von ihnen Erfolg hatten. Ein Oberstabsarzt ist illwer erkrankr. Ein Zahlmeister und ein Sekretär wurden erst später aufgefischt: es war aber nicht mehr möglich, diese beiden ins Leben zurück- rurufen. Außer der Jolle der „Thüringen" wurde auch eine große Barkasse des Linienschiffs „Pommern" auf den Strand gesetzt und schwer be- chädigt, doch konnten die Mannschaften gerettet werden. Infolge des hohen Seegangs kehrten die Mannschaften nicht an Bord der Kriegsschiffe zurück, sondern bezogen Notquartiere in Nidden. Das Rettungswerk an den verunglückten Offizieren bleibt ein Ruhmesblatt in der Geschichte der deutschen Marine; denn hier hieß es wahrhaftig: einer kür alle, alle für einen. Offiziere und Mannschaften gaben ein schönes Beispiel von echter Kameradschaft. Alle haben sich brav gehalten und eine seltene Todesverachtung bewiesen.
, Ausländisches.
ss Standart-Nhede. 33. Juli. Prinz Waldemar von Preußen ist heute von hier abgereist. — Um 11.30 Uhr zeigte sich am Horizont das schwedische Geschwader mit dem Panzerschiff „Oskar II.", das unter der Königsstandarte fuhr, an der Spitze. Mit diesem traf das schwedische Königspaar zum Besuch des russischen Kaiserpaares ein.
jj Edinburgh, 23. Juli. Der wegen Spionage ange- klagte Deutsche Armgard Karl Graves ist zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
ss London, 23. Juli. Aus Tokio wird gemeldet: Der Kaiser hat eine gute Nacht verbracht. Die Aerzte erklären, es sei möglich, von einer Genesung zu reden, wenn der gegenwärtige Zustand bestehen bleibe.
)( Konstantinopel, 23. Juli. Die Zusammensetzung des Kabinetts, die noch im letzten Augenblick Veränderungen erfahren hat, ist nun definitiv. Großwesir ist der bisherige Präsident des Senats, Chasi Ohmed Mukhtar- Pascha, Kriegsminister Razim-Pascha, Marineminister Mahmud Mukhtar Pascha. Die Dekrete über dis Ernennung dieser Minister sind heute veröffentlicht worden. Die Ministerien für öffentliche Arbeiten, für Handel und Ackerbau, sowie für Posten und Telegraphen bleiben noch unbesetzt.
ss Koustautinopel, 23. Juli. Eine Offiziersdelegation aus Albanien ist hier eingetroffen und soll heute abend eine wichtige Besprechung mit Kiamil Pascha haben.
)( Konstantinopel, 23. Juli. Zur Feier des National- tages ist die Stadt reich dekoriert. Eine freudig-gestimmte Menge bewegt sich durch die Straßen und pilgert nach dem Freiheitshügel, wo eine Parade stattfand. Die Presse begrüßt die Wiederkehr des Nationaltages und die Ernennung des neuen Kabinetts mit warmen Worten.
)( Konstantinopel, 23. Juli. Heute abend fand in der Pforte inmitten einer großen Versammlung die feierliche Verlesung des kaiserlichen Handschreibens und die Investitur des Großwesirs und des Schaichs El Islam statt. Das Schreiben enthält einen Satz, der besagt, der Sultan erwarte, daß das neue Kabinett die Ursachen untersuchen werde, die die Unzufriedenheit in gewissen Gegenden, namentlich in Mazedonien, hervorgerufen hätten, und gesetzgeberische Maßregeln treffen werde, die die dem Gesetz und dem Recht widerstreitende Lage ändern und die Ordnung wiederherstellen würden. Da das Heil und die Entwicklung des Reiches von der gewissenhaften Achtung der Verfassung abhänge, so hoffe der Sultan, daß das neue Kabinett seine Kraft auch diesen Zielen weihen werde. Der Präsident der Deputiertenkammer erklärte, die Kammer müsse eigentlich von Said-Pascha Erklärungen über die Gründe des Rücktritts des Kabinetts verlangen, aber da das neue Kabinett schon gebildet sei, werde
Sie umschloß ihre Hand und drückte sie. Dann zog sie Äarla in das Haus.
Ihre Freude war nicht geheuchelt. Das energische Mädchen, dessen unverkennbarer Grundzug trotz der etwas schroffen Außenseite tiefe Herzensgüte war, hatte vom ersten Augenblick an ihr Sympathien gewonnen. Und dazu wußte sie, daß sie eine frühere Schülerin Erichs und ihm in treuer Anhänglichkeit ergeben war. Und wie sich der Ertrinkende an einen Strohhalm klammert, faßte sie sofort nach der Hoffnung: vielleicht — vielleicht bringt sie einen Umschwung in ihr trauriges Eheleben, vielleicht gelingt es ihr, auf Erich einigen Einfluß auszuüben.
Man setzte sich zu einem gemütlichen Frühstück zusammen. Karla erzählte, daß sie die letzten zwei Monate in Berlin gewesen sei. Sie berichtete von ihren Arbeiten. Und flocht heitere Episoden dazwischen.
Erich wurde so lebhaft und heiter, wie ihn Maja fast nie gesehen hatte. Und glücklich ließ sie sich von der frohen Stimmung anstecken.
Nur einem so scharfen Blicke, als Karla besaß, konnte es nicht entgehen, daß zwischen den beiden jung verheirateten Eheleuten etwas nicht ganz in der Ordnung sein mußte. Und sie war jetzt schon entschlossen, mit Throndhjem ei« ernstes Wort zu reden.
Man kam im Laufe des Gespräches auf die Kunst. Karla hatte der Unterhaltung absichtlich diese Wendung gegeben. Sie wollte sehen, wie weit Maja ihren Gatten auf diesem Gebiete folgen konnte.
«Haben Sie viel gearbeitet?" fragte sie Erich. „Hier haven Sie als Landschafter doch eine Fülle von neuen Eindrücken."
«Weniges habe ich skizziert. Wirklich gearbeitet habe ich überhaupt noch nicht, seit ich verheiratet bin."
Karla sah, wie ein Schatten über Majas Gesicht zuckte.
eine Debatte überflüssig. Mehrere Deputierte verlangten, daß Said-Pascha dennoch spreche, worauf die Kammer beschloß, die Minister des zurückgetretenen Kabinetts zu hören.
Ter italienisch-türkische Krieg.
* Rom, 23. Juli. Die fünf Torpedoboote, die an der Dardanellenfahrt teilnahmen, find be i ihrer Rückkehr nach Jmel und Astrepalia von den dortigen italienischen Schiffen mit militärischen Ehren und großer Begeisterung empfangen worden.
Marokko.
ss Mogador, 23. Juli. Ein Teil der europäischen Kolonie ist in Safi eingetroffen. Das marokkanische Fischerboot „Marachi", das an der Küste Polizeidienste versah, soll vor Agadir beschossen worden sein. Der französische Kreuzer »Cosmao" ist dorthin abgegangen.
ss Fez, 23. Juli. In der Nähe des Lagers der Abteilung Marchand kam es zwischen 3 Senegallbalaillonen, einem Bataillon afrikanischer Truppen und aufständischen Zaians zu einem ernsten Zusammenstoß.
Vermischtes.
§ Ter kaiserliche Palast in Tokio, in dem der Mikado Mutsnhito gegenwärtig mit dem Tode ringt, ist größer als der Vatikan mit seinen Gärten und die Höfe des Pekinger Palastes, die beiden Residenzen, die sonst wohl die größten sind, zusammengenommen. In seinen Ställen stehen mehr als 3000 Tiere; der Mikado selbst bevorzugt australische Pferde. Gewaltig ist der Reichtum des Herrschers, der außer seiner Zivilliste von 6 Millionen Mark über die ungeheueren Schätze und Besitzungen seiner Bootfahrten verfügt. Doch sind Kaiser Mutsuhitos Lebensgewohnheiten höchst einfach. Seine Mußestunden verbringt er neben dem Reiten mit Lesen von Büchern und Zeitschriften. Bisweilen versuchte er sich selbst als Dichter und strebte im Wetteifer mit seiner Gemahlin nach dem friedlichen Lorbeer der Poesie.
Z Getränke ohne Eis schnell adzukühlen gibt man sie in Flaschen oder glasierte Töpfe, umwindet diese mir einem in kaltes Wasser getauchten Tuch, stellt sie in ein offenes Fenster und verursacht durch Oeffnen der Tür einen Luftzug. Durch diesen verdunstet das Wasser im Tuche u'. bewirkt eine bedeutende Abkühlung des Inhalts der Flasche. -
Geschwitzte Pferde nicht an dem Straßenbrunnen kalt abgießen! Der Gegensatz zwischen dem kalten Wasser und der heißen Haut ist zu groß und kann den Tieren ebenso gefährlich werden, als wie er Menschen gefährlich wird, wenn sie erhitzt ins Wasser springen. Dagegen ist es sehr ratsam, die Zugtiere mittags oder abends mit abgestandenem Wasser zu übergießen und abzuwa- fchen. Gerade im Sommer mit feinem Schweiß und Staub ist die Körperpflege, das Putzen und Waschen der Tiere doppelt wichtig. Wasche dem Pferde noch jeder größeren Fahrt Augen und Nüstern mit einem sauberen in reinem Wasser ausgedrückten Schwamm! Vergißt auch unterwegs das Tränken nicht, sei aber mit kaltem Wasser vorsichtig, wenn die geschwitzten Tiere stillsteheü. Bleiben sie in Bewegung, dann schadet kaltes Trinken, wenn es mäßig geschieht, nicht. Besondere Vorsicht ist bei überdursteten Tieren und wenn sie noch einen leeren Magen haben, erforderlich: Solchen Tie- " . »
„So? Na, die Flitterwochen entschuldigen manches. Wie ist es denn aber? Sind Sie immer noch nicht zur „Moderne" abgeschwenkt?"
„Das fragen Sie mich?" entgegnete er lebhaft.
„Also immer noch enragierter Gegner? Keine Zugeständnisse?"
„Ich werde mich nie zu Zugeständnissen Herbeilaffen, die meinem künstlerischen Geschmacke zuwiderlaufen. Die übermodernen „Klexerein" mit ihren sogenannten großzügigen Linien, die es so bequem machen, die Einzelheiten zu vernachlässigen, und mit ihrer verrückten Fardenphantaste — nein, mir können sie nicht imponieren."
Karla lächelte über seinen Eifer. Sie kannte ihn ja in diesem Punkte. Dann wandte sie sich an Maja, die schweigend zuhörte.
„Nun, Frau Throndhjem, Sie reden ja gar nicht? Sie stehen natürlich auf Seiten Ihres Herrn und Meisters?"
„Eigentlich nicht so ganz," gestand sie etwas zögernd. „Aber das sind rein subjektive Gefühle und wohl keine fachkundige Kunstanschauung."
Erich hatte ganz erstaunt aufgesehen. Karla aber ging lebhaft darauf ein.
„Aber was kann man denn Besseres verlangen, gerade bei der Malerei, als das gesunde Gefühl sprechen zu lassen? Was denken Sie also von der Moderne?"
„Ich meine, daß Erich sie ein wenig zu schroff verurteilt. Gewiß, die Extreme, wie sie auch in der Malerei herrschen. Muten mich auch nicht sonderlich an. Aber ich habe mir immer gesagt, daß all das, was wir heute „Moderne" nennen, nur ein Suchen und Tasten ist. Und daß man bei Reformen leicht ins Extrem verfällt, ist klar. Ich habe manche von den neuesten Gemälden gesehen und war zunächst überrascht. Allmählich wurde ich mit ihnen vertrauter und prüfte ruhiger. Und da sah ich oft doch so viel Stimmung in diesen Gemälden.
ren ist vor dem Tränken büschelweise in Wasser getauchtes Heu zu verabreichen.
Z Vogelkäfige in brennender Sonne. Es ist ein großes Unrecht, wenn sogenannte Bogelliebhaber sich um die von ihnen gefangen gehaltenen Tiere gar nicht kümmern und sie schonungslos dem Sonnenbrände aussetzen. Der Vogel in der Freiheit fliegt oder sitzt wohl auch in der Mittagssonne^ aber er kann, wenn es ihm zu warm wird, den Sonnenstrahlen ausweichen. Dieses vermögen die armen Käfigvögel nicht. Daß solche unglücklichen Tiere verdursten oder den Sonnenstich kriegen, ist kein Wunder. Wer sich das Recht nimmt, die Sänger der Luft einzufperren, der soll den Tierchen wenigstens nicht ihren Käsig zu den berüchtigten Bleidächern von Venedig machen. Ganz besonders wird Vogellieühaberei zur Quälerei, wenn, wie es in zahllosen Fällen ist, die Unterbringung der kleinen Luftbewohner in viel zu engen Käfigen geschieht, so daß sie sich kaum umdrehen und die Flügel ausbreiten können. Kann man den Käfig nicht im Schatten anbringen, so bedecke man ihn zur Hälfte mit einem Tuch; auch gebe man oftmals frisches Wasser, vergesse auch Badewasser nicht.
Hand«! «M Verkehr.
" Stuttgart, 23. Juli. Auf dem heutigen Großmarkt waren die Preise folgende: Heidelbeeren 26—28 Pfg., Johannisbeeren 22—26, Himbeeren 40—45, Aepfel 20—30, Birnen 20—35, Pfirsiche 60—75 Pfg., per Pfund, 100 St. kleine Einmachgurken kosten 40 Pfg.
II Stuttgart, 23. Juli. (Schlachtoiehmarkt.) Zugetrirber: 224 Großvieh, 361 Kälber, 942 Schweine.
Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) auSgemästete vou 102 bis 106 Pfg., 2. Qual, b) fleisch^« und ältere von —bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, o) vollfleischige, von 90 bis 91 Pfg., 2. Qualität d) älter« und weniger fleischige von 85 bis 89 Pfg., Stiere uad Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 102 bis 105 Pf., 3. Qualität b) fleischige von 97 bis 101 Pfg., 3. QuaMLt o) geringere von 91 bis 96 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jung« gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von — bis — Pfg., 3. Qualität o) geringer« von — bis — Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 100 bis 105 Pfg. 3. Qualität b) gute Saugkälber von 90 bis 98 Pfg. 3. Qalität o) geringere Saugkälber von 80 bis 90 Pfg., Schweine 1. Qual, a) jung« fleischige 81 bis 82 Pfg., 3. Qualität b) üngere fette von 79 bis 80 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 70 bis 73 Pfg.
Voraussichtliches Wetter
am Donnerstag den 25. Juli: Heiter, trocken, heiß.
Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altensteig.
Druck und «erlag der W. Rleker'scheu Buchdrucke«» in Menst,»,.
Fabrraävsrtrerung: Paul Lvkaupp, ältenstoig.
die aus die Einzelheiten bisweilen Io wenig emgeyen, uno tiy bemerkte durch einzelne Versuche, daß die Verschiedenheit der Farbenreflexe in der freien Landschaft tatsächlich oft mehr vorhanden ist als man in der älteren Schule beachtete. Und e- schien mir ähnlich auch auf dem Gebiete der Literatur. Ich sah überall einen Keim des Guten, von dem ich glaube, daß er noch Früchte zeitigen kann und wird. Wenn die Extreme erst einmal ein bischen überwunden sind."
Sie war ganz rot geworden während ihrer Worte. Erich aber traute seinen Ohren nicht. War denn das wirklich Maja, die mit so ruhiger, klarer Auffassung Kunstrichtungen vertrat? Von der Seite hatte er sie überhaupt noch nicht gekannt !
Karla warf ihm einen triumphierenden Blick zu.
„Ei, der Kuckuck I" rief Erich angeregt, zu Maja gewandt. „Das wußte ich ja gar nicht. Da habe ich in dir ja eine Gegnerin?"
„O nein!" erwiderte sie mit innigem Blick. »Ich liebe deine Kunst."
Und froh, zärtlich faßte sie seine Hand und strich leise darüber. Langsam wie zufällig zog er sie zurück.
Karla hatte sie beide betrachtet. Nun erhob ste sich plötzlich und streckte Maja über den Tisch hinüber die Hand zu.
„Frau Throndhjem — wollen Sie mir eine Liebe tun? Eine sehr — sehr große?"
Maja sah ste überrascht und fragend an.
„Aber gewiß, Fräulein Fannemor-"
„Wir wollen Freundinnen sein, Frau Throndhjem. Wahre, wirkliche Freundinnen, die kein Falsch, keinen Hehl vor einander haben. Ich bin zwar ein bischen ruppig-"
„Aber wie gern — wie gern, Fräulein Fannemor!" rief Maja voller Freude und drückte Karlas Hand. Dann eilte sie um den Tisch herum, umschloß Karla und küßte sie.
Fortsetzung folgt.