* Neuenbürg, 15. Juni. Aus Einladung des Stadtschultheißenamts zwecks Besprechung des Sonntags 2 Uhr L ad vu s ch l n sse s fand sich ein Teil der Ladeninhaber gestern abend ans dein Rathanse zusammen. Nach Austausch ver schiedener Ansichten wurde sestgestellt, daß von 53 Ladeninhabern 36 für und 17 dagegen sind. Um nun zu einem Einverständnis zu kommen, wird die Sache dem Gemeinderat und Bürgern usschuß vorgelegt und werden dieselben darüber ent;che>.

den' ' ' '-Lnzt.

s! Schivennittgen, ! 5. Juni. Aus bis jetzt nicht aufgeklärter Ursache brach in einem im gemeinschaftlichen Besitz von drei Bürgern in O b e r b a ldi nge n befindlichen Haus Feuer aus, das alsbald auf zwei Nachbargebäude übersprang und alle drei Häuser m Asche legte. Auch die Wirtschaft zumRößle" war bereits in Brand g'e raten, konnte aber gerettet werden. Der Schaden wird aus 40 000 Mk. geschätzt.

* Stuttgart, 16. Juni. Gestern morgen um r) Uhr wurde die Feuerwehr mit dem Sauerstoff apvarat nach der MkolauSstraße gerufen. In einen, dortigen Hanse machte sich starker Gasgeruch be merkbar. Beim Eindnngen in die betreffende Wohn ung fand man die Frau tot am Boden liegen und den Gashahn geöffnet. Wie der herbeigerufene Arzt seftftellte, war dieselbe bereits feit 2 Stun­den tot. Ein Schlagansall hatte dieselbe, als sie im Begriffe stand, das Gas anz»zünden, ans dem Leben gerissen.

js Stuttgart, 4V. Juni. Der bayerische Mini sterpräsident Frhr. von Hertling ist heute nach Mttaq 4.39 Uhr von München kommend hier ein- getroffen.

h Stuttgart, 15. Juni. Der FinLnzausschnß stimmte in seiner heutigen Sitzung dem 4. Nach­trag zum Finanzgesetz betr. Gewährung von Zulagen an Vorstände, Hausväter, Lehrer und Lehrerinnen der Rettungsanstall?n und verwandter Anstalten einstimmig zu. Es handelt sich dabei, wie der Referent Liesching betonte, lediglich um die nachträgliche Gewährung der AufbesserungSbe^ träge von l 9 l 1 für die an diesen Anstalten im Hauptamt tätigen Lehrer, Lehrerinnen und Geist­lichen, um diese den im ordentlichen Dienst äuge stellten Lehrern und Geistlichen in den Bezügen gleichzustellen. Auf Antrag des Abg. Gröber wurde mit l l gegen 3 Stimmen iSozialdemoiraten i fol gende Resolution angenommen: Die K. Regierung um Erwägung zu ersuchen, ob den im Neben amt bei Rettungsanstalten und verwandten An palten als Vorstände, Hausväter, Lehrer nud Leh reriunen angestellten Personen eine Zulage aus Staatsmitteln gewährt werden soll. Hernach wurde die kürzlich unterbrochene Beratung der No vellc betr. die Wff r ts ch aft s s P o r te l wieder ans genommen.

I! Zuffenhausen, 16. Juni. (Tödlicher lln fall.) Der bei dem Güterbeförderer Krauiter be dieustete 45 Jahre alte verheiratete Fuhrmann E. Max wurde vorgestern abend von seinem Dienst Herrn nrit einem Möbeltransport nach Sontheim OA. Heilbronn geschickt. Gestern vormittag wurde der Mann bei Lausfen a,. N. unter seinem Wagen, der nmgestürzt neben der Straße lag, tot a u f g e s n n d e n. Die Pferde waren nach Lauf 1 sen gerannt und dort anfgehalten worden. Angen s

Dis schönste Gabe, die wir Gott verdanken.

Die herrlicher, als deines Wissens Preis,

Sie ein Herz, das aus den eignen Schranken Ins fremde ahndend sich zu finden weiß.

Ernst Ziel.

Melita.

Rvman vvn Rudolf Elcho.

(Fortsetzung) ''Umdruck vervoun.

Der Lord befand sich unterdessen in der peinlichster Klemme. Er wagte es nicht, sich aus der ttmklammerunc einer vom Einsetzen gerüttelten Frau zu befreien unk ürchtete, daß es den beiden Mädchen nichr gelingen nerde. das Boot flott zu erhalten. Vergebens schaute er

nach Hilfe aus. Die auf dem Kriegsschiff befindlichen Freunde hatten das Segelboot bei günstigem Winde abfahren sehen und sich dann wieder in den Speistsaal begeben. Der wachthabende Offizier war durch einen im Osten an stauchen­den Dampfer abgelsnkr worden, unv die Fischer am Strande beeilten sich, ihre Boote zu bergen.

rne wesanren oes Kenterns uns Berstnkens steigerten sich mehr und mehr, die rudernden Mädchen aber hielten Sem brutalen Ansturm der Naturgewalten tapfer Stand.

Endlich war die Brandung erreicht, aber nun fragte es sich, ob das kleine Fahrzeug beim Rückprall der Wogen nicht zurückgeschleudert werde. Melita erhob sich und sah, saß einige Fischer zur Landungsstelle hingeeilt waren: um sich dem als freigebig bekannten Lord hilfreich zu er­weisen.

Ein Freudenschrei kam aus ihrer Kehle Die Wogen schleuderten das Boot auf den Strand und hier wurde es von einem Dutzend kräftiger Fäuste erfaßt und der

scheinst ch find sie durch.geMn.gen und hoben , sich losgerrssen. Im übriM'n ist es noch nicht bekannt, ans welche Weise sich das Unglück ereignete. Der Verunglückte hiuterläßt eine 'Witwe und fünf Käu der.

l Obertürkheim, l5. Jmu. Als die Frau des Sjch'ttnnachers LiSka heute früh gegen 10 Uhr an einem Baugerüst in der Karlstraße vorüber ging, stürzte ein Balken herab und traf die Frau so un­glücklich, daß sie bald daraus verschied.

st Feklbach, >5. Juni. Ein am Donnerstag abend nied erste,g angen er woltenbr 11 chätpi stcher Nie­derschlag, verbunden mit zeitweise orkanartig ein- setzendem Sturm, hat auf den Markungen Schmie ­den, Oeffingen, Fellbach und Waiblingen an den Getreidefeldern große Verheerungen ungerichtet.

* Welzheim, l5. Juni. Die bürgerlichen Kolle­gien haben dem früheren Landtagsabgeordnetcn für den Bezirk Welzheim, RegiernngSdirektor Dr: v. Hieber, in dankbarer Anerkennung für seine -hervorragenden Verdienste nur die Stadt Welzheim das Ehrenbürgerrecht verliehen.

!>' Asperg, 45. Juni. Der 15 Jahre alte Karl Siege) hat seinen Eltern 50 000 Mark in Wert papieren gestohlen und ist in Begleitung eines Kameraden damit dnrchgegmrgen. Nach sei­nem Verbleib wird eifrig gefahndet, doch steht zu befürchten, daß die beiden Gutedel bereits das Ausland erreicht haben.

u KLeingartach, 16. Juni. Ein braver Mann hat gestern die letzte Ehre erfahren: Der 7 2 Jahre alte Schullehrer Hasenbrack, seit 1870 hier in 35- jähriger Tätigßeit als Erzieher der Jugend und in Vjährigem Ruhestand, wurde zu Grabe geleitet. Hasenbrack war eitle hier und in weitein Umkreis beliebte Persönlichkeit von gewinnender Herzens­güte und oriMnellem Humor. Der Dank der Klein gartacher kam in den: zahlreichen Tranergesolge und in den Reden am Grabe' zum Ausdruck. Als ini vorigen Jahre der frühere Posthalter Wildt starb, sagte sein Freund Hiffenbrack: ,.,Noch ein Zährle!" Diese Proyhezeihnng ist fast gxnau auf die Zeit wahr geworden.

* Fürfekd, OA. Heilbronn, 15. Juni. Die Un­

tersuchung über den vor kurzem hier aus-gebroche­nen Brand, dein eine Scheuer zum Opfer siel, hat ergeben, daß das Feuer von zwei achtjährigen Bu­ben angelegt worden war. '

st Vom Bauland, 10. Juni. (Zärtliche Ver wandte.. Anfangs der 60er Jahre des von gen Jahrhunderts wanderte ein junger Mann aus einem Dorfe des Baulandes nach Amerika aus, um dort sein Glück zu suchen. Es war ihm dort auch sehr hold. Seine Eltern und nächsten Un­gehörigen sind inzwischen alle gestorben. Vor eini­gen Wochen suchte er narp 50jähriger Abwesenheit den Geburtsort wieder auf, um dort den Rest seiner Erdentage zu verbringen. Den schlicht ge­kleideten und anscheinend in dürftigen Verhältnis­sen lebenden Greis wollte aber keiner seiner Ver­wandten kenneu. Erst als man klar darüber war, daß er ein ganz bedeutendes Vermögen besitzt, kamen Verwandte in großer Zahl und alles be­grüßte ihn als Vetter. Der Greis aber wandte sich ab, verließ die zärtlichen Verwandten und zog nach Würzburg, wo er ein einsames Leben führt und bereits manche Stiftung zu wohltätigen Zwecken gemacht hat. In die Heimats-gemeindv wi^ Von seinem Gelbe wohl wenig kommen.

wilden Brandung entrissen. Bald standen die den brüllen­den Wogen Entronnenen auf festen- Boden.

Der Lord umarmte in überwa.llendem Glücksgefütst seine Schwägerin und rief:Edith, du bist ja eins Heldin!"

Herauf wandte er sich Melita zn und rief:Ich muß ihre Hunde küssen! dich? und ihr mutiges Herz haben uns gereuet."

Mylord vergehen, daß ich nebenbei auch meine werte Person in Sicherheil brachte." Durch die scherzhafte Be­merkung stichle sie den Äefühisüverschwang des Lords zu dämpfen, allein ihr strahlendes Lächeln verriet, wie sehr die Anerkennung sie erfreute.

Nachdem der Lord die Namen der ihm bei der Landung bergcsprungenen Leute zum Zwecke einer Be­lohnung ausgezeichnet hatte, nahm er seine Frau und Edith beiseite und sagte leise:

Seht ihr nun ein, daß es in jedes Menschen Leben Lagen gibt, in denen das Geld völlig wertlos wird und nur Kraft und Mut uns retten können?" Alice umhalste ihren Mann und rief weinend:Ach Archi, ich schäme mich meiner Feigheit, aber ich kam in dem grausigen Sturm ganz von Sinnen. Verzeih' mir!"

Ediths Blicke suchten die beiseite stehende Melita, und als ihr Schwager Alice den Arm bot und Hillcastle ent­gegenlief, schritt sie eine Weile schweigend und mit ge­senkten Blicke» neben ihr her. Vor dem Parktor aber er­faßte sie zaghaft den Arm der Begleiterin, schaute sie nrit feuchtschiinmernden Augen an und flüsterte:Können Sie mir jemals vergeben, was ich im Trotz und Hoch­mut --"

Genug!" Melita zag sie an ihre Brust.Ich lese alles, was Sie mir sageir wollen, in Ihren Augen. Lassen Sie uns fortan gute Freundschaft Hallen. Ich bin heute stolz auf meine Schülerin, und das Bewußtsein, daß ich jetzt die mir anvsrtraute Aufgabe lösen kann, macht mich unsagbar glücklich."

Edith küßte sie stürmisch und mit jenem Lachen, das die Tränen verdecken soll, stammelte sie:

? XXI. Bundestag des Württcmb. Kwiegerbundes.

s! Göppingen, 16. Juni. Die Stadt und dis Göppinger KampMnossenschaff haben gehalten, war sie versprochen, und ließen den Angehöri­gen des Württ. Kriegerbuudes eine überaus sreuus- liche und herzliche Ausnahme zuteil werden. Nicht allein die Straßen verliehen durch- einett reichen, einheitlichen und künstlerisch einwandfreien Schmuck der Stadt ein festliches Gepräge, sondern auch die Einwohnerschaft ließ sich alles daran gelegen sein, den aus allen Gauen Württembergs, den Nachbarstaaten, sowie ans Preußen herb eigeeilten Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Der Himmel hielt sogar noch mehr, als er in den letzten Tage» erhoffen ließ, und machte den Wetterpropheten, die noch gestern abend keinen Glauben fanden, alle Ehre. Das Wetter war schön! Gestern morgen war die Bnndesfahne hier angekommen, der die Mitglieder des Emp- sanysansschnsses, der Kampfgenossen'chast und der Stadtverwaltung mittags dies Geleite auf den Bahnhof gaben zum Empfangt des Bnudespräsi- diums, das nachmittags die Verhandlungen für den Bertretertag vorbereitete. Gestern abend fand das von über tausend Personen besuchte, von war­mem Patriotismus beseelte Festbankett im Schok- kenseesaal statt. Heute früh wurde die Vertreter- Versammlung abjMhalten, die der zweite Vorsitzende des Bundes, Baurat Dobel, eröfsnets, indem er des Präsidentenwechfels gedachte, Exzellenz v. Greifs Worte der Anerkennung für seine langjährige er­sprießliche Tätigkeit als Vorsitzender des Burides widmete nud den neuen Präsidenten, Generalleut­nant z D. Frhr. v. Hügel, mit herzlichen Begleit- tvorten vorstellte. Frhr. v. Hügel übernahm den Vorsitz und versprach seine ganze Kraft einzu­setzen für die gute Sache des Bundes und für jedes einzelne Mitglied. Nach einer freundlichen Begrüßung des Kriegertages durch Oberbürgermei­ster Dr. Keck erwähnte der Vorsitzende die Abwesen­heit des Königs, der, wenn auch aus Gesundheits­rücksichten am Erscheinen verhindert, doch den Ver- hartdlungen mit großen: Interesse folge. Der Vor­sitzende begrüßte noch besonders die Vertreter der auswärtigen Berbättde, ferner den Minister des Innern v. Pischek, dem er für fein Interesse dankte und dem Vertreter des Kriegs Ministeriums Oberst v. Schröder. -Exzellenz Pergler v. Perglas 'und der Vorsitzende des KpffhänserbnndeS, Exzel­lenz v. Lindegnist, halten ÄltschnüügungDschreiben gesandt. Auch gedachte der Vorsitzende alsdann mit herzlichen Worten des Rücktrittes des früheren Prä­sidenten v. Greifs, dessen segensreiche Arbeit er ge­wissenhaft sortzusetzen bemüht sein werde, und ehrte das Andenken der seit der letzten Tagung verstorbenen Mitglieder sowie der Herzogin Wera von Württemberg, die sich! um das Zustandekom­men des Champignydenkmals besonders verdient gemacht habe. Der Bund habe auch in seiner letz­ten Geschäftsperiode erhebliche Fortschritte hinsicht­lich der Annahme an Mitgliedern sowohl wie in der Ausgestaltung, seiner UnterstüHnngseinrichtun- gen gemacht. Mit einem begeistert anfgenommenen Kaiserhoch erklärte der Vorsitzende den Bundestag für eröffnet. Nachdem noch Oberjustizrat Windisch für den Khffhänserbund gesprochen hatte, gab der Vorsitzende die von, König verliehenen Anszeich- -nnngen ans Anlaß des Bundestages bekannt, u( a. die Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse an

Sie sind so gut so schrecklich gut! Kein Wunder, daß alle Männer Sie bewundern. Beim Himmel, ich gäbe alles Geld und Gut, das mir jemals zufallen wird, daran:, wenn ich so werden könnte, wie Sie, so schön so anmutig, so tapfer und klug . . ."

Wollen Siewohlschwägen, Sie aufgeregte Schwärme­rin? Kommen Sie, es ist die höchste Zeit, daß wir unser« nassen Kleider mit trockenen vertauschen und Tee trinken/

Melita hatte bestimmt, daß Edith jeden Abend uw 9 Uhr zu Bett gehe. An diesem ereignisreichen Tage abei wurde die festgesetzte Zeit überschritten, denn die Freud« ließ das junge Mädchen nicht zur Ruhe kommen. Ähr« Bravour war vom Lord am Teetisch den Eltern in so warmen Worten gerühmt worden, daß sie ein Aufjubeln nur mit Mühe unterdrücken konnte.

Als sie endlich Melitas Mahnung folgte und zur Ruhe ging, hielt sie die neugewonnene Freundin noch aw Bett fest und sagte:

Finden Sie nicht, daß Archibatd ein großartiger Mensch ist? Sie ahnen nicht, was der schon alles erleb! und erlitten hat. Bei einem Kampfe in China wurden ihm neunzehn Wunden beigebracht. Das ist auch der Grund, weshalb er jetzt aus dem Seedienst ausscheide! und Verwattungsbeamter wird. Wie schade! Er war auf dem besten" Wege, ein Nelson zu werden. Von seiner schweren Verwundung ist nach eine Schwäche im linken Bein zurückgeblieben, die ihn am langen Stehen hindert; aucki hinkt er ein wenig. Sein Kopf aber hal nicht gelitten. Wie zutreffend war doch feine Bemerkung, daß es Lebenslagen gibt, in denen das Geld wertlos wird. Unsere Lage war entsetzlich. Haben Sie zuvor jemals ähnliches erlebt?"

Melita fuhr ihr zärtlich über die heiße Wange.In Lebensgefahr Hab' ich mich nie zuvor befunden, aber so furchtbar wie der Sturm das Meer kann auch das Schick­sal unser Inneres aufwühlen. Mich hat es aus dem Schoß des Glücks herausgefchlsudert und alles zertrümmert.

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