Rede iem, das zeigen die vielen Petitionen. Die Aiwführungsbestim,nungen müssen revidiert werden. Die Offizierspensionen werden gar zn leicht bewil ligt. Lebh. selA richtig. Da sollte man den Be teranen erst recht entgegenkommen. Hierauf ver­tagt sich das Haus auf morgen nachmittag, l Ulsr. - Tagesordnung: Fortsetzung der Etatsberatung, außerdem tleiue Strafgesetznovelle. Schluß nach tieinhalb llhr.

LandesnachrichLen.

Atterrstttg. S. Mai.

* Auf tragische Weise verlor der Schuhmacher- nreifter A. Galster hier seinen einzigen 7jähtt Buben. Vor etwa 8 Tagen fiel dieser bei der Ster- nenbrücke von einem kleinen Handwägelchen und verletzte sich dabei am Kopf. Die Verletzung war eine schwerer» als man zunächst annahm, denn jetzt ist der Knabe an den Folgen dieses Unfalles ge storben.

st Briese und Postkarten in Drucksache». Das

Verschieben von Briefen und Postkarten in Druck sachensendungen bildet fortgesetzt di? Ursache un kiebsamer Briefverschleppungeil und Briesverluste. Als besonders gefährlich in dieser Beziehung er­weisen sich die häufig zur Versendung von Druck­sachen benutzten offenen Briefumschläge, bei denen die Absender die am oberen Rand° oder all der Seite vorhandene Klapve nach innen einschlagenl, In den dadurch entstehenden Spalten verschieben sich unbemerkt Briese, Postkarten usw., die dann in der Drucksache oft weite Irrfahrten machen. Kn eigen sten Interesse des Publikums muß eindringlichst da­vor gewarnt werden, die Klappe solcher Umschläge nach innen einzuschlagen, viel besser ist es, die Klappe über die Rückseite des Umschlags lose über hängen zu lassen. l

i' Nagold, 8. Mai. Schultheiß KiMnger, der seit nahezu 41 Jahren als Ortsvorsteher von Rohr- dort fungiert, nachdem er vorher schon 4 Jahre dem Gemeinderat angehört hatte, hat in dessen letzter Sitzung mitgeteilt, daß er am l. Juli aus Rück ficht auf seiu Alter und seine geschwächte Gesund heit zurückzutreteu wünsche. -

s Nagold, 7. Mai. Bei der Auf»ahm? der hie sigen Lehrlinge in die gelverbliche Fortbilduugs schule, die gestern vorgenommen wurde, fanden sich 76 neneingetretene Handwerks- und Haudlungs- lehrlinge ein, von denen sich nicht welliger als 25 dem Schreinerbernfe widmen. Im gesamten be herbergt unsere Stadt mehr als 200 Lehrlinge: sie wird, was Lehrlingswesen und Haltung anbe­langt, relativ betrachtet, eine der ersten Gewerbe städte Württembergs sein. ,

Grömbach, 8. Mai. (Korr. > Seit gestern nach mittag fehlt dem Bauern Friedrich Seid das ijahr. Bübchen Christian. Die Eltern hatten dasselbe mit in den Wald genommen. Während sie Reisig zu- sammentrugen, hat sich das Kind verlaufen. Alles Suchen blieb vergebens. Die ganze Nacht durch streiften Männer die Waldungen. Heute früh rückte nun die gesamt? Bürgerschaft ans. Von ariderer Seite wird uns dazu berichtet, daß den ganzen Vor­mittag vergeblich gesucht wurde. Erst uachmittos konnte das Kind oberhalb Erzgrube, zwar total durchnäßt, aber sonst wohlbehalten, von der Mut­ter selbst ausgesunden werden» ' »

- Freudenstadt, !>. Mai. Gestern früh fuhr auf der Station A l t h e i msi Rexingen ein durchfahren­der Güterzng mit sehr großer Geschwindigkeit auf einen Viehwagen, der versehentlich von einem vorher diese Station passierenden Personenzug abgestpllt wurde. Der Viehwagen wurde erheblich beschädigt, ein Rind gelötet. Auch die Lokomotive des Güter- zugs »ahm bedeutenden Schaden. Zum Glück ist weiter nichts passiert»

ft Raumünzach, 8. Mai. Da mit der Wasser krafianlage im badischen Murgtalgebiet der Rau müuzacher Wasserfall, der viele Touristen herbei zieht, gefährdet ist, hat der Schwarzwaldverein! Schritte bei der Regierung zur Rettung dieser Na­turschönheit getan.

ft Oberndorf, 8. Mai. Am Sonntag und Mon­tag fand hier unter lebhafter Beteiligung, hieß und auswärtiger Schützen das 15. Verbandsschießen des Schwarzwaldgau-SchützeKvcrbaudes statt.

ft Nürtingen, 8) Mai. Als gestern nachmittag Kaufmann Wieland an seinem Revolver etwas Nach­sehen wollte, entlud sich die Waffe und die Kugel drang ihm in den Unterleib. Mit schweren, je­doch nicht lebensgefährlichen Verletzungen wurde er in die Klinik nach Tübingen übergesührt.

* Von den Fildern, 7. Mai. Nach den kalten Taget! Ende April war mau der Meinung, die ganze Blüte sei vernichtet, und doch steht sie heute in der Hauptsache schöner als je. Der in der Mo ntag nacht eingetrosfene Regen war unseren Landwirten sehr erwünscht. Die jungen Krautpflanzen sind dieses Jahr zürn größten Teil sehr schön gediehen und stehen im Preise bedeutend niedrHer Ns im Vorjahr. Sie werden jetzt dem Frühbeet entnon, men und ans den .Krautäckern verpflanzt.

ft Stuttgart, 8. Mai. (G r n nd stßei n I eg n n,g -er vvu der Herzogin Wera gestifteten. He il a ndls kir che.i Am Fuße des Hügels, der die Villa Berg trägt, ist die von der verewigten Herzogin Wera von, Württemberg der evangelischen Kirchengp- meinde gestiftete Heilandskirche im Entstehen be­griffen. Zur feierlichen Grundsteinlegung! Hatten sich heute Kn dein Weihealt eingefnnden: das Köniigspaar, die Töchter der Stisterin, d'e Prinzessinnen Else und Olga zu Schaumbnrg-Lipve, Herzogin Philipp, das Herzogsvaar Robert und Ulrich von Württem­berg, Herzog Wilhelm von Urach, die Hofstaaten^. Kulsminister von Fleischhauer, der Präsident des Evcingel. Konsistoriums Dr. von Habermaas, die evangelische Geistlichkeit, Gras von Pückler Lim- purg, Oberbürgermeister LciutenschlaWr u. a. Die Weiherede hielt Ttadtdekau Keeser über den Text: Mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes," Der heutige Tag solle ein Höhepunkt werden im Led'N der Stuttgarter evangelischen Gemeinde, die Kirche eine Erinnerung an die segenspendende Herzo­gin sein. Nachdem Stadtpsarrer Fehle die von der verewigten .Herzogin Wera verfaßte StiskungDur- kunde verlesen hatte, erklang das Kirchenlied:Ich bete an die Macht der Liebe." Dann trat der Kö­nig an den Grundstein heran und begleitete die Hcmimerschläge mit den weithin vernehmbaren Wor­tenIm Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes." Bezeichnend für das Wesen der Herzogin Wera sind die Worte der Sttstungs- urtunde, nach denen die Heilandskirchezur Ehre Gottes und in dankbarem Gedenken an die in 50 Jahren empfangenen Wohltaten" errichtet wird.

seine Begleiterinnen einen Tisch zu erhalten, der abseits von der großen Tafel in eine lauschige Ecke gerückt wurde. Wie ein guter Hausvater sorgte er hier für das Behagen seiner Schützlinge, und diese fühlten sich von seiner Für­sorge wohlig berührt. Melita, die bisher sein Gesicht nur flüchtig betrachtet und in ihren, Innern das Urteil gefällt hatte: Globetrotter mit gefälligen Manieren und groß­mütigen Wallungen fand jetzt, daß seine Züge einen eigen­tümliche» Reiz erhielten, sobald ein Lächeln seinen feinge­schnittenen Mund umspielte. Sein Gesicht war glatt rasiert; nur ein kurzes Backenbärtchen, das als Fortsetzung seines dunkelblonden welligen Haares gelten konnte, zog sich vor den, Ohr hin. In seinem ovalen Gesicht trat die Nase allznstark hervor, aber seine Brauen waren schön ge­schwungen und seine lebhaften Augen und sein kühnes Profil ließen auf eine tatkräftige Natur schließen.

Fremden gegenüber schien er eine fast scheue Zurück­haltung zu bewahren, bei Tische aber wurde er recht ge­sprächig, und Frau Wismar lauschte seiner sonoren, etwas gedämpften Stimme mit Behagen, sie hatte für ihr Ohr einen beruhigenden Klang. Es schien ihr, als, entschleiere der junge Mann allmählich seine Seele, und als sie die warmen Blicke bemerkte, mit denen er ihre Tochter ansah, wurde es ihr klar, was seine Frohnatur hervorlocke.

Sie verabschiedete sich früh von dem freundlichen Be­schützer. Melita folgte ihr in die Kajüte und half ihr beim Auskieiden.

Unser Helfer in der Not ist so übel nicht," bemerkte sie: ,,er scheint zu jenen Menschen zu gehören, die man bei näherer Betrachtung liebgewinnen kann."

Frau Wismar dachte dies auch, erwiderte aber laut: Glücklicherweise ist die Zeit zur näheren Betrachtung recht kurz bemessen."

Glücklicherweise? Aber Mama, warum glücklicher­weise? Wir befinden uns doch gam wohl in seiner Ge­sellschaft."

Du bist noch sehr jung, mein Kind und ich wünsche

nicht, daß du-nun, daß du dein Herz so bald an

einen Mann verlierst." Die Mutter schaute die Tochter besorgt und bittend an und strich ihr zärtlich über Haar und Wange.

Mama, Mama," rief das Mädchen lachend,du scheinst die vierzehn Monate meines Aufenthaltes in Ryde zu über­schlagen. Seit vier Tagen zähle ich 18 Jahre beherzige das wohl; das ist gewissermaßen für unser Geschlecht das Heiratspflichtige Alter." Mit einer Schelmenmiene küßte sie die Mutter und fuhr dann fort:Aber beruhige dich. Noch wohnt in meinem Herzen kein anderer Mann als Papa."

Ach, ich möchte dich noch lange lange bei mir oder wenigstens in meiner Nähe behalten, Melita!"

O du mein gutes Mutterl, wie bist du liebehungrig! Und du hast doch einen Mann, der dich mit Gaben über­schüttet! Das genügt dir aber nicht: Du mußt auch dein Kind nach Haniburg zurückholen, obgleich Papa mich zwei Jahre in England lassen wollte und wohl erhoffte, ich würde mir daselbst einen steinreichen Lord oder Marquis erobern. Trotzdem mir nun die jungen Herren, mit denen ich Lawn-Tennis spielte, segelte und ruderte, viele Auf­merksamkeiten erwiesen, hat keiner Eroberungsgelüste in mir geweckt, und ich kehre als freie, ungefreite Tochter der freien Hansastadt ins Vaterland zurück. Ob sich da der Rechte für mich findet, mögen die Götter wissen." Lachend und die Mutter umarmend fuhr sie in singendem Tone fort: Also lieb' Mütterlein schlaf ruhig ein.

Es wird dein lustiges Töchterlein

Vermutlich als Altjüngferlein

Dir lange noch Stützung und Tröstung sein."

(Fortsetzung folgt.)

! s Stuttgart, 8, Mai. , S chießauszei ch nnn - gen. Nachdem der 12. Kompagnie des Infanterie­regiments Kaiser Wilhelm No. 120 und 2. Batterie des Feldartillerieregiments No. 29, Prinzregent Luitpold von Bayern, für beste Schießleistungen im Jahre 1911 das Königsabzeichen verliehen worden ist, haben ans Alterhöchsten Befehl die Kompagnie die Büste des Königs, die Batterie die Büste wei­land des Königs Karl als weiteres, dauernd in ihren Besitz übergehendes Erinnerungszeichen er­halten.

>s Stuttgart, 7. Mai. Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer wird an, Montag den 13. d. M, eine Sitzung abhalten, in der über die Eingaben betr. Erhaltung der Tierärztlichen Hoch­schule Beschluß gefaßt werden soll.

ft Mm, 8. Mai. Bei Ehrenstein befinden sich große Kalkstetnbrüche der Firma Merkte. In die­sen Steinbrüchen werden bedeutende Sprengungen ansgeführt, bei denen in der Regel mehrere Zent­ner Pulver benützt werden. Durch, die Sprengungen wurden die .Häuser der Nachbarschaft erschüttert und es wurden auch Steine in die Umgebung ge­schleudert. Die Anwohner haben sich deshalb beim Oberamt beschwert und dieser Tage fand sich eine amtliche Kommission bei den Steinbrüchen ein, um sich durch eine Probesprengung von der Richtig­keit der Beschwerden zu überzeugen. Bei der ersten Sprengung wurden 100 und bei der zweiten 150 Pfund Pulver verwendet. Es scheint, daß die zweite Sprengung in ihrem Ergebnis die Beschwerden be­stätigt hat. >

ff Mittelbiberach, 8. Mai, Eine interessante N aturerff chei n ung wurde hier heute nacht zwi­schen 11 und halb 12 Uhr beobachtet. Plötzlich stand ein langer hellaufleuchtender Streifen zwischen Firmament und Horizont, welcher rasch von Osten nach Westen hinzog. Die Helligkeit war sehr stark und dauerte ca. zwei Sekunden. Nach Verschwinden des Phänomens erfolgte ein eigentümliches Sur­ren, das das Gefühl auslöste, als ob ein Erdbeben stattsinde. Auch diese Erscheinung dauerte ca. 2 Sekunden.

ft Lrutkirch, 8. Mai. Als die Frau des Holzauf- laders Felix Liyp im Begriffe war, ihre kranke Tochter ansznsuchen, glitt sie auf der Treppe aus und stürzte so unglücklich hinunter, daß sie mit einem Schädelbrnch und gebrochenen Genick tödlich ver­letzt siegen bliebt Die Verunglückte starb bald darauf.

Zur LandtagswahL

ft Schorndorf, 8. Mai. Landtagsabgeordneter Schultheiß Beißwanger in Geradstetten teilt mit, daß sich seine gesundheitlichen Verhältnisse in den letzten Jahren so ungünstig gestaltet hätten, daß er aus diesen, sowie ans beruflichen Gründen nicht mehr in der Lage sei, eine Kandidatur zum Land tag auzuuehmen. - Die konservative Partei an­der Bund der Landwirte haben den Fabrikanten Fr. Breuninger gebeten, die Kandidatur für den Bezirk Schorndorf anzunehmen. Breuninger hat dis Kandidatur angenommen. . ,

Sozialdemokratie und Landespropurz,

ft Stuttgart, 8. Mai. Die sozialdemokratische Partei der Zweiten Kammer hat heute den Antrag eingebracht, daß s amtliche Mitglieder der Z w e i t e n Ka m m e r durch eine größere Anzahl von Wahlbezirken im Wege der Verhältniswahl gewählt werden solle,,.

Vermischtes.

Z Pferdes chutz. Man sieht Pferde, denen auch die Schopf- und Mähnenhaare abgeschnitten sind, nicht bloß der Schweif. Diese Tatsache macht zur Pflicht, erneut auf die Uugehörigkeit dieser Berau­bung von wichtigen Körperteilen, die dem Pferde von der Natur zur Deckung, zum Schutze und zur Abwehr zweckmäßig verliehen siud, aufmerksam zu machen. Wer seine Pferde lieb hat, trage Sorge, daß die Schopf-, Mähnen- und Schweishaare unge­schmälert erhalten werden, damit ihre schützenden Eigenschaften bewahrt bleiben. Selbst das bloße Verkürzen der Schweishaare bei! unbeschädigter Schweisrübe ist zn vermeiden, damit die Pferde jederzeit gegen das belästigende und im Sommer sich noch vermehrende, quälende und peinigende Jn- sektenzeug in vollem Umfange zur Abwehr und zur Vertreibung befähigt sind. Aus diesem Grunde sind auch die Haare, die noch an einer durch Ku­pieren beschädigten Schweifrübe vorhanden sind, nn- beschnitten zn lassen. Sollte der haarlose Schweif- stnmvs, den man hin und wieder bei Pferden er­blickt, nicht als abschreckendes Beispiel und als War­nung dienen? Und sollte nicht geigjen das Kupieren und' die Beraubung der Schopf- und Mähnenhaare durch Ansreißen und Abschneiden und das Ver­kürzen der Schweifhaare (Querschnitt) endlich! ge­setzlick, eingeschritten werden können? lieber die unbedingte Notwendigkeit der Erhaltung,der Schopf-, Mähnen- und Schweifhaare findet man in dem Offenen Briefe an die Pferdebesitzer aller Stände" Näheres vor. Derselbe ist durch die Buchdruckerei von Reinhard Seidel in Weißer Hirsch, für Pferde­besitzer und Pferdepfleger kostenlos zu beziehen.