* Hall, 23. Juli. (Würtr. Hafnerver- bandsrag. Der 8. Verbawdstag des Landesverbands württ. Hafnermeister, E. V., fand unter dem Vorsitz des Haftiermeisters Schuh von Dtuttgart hier statt. Die Tagung war von Delegierten aus allen Teilen des Landes gut besucht. ^Jn seiner Eröffnungsrede wies der Vorsitzende insbesondere auf die nach jahrelangen Bemühungen nunmehr erfolgte Erfüllung der auf Errichtung einer Fachschule gerichteten Wünsche des Verbands durch die jetzt erfolgende Angliederung an die K. Lehr- und Versuchswerkstätte hin und sagte den dabei besonders beteiligten staatlichen Behörden hiefür besten Dank.
st Unterboihingen, OA. Nürtingen, 24. Juli. Da die übrigen Kandidaten sich zurückgezogen hatten, weil Verwaltungspraktikant Baum von Maulbronn als Bewerber um die Ortvorsteherstelle sich mit einem Gehalt von 4 700 Mk. begnügen wollte, während die bürgerlichen Kollegien 2400 Mk. aus- gesetzt hatten, ist Baum mit 245 Stimmen gewählt worden. Gemeinderat Häberle erhielt 48 Stimmen. Die Wahl soll angefochten werden.
st Urach, 23. Juli. Der drei Jahre alte Knabe des Gemeinderats Trost wurde am Rechen der Flachsspinnerei tot aus dem Wasser gezogen. Das Kind hatte sich unter der Aufsicht eines 4 4 Jahre alten Mädchens befunden. Wie es ins Wasser kam, ist noch nicht aufgeklärt. Die Eltern haben erst vor kurzer Zeit ebenfalls ein Kind durch einen Unglücksfall verloren.
" Ulm, 23. Juli. Das Pionierbataillon Nr. 43 ist gestern mit der Bahn nach Straßburg befördert worden, um dort gemeinsam mit anderen Pionierbataillonen Ue-ungen auf dem Rhein abzuhalten.
st Ulm, 23. Juli. Im benachbarten Städtchen Wcißenhorn wurde der Elektrotechniker Magnus Bi- beracher bei Arbeiten im Transformatorenhaus durch den elektrischen Strom getötet.
st Biberach, 24. Juli. Einige Knaben begaben sich gestern abend auf ein in der Riß befindliches Floß. Der 43jährige Sohn Vinzenz des Fabrikanten Steinhardt, Inhabers der Metalltuchfa- brit Günter, stürzte von dem umkippenden Floß, kam unter dieses und wurde vom Wasser fortgerissen. Da die Ablauffalle des Kanals offen war, wurde der Knabe in den Strudel gezogen und ging unter. Deine Leiche ist noch nicht geborgen.
st Friedrichshafen, 23. Juli. Das Luftschiff Z. 3 wurde gestern, nachdem es noch eine Fahrt zur Erprobung der Geschwindigkeit gemacht hatte, Vom preußischen Kriegsministerium abgenommen. Die Geschwindigkeit wurde mit über 24 einhalb, beinahe 22 Sekundenmetern festgestellt. Z. 3 ist somit das schnellste aller Luftschiffe. Das Pas- sagierlustschifs Hansa, das anfangs nächster Woche seinen ersten Aufstieg unternehmen wird, dürste, obgleich es um 8 Meter länger und mit einer Kabine versehen wird, dem Z. 3 an Geschwindigkeit nicht nachstehen, da die Mahbachmotoren inzwischen in ihrer Kraftleistung noch verstärkt wurden.
6. Südd. Schlossermeistertag.
Der Verband südd. Schlossermeister hielt am 22. und 23. ds. Mts. in Freiburg i. Breisgau unter dem Vorsitz von PH. Nikolaus-Mannheim seinen 6. Berbandstag ab, der aus allen Teilen Süd-
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Verwandte gibts, die ganz und gar Uns aus den Augen kämen,
Wenn sie nichi einmal jedes Jahr Uns etwas übel nähmen.
Urkraft der Kirbe.
Roman von Karl Engelhardt.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
„Aber Sie sind doch wohl närrisch. Wir beide —! Wir können Sie an die lächerliche Eifersüchtelei jenes Weibes denken oder gar Vergleiche ziehen."
„Ich ziehe keine Vergleiche. Ich bin nur klug geworden um zu wissen, daß man auch den leichtesten Schein meiden muß, wo es das Glück anderer gilt."
„Und da wollen Sie, nachdem Sie doch einmal hier sind, mich stets allein gehen lassen?"
„O nein. Wenn Ihre Frau dabei ist."
„Tas werden Sie nicht allzu oft erleben."
„Weshalb?"
„Weil sie fast nie mitgeht."
„Ja — aber warum denn?"
„Ach — jeden Tag weiß Sie einen andern Grund. Und — ich will gleich offen sein — es ist mir eigentlich ganz angenehm."
„Na, da hört sich aber doch alles aus. 'wie lange sind Sir denn verheiratet?"
„Fmci Monate."
„äawohl. Und schämen Sie sich deshalb! Warum wollen Sie Ihre Frau nicht dabei haben?"
deuttcklanbs sehr gut besucht war. Den wichtigsten Gegenstand der Beratungen bildete die Frage der Regelung des öffentlichen und Privaten Submissionswefens. Handwerkskam- mersekretär Hermann-Reutlingen erstattete auf Ersuchen des Verbands ein umfassendes Referat über die gesamte Sübmissionsfrage. Seine Ausführungen, die stürmischen Beifall fanden, faßte er in folgender Resolution zusammen, die einstimmig angenommen wurde:
Der 6. Südd. Schlossertag hält zur Bekämpfung der Mißstände im gesamten Submissionswesen folgende Regelung für notwendig: a) bezüglich des öffentlichen Submissionswefens die Regelung durch Landesgesetz, welches die wichtigsten Grundsätze des Submissionswesens zu enthalten hat: b) bezüglich des privaten Submissionswesens die Erlassung eines Reichsgesetzes, wel" es den g e s a m t e n V e rd in g u n g sv e r t r a g auf eine neue rechtliche Basis stellt und das einerseits die Verstärkung der Position des Handwerks vor und bei Abschluß des Vertrags und andererseits eine Beseitigung der schädlichsten Auswüchse zum Gegenstände hat.
Anschließend an dieses Referat sprach Handwerkskammersekretär Hausser-Mannheim über „die gemeinschaftliche Uebernahme von Arbeiten und Lieferungen durch Handwerkergenossenschaften" und Verbandsrevisor Lang-Karlsruhe über die Errichtung von Rohstoff- und Werkgenossenschaften und deren Bedeutung für das Schlosserhandwerk. Beide Referenten führten in überzeugender Weise den Nauweis, daß durch genossenschaftliche Selbsthilfe auch auf dem Gebiete des Submissionswesens die wirtschaftliche Lage des Handwerks in nicht zu unterschätzendem Maße verbessert werden kann. S mdikus Dr. Gerard-Mannheim behandelte am 2. Verhandlungstage Die öffentlich rechtliche Belastung des Handwerks. In seinen vorzüglichen Ausführungen beleuchtete er die schwere Belastung des gewerblichen Mittelstandes durch die sozialen Ber- sickerungsgesetze, durch die ungerechte Steuergesetzgebung, wie Gewerbesteuer und das Uebsrmaß von Verbrauchs- und Verkehrssteuern. Seine Forderung auf Abkehr von dieser ungerechten Und unsozialen Steuerpolitik, durch die Handwerk- und Arbeiterschaft am schwersten betroffen wird und aus Einführung einer recht ergiebig ausgestalte- ten Erbschaftssteuer fand allgemeine Zustimmung. Nach Erledigung einiger interner Berbandsangs- legenheiten konnte diese Tagung geschlossen werden, die wiederum gezeigt, hat, daß es im Handwerk vorwärts geht. . t
Aus dem Gerichtssaat.
st Stuttgart, 23. Juli. (Ein Spieler-Prozeß.) Am 23. April gelang es der hiesigen Po- liz i einen guten Fang zu machen, indem sie die Verhaftung von zwei internationalen Dpw- lcrn und Hochstaplern vornehmen konnte. In Nizza hatte sich einem hiesigen Privatier ein angeblicher Bierbrouereibesitzer Strack von Newhork angeschlossen und da letzterer den Wunsch äußerte, die Bierbrauereien in München zu sehen, fuhren sie gemeinschaftlich hierher. Der Privatier hatte einige tausend Franken bei sich. Unterwegs gesellte sich ihnen ein weiterer Herr, der zur Erholung in Aegypten gewesen sein wollte, hinzu, und in
„Weil ich allein ungestörter — denken und auch arbeiten kann."
„So? Das ist ja recht nett. Erstens haben Sie nichts zu denken als höchstens an Ihre Frau. Und die, fürchte ich, kommt ja bei Ihrer sogenannten Gedankenarbeit doch zu kurz. Und zweitens — mit mir können Sie arbeiten? Ich würde Sie nicht stören?"
«Sie sind ja selbst Künstlerin."
„Künstlerin hin — Künstlerin her. Soviel Verständnis und Gefühl für die Kunst hat Ihre Frau auch, um Sie nichi zu stören. Wissen Sie was?"
„Nun?"
„Ich sehe allmählich ein, daß ich mich in Ihnen getäuscht habe. Sie sind ein ganz häßlicher Mensch."
„Weiß ich schon längst."
„So? Dann verschönern Sie sich bitte ein wenig," rief sie mit ingrimmigem Humor.
„Wird nicht mehr leicht möglich sein. Ich habe schon all« Mittel versucht."
Wie ratlos sah sie ihm einen Augenblick ins Gesicht. Dann sagte sie ruhig, fast feierlich:
„Ich will Ihnen was sagen. Ich hatte mir vorgenommen, einige Wochen hier zu bleiben. Wollen Sie nun, daß ich morgen schon wieder abreise?"
„Aber sicher nicht!"
„Gut. Ich bleibe aber nur unter einer Bedingung."
„Und die ist?"
„Daß Sie versuchen, möglichst viel mit Ihrer Frau und mir zusammen zu sein. Und daß ich da, wo ich etwas zu tadeln finde, zu Ihnen reden darf, wie mir der Schnabel gewachsen ist. obwohl Sie ein Mann sind und viel älter wie ich. Und endlich, daß Sie nicht bockbeinig sind und meinem Rate folgen, wenn Sie einsehen, daß er recht und gut ist."
„Das sind also drei Bedingungen. Die ersten beiden unter-
Stuttgart kam noch ein dritter hinzu, der als Hotelier aus Landshut vorgestellt wurde. Es waren Komplizen. Der Privatier, der natürlich keine Ahn'ung davon hatte, in welch verdächtiger Gesellschaft er sich befand, besuchte mit ihnen ver- schredene bessere Wirtschaften. In einem Restaurant in der Friedrichsstraße kam die Rede auf das Spiel und flugs wurde ein Bänkchen aufgelegt. Man spielte „Meine Tantch., deine Tante". Der Wirt wurde zum Spiel animiert und verlor beträchtliche Summen, gegen 900 Mark, nachdem man ihn zuerst hatte gewinnen lassen. Ihm stieg ein Verdacht gegen die Bankhalter auf, als er sich erinnerte, in welch! konstanter Weise bei größeren Einsätzen die Karten zu ihren Gunsten umgeschlagen waren. Es kam zu Auseinandersetzungen, die Polizei schritt ein und behielt einen per Spieler, den Handelsmann Johann Vermittler von München zurück, während sich! der andere, der angebliche Strack schleunigst entfernte. Er wurde in aller Frühe im Hotel verhaftet. Er entpuppte sich als der Kaufmann Joh. Lenz von Grafing. Den beiden wird zum Borwurf gemacht, daß sie das Glücksspiel gewerbsmäßig betreiben. Gegen den Wirt Schellmann war Anklage wegen Duldens von Glücksspiel erhoben. Der Angeklagte Lenz hat - ein bewegtes Leben hinter sich. In den letzten 20 Jahren hat er vom Spiel gelebt. Er fand in Paris und London Eingang in Spielklubs und war als Croupier tätig. Zuletzt hielt er sich an der Riviera auf. In Monte Carlo wurde er aus dem Kasino ausgewiesen. In seinem Besitz wurde ein Würfelspiel gesunden, das zum Falschspiel eingerichtet ist. Vermittler ist wegen gewerbsmäßigem Glücksspiel vorbestraft. Er führte, wie auch Lenz, falsche Legitimationspapiere. Die Ferienstrafkammer verurteilte Lenz zu -4 Monaten Gefängnis und 3 Wochen Hast. Vermittler zu 3 Monaten Gefängnis und 3 Wochen Hast. Bei Lenz gehen 4 einhalü Monate Untersuchungshaft ab. Wirt Schellmann erhielt 36 Mk. Geldstrafe.
Lus dem Reiche.
Das schwere Bootsünglück bei Königsberg das mehreren deutschen Offizieren und Marinebeamten das Leben gekostet hat, erregt in allen Teilen des deutschen Vaterlandes um so größere Teilnahme, als es in dem Augenblick geschah, als sich das Grab über den drei braven Seeleuten, die hei Kollision des Torpedobootes „G. 4 40" mit dem Linienschiff „Hessen" ihr Leben einbüßten, kaum geschlossen hatte. Das Unglück ereignete sich, als die Offiziere und Mannschaften des zweiten Geschwaders der Hochseeflotte, das bei Nidden auf der Kurischen Nehrung vor Anker log, vom Landurlaub an Bord der Kriegsschiffe zurückkehren wollten und dabei mit ihren Jollen und Barkassen in eine starke Brandung gerieten, mit der die Seeleute schwer zu kämpfen hatten!. Dabei kenterte eine Jolle vom Linienschiff „Thüringen" und 44 Offiziere sielen in die See. Die noch an Land befindlichen Offiziere, die das Unglück sahen, eilten sofort in die Fluten und retteten den größten Teil ihrer Kameraden. Sechs Offiziere wurden in sehr erschöpftem Zustande an Land gebracht, und es wurden sofort Widerbelebungsversuche angestellt, die aber nur bei vieren
icyre-.ve rch rückhaltlos. Tie letzte bat einen Widerhaken."
„Ich gehe von keiner ab. Entscheiden Sie sich."
„Ja, was bleibt mir da übrig?" seufzte er, „Ich muß ja rvohl „ja" sagen."
„Gut. Hand darauf!"
„Hier."
Sie drückte fest die dargereichte Rechte und sah ihm eindringlich in die Augen. „So — und nun führen Sie mich, bitte, zu Ihrer Frau, Meister Erich. Das heißt, wenn sie schon besuchsfahig ist."
„Ah — da kennen Sie sie schlecht. Natürlich können Sie kommen."
Das ganze Gespräch hindurch waren sie auf derselben Stelle stehen geblieben.
Nun wandten sie sich und gingen den Weg zurück, den Erich gekommen.
Sie standen beide noch unter dem Eindrücke ihrer Unterhaltung und schritten schweigend nebeneinander her. 'Nur kurz vor dem Hanse fragte Karla plötzlich unvermittelt:
„Ist Ihr Schwager auch hier?" Und scherzend fügte sie hinzu:
„Sie wissen. Sie haben ihn mir einst als Gesellschafter versprochen."
„Er ist noch in Königsberg, kann aber jeden Tag kommen wie er mir vor kurzem schrieb."
„So? Wie geht's denn mit seiner Gesundheit? Er war doch, glaube ich, krank?"
„Ja. Aber es ginge ihm besser, schrieb er mir. Und er hofft, sich hier völlig zu erholen."
Man war zu Hause. Maja batte sie kommen sehen und war Ihnen bis zur Tür entgegengeeilt.
„Fräulein Fannemor!" rief sie voller Freude. „O — das ist schön, daß Sie Wort halten und uns besuchen."