Dst. Welz-Stuttgart die Begrüßungsrede hielt und besonders auch die beiden Reichstagsabgeordneten Litt und Keiuath willkommen hieß. Zum Schluß seiner Rede brachte er ein Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland aus, in das dir Ver sammlnng kräftig einftimmte. Oderreallehrer Hahn Neuffen hieß die Gäste im Namen der Orts gruvpe. Neuffen und des 5. Wahlkreises willkommen. Tr. Birkes-Stuttgart überbrachte die Grüße der Parteileitung und sprach den Parteigenossen für ihre aufopfernde Tätigkeit im letzten Reichstags- wahlkampf den Dank ans. Mit Bezug aus die jungliberalc Bewegung in Württemberg hob er hervor, daß es in Württemberg nur eine national liberale Partei gebe und keinen Gegensatz zwischen Alt und Jungtiberalen. Auch der kommende Wahl kampf müsse die Nationalliberale und Fortschr/. Volkspartei Schulter au Schulter finden. Hierauf betrat Mchtsauwalt List die Rednertribüne. Er­beiprack, zunächst die im Reichstag geleistete Ar­beit. ging dann zu den Wehrvorlagen und zur De.tungsvorlage über und polemisierte zum Schluß gegen die Sozialdemokratie. Mit einem Hoch auf die Nationatliberale Partei schloß seine Rede. Der Versammlungsleiter dankte dem Redner für seine Ausführungen und brachte auf ihn ein dreifa ches Hoch ans. Damit war der offizielle Teil des Festes erledigt. Einige Stunden oerweilten die Teilnehmer noch auf der alten Veste, von der sich bei dem klaren Wetter eine prächtige Aus sicht bot. Unter Vorantritt einer Musikkapelle zv gen sodann die Festgäste in das festlich geschmückte Neuffen, wo imOchsen" und in derPost" die Versammlung mit einer Mahlzeit ihr Ende fand.

ft Göppingen, 17. Iupi. In Hohenstausseu fand, gestern eine Generalversammlung, der sozialdemo krotifchen Partei des Wahlkreises Göppingen Gmünd stakt, der l 36 Delegierte., beiwohnten. Das Man bat des Genossen Radek, der in Gmünd zum De legierten gewählt worden war, wurde beanstcindel und für ungültig erklärt, woraus 15 Delegierte von Gmünd, sowie sechs weibliche und ein männ licher Delegierter von Göppingen mit Radek und Thalheimer sich zurückzogen. Hin Lause der wei­teren Auseinandersetzungen wurde folgende Reso­lution einstimmig gntgeheißen:Die Freie Volks zeitung in Göppingen bleibt ein selbständiges Blatt mit eigener selbständiger Redaktion. Zur Verbil -ligung ihrer Herstellung wird der allgemeine poli­tische Teil in Matrizen von der Schiväbischen Tag- wacht in Stuttgart bezogen. Der Druck der Donau- Wacht wird von Stuttgart nach Göppingen ver­legt. Die von Stuttgart bezogenen Matrizen wer den auch sür die Donau-Wacht verwandt, deren Redaktion, wie bisher, selbständig in Ulm geführt wird. Die Sanierung wird vonr Parteivorstand und Lairdesvorstand dnrchgefüyrt. Diesen Körperschaf ten wird in alten wichtigen geschäftlichen Auge legeuheiren des Göppingen Unternehmens entschei­dender Einfluß eingeräumt. Die Entscheidung über dic redaktionelle Haltung der beiden Blätter. bleibt wie bisher, den Genossen der Verbreitungsgebiete überlassen. l f

st Heilbrorm, 17. Juni. Der schlimmste Fahr radmarder ist den Gerichten in der Person des Mechanikers Karl Borzer von Enzberg OA Maul- >bronn in die Hände gegeben. Bon der Karlsruher II. Strafkammer wurde er am 13. Februar ds.

^ ^«s-frrr «tz». M

Tu deinem Bauche nichts zu gut Er ist ein undankbarer Gast,

Wer ihm am meisten gütlich tut.

Dem fällt am meisten er zur Last.

Arabischer Spruch.

Melita.

von Roman Rudolf Elcho.

(Fortsetzung ) Hochdruck verhören.

Sanft glitte» ihre Finger über die Tasten, und diesen

entquoll leite und zart wie die Melodie zu einem Elfen- reigcn ein Wiegenlied. Sie ging dann zu romantischen Motiven Chopins über und gab diese verträumt in der Paraphrase wieder.

Nach halbstündigem Spiel schlich sie zum Schlafzimmer hin. und als dort tiefe Atemzüge sic belehrten, daß Edith eingeschlafen sei, schloß sie die Tür und den Flügel.

Als sie sich umwandte, erschrak sie: im Erker stand, vom Mond beleuchtet, James Proctor. Er hatte, von einer breite» Samtportiere verdeckt, in einem Sessel dem Spie! gelauscht.

Fräulein Wismar," sagte er, und seine sonst mat; klingende Stimme hatte mehr Festigkeit gewonnen,ick verdanke Ihrem Klavierspiel eine große Beruhigung je mehr noch einen kürzen Schlaf. Sie werden viel­leicht dies Eingeständnis gleich beschämend für mich, wie für Sie selber halten, aber glauben Sie meiner Ver­sicherung, daß ich Ihr musikalisches Können sehr hoch schätze. Meine zerrütteten Nerven zwingen mich oft, die Rächt hindurch in den Zimmern oder dem Park umher­zuirren. Als ich vorhin Ihr Wiegenlied vernahm, schlich

Js. zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Wegen weiterer, erst nach dieser Verurteilung zur Anzeige gebrachten Fahrraddiebstähte in Pforzheim, die er zwar leugnete, aber deren er vollständig! über­führt wurde, erhielt er jüngst von derselben Kam mer eine Zusatzstrafe von 2 Jahren Zuchthaus und demnächst wird er von der Heilbrunner Strafkaut mer wegen einer ganzen Reihe gleicher Diebstähle und Hehlereien kommen.

st Heidenheim, l7. Juni. Die Landesversamm lnng des Körperscdaftsbeamtenvereins wird hier ab­gehalten und zw« sind drei Tage Ist. bis 21. Juli hiezu vorgesehen. . >

st Biberach, >7. Juni. Auf einem Bierfuhr werk hatte am Samstag im Einverständnis des Knechtes ein sechs Jahre alter Knabe Platz genom ­men. Plötzlich fiel er herunter und aus ihn das teere Füßchen, auf dem er gesessen hatte. Es traf ihn so unglücklich auf die Hand, daß vier Fingxr abgedrückl wurden. Nach Anlegung eines Notver bandes wurde der Kuabe in das Bezirkskranken­haus übergeführt.

st Friedrichshasen, 17. Juni. (Z. 3 in Gefahr., Das Luftschiff Z. 3 wurde heilte nachmittag beim Entleeren a n seiner Spitze durch Feuer beschädigt. Zwei Leute des Personals wurden dabei ganz leicht verletzt. Gerüchte, daß das Luftschiff total ver­brannt sei, sind falsch. Die Lustschiffbaugefell- schaft gibt dazu folgendes bekannt: Beim Entleeren der letzten Zelle des Luftschiffes Z. 3 entstand ans bisher unbekannte Weise eine Gaseutzündung. Ein kleiner Teil der Autzenhülle au der Spitze ist ver­brannt und ein Teil der Träger wurde zerstört.'. Zwei Arbeiter wurden ganz leicht verletzt. Die Revaraturarbeiten dürften höchstens 2 - 3 Tage in Anspruch nehmen.

st Friedrichshafen, 17. Juni. .Aviatik.) O-ber ingeuieur Kober von der Luftschiffbau,gefellsch-ast Zeppelin machte am Samstag mit stillem Wasser­flugzeug (Doppeldecker, verschiedene Probeflüge, die zur vollen Zufriedenheit ausgefallen sind. Er er­hob sich verschiedene Male vom Wasser in die Lust und landete wieder auf dem Wasser.

st Vom Bodensee, 17. Juni. Bei der ersten Internationalen Bodensteregatla, die gestern in Konstanz ihren Anfang nahm, brachte der starke Sturm über ein Dutzend Boote zum Kentern. Da aber Hilfe schnell zur Stelle war, konnten alle Ruderer gerettet »werden. >

Das Anssührungsgesetz zur Re i chsv e rs: cherung s- ordnung.

ft Stuttgart, 16. Juni. Der Ausschuß zu dem Entwurf eines Ausführuugsgesetzes zur Reichsver- sicherungsorduung nahm heute zu den abweichen­den Beschlüssen der Ersten Kammer Stellung. Die Regierung war durch den Staatsminister v. Pischek und Regierungsrat Schaffer vertreten. Ans Vor­schlag des Vorsitzenden wurde zunächst die Frage besprochen, ob das Landesversicherungsamt erhal­ten und vier Oberversicherungsämter geschaffen werden sollen. Die beiden Regiernngsvertreter be­kämpften nochmals entschieden die Beschlüsse der Zweiteu Kammer. Von einein Redner der Sozial­demokratie und des Zentrums wurden diese ener­gisch verteidigt. Der Abg. Fehler beantragte, die Regierungsvorlage »nieder herzustellen. Dieser An

ich mich hier ein und lauschte. Bald senkte sich auf mich das hernieder, was mir als das köstlichste Gnadengeschenk des Himmels erscheint der Schlaf."

Melita fragte schüchtern, was den reichen Handelsherrn in diesen krankhaften Zustand versetzt habe, und dieser antwortete init einem schwermütigen Lächeln:

Durch die Jagd nach dem, was die große Maße törichter Menschen das Glück nennt. Meine Eltern und widrige Verhältnisse hatten früh in mir die Begierde nach Geld geweckt. In Australien war ich als Goldsucher erfolgreich, und als ich dann in Southampton ein Geschäft zur Einführung von Schlachtvieh begründete und dies einen raschen Aufschwung nahm, packte mich der Ehrgeiz, aus dem Handelsgebiet eine Machtstellung zu erringen. Fünf Jahre lang führte ich einen Konkurrenzkampf mit einer Aktiengesellschaft, der mit meinem Untergang oder dem meiner Gegnerin enden mußte, Ir!» war der Smrkere, aber der Sieg wurde mit der Zerrüttung meiner Nerven erkauft. Ich gewann Millionen und verlor etwas ganz Unscheinbares den Schlaf. Was dieser Verlust aber be­deutet, ahnen gesunde Menschen nicht. Ich habe alle Qualen der Schlaflosigkeit erlitten nnd weiß jetzt, daß der Schlaf ein Erlöser ist. Bevor Sie mich vorhin in den Schlummer wiegten, kam mir die verschwommene Erinne­rung an König Saul, auf den das Tongenesel von Davids Harfe beruhigend wirkte, und ich sagte mir, dieser biblische Despot wird wohl auch an Schlaflosigkeit gelitten haben. Ihrer Musik, liebes Fräulein, verdankte ich soeben eine süße Ausspannung aller Seelenkräfte, und ich wünschte sehr, daß sich das wiederholen ließe."

Aber es gibt doch narkotische Mittel"

Ja, die gibt es," unterbrach sie Proctor,und ich habe zu ihnen meine Zuflucht genommeü und zeitweise Betäubung gefunden, aber meine physische Natur immer mehr heruntergebracht. In dieser» Sommer verspüre ich eine leichte Erholung, und es dämmert wieder eins leise Hoffnung, in mir.auf, daß die Quäl meiner Nachte gelindert werden kann. Wenn ich Sie recht beurteile. Fräulein

L

trag wurde mit 8 gegen 7 Stimmen crbgelehnch Entgegen der Haltung der ersten Kammer wurde sodann »nit 9 gegen 6 Stimmen beschlossen, auf den Beschlüssen zu beharren, die die Beibehaltung des Landesversicherungsamtes und die Schaffung von vier Oberversicherungsämtern vorstheu. Der Beschluß der Ersten Kammer, die Oberverficher- ungsämter im Falle der Beibehaltung, der Kreis- regierungen an diese anzugliedern, wurde »nit 11 gegen 4 Stimmen abgelehnt. Der Art. >. S 1 wurde nach der Fassung der Erstell Kammer an­genommen Im übrigen wurde beschlossen, auf den früheren Beschlüssen der Zweiten Kammer zu beharren, sodaß also das Bestätigungsrecht der Be­amten der Arbeiterversicheruttg durch das Ober­versicherungsamt »verfällt. Im Art. 61 wurde ein neuer Absatz beschlossen, der eine bessere Versorgung! der Angestellten der Krankenkassen und Berufsge- nossenschaften vorsieht. Hinsichtlich der Zusammen­legung der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschas- ten und den- Einziehung der S t a als f or stv er Wal NMg in diese hielt der Ausschuß an den Beschlüssen der Zweiten Kam »rer fest.

Zur Landtags-rvahl.

ft Heitbronn, 17 Juni. Als Kandidat für den Bezirk Heilbronn Amt wurde, wie dieSchwä­bische Tagwacht" mitteilt, der sozialdemokratische Abgeordnete Hornung aufgestellt.

Aus dem Gerichtssaal.

ft Mtwaugen, 16. Juni. (Strafkammer.) Un­ter großer« Andrang» des Publikums fand gestern vor der Strafkammer die Verhandlung gegen den berüchtigten Gasthofdieb, den am !5. August 1865 iu Ulm geborenen Schuhmacher Karl Albert! Schwarz statt. Derselbe hat bereits 21 Jahre, dar­unter viermal Zuchthaus, in den Strafanstalten verbüßt, bis cs ihm gelang, im Sept. 1910 mit Hilfe einer Mitgefangenen namens Berta Scheu aus Tübingen flüchtüg, zu gehen. Seither lebte er nur von Einbruchsdiebstählen in Wirtschaften. -Je­desmal fielen ihm namhafte Beträge zu. Das Gericht fand ihn übersühstt, vier Eiubruchsdieb- stähle begangen zu haben und zwar in Ellwangen, Schnaitheim OA. Heidenheim, Biberach und Jsny -OA. Wangen. Das Urteil lautete auf 10 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung »lu­ter Polizeiaufsicht. . '

Lus dem Reiche.

* Frankfurt, >7. Juni. Das LuftschiffSchwal­ben", das heute früh 7.27 Uhr in Baden-Oos zur Rückfahrt nach Frankfurt aüfgestiegen war, ist hier kurz nach 10 Uhr glatt gelandet.

* Metz, (7, Juni. Der Hauptmann Lohmüller von der hiesigen Luftschiffstatiou ist beauftragt, das MilitärluftschiffZ. 3" von Friedrichshafen nach Metz zu überführen. Die Vorbereitungen hier­zu werden zur Zeit in Friedrichshafen getroffen!«

ft Berlin, l7. Juni. Der 43 Jahre alte Tisch­ler Müller, seine 45 Jahre alte Ehefrau und der 1 ljährige Sohn wurden heilte abend in ihrer Wohn­ung erhängt anfgefunden. Die Wiederbelebungs­versuche hatten keinen Erfolg mehr.

Wismar, dann gehören Sie zu den seltenen Frauen, die keinen andern Richter über sich erkennen, als ihr Ge­wissen. Würden Sie sich dazu verstehen, einein kranken Manne zuweilen des Abends durch Musik oder Burlesen Unterhaltung und Schlaf zu verschaffen? Ihre Stimme vesitzt für mich einen ebenso beruhigenden Klang wie Ihr Klavierspiel. Wollten Sie sich dazu verstehen, so würden Sie mir rechte Samariierdienste damit erweisen. Bitte, überlegen Sie sich das. Vielleicht läßt Ihnen Ediths Er­ziehung einige Abendstunden übrig, die Sie mir widmen könnten."

Es bedarf dazu teiner Ueberlegnng," versetzte Melita nach kurzen! Besinnen.Falls Ihre Gattin darin nichts Anstößiges findet, daß ich gleich jeder Krankenpflegerin einen- Leidenden zu Hilfe komme, stehe ich gern zu Ihren Diensten."

Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundliche Zusage. Was meine Frau betrifft --" Er hielt, sich auf die Lippe beißend, eitlen Augenblick inne und fuhr dann bitter fort:Meine Frau überlässt die Sorge um ihren kranken Mann den Aerzten. Für heute gute Nacht."

Im Herbst siedelten die Proctors von der Insel nach dem gegenüberliegenden Southampton über, während der Lord mit seiner jungen Frau nach London fuhr und sein neues Amt übernahm. Proctors Geschäftshaus mit den weiten Lager- und Gefrierhäusern bildete eine kleine Stadt und lag an der Meeresbucht in der Nähe des Hafens, seine Privatwohnung aber im Villenviertel der Stadt. Sein Haus war aus Sandsteinguadern erbaut und erinnerte im Stil an die Normannenburgen. Die Jnnenräume aber standen mit dem feudalen Gesamtbilde nicht im Einklang. Mit Ausnahme der landesüblichen Halle waren sie mit allem modernen Komfort und verschwenderischer Pracht ausgestattet.

Mit dein Stolz einer Fürstin führte die Hausfrau Melita durch die nach ihrer Angabe eingerichteten Prunk-