erhalten, die Kasba von Agadier, den Regierungssitz des Prätendenten El Hiba, zu bombardieren.

Die türkische Krisis.

ss Konstantinopel, 4. Aug. Der Senat beschloß die Schließung der Legislaturperiode der Kammer mit 28 gegen 5 Stimmen. Der Beschluß des Senats wurde vom Sultan sofort sanktioniert.

ss Konstantinopel, 5. August. In Gegenwart von 11 Deputierten und 6 Senatoren verlas der Großvesir ein Dekret, wodurch die Kammer, deren Mandat auf Grund des gestrigen Beschlusses des Senats abgelaufen ist, auf­gelöst wird. Für die Verlesung des Schließungsdekrets hatte die Regierung umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Kavallerie und Infanterie war am Tophaneplatz aufmarschiert. Polizeimannschaften waren unaufhörlich tätig, die sich immer wieder vor dem Parlamentsgebäude ansam­melnde Menschenmenge zu zerstreuen.

* Konstantinopel, 5. August. Auf Vorschlag Dschawid Paschas sprach die Kammer der Regierung ihr Mißtrauen aus und vertagte sich dann auf unbestimmte Zeit.

ss Saloniki, 5. August. Als ein Lastzug in der Nähe von Köprülü vorbeifuhr, platzte eine^Bombe auf dem Bahn­damm. Es wurden mehrere Zugbeamte verletzt. Es wird vermutet, daß der Anschlag von dem mazedonischen Komitee herrührt.

es ihr gesagt: auch er konnte lieben, so leidenschaftsheiß, so flammenhell, wie das brausende Gewitter. Als Sieger.

Draußen war das Unwetter losgebrochen, viel später als man erwartet. Entfesselt, schrankenlos, wabnsinnstoll. Heulend und brüllend, flammend und knatternd raste es durch die finstere Nacht. Wie Taufende von Korybanten, die vom Wein be­rauscht und im Delirium der Begeisterung die Städte des alten Griechenlands durchtobten, lärmend und johlend, im Fackelglanze und Zimbelgeschmetter.

Maja lauschte den mächtigen Stimmen. Und aus dem Tosen hörte sie nur immer wieder die Worte ihres Gatten. Sicher er hatte die Kraft der Liebe nicht verloren! Und fle? Sollte sie sich ihm nicht an den Hals warfen, jubelnd und küssend, um ihn zu lieben, wie er die Liebe soeben preisend an Karla geschildert hatte?

Da gab es ihr einen Riß. An Karla-! Wieder

war sie es, die seine schlummernde, ureigne Natur geweckt hatte, die ihm das Gefühl für sturmvolle Liebe wachgerufen hatte.

Nicht sie selbst hatte es vermocht! All ihre Zärtlichkeiten hatten ihn nicht die unergründliche tiefe Neigung erkennen und begehren lassen. Konnte sie ihm sich selbst nun aufdrängen, woran er noch nicht zu denken schien?

Noch nicht? Würde er es überhaupt jemals?

Und plötzlich sprang ihr abermals ein grinsender Gedanke vor die Seele. Sie suchte ihn mit allen Kräften zu ver­scheuchen. Doch schlangengleich entwand er sich ihren suchenden Fingern und tauchte im nächsten Augenblicke hohnlachend vor ihre Augen.

Karla war seine Schülerin gewesen, sogar seine Lieblings­schülerin. Sie kannte sein früheres Elend. Sollte sie nicht gerade deshalb es leichter haben, die Schatten zu verjagen? War sie ihm nicht vielleicht eben mehr, weil sie ihm in jenen schweren Stunden nahe gewesen? Und er ihr-?

Vermischtes.

8 Ein Kampf zwischen Gemsen und Adler. In

der letzten Woche hatte ein Alpenführer im schwei­zerischen Hochgebirge die seltene Gelegenheit, aus nächster Nähe einen Kampf zwischen einem Adler und zwei Gemsen zu beobachten. Es ist bekannt, daß die Gemsen sich mit großer Tapferkeit ge­gen die Adler wehren, die ihnen ihre Jungen ent­reißen wollen. Meist ereignen sich diese Kämpfe abseits von den vielbegangenen Wegen des Ge­birges, so daß es dem Menschen nur selten mög­lich ist, Zuschauer zu sein. Der Aelpler beob­achtete, wie in kaum 30 Meter Entfernung von ihm ein Adler zwei Gemsen angriff. Die beiden alten Gemsen standen mit ihren Jungen in den Felsen, und der Adler, ein mächtiges ausgewach­senes Exemplar, zog über ihnen seine Kreise. Die Gemsen benutzten einen Augenblick, in dem der Adler ihnen nicht ganz so nahe war, wie vorher, um den Felsen zu verlassen und zu flüchten. Sie liefen vom Felsen herab, dicht an dem Beobachter vorbei, als der Vogel, dessen Flügelbreite der Al­penführer aus der Nähe auf 3 Meter schätzte, ihnen plötzlich pfeilgeschwind nachschoß und sie von neuem angriff. Augenblicklich stellten sich die Gemsen, die nunmehr selbst zur Wut gereizt waren, zum Kampf. Der Adler stürzte mit gesträubtem Gefieder auf sie zu und versuchte, sie mit Flügel- und Schna­belhieben unschädlich zu machen. Die Gemsen aber hielten ihm stand. Sie richteten sich während des Kampfes fortwährend auf die Hinterbeine und standen so nahezu aufrecht, während sie mit den scharfen gebogenen Hörnern gegen den Adler stie­ßen und ihm stark blutende Wunden beibrachten. Die jungen Gemsen drängten sich dabei hart ge­gen die Alten und verrieten ihre Angst durch lautes Schreien. So dauerte der Kampf lange Zeit, ohne daß es dem Adler oder den Gemsen geglückt wäre, den Gegner so zu verwunden, daß er kampfunfähig war. Endlich aber holte der zur höchsten Wut gereizte starke Gemsbock zu einem entscheidenden Stoß aus, und es gelang ihm, mit seinen Hörnern dem Adler eine große Wunde in der Brust beizubringen, ihn so erst kampfunfähig zu machen und dann ganz zu töten. Dieser Fall hat sehr überrascht, denn es gehört zu den gro­ßen Seltenheiten, d-ß bei einem solchen Kampf die Gemsen gegen die viel stärkeren und besser bewaffneten Adler Sieger bleiben.

§ Einen Kieselsteinregcn erlebten die Bewoh­ner der italienischen Stadt Pisa. Die Steine wa­ren durch eine Wasserhose nach Pisa hereingetra­gen worden.

Gedankensplitter.

Verwandte unter einem Dach: Neid, Unge­mach und Krach! Me Eifersucht ist der Schat­ten p er Liebe. Wer gern gibt, dem wird viel ge­nommen. Armut ist keine Schande, erst mancbe Art von Wohltätigkeit macht sie dazu. Me sicherste Heimat ist das Herz eines Menschen. Welche Dinge sind schöner: die man nur sagen, aber nicht schreiben kann oder die man nur schreiben, aber nicht sagen kann? Auch still- stehende Uhren zeigen einmal im Tage richtig.

Ein Künstler ist, wer sich fähig fühlt, den Menschen Glück zu bringen, indem er ihnen helfen kann, besser und schöner zu werden.

Kandel und Verkehr.

* Altensteig, 5. August. Einen schönen Erlös erzielte Jakob Seid, Bauer in Zumweiler, mit einem vierjährigen Paar Ochsen, das er um 1832 Mk. verkaufte. Dieses Paar Ochsen fiel im eigenen Stall und seit 2 Jahren wurde mit ihm alles gearbeitet.

" Calw, 5. Aug. Der Wochenmarkt am Samstag war beherrscht von Kartoffeln und Bohnen. Das Pfund Kartoffel kostete 5 Pfg, Bohnen je nach Qualität 10 bis 18 Pfg. per Pfund. Das Pfund Sauerbutter kostete 1.35 bis 140 Mk.; frische Eier 7 st-, Kisteneier 7 Pfg. das Stück. Kraut ist noch hoch im Preis; für schöne Köpfe werdm 30 Pfg. bezahlt.

* Stuttgart, 5. Aug. (Börse.) Infolge vielfach nieder­gegangener Gewitterregen in ganz Deutschland wurden die Erntearbeiten empfindlich gestört und nicht allein, daß die Qualität der neuen Frucht Not leidet, sondern es verspätet sich auch deren Einheimsung und der schon seit Monaten anhaltende Mangel an greifbarer Ware wird unter diesen Umständen noch größer. Die Stimmung auf dem Getreide­markte hat sich etwas fest gestaltet, aber im allgemeinen ver­halten sich die Käufer immer noch zurückhaltend und decken nur den nötigsten Bedarf. Auf heutiger Börse herrschte etwas mehr Kauflust und waren besonders effektive, gute Weizen gesucht, in welchen dann auch einige Abschlüsse zu etwas höheren Preisen stattfanden. Auch in neuem Weizen waren einige kleine Pöftchen am Markt, welche zu 23 Mk. bis 23hä Mk. gehandelt worden sein sollen.

Wir notieren per 100 Kg. frachtparität Stuttgart, Ge­treide und Saaten ohne Sack netto Caffa je nach Qualität und Lieferzett:

" Mark

Weizen Laplata 24.0025. Kernen 24.7825.25

Roggen nomin. 21.0022.00 . neuer 18.2518.75

Weizen

Mark

württ.

24.7525.25

fränk.

24.7525.25

Rumänin.

25.0025.50

Ulka

24.5025.00

Saxonska

24.5025.00

Azima

24.5025.00

Nowrosiska

23.0024.00

Futtergerste Hafer württ.

,, Laplata Mais Laplata

17.0017.50

22.2522.75

19 . 00 19.50

16.0016.50

Tafelgries Mehl 0

. 1 . 2 . 3

. 4

Kleie Mk. 11.00 bis

Mk.

34. 34. 33. 32. 30.50 27

bis

bis

bis

bis

bis

bis

34.50

34.50

33.50

32.50 31.

27.50

12.00 (ohne Sack netto Kassa.)

Konkurse.

Xaver Hägele, Metzger, und seine Ehefrau Josefine Hägele geb. Metzger in Abtsgmünd. Wilhelm Spahr, Schuhfabrikant in Beilstein. Wilhelm Hörz, Geometer in Merklingen.

VoraussichtlicheI Wetter

am Mittwoch den 7. August: Vorwiegend bewölkt, einzelne Regenfälle, mäßig kühl.

Verantwortlicher Redaktmr: L. Lauk, «ltenflttg.

Druck und Verlag der W. Rtcker'schen Buchdruckers in AlteusteiH

Für August u. September

können Bestellungen auf unsere Zeitung »Aus den Tannen' immer noch gemacht werden.

Sie bebte wie im Fiebeifroste bei diesen Vorstellungen. Aber sie vermochie sich nicht loszureißen von ihnen. Und je ranger ne nacyvacyle, desto wahrsttzemUcher wurde es rhr. Za sicher, so war es. Daß sie noch nicht darauf gekommen war daß es ihr erst jetzt aufleuchtete I Sie waren sich nicht gleich­gültig -1 '

Wie ein Messer durchschnitt es ihr das «erz. Aver mii grausamem, unbezwinglichem Verlangen wühlte sie in ihrem Schmerze. 'Und versuchte sich klar zu machen, wie all das mög­lich sein konnte.

Er hatte sie geheiratet. Er hatte sie zu lieben geglaubt. Die Szene auf dem Kirchhof kam ihr ins Gedächtnis. Ohne diesen Glauben an seine Liebe zu ihr hätte er sie nicht ge­heiratet. Das wußte sie. Dazu kannte sie ihn zu genau. Das hätte seine Ehrenhaftigkeit nicht zugelaffen.

Aber er hatte sich getäuscht. Das sagte sie sich mit unend­lich schmerzvoller Bitterkeit. Er liebte sie nicht. Wie diese Worte klangen! Wie sich vor ihrer Seele eine schwarze, hohe Mauer aufrichtete, die alles Sonnenlicht versperrte!

Bei Karla fand er Vergessenheit für alles, was ihm einst widerfahren. Bei Karla taute er auf. Wurde heiter und ge­sprächig, und schaffensfroh. An ihrem Bilde arbeitete er.

Und sie, Karla? Ob sie ihn wiederliebte? Sie war zu seiner Hochzeit von Berlin nach Königsberg gefahren. Sie war hierher gekommen. Eine verborgene Neigung-?

Denn wenn es so war, hatte sie es Erich sicher nicht merken lassen. Karla betrog ihre Freundin nicht.

Und nun hoffte und sehnte Walter. Er war beute aus dem ganzen Heimwege mit Karla allein gewesen. Ob er ge­sprochen hatte? Und ob er wieder Ablehnung gefunden hatte? Sein stilles, gedrücktes Wesen danach schien dafür zu sprechen. Morgen wollte sie ihn fragen. Und wenn er es noch nicht getan, ihn veranlassen, Karla offen seine Gefühle zu bekennen.

Das würde dann auch für sie eine Entscheidung bringen. Ihr Herz zuckte. Wenn sie zu schwarz gesehen hätte-?

Es ist so schwer, so furchtbar schwer, alle, alle Hoffnungen aufzugeben-!

Fortsetzung folgt.

Vermischtes.

8 Eine Kriegserklärung gegen die Fliegen ist

soeben in der Stadt Newyork erlassen worden. Sämtliche Zeitungen und Journale bringen Artikel und Abbildungen mit Ratschlägen, wie man die­senunhygienischen Schädigern des Nationalver­mögens am besten zuleibe gehen kann. Vor allem sucht mau die Kinder zum Fliegenfang zu er­muntern. Für die meisten toten Fliegen werden ihnen Theaterbillette und andere Preise gegeben- Kinematographentheater zeigen in Gratisvorstell­ungen die Entwicklung der Fliege und die Art und Weise, mit welcher diese unsere tägliche Nahr­ung durch Uebertragung von Bazillen vergiften. So heftig ist der Haß gegen die Fliege, daß viele angesehene Bürger mit Schildern in der Stadt umhergehen, die die Aufschrift tragen: Fangt die Fliegen!"

§ 2üft Hüte im Jahr gebraucht eine junge- Pariser Schauspielerin namens Reionde Ariel, die sich eben vor dem Zivilgericht wegen Nichtbezah­lung eines Hutes zu veranworten hatte. Als der Vorsitzende die Künstlerin fragte, wo sie denn die vielen Hüte lasse, erklärte sie lächelnden Mundes: Ich weiß es nichts ich verliere sie . . ."