wonach eine solche Maßnahme erst nach Anhörung aes Ausschusses des landwirtschastl. Bezirksvereins geirossen werden soll lieber einen Antrag Keßler (Z.f, -aß dies erft 2er Fall sein soll, wenn die Mehrheit der Züchter sich dafür entschieden hat, wird am Freitag namentlich abgestimmt werden, da die heutige einfache Abstimmung zweifelhaft war, Schluß der Sitzung 1.15 Uhr. Nächste Sitzung Freitag nachmittag 3 Uhr mit der Tagesordnung: Forschung der heurigen Beratung.
Druychrr Reichstag.
Berk», 15. Mai.
Präsident Dr. Kamps eröffne! die Sitzung um 1.18 Uhr. Präsident Dr. Kämpf ergreift zunächst das Wort zu folgender Ansprache: Meine Herren! Seine Majestät König Friedrich von Dänemark ist auf deutschem Boden infolge eines Herzschlages plötzlich aus dem Leben geschieden. Der deutcbs Reichstag spricht der dänischen Nation sein herzliches Bedauern und aufrichtiges Mitgefühl hieranl aus. Die Mitglieder des Hauses mit Ausnahme eines Sozialdemokraten haben sich von ihren Sitzen erhoben.
Aus der Tagesordnung steht der Mariueetat. Abg. Bogt Herr l'Soz.): Den berechtigten Wünschen der Nord- seestscher. die durch die Schießübungen schwer geschädigt werden, muß entsprochen werden. Abg. Struve (F. V.s: Bei der fortgesetzten Steigerung der technischen Ansprüche an das technische Personal müsse den Ingenieuren entspechende Erleichterungen gewährt werden. Die Unlerseebootswaffe, die bereits äußerst exakt arbeitet, muß ausgebaut werden. Staatssekretär v. Tirpitz: Aus die Nordseefischer wird nach Möglichkeit Rücksicht genommen. Es wird auch dafür Sorge getragen, daß sie zur Flut zeit Cuxhaven ungefährlich erreichen können. Dem Ingenieurkorps bringe ich von jeher größtes Wohlwollen entgegen. Auch die Seezulage wird ihnen gewährt, wie keiner anderen Ofsizierskategonc. Die Auffassung des Abg. Tr. Struve von den Verhältnissen im Ingenieurkorps entspricht nicht den Tatsachen. Jede Marine darf uns beneiden, um die Sicherheit, die wir zum Funktionieren der Maschinen haben. Wir treten natürlich mit großer Vorsicht an den Gedanken heran, in der Organisation des JngenieurwesenS etwas zu ändern. Strafgemalt vermögen wir den Ingenieuren nicht zu geben. Eine verstärkte theoretische Schulausbildung der Ingenieurs verbietet sich bei der rapiden Entwickelung der Marine ganz von selbst. Bedauerlich ist es, daß unsere llnterseebootsmannschaft kürzlich in der Presse ein «»günstiges Urteil gefunden hat. Wir brauchen die Oeffentüchkeil nicht zu scheuen. Abg. Erzberger lZlr.) wünschte Berücksichtigung der süddeutschen Industrie bei Marinedestellungen u. schnellere Durchführung der Reform des Altmctterialienverkaufs. Vizeadmiral Capelle sagte, daß Süddeutschland sehr berücksichtigt wurde. Abg. Hoff (Vp.j sprach für Kiel, das durch Verlegung des Geschwaders nach Wilhelmshaven geschädigt sei.
Nach kurzer Debatte wurde eine Resolution der Budget- kommission. welche die Hebung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Deckosfiziere fordert, gegen die Rechte angenommen. Staatssekretär v. Tirpitz wies sozialdemokratische Anträge aus die Krtippsichen Werke und auf die Schichau- Werft als kolossal übertrieben zurück. Für Krupp hätte man in Deutschland keinen Ersatz. Admiral Capelle erklärte, die Ueberlassung von Arbeiten an Heimarbeiterinnen seitens de: Bekleidungsämter in Wilhelmshaven und Kiel hätte sich als eine soziale Wohlsahrtseinrichtung erwiesen. Die Aemter würden von alten Frauen überlaufen. In der weiteren Debatte wurden fast nur noch lokale Wünsche vorgetragen. Schließlich wurde der Marineetat angenommen. Freitag 1 Uhr: Etat des Reichskanzlers.
M' L-r-frucHr. D
»Willst glücklich du sein in der Zeiten Flucht,
Mmm unbefangen, was sie dir bieten Frag' nicht im Frühling nach der Frucht Und nicht im Herbste nach den Blüten!"
Albert Träger.
Melita.
Roman von Rudolf Elcho.
, Fortsetzung.) Htachoruck verboten.
„Die erste kalte Herbstnacht liegt hinter uns," bemerkte Dante Lütkens, als sie am Sountagmorgen, von ihrem Rundgang durch den (starren zurückkehrend, ihrem Pslege- sohn gegenübertrat. „Das Laub raschelt auf den Wegen und es nebelt stark."
„Trotzdem wird der Tag schön und sonnig werden," erwiderte Flies, der sich bereits am Frühstückstisch nieder- Melassen hatte."
Die Tante, der er zur Begrüßung die Stirn küßte, sah ihn lächelnd an. „Ei, mein Junge, du siehst ja so aus, wie ein Student, der den Geldbriefträger erwartet."
„Ja, Tantchen, aber ist das ein Wunder? Ich bin ja -aheiin bei dir, kann ich da etwas anderes erwarten als eine Reihe von guten Tagen?"
„Na, na! Wie ich dich kenne, erträgst du nicht lange das, was junge Lebemänner als gute Tage bezeichnen."
„Richtig. Tantchen! Ich verstehe auch etwas ganz anderes darunter, denn ich habe schon erfahren, daß nur der Arbeitende die Erholung und der Hungrige das Essen recht ^genießt."
«chelmisch blinzelnd erwiderte Frau Lütkens: „Es gibt noch bessere Dinge auf der Welt als Erholung und Essen, und wenn ich mich nur halbwegs aufs Gedankenlesen
Landrsnachrichrrn.
17. Mai.
* Das KestrigL Himmelscichrtss-est wurde total verregnet mid mancher Ansftnp wurde zu Wasser. Wer den Regen nicht scheute kam bei einem Aus sing gleichwohl auf seine Rechnung. Die herrliche Blütenprachi, in der überall bei uns die Obst bäume stehen, geben der Landschaft eiu entzückendes Bild. Der hiesige Turnverein führte seine Maientour nach Kälberbromi und der Jung tingsverein seinen Ansslng „ach Freudenstadt aus. Der Ca iw er Turnverein machte einen Ausflug über Hcittervach nach Pfalzgrafenweiler und der Haiterbacher Turnverein ebenfalls dorthin. Auch sonst wurde trotz des Regens manche Wanderung ausgesuhrr.
st Fürsorge für die Reisende». Die nachstehenden. im Interesse der Reisenden in der heißen Jahreszeit > getroffenen Anordnungen werden von der Generatdirekrion der Staatseisenbahnen wie der in Erinnerung gebracht: I. Die tlebergänge stari benutzter Wege sind bei trockenem Wetter namentlich vor der Ankunft von Schnell und Personenzügen mit Wasser zu besprengen. 2. Die Bahnsteigen sind durch Besprengen mit Wasser staubfrei zu halten. Der Reinigung, und Lüftung der Vorhallen und Wärter Lume ist in. der wärmeren Iah reszeii erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen, l. Auf Sauberkeit und durchaus geordneten Zustand der Brunnen und Trinkbecher ans den Stationen, so wie daraus, daß erstere gutes Wasser liefern, nt besonders zu achten, nach Bedarf ist aus die Lage der Brunnen durch Anschriften hinzuweisen. st Die Bahnhofwirre sind da, wo es nach dem Er messen des Stationsvorstehers oder des Betriebs Inspektors für notwendig gphalt.cn wird, anzuhat ten, aus den Bahnsteigen, sofern der Betriebsdienst es gestartet, während der wärmeren Jahresfrist insbesondere bei Zügen mit kurzem Aufenthalt für das reisende Publikum Tische oder fahrbare Büffets mit Erfrischungen aufzustellen. Wegen des Anbrekens von Erfrischungen an den Zügen ist vou den Stationsvorstehern Anordnung zu treffen. Zn den anzubietenden Getränken gehöret! auch Kaffee, gewöhnliches Trinkwasser, Mineralwasser und Li monade. Das der Jahreszeit entsprechende Obst ist zu angemessenen Preisen feilzuhrlten. 3. Per soiienwagen, die längere Zeit nicht benutzt und der Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen sind, müssen in angemessener Zeit vor der Einstelb Lnng in die ZüM gehörig gelüftet werden. 6. Die in Personenwagen befindlichen Waschvorrichtungen müssen gut gereinigt und die Wasserbehälter recht zeitig mir frischem Wasser gefüllt werden. Wasser - flaschen und Trinkgläser sind reinlich zu halten. Das Wasch -und Trinkwasser ist auf den Zwischen stationeri möglichst oft zu erneuern. 7. Die für die Reinhaltung der Personenwagen in den „Wagen Vorschriften" getroffenen Bestimmungen sind genau einzuhaiten. 8. Die Aborte in den Wagen sind auf den Anfangsstatioilen der Züge mit besonderer Sorgfalt zu reinigen: auch ist darauf zu petzen, daß 'lnr Pißbeckn stets ein Stück Seife oder Kar Holstein liegt. Auch die Stationsaborte sind möglichst oft zu reinigen. Die Stationsvorsteher üns Sie Betriebsinspektoren hüben das Personal zu unterweisen und ' die Durchführung vorstehender Anordnungen zu überwachen.
oerstehe, dann wirst du heute cm des Konsul Wismars Tafel verlangender die schönen Augen seiner Tochter betrachten als alle aufgetischren Leckerbissen."
„O ahnungsvoller Engel du," zitierte Wolfgang salbungsvoll. —
Als er am Nachmittag zu des Konsuls Billa hinfuhr, gestand er sich, daß es unmöglich fei, der scharfblickenden Tante seine Gefühle zu verbergen, weil sie ihn so innig liebe, wie eine rechte Mutter nur ihr Kind lieben könne.
Was er in froher Stimmung erwartet hatte, traf ein. Die Herbstsonne strahlte vom wolkenlosen Himmel wann i,erab und tauchte die Wasserfläche des Alsterbeckens, das farbige Lanb und die Landhäuser am kster in ihr goldiges Licht.
Die mir einem Perisust und schönem Giebelrelief qe- jchmuckte Villa des Konsuls erschien Fries wie eine fürstliche Residenz. Eine breite Allee von Ebereschen, deren Vogelbeeren wie purpurne Trauben in üppiger Fülle aus den: üchtglünen Laub hervorleuchteten, führte zur Fassade hin. Die weißen Treppenwangen waren von Clematis umsponnen, und zwei Gruppen von hochstämmigen Blnt- btichen und Silberpappeln umschatteten und umschirmten den schloßartigen Ban. Weite Rasenflächen luden mm Spielen ein. Dicht beim lkser senkten hohe Trauerweide,'! ihre langen Zweige auf die Dächer einer im Schweizerstil rrbaute» Hauses, das die Wohnungen der Dienftleute, sowie Stallung und Garage enthielt.
Beim Betreten der Villa überkam Fries die Empfindung, als verdunkle sich der Himmel und mtt ihm die rosige Zukunftsperspektive semer allzu geschäftigen Phantasie. Der' Gedanke: W?e konntest du je;nnls hossen, die Erbin dieses he,-röchen Besitzes zu gewinnen, fiel mit erdrückender schwere auf ihn. Zaghaft betrat er, von einem Diener geleitet, einen in lichten Farben ausgestaüetsn Salon, aus dem ihm heitere Stimmen entgegeusckuillen. Zu seiner Verwunderung sah er, wie Melira ihren Vater umhalste und dann begeistert ausrief: „O du mein hochherziger, groymunger' Popir, dos onsk bu ont nömucbk."
st Rotzt, OA. FrendenstLdk, 13. Mm. Infolge des Bertauss des „Zollernblicks" und der anstoßenden Grundstücke, sowie der beabsichtigten Erbauung eines Erhvlnngjsheiures für Angestellte einer Stuttgarter Firma läßt die Gemeinde lhive Waffe«, leitnng mit einem Kostenaufwand von über 15 000 Mark erweitern.
!, Schramberg, 13. Mai. Mit den Banarbeilen znm neuen Rathaus wurde gestern begönne',. Es wird nach Hem Entwurf des Banrats Woltz in Stuttgart in gelbem Maulbronner Sandstein erstellt, der Sockel aus weißem Grämt. Die Erd und Maurerarbeiten nebst Beton wurden an zwei hiesige Baufirmen vergeben. So bleibt ein großer Tei! der Kosten in der Stadt.
DuW»g«n, ltt. Mai. In der Rillt,rgschen Fabrik batte der Arbeiter G. Renz das Unglkich seinen Arni in eine Kreissäge zu bringen. Da ihm fast d er ga » ze Vorder a r m d ri r ch g e sä g t wurde, mußte er sofort in die chirurgische Klinik nach Tübingen geschasst werden.
st Re,Minzen, >6. Mai. In der Färberei von Walter und Häßler wurde der erst !9 Jahre alte Sohn des Färbermeisters Karl Langen beim Ablässen des unter Druck stehenden Bleichkessels so arg verbrüht, daß ihm die Haut in Fetzen von, übrigens dieser Tapp noch einen arideren Arbeiter verdankt er es, daß er bei dem Unglückssalr nicht ganz ums Leben kam. Das gleiche Schicksal hat übirgens dieser Tage noch einen anderen Arbeiter der Färberei getroffen, der noch nicht wieder arbeitsfähig geworden ist.
st Gerabronn, IC Mai. In Hengstfeld wurde ein Diensttnädchen, das gerade durch den Waldterl Festbützl ging, von einem Rehbock gestellt. Er umkreiste das Mädchen mehreremalr und wollte ans es los, wurde aber mit einem Prügel abgeschlagen..
st Stuttgart, 15. Mai. Die Tierärztliche Hochschule wird, wie das Nene Tagblatt berichtet. mir Ende des lausenden Sommersemesters geschlossen werden . Das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens glaubt eine Fortführung, der Hochschule über diesen Zeitpunkt hinaus nicht verantworten zu können, da die Zahl der Studierenden aus !6 herabgeg,angen ist und einige Lehrer wegen des Mangels an Hörern ihre Vorlesungen bereits vor einiger Zeit einstellen mußten: Zwar wird der Finanzausschuß und später auch noch das Plenum der Zweiten Kammer, sowie auch die Erste Kammer bei Behandlung der auf den -Fortbestand der Anstalt abzielenden Eingaben sich mit der Frage zu befassen haben, es ist aber kaum auzunetzmen, daß die beiden Kammern zu einer von den früheren Beschlüssen abweichenden Stellungnahme kommen werden.
ii Stuttgart, >5. Mai. Im Anschluß an eine gestrige Protestversarninlluig der Sozialdemokratie gegen den Fall Borchardt im preußischen Abgeordnete nhause begaben sich etwa um einhalb 0 Uhr annähernd 200 Persammlrnlgsteiluehmer tu verschiedenen Gruppen vor das Gebäude der preußischen Gesandtschaft und begannen ein Lied abzusmgen. Die Polizei zerstreute die Demonstranten. Der Vor- sttt ist ohne ernste Folgen abgelaitseri.
st Stuttgart, >5. Mai. Wie man erst setzt er- erf ihrl. ist der Hauptgewinn von 40 000 Mk. der Stuttgarter Pferdelotterie einem Installateur in Eßlingen zugefallen. Der Gewinn ist am Montag ausbezahlt worden. >
Gleichzeitig erkannte er, daß die Wismars nicht allein waren. Julian Preyl, dessen Bekanntschaft er auf dem Bahnhof flüchtig gemacht hatte, stand neben dem Konsul und schwenkte eine Zeitung durch die Luft, aus der er Wen vorgelefen zu haben schien.
Die Hausfrau allein hatte den Emiretenden bemerkt and lenkte durch ihre Begrüßung die Auimerksumkeit des Konsuls auf ihn. „Ach, mein lieber Herr Fries." riet Meter und eilte aus lyn zu. „Herzlich willkommen ir meinem Hause! Verzeihen Sie, daß ich um einer Lappalii willen Ihre Anwesenheit gar nicht bemerkte."
„Das nennt der Mann eine Lappalie," rief Preyl ,Na, ich danke! Man muß ein Krösus oder Svlon sein, am das Geld so verächtlich zu bewerten."
„So ist Papa, er wirft das Gute ins Meer. Sein« Wohltaten soll Schweigen umhüllen." — Melita warf dem Later noch einen zärtlichen Blick zu, dann begrüßte sie Fries
„Darf ich fragen, wovon die Rede war?" fragte dieser.
„Sie werdet! wohl erfahre« haben, daß in Altona dei einem Brande zwei Feuerwehrleute, die mehrere Per- anen gerettet hatten, durch niederstürzende Balken er- chlagen wurden. Beide waren Familienväter und hmter- ießcn Frauen und Kinder. Für die Hinterbliebenen Hai zssiern unser hochherziger Konsul auf der Börse eine Sammlung veranstaltet. Sie ergab die stattliche Summe »on 12 300 Mark. Er selbst hat eintausend gespendet. Und Leser Mann mit dem guten Herzen und der offenen Hand irgert sich jetzt, daß sein rasches Eintreten für die Verlassenen in der Zeitung erwähnt wird."
Während Julian Preyl diese Erklärung gab, fuhr ich der Konsul mit einer nervösen Bewegung durchs Haar md brach in die Bemerkung aus: „Ja, zum Donner, ich Ln empört, daß mein Name genannt wurde. Meinem Wahlspruch „Leben und leben taffen" entsprechend, helfe ch gern Notleidenden, aber ich mag es nicht, daß man solche Dinge an die große Glocke hängt. Doch nun laßt ans von etwas Besserem reden. Wie stehts, liebe Kleinen- !ine, können wir zu Tisch geben?"