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1877.

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Cages-Rundschau.

Für eine strotzc liberale deutsche Volfspartei

tritt der Wirkt. Geh. Rat Prof. Dr. Czerntz-Heidel berg ein. Er schreibt in der Fr. Zgh.: Der feste Zentrnmstnrm und die Konservativen, welche unsere Nation gerne wieder in die Zwangsjacke der feudal klerikalen Herrschaft znrückschranben möchten und die sozialdemokratische Linke andererseits, die so lange keine Partei des sozialen Fortschritts ist, so lange sie ihre Herrschaft durch die Proletari iierung der Massen und durch den Umsturz alles Bestehenden zu erreichen sucht, und alle Unzufrie­denen unter ihrer Fahne sammelt, drohen die kleinen freisinnigen Parteien zwischen sich zu zer­reiben. Und dennoch hangt die Zukunft unseres Vaterlandes von dem stetigen besonnen Fortschritte ab, dessen Träger die freisinnigen Mittelparteien in erster Linie sind. Bitter nötig ist uns eure große liberale deutsche Voll spartet, welche die Nationalliberalen und die Fortschrittliche Volkspar ter vereinigen und durch ihre imponierende Größe Anziehung ansüben wird, weit in die Reihen der Freikvnservativen, der katholischen Modernisten und der sozialdemokratischen Revisionisten hinein. Ihr Programm müßte so weitherzig sein, daß Männer von Posadowsky bis Friedrich Naumann darin Platz hätten. Ich weiß wohl, daß es anmaßend von mir erscheint, einen so weitgreisenden politischen Gedanken, zu dessen Ver wirklichnng eine neue jugendsrische Generation her anwachsen muß, anszusprechen, aber die erfahre ueren Führer stecken meist so fest in den Banden der Partei, daß sie es nicht loggen dürfen, zu einer Verschmelzung des historisch Gewordenen aufznsor- dern. Vielleicht gehört derweltfremde Idealis­mus" eines deutschen Professors dazu «National- zeitnug" vom Id. Januar kill 2,Badische Landes zeitung" vom Itt. Januar 1912), um einen Ge danken auszusprechen, dem Tausende der besten Deutschen - anhängen und der ein Samenkorn ab ge,.en kann für die mächtige Eiche der eineu ti beraten deutschen Volispartei. Selbstverständlich wird die Fusion der beiden liberalen Parteien mehr iihrige Arbeit und Ueberwindung großer Wider­stände. erfordern. Aber das Ziel, um das es sich tändelt, ist auch ein großes: das zusammenge-- saßte liberale Bürgertum wäre in der Lage, sich in der mutschen Politik Richtung gebend durchzn sehen.

Botschafter Aras Osten-Sacken h.

Mit dem im 82. Lebensjahre in der Nacht zu Mittwoch in Monte Carlo verstorbenen Berliner Botschafter Rußlands, Grafen Nikolai von der Osten- Sacken, ist der älteste europäische Diplomat aus dem Leben geschieden, der sein Vaterland 17 Jahre lang in der Reichshauptstadt vertreten und dem russischen Reiche in nahezu VOjähriger diplomati­scher Tätigkeit außerordentliche Dienste geleistet hat. Als des berühmten Schuwalow Nachfolger hatte er in Berlin keine leichte Aufgabe zu erfüllen, wurde ihr aber in solchem Maße gerecht, daß er sich nicht nur der größten Wertschätzung! des Kaisers Wilhelm erfreute, sondern eine überragende Stell- »ng in dem diplomatischen Korps zu Berlin ein­nahm. Ein überzeugter Freund Deutschlands, in dessen Grenzen er als Vertreter Rußlands in Darm­stadt, in München und zuletzt in Berlin den größ­ten Teil seiner amtlichen Laufbahn zurücklegte, und als Vertreter der alten diplomatischen Schule im besten Sinne des Wortes, hat er viel zur Erhal­tung der deutsch russischen Freundschaft und des europäischen Friedens beigetragen, zuletzt noch im November 1910 gelegentlich der Potsdamer Zwei­kaiser -BegeMnng.

Bon der Fremdenlegion.

Amtliche Angaben über die Verluste der Frem ­denlegion sind nur sehr schwer zu erlangen. Jetzt hat oas KriegSministerium in der Begründung eines Gesetzentwurfes über eine Verstärkung der

Freitag, de« S4. Mai.

»«t-blatt für Psalzgrasemveiler.

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Nr. 11.

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Fr,'edenspräsenzstärke der einzelnen Kompagnien

der Fremdenlegion und der Kolonialinfanterie den Schleier etwas gelüftet. Es fordert nämlich, damit diese Truppenteile stets in einer kriegsmäßigen Stärke von 150 Manu ausrückeu tonnen, eine Frie- denspräseuzstärke von 250 Mann, wobei 85 Unter­offiziere und sonstige Chargen eingerechnet sind. Die Sollstärke von 250 Mann wird mit den außer ordentlich hohen Verlusten begründet, welche die Kolonialtruppenteile einschließlich der Fremdenle­gion bei den Kolonialkriegen in fremdem Klima gleich im Anfänge des Feldzuges zu erleiden pfle­gen. So hat sie Fremdenlegion während der letz­ten .Kämpfe in Marokko in fünf Monaten vom I. Mai bis 1. November 18 pCt. Verluste gehabte Die Verluste der Fremdenlegion in Toukin vom 1. 8. 188-1 bis 81. 10. 1884 betrugen lediglich die Sterbcsälle infolge von Krankheiten gerechnet 84 pCt ! Die Gefallenen, Verwundeten und nach der Heimat Zurückgeschickten sind in diese Stati­stik nichr ausgenommen! Während oer .Kämpfe in Dahome im Jahre 1802 wurden in drei Monaten 45 pCl. der Legionäre krankheitshalber heimgesandt: um die Gesamtzahl der Verluste zu erhalten, müßte man noch die Zahl der au .Krankheit Gestorbenen und Gefallenen hinzufügen. Während des Feld zugcs ans Madagaskar im Jahre 1895 verlor das algerische Regiment, welches zu zwei Dritteln ans algerischen Schützen und zu einem Drittel ans Fremdenlegionären bestand, 24,6 pCt. seiner Esset tivstärke durch Todesfälle infolge Krankheit. Da nach den, Berichte des Etzefarztes Reyuaud die Sterblichkeit bei den algerischen Schützen verhält­nismäßig niedrig war, muß sie bei den Fremden­legionären noch höher als 24,6 pCt. gewesen sein.' Was die Kranken, die nach der Hennsendung in Frankreich oder während der Heimfahrt ans dem Schisse Verstorbenen anbetrifft, so wagt die Sta­tistik nicht die Zahlen in brutaler Form anzuge beu; der Prozentsatz, welcher 80 pCt. der Gesamt stärke des Korps betragen hat, wird nur angeden tet", schreibt das französische Blatt, dem wir diese Zahlen entnehmen. Wenn von deutscher Seite behauptet wird, die Fremdenlegion sei ein Massengrab, erhob sich jedesmal jenseits der Vogesen ungeheure Entrüstung! Angesichts solcher Zahlen wie der oben angeführten, kann wohl kem Zweifel mehr an der Richtigkeit, dieser Behaup­tung aiiftommen. ,

Straßcntämpse in Budapest.

In den Straßen von Budapest toben seit ge stern morgen blutige Ltraßenkämpfe, bei denen es eine Anzahl Tode und viele Verwundete gegeben hat. Den Anlaß der Unruhen bildet der von der Sozialdemokratie organisierte Massenstreik und die gegen die Demonstrationen der Arbeiter gerichteten Anordnungen der Polizei. Aber die Ursache liegt auch hier tiefer. Es ist die schnöde Politik der ungarischen Oligarchie, die ihre furchtbaren Früchte trägt. Der Massenstreik sollte eine Demonstration für das allgemeine Wahlrecht sein, das man dem Volke seit sechs Jahren versprochen hat, um das man es aber immer wieder durch allerlei listige Manöver betrogen hät. c

Württernbergischer Landtag.

Zweite Kammer.

Stuttgart, 28. Mai.

Die Zweite Kammer fetzte heute die Beratung des Lchrcrgesetzes bei Art. 3 fort und beschäftigte sich zunächst lange mit dem vvlksparteilichen An trag ans anderweitige Regelung der Pensionsbe rechtignng bezw. des Wohnungsgeldes. Der An trag, den der Abzl. v. Gauß hartnäckig verteidigte, wurde vom Kultminister und den übrigen Parteien, mit Ausnahme der Sozialdemokratie bekämpft und schließlich in namentlicher Abstimmung mit. 43 ge­gen 25 Stimmen abMlehnt. In einfacher Ab­stimmung wurden angenommen Abs. l des Art. 8

nach dem Regiernngßentwurs und Abs. 2 mit den vom Ausschuß vvrgeschta.g>cnen Aendernngen. Fer­ner nahm das Haus an die Art. 4 und den mit Art. 14 verbundenen Art. 5. Eine große Debatte knüpfte sich wieder an Art. 6 vetr. die Bestimm­ungen über die Strafversetzung! ständiger Lehrer und Lehrerinnen. Der Ausschuß beantragte Streich­ung des ganzen Artikels. Das Zentrum wollte als Instanz anstelle des Oberschnlrates das Mi­nisterium des Kirchen- und Schulwesens setzen und eine Uenderuno des Art. 8 vornehmen, um die Rechtsgarantien für den Lehrer zu verstärken. Ter .Kultminister verteidigte den Entwurf mit dem Hin­weis, daß in den letzten Jahren durchschnittlich 8 Strafversetzungen notwendig, gewesen seien. Me Redner der Sozialdemokratie, der Bolkspartei und der Deutschen Partei traten für die Streichung desi Artikels ein. Namens des Zentrums befürwortete der Abg. Hauser den Kompromißantrag, dem sich! Dr. Wolfs namens des Bauernbundes und der Kon­servativen anschloß. Die Abstimmung ergab mit den Stimme» der Deutschen Partei, der Volksparteij und der Sozialdemokratie die Streichung des gan­zen Artikels. Ohne Debatte fand ferner Art. 7 Annahme. Die Art. 8 und 9, die zusammen beraten wurden, behandeln die Anstellungsmöglichkeiten der Lehrerinnen und den Prozentsatz, in dem diese im Verhältnis zu den Lehrern «»gestellt werden kön­nen. Hiezu liegen verschiedene Anträge vor. Nach sehr langer Debatte wurde die Beratung abgebro­chen und die Sitzung um einviertel 2 Nhr auf morgen vormittag, 9 Uhr vertagt.

Erste Kammer.

Stuttgart, 28. Mai.

Die Erste Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitzung ohne Debatte den Gesetzentwurf betr. die Berussvormundschast ans Antrag des Berichterstat ters Freiherr von Seckendorfs nach den Beschlüssen der Zweiten Kammer, lieber das AuSführungSqesetz zur ReichsversicheruugSord»unq erstattete Staats rat von Mosthas Bericht. Die Frage der Zusam­menlegung der 4 landwirtschaftlichen Bernfsgenos- scnschasten sei bis jetzt nicht so geklärt, daß sie ohne weiteres durchführbar wäre. Jedenfalls wolle der Ausschuß es vermeiden, ein Vorgehen der Re gierung. auf dem Wege des 8 888 der Reichsver- sichernngsordnnnK auch dann zu empfehlen, wenn die Mehrheit der Berufsgenossenschaften der Zu­sammenlegung widerspricht. Der Ausschuß bean­tragt deshalbDer K. Regierung die Erwägung darüber anheimzugeben, ob wie und zu welcher Zeit etwa ans eine Zusammenlegung, der land- wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften hin gewirkt werden soll". Staatsrat Freiherr von Ow trat schon mit Rücksicht auf die Bestrebungen zur Ver­billigung und Vereinfachung der Staatsverwaltung für eine Zusammenlegung der 4 landw. Bernfsge- nossenschasten ein. Auch Staats minister Dr. v. Pi- schek wies auf die Vorzüge einer Zusammenleg­ung hin. Während Präsident von Zeller den Bei­tritt der Staatsforstverwaltung nicht für erwünscht hält, tritt Staatsrat Freiherr von Ow für eine solche Heranziehung ein, wenn er auch, von der Stell­ung eines diesbezüA. formellen Antrags absehen will. Die Zweite Kammer hätte eine Resolution nachstehenden Inhalts angenommen:Die Zweite Kammer wünscht den Beitritt der Staatssorstver- waltung zu den landwirtschaftlichen Berufsgenos­senschaften: sie ersucht daher die K. Regierung!, diesen Beitritt tzerbeizusühren". Der Berichterstatter hält den Beitritt der Staatssorstverwaltung zum mindesten im jetzigen Augenblick für verfrüht und> beantragte daher namens des Ausschusses in Neber- einstimmung mit der von dem Plenum der Ersten! .Kammer am 28. Juli 1909 eingenommenen Hol-, tung der Resolution des anderen Hauses nicht beizutreten Das hohe Haus stimmte beiden An­trägen des Ausschusses zu. Morgen vormittags Wciterberatung.