Aus dem Gerichtssaal.

jf Ellwangen, 8. Mai. Der 25 Jahre alte Gip­ser und Holzhauer von Großküchen Josef Schiele hatte sich wegen Körperverletzung mit naÄMfolgtem Tode gestern vor dem Schwurgericht zu verantwor­ten. Als er am 18. Januar vom Wirtshaus heim­kehrend in aufgeregtem Zustand in dem Wohnzimmer seines väterlichen Hauses saß, da es in der Wirt­schaft Händel' gegeben hatte und er auf dem Heim­weg Lngefallen und zu Boden geworfen worden war, hörte er Schritte im Hausflur. In der Meinung, daß es ein Gegner sei, stürzte er hinaus und ver­setzte hem Kommenden einen Stich in den Hmter- wps. Es war aber sein 5H Jahre alter Vater Johann Schiele. Infolge des Stiches trat Blut in das Gehirn und der Mann starb am 2. März. Die Geschworenen mußten die Schuldfrage bejahen, doch ließen sie mildernde Umstände gelten. Das Ge­richt erkannte auf 4 Monate Gefängnis, abzüglich! 2 Monate Untersuchungshaft und Einziehung des zur Tat benutzten Messers.

Der Doppelmörder Psrommer vor dem Schwurgericht,

st Stuttgart, 8. Mai, !,U e b e r r.ach chender Ausg angst Die SchwurgerichtsverhaNdlung ge­gen den Taglöhner George Psrommer wegen Mords u. a. nahm einen überraschenden Ausgang. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten des schweren Diebstahls, des einfachen Totschlags und des Mordes schuldig. Der Staatsanwalt beantragte hieraus Neben einer Zucht­hausstrafe die Todesstrafe. Das Gericht war aber einstimmig der Ansicht, daß sich die Geschwore­nen bezügsli ch des Mords zu Ungunsten des Angeksla gten geir rt hätten und verwies diesen Fall an d a s näch ste S chw urg e rich,t. Im Fall Rees war Mord bejaht worden. Wegen des schweren Diebstahls und des Totschlags, begangen an dem Maurer Grob, wurde der Angeklagte unter Einrechnung der gegen ihn von der Strafkammer Tübingen erkannten 10jährigen Zuchthausstrafe zu der Gesamtstrafe von 15 Jahren Zuchthaus verur­teilt. Der Verteidiger hatte die Kassierung des Wahrspruchs beantragt.

Lus dem Reiche.

* Berlin, 8. Mai. Oberbürgermeister Kirsch- ner wiederholte sein Entlassun gs gesu ch.

st Berlin, 8. Mai. Wie die Reichstagsfraktron so hat auch im Auftrag der Landtagssraktion der nationatliberalen Partei der Abg. Friedländer in einem Telegramm au den Vorsitzenden der National- liberalen Wahlkreisorganisation in Barel-Jever dringend die Parteifreunde ersucht, für Dr. Meiner einzntreteu.

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Ausländisches.

st Innsbruck, 8. Mai. Infolge anhalteiiden, heftigen Regens ist in mehreren Orten, besonders in Osttirol, Ue b e rs chw e mm u ng s ge fahr einge-s treten. Der Ort St. Johann ist teilweise über­schwemmt, die Orte Waldring und Erpfendorf sind bedroht. Eine Brücke bei Erpfendorf ist weggerissen worden, eine zweite ist stark gefährdet. Bon Kossen

ist keine Nachricht zu erhalten, weil der Verkehr unterbrochen ist. Der Lech ist heute um 2 Meter gestiegen. ' >

* Korfu, 8. Mai. Der Kaiser begab sich heute vormittag nach herzlicher Verabschiedung von der griechischen Königsfamilie und nach nochmaligem Besuch der Grabungsstätte Mon Repos an Bord der „Hohenzollern". Mit dem Kaiser gingen Prinz und Prinzessin August Wilhelm, Prinzessin Viktoria Luise und Gefolge an Bord. Die Spitzen der Behörden waren zur Verabschiedung am Landungsplatz erschie­nen. Das Publikum bereitete dem Kaiser herzliche Kundgebungen, Die Abfahirt der „Hohenzollern" und der „Kolberg" nach Genua erfolgt heute mit­tag I Uhr.

* Paris, 8. Mai. Eine Note der „Agence Ha- vas" besagt: Vom 10. Mai ab werden ansehnliche T r u p p e nsv e r stä r k u n g e n nach Marokko ent­sandt und zwar Tirailleur-Jnfanterie, Kolonial-Jn- fanterie, Gebirgsartillerie, Legionäre, Chasseurs d'Asriqne und Senegaljäger. Die Gesamtstärke der in verschiedenen Gebieten befindlichen Truppen be­trägt nach der Verstärkung 43 000 Mann.

st London, 8. Mai. Der König ist in Weymonth angenommen und hat sich an Bord des Flaggschiffes „Neptun" begebeüj, um das Kommando über die Ma­növer des ersten;, zweiten, dritten und fünften tüe- schwaders, der nach dem neuen Organisationsplan umgeformten Heimatslotte zu übernehmen. Der Kö­nig war in der Nacht an Bord seiner Jacht durch dichten Nebel ausgehalten worden.

Ein deutscher Dampfer vermißt.

* Newyork, 8. Mai. Der Frachtdampfer „Augs­

burg" von der deutsch australischen Dampfergesell­schaft, der am 2. Februar von hier nach, Java mit Kapitän Winter und 36 Mann abging, wird ver­loren gegeben Man hat nichts wieder von ihm gehört. Die Ladung hat einen Wert von einer Million^ *

Zum Uebersall -er deutschen Farn« in Marokkos .

Die bei El Ksar liegende deutsche Farm des Herrn Renschhänsen wurde von einer unter sranzi. Kommando stehenden Truppe überfallen. Nicht nur durch den deutschen Gesandten in Marokko, sondern auch durch den deutschen Botschafter in Paris sind die nötigen Schritte getan worden, um die Auge legenheit klar zu stellen.

st Paris, 8. Mai. Die Agenze Havas meldet unter dem 4. Mai aus Tanger: Aus Nachrichten, die man für zuverlässig halten kann, geht hervor, daß der deutsche Gesandte dem französischen Ge­schäftsträger folgende Tatsachen unterbreitet hat: 150 von französischen Offizieren ansgebildete Sol­daten der scherifischen Truppen hätten in der Farm Onled-Dessam, die dem eingeborenen Sekretär des deutschen Vizekonsuls in Larasch, Meier, einem Teil­haber der Firma Renschhänsen, gehört, Haussuch­ungen vorgenommen. Man glaubt, daß sie nach Deserteuren forschen wollten^ . ,

Der italienisch-türkische Krieg.

st Rom, 8. Mai. Me Atzenzia Stefani meldet aus Rhodos vom 7. Mai: Der Zerstörer Ostro hat im Hasen jvon Lindos den Bali von Rhodos und seine beiden Sekretäre gefangen genommen, als sie sich anschickten, die Insel zu verlassen. Der Bali und seine Sekretäre werden.bei der ersten Gelegenheit nach Italien geschickt werden. 4 türkische Offiziere

und 28 Soldaten haben sich den italienischen Vor­posten ergeben. Die Haltung der Bevölkerung; ist ruhig und achtungsvoll. Aus Tripolis wird vom 7. gemeldet: Zur Bervollständignug der Befestigung, die Tagiura mit Tripolis verbindet, haben gestern "2 Züge und 130 Lastautomobile das erforderliche Ma­terial an Ort und Stelle gebracht. Die mit den Ar­beiten beschäftigten Truppen würden gedeckt. Die Arbeiten würden nicht gestört.

Konstantinopel, 8. Mai. Minister Talaat hat eine Depesche dies Mali von Smyrna mitgeleilt, in der gemeldet wird, daß nach einem Bericht Kaimakam von Marmaritza die türkischen Truppen auf Rhodos die Italiener zurückgeschlagen und 1000 Gefangene gemacht hätten. Die Italiener sollen zahlreiche Tote verloren haben. — Eine Bestätigung dieser Nach­richt ist abzuwarterk

Handel u«D Berkehr.

sj Stuttgart, 6. Mai. (Landesproduktenbörse.) Nachdem die Dardanellen für die Schiffahrt wieder geöffnet werden, hat sich auf dem Getreidemarkt eine ruhigere Stimmung^ eingestellt und die Angebote sämtlicher Expottländer warm etwas nachgiebiger. In den letzten Tagen sind die Börsen- notierungen wieder wesentlich höher gewesen und die Preise entsprechend teurer. Der Schifferftreik auf dem Rhein scheint sich auf einige Gesellschaften zu beschränken. Das Wetter war kühl und trocken und von vielen Gegenden Deutschlands kommen Klagen über Frost und Trockenheit. An der heutigen Börse herrschte wenig Kauflust und die Umsätze be­schränkten sich nnr auf die Deckung des notwendigsten Be­darfs.

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Hafer württ. 22.25—22.75

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36.25—

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36.25-

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36.00 bis 36.50

. 1

35.00 bis 35.50

. 3

34.00 bis 34.50

. 3

32.50 bis 33 —

.4 , 39.60 bis 29.50

Kleie Mk. 14.00 bis 15.00 (ohne Sack netto Kassa.)

Bmttmsfichtliches Wett«

am Freitag, 10. Mai: Wolkig, lokale Gewitterregen, mäßig

warm.

- ^ B-ra-nwortltcher Redakteur: L..L-uk, Alterrstetg.

Druck und Verlag der W. Rltterffchen Buchdruckers kn Altenfiei

käbriLävortrktuog: ?sul Scksupp, /Uten8toig.

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Den 8. Mai 1912.

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