LMdsEächrichLen.
s Hochdorf, 24. Mai. Der Wein stock des Jod. Wai-vlich z. „Traube" hier fielst schon in voller Blüte.
?s Schramderg, 23 .Mai. Heute morgen wurde der in den -stier Jahren stehende verheiratete Rechts agent Karl Rrrggaber unter dein dringenden Verdacht der Uuterschlaguilg, verhaftet und an daS Amtsgericht Oberndorf einMliefert.
st Herrenderg, 23. Mai. Der Milchhändler Maier von Gültstein wurde vom Schöfferrgericht zu vier Wochen Gefän gnstS, seine Frau zu 30 M- Geldstrafe und zur Tragung der sehr beträchtlichen Kosten des Verfahrens verurteilt. Ileberdies wurde die Bekanntmachung des Urteils verfügt. Es war M. duräs die Polizeiliche Nahrungsmitteliontrolle in Stuttgart nachgewieseu wor den, daß er seine dorthin gelieferte Milch immer wieder durch bedeutende Wasserzusätze verfälscht hatte Mäst weniger als dreimal nrußte er der Fälschung überführt werden. Anfänglich betrug der Wasserzusatz bei seiner Milch nach den Feststellungen des städt. Laboratoriums in Stuttgart etwa 11 Proz., an den Kontrolltagen des zweiten Kalles etwa 8 Proz., an denen des dritten Falles noch weniger. Für einen der Kontrolltage berechnete der Sacherstänidge den durch die Fälschung, erhielten Vorteil zu 4,40 Mi. Von Seiten des Vertreters der Anklage wurde entgegen den Ausführungen der Verteidigung darauf Angewiesen, daß auch hohe Untersuchungsiosten einzelne Leute nicht gehalten können, die Milch immer wieder zu verfälschen, und daß die Verurteilten es sich ganz Ulkig zuzuschreiben haben, wenn sie infolge ihrer Fälschungen auch die durch ihre UeberführunA entstandenen Kosten zu tragen haben.
st Tübingen, 23. Mai. Die 27,. Versammlung des württ. Forst Vereins findet am 24. bis 26. Juni statt. Forstliche Exkursionen sollen stattfinden in dem Staatswalü Großholz zur Besichtigung des Gartens der forstlichen Versuchsanstalt und in den: norstbezirt Entringen. Vorträge werden halten Prof. Dr. Buhler in Tübingen aus der Geschichte des Schönbuchs, Forstmeister Münst in Tübingen, über die Wirtschaft im Schönbuch und Pros. Dch Wagner in Tübingen über die Weiterentwicklung der "Forsteinrichtung. Für den 26. Juni nachmittags ist eine Wagenfahrt nach Bebenhausen vorgesehen, voraussichtlich mit Empfang der Vereinsmitglieder durch das Königspaar.
st Tübingen, 22. Mai. Auf der Straße von Bodelhausen nach Hemmendorf wurde der Land wirr Maier von Schwalldorf gestern mittag beim Einspannen der Pferde an seinen Wagen von einem unruhig gewordenen Tiere an den Kopf geschlagen Kr erlitt einen schweren Schädelbruch und war vald daraus tot.
st Stuttgart, 23. Mai. Wt Schreiben des Staatsministers der Finanzen vom 22. Mai ds. IS. ist dem Präsidium der Zweiteil Kammer der Entwurf eines Gesetzes, berreffend einen fünften Nachtrag zu dem FinanMsetz für die Finanzperiode 1. April 19N bis 3l. Mürz !9l3, welcher die für den Betrieb der Universitätsbibliothek in dem Neubau i n Tübingen erforderlichen Mehrkosten enthält, zur verfassungsmäßiassn Behandlung zugegau- gen. / , "
3 Stuttgart, 23. Mai. Tie bürgerlichen Kollo gien nahmen heute einstimmig den Antrag an. be zügl. der Maßnahmen gegen die Fleisch Preissteigerung, eme Eingabe an das K. Ministerium des Innern zu richten betr. die Einfuhr von Fleisch und Schlachtvieh aus den Nachbarlich Lern und Argentinien, ebenso die Eingabe auf Ausdehnung der jetzt auf 24 Stunden festgesetzten Friss zur Abfchlachtung zu befürworten.
st Stuttgart, 23. Mai. (Renneil zu Weil.) Die Frühfahrsrennen des Württ. Rennvereins find dieses Jahr auf drei Tage beschränkt. Der Besuch anl heutigen ersten Renntag war ein guter.
st Sttrttgart, 23. Mai. Die Landesausstellung für Reise und Fremdenverkehr erfreut sich fort gesetzt eines sehr guten Besuchs und wird noch bis Ende Juni dauern. Sie hat in letzter Zeit verschiedene Ergänzungen erfahren, so-aß das Bild, das hier von den Schönheiten des Schwabenlan des gegeben wird, noch vollkommener geworden ist. Die mit der Ausstellung verbundenen kinemato graphischen Vorsührnngrtt über Verkehr und Sport aller Art und die Lichtbildervorträge über das Schwabenland finden großen AnNan,g. Niemand -ollte versäumen, die sehr sehenswerte Ausstellung zu besuchen. Der Besuch empfiehlt sich insbesou dere auch für Vereine und Schulen, denen ermäßigter Eintritt gewahrt wird. >>
st Stuttgart, 23. Mai. (Der Carufosru in- messt Um bei dem heute vormittag begonnenen Vorverkauf der Bilette für die zwei Vorstellungen, irr denen Coruso im hiesigen Hoftheater auftritt, ja eine Karte zu bekommen, hatten sich schon ge stern morgen 8 Uhr die ersten Knnstwüttaen vor der Pforte des Hoftheaters aufgepflanzt. Um nicht schließlich doch noch- übervorteilt zu werden, hatten sie sich mit einer Unmenge Kontrollkarten versehe;:, von denen sie jedem Neuankommenden eine ei.nl. ändigten. Die ganze Nacht durch bis heute vormittag eirchalb 1 1. Uhr saßen etwa 200 Personen geduldig da, lesend, rauchend, schlafend und Witze reißend. Dienstmädchen, Burschen, Backfische, junge Herren, erwachsene Männer und Frauen mit weißen Haaren, alles wartete geduldig auf die Stunde der Erlösung. Heute über mittag war der Andrang zur Hoftherterlasse so enorm, daß mit dem Kassier eine telephonische Verbindung nicht zu erreichen war. die Umschaltestelle des Hoftheaters leimte jedes Gespräch mit der .Kasse rundweg abl st Hohenheim, 23. Mai. Die Instrumente der Lieiigen Erdbebenwarte registrierten heute früh ein starkes Fernbeben, dessen Maximum um- 4,06 Uhr eintrat. i.
jl Kirrhh..im a. N., 23. Mai.: Eine Bürgerin der hiesigen Gemeinde, Fräulein Tabitha Harle wurde von der medizinischen Fakultät Basel zum Doktor der Medizin, Chirurgien und Geburtshilfe promoviert.
st EMngen, 23. Mai. Die 6jLhria.e Tochter des Fabrikarbeiters Federer in Deizisau hing sich an einen Wagen. Ihre Kleider wurden vom Rade ersaßt und das Kind zu Tode geschleift. Untersuchung ist eingeleitet.
st Wendlingen, OA. Eßlingpn, 23 .Mai. Durch ein vermutlich von zündelnden Kindern verursachtes Schadenfeuer ist gestern mittag das Gasthaus zur „Sonne", sowie eine dabei befindliche teilweise dem Bauunternehmer Wolfer gehörende Scheuer eingeäschert wurde.
M L«s«l»uchr. M
Nur Liebe darf der Liebe Blumen beerben:
Der schönste Schah oehört dem Herzen an.
Das ihn erwidern uns empfinden k um.
Schiller.
Melita.
Roman von Rudolf Elcho.
(Fortsetzung.) 'iiuevdruS versäum.
Das Schreiben setzte den Leser in Verwirrung. Er fragte sich: Hat die Eifersucht dich so verblendet, daß du in jenen Blicken, die Melita mit Preyl austauschte, ein Liebesgesühl zu erkennen glaubtest, während vielleichi nichts anderes daraus sprach, als jugendliche Mädchen schwürmerei für die Gesangstunst oder Dankbarkeit für Preyls poetische Huldigung? — Wie aber, wenn dieser Brief nur ein Spiel der Koketterie einleitete? — Er ries sich Melitas ehrliche Augen und ihre sein Herz so warm berührende Sprache in die Erinnerung zurück, und sofort schwand dieser Verdacht. Nein, verteidigte er sie vor sich selber, ein Weib, das arglos wie ein Kind in die Welt blickt, dessen ganzes Wesen Reinheit und Edelsinn atmet, kann nicht falsch sein!
Zweifelnd lauschte er auf die geheimen Regungen seiner Seele, und seine Hoffnung richtete sich wieder auf, wie die junge Saat nach schweren Regengüssen. Ja, er wollte um ihren Besitz kämpfen, denn ohne sie war sein Leben wertlos. Telephonisch beantwortete er sofort den Brief mit einer Danksagung und der Angabe, daß er rechtzeitig in der Villa eintreffen werde.
Den Anstoß zu ihrem Entgegenkommen hatte das junae Mädchen aber durch ihren Vater erhalten. Diese«
hatte eine Stunde vor der Abreise sein Töchterchen im Musikzimmer aufgesucht und sie an Preyls Seite gesunden Das junge Paar war in eine so trauliche Unterhaltung verstrickt, daß es bei des Konsuls Eintritt erschreckt auffuhr. Der junge Mann entfernte sich bald, und der Konsul nahm seinen Platz ein. Mit ironischer Gelassenheit stellte er die Frage: „Wie weit sind — wenn ich fragen darf — deine Beziehungen zu diesem schönen Sänger und Mädchenfänger gediehen? Hat er dir bereits Herz und Hand angetragen?"
Melita schlug errötend die Augen nieder, überwand aber bald ihre schämige Verlegenheit. „Aber Papa! Julian ist doch kein Mädchenfänger. Er liebt mich — mich allein."
„So!" — Der Konsul zog das Wörtchen sehr in die Länge. „Und welche Zukunft hat er dir in Aussicht gestellt?"
„Zukunft?" — Sie geriet abermals in Verwirrung. „Um ehrlich zu fein, Papa" — jetzt glitt ein sorgloses Lächeln über ihr rosiges Gesicht — „betreffs der Zukunft — du verstehst darunter wohl eine gesicherte Lebensstellung — haben wir uns noch nicht den Kopf zerbrochen. Julian ist ja so begabt, daß eines seiner Werke sicher Erfolg haben wird."
„Meinst du? — Nun, mein Kind, in dieser besten aller Welten gibt es nur eine Sicherheit, nämlich die, daß nichts sicher ist."
Der Konsul hatte bei diesem Ausspruch sein Gesicht in so ernste Falten gelegt, daß Melita lächelnd fragte: „Ei, seit wann ist mein Papa denn Schwarzseher geworden? Du, dessen Glück die hiesige Kaufmannschaft beneidet, dem das Geld so reichlich zufließt, daß er einen fürstlichen Haushalt führen kann, du wirst doch unmöglich um meine Zukunft besorgt sein? Ein genialer Künstler will um meine Hand werben — was gibt es da zu fürchten?"
„Liebe Melita, der geniale Künstler hat bisher nur die Fähigkeit erwiesen, gesellige Kreise zu erheitern und sein väterliches Erbe mit flinken Händen unter die Leute zu bringen. Ob er jemals imstande sein wird, den Unter
st Gelsting»», 23. Mai. In Altenstädt hantierte' ein junger Bursche mit einer Schußwaffe, die losginA und ein dabeistehendes Mädchen des Puck.bin'derS Schroth im Alter von !2 Jahren sofort tötete.
st Herdenherm, 23. Mai. Infolge des Streiks in mehreren Betrieben der Metallindustrie Frankfurts ist auch in der hiesigen I. M. Veith'schen Maschinenfabrik auf den 1. Juni 60 Prozent der Arbeiter gekündigt worden. Man hofft indes, daß bis dorthin in Frankfurt eine Einigung erzielt und dir Kündigung: aufgehoben wird.
st Bon der bad. Grenze, 23. Mai. Ein Landwirt aus Pforzheim suchte einen landwirtschaftl. Arbeiter. Der erste, der sich meldete, war zu seinem Erstaunen ein junger stellenloser Kaufmann aus Stuttgart, der sofort extra nach Pforzheim gereist war, um die Beschäftigung? anzunehmen. Ein Beweis für die Ueberflutnng des kaufmännischen Berufes. Leider nutzte den armen Teufel seine Bereitwilligteit nichts. Der Landwirt, der gerade im Kleefeld mähte, forderte den jungen Kaufmann auf. mit der Sense seine Brauchbarkeit zu beweisen. Als der Kandidat nun bald mit der Sense zu hoch, bald mit derselben zu niedrig und in der; Boden fuhr, erklärte der Landwirt den „Prüfling" als „nicht bestanden", sodaß er wieder fort- ziehen mußte. Etwas Geduld wäre hier vielleicht besser am Platze gewesen. ;
Zur LandtagswaM.
st Sindelftugeu, 23. Mai. Die Bolkspartei hat beschlossen, den bisherigen LandtagAabgeordneten Fabrikant Leibst"'ed um Wiederann,ahme der Kandidatur zu ersuchen.
Lus dem Reiche.
Ergebnis des deutschen Zuverläfsigkeitsflugs am Oherehei«.
jj Straßburg i. E., 23. Mai. Das Ergebnis des gestern mittag in Konstanz in Anwesenheit des Prinzen Heinrich von Preußen, ferner des Prinzen Wilhelm von Sachsen-Weimar, des Geheimrats Prof. Hergesell, des Oberst- Leutnants Fchrn. v. Oldershausen, des Rechtsanwalts Dr. Joseph u. von Tr-. Linke-Frankfurt a. M., des Oberleut nants Mackentbun und des Hauptmanns Wagenführ statr- gehabten Preisgerichts ist f lgcndes: l. Den Gesamtpreis für die beste Leistung erhielt Oberingimeur Hirth und zwar den Ehrenpreis des Prinzen Heinrich von Preußen. Es wurde davon abgesehen, die übrigen Teilnehmer zu klassifizieren, tl. Zuverlässigkenspreise wurden zuerkannt: 1) Hirth, Ehrenpreis des Großherzogs von Baden, 2) Graf v. Wolfskeel, Ehrenpreis des Statthalters Grafen v. Wedel, 3) Barends, 4) Mahnte, ü) Fisch, 6) Vogel o. Falkensiein, (I.—4. Süd- weftgruppenprertz), 7) Hartmann, Prästdralpreis, Hirt: Preis des Herrn Lamarche, Hl. Bezüglich der Aufklärungsübung am 2. Fluglage in Metz wurden als beste Leistungen der Flugzeuge erkannt: die von Oberleutnant Barends (Beobachter Oberleutnant Albrecht), die von Leutnant Mahnke (Beobachter Leutnant Knofe). Barends erhielt demnach den Ehrenpreis des Prinzen Wilhelm von Sachsen-Weimar, Albrecht den Preis des Prinzen zu Schaumburg-Lippe, Mahnke den Ehrenpreis des bayerischen Kricgsministeriums, Knose den Ehrenpreis des preußischen Kriegsministeriums. Für Beobachtungen im Lnftsch ff wurden Aufklärungspreise zuerkanni: Dr. Eckener, dem Führer der „Viktoria Luise" (Ehrenpreis des Herrn v. Gemmingen) und den Beobachtern Major Füßlein der Ehrenpreis des Prinzen Max von Baden,
halt für sich und seine Familie zu erwerben, ist eine noch ungelöste Frage. — Was nun mein Glück und unsere kost spielige Lebensführung betrifft — —" Der Konsul brach ab, atmete tief auf und fuhr wiederholt mit der Hand durch sein Haar. „Sieh mal, mein Kind, das Glück in kaufmännischen Unternehmungen ist wandelbar wie Aprilwetter und kann sogar üble Folgen haben. Ich hatte — vielleicht zu früh — Glück in meinen Geschäften, und da» verleitete mich, gar manches für mein Verdienst zu halten, was nur ein Spiel des Zufalls war. In dem Glauben an meine geistige Ueberlegenheit wuchs mein Wagemut, und — es kamen Fehlschläge gerade da, wo ich sie am wenigsten erwartet hatte. In den Tagen großer Erfolge nahm ich an, daß meine Lebensführung in Einklang mit meinen Einnahmen zu bringen sei, denn leben und leben lassen war mein Wahlspruch. Jetzt aber, wo ich starke Einbußen erlitten habe, würde ich mein Ansehen und meinen Kredit schädigen, wollte ich mich einschränken. Für mich gilt es jetzt, alle Kräfte anzuspannen, um dem Mißgeschick zu begegnen und unser Lebensschiff, trotz widrigem Winde, flott zu erhalten." .
Melitas Augen, aus denen bisher ein still in sich be glückter Friede geleuchtet hatte, schauten jetzt starr und erschrocken auf den Vater. Langsam glitt sie vor ihm nieder, stützte die Arme auf seine Knie und sagte mit umflorter Stimme: „Du hast Sorgen, Papa, ernstlich« Sorgen? Wie ist das möglich?"
„Ja, mein Schatz, wer bleibt verschont davon. Es schmerzt mich, daß ich gleich nach deiner Heimkehr di« das gestehen und deine Heiterkeit trüben mutz."
„O Papa, ich danke dir für dein Vertrauen. So jung ich noch bin, so weiß ich doch schon, daß es leichter ist klnglücksfälle zu ertragen, als im Glück Beschränkung zv üben. Aber mir scheint, du tust unrecht, nur einen Augenblick deiner geistigen Kraft zu mißtrauen. Verliere NU« nicht dein Selbstvertrauen, und du wirst über jede Bedrängnis fortkommen. Ach, wenn ich doch teilnehmer dürfte an deiner Arbeit, deine Mühen, wenn ick da»v