, Ocm Knaben wurde doch ein zweiter Vormund gestellt?"
Der Graf bejahte des Bischofs Krage und fügte hinzu: „Leider ist dies der protestantische Pfarrer Linz zu Rabweiler, mir dem ich mich seit Jahr und Tag herumstreite. Dem Herrn scheint es gegen den Trrich zu gehen, dag mir, einem Katholiken, das kirchliche Patronat zugesallen ist, und er opponirt mir aus den wichligstcii Anlässen."
„So ist Othmar Protestant?"
„Ln, Eminenz."
(Fortsetzung folgt.)
Die O-ser des Meeres.
Tie ernste Wahrheit des horazifchen Wortes, mit dreifachem Erze müsse das Herz jenes Mannes gepanzert gewesen sein, der den gebrechlichen Kie! zuerst der grimmen Meeresflul anoerrraut habe, wird uns vergcgemvürligl, wenn wir durch eine Katastrophe wie die der „Titanic", daran erinnert iverden, wieviele Opfer selbst bei dem heutigen hohen Stande der Schiffsbautechnik Jahr um Jahr dis Ser verschlingt. Um einen Begriff hievon zu geben, ziehen wir die Zahlen des Jahres 1206 heran. In diesem Jahre ver zeichnet die Statistik nicht weniger als 376 Dampfschiffe mit einem Geiamttonnengehatte von 522 292 Tonnen, die gänzlich verloren gegangen sind.
Obenan steht auf dieser traurigen Liste natürlich die englische Flotte. Sie verlor nicht weniger als 155 Dampfschiffe und außerdem noch 202 Segelschiffe — das ist zusammen eine ganze, stattliche Handelsflotte, die in einem einzigen Jahre in den Fluten verschwunden ist. Für Deutschland lief das genannte Jahr verhältnismäßig glücklich ab, indem es nur den Verlust von 29 Dampfern und 23 Segelschiffen mit zusammen etwa 60 000 Tonnen zu beklagen hatte. Was waren nun die Ursachen dieser gewaltigen Verluste? Bei den im Jahre 1905 verloren gegangenen 375 Dampfschiffen war in 187 Fällen Strandung, in 43 Fällen Zusammenstoß, in 11 Fällen Feuersbrunst, in 29 Fällen Kentern die Ursache des Verlustes, während 10 Schiffe von der Mannschaft verlassen werden mußten, -5 verschollen blieben u. 81 durch Spruch der Seebehörde als „schwimmende Särge" von weiterer Fahrt ausgeschlossen wurden. Aehnlich liegen die Zahlenoerhältnisse bei den 725 verloren gegangenen Seglern.
Von ihnen mußten 188 als ungeeignet ausgeschieden werden, 47 wurden als verschollen gemeldet, 58 auf See verlassen,
49 gingen bei Zusammenstößen zu Grunde, 22 verbrannten,
45 konterten oder sanken und 306 gingen durch Strandung verloren. Was die geographische Verteilung dieser Unfälle an geht, so gibt es Gegenden, die wahre „Friedhöfe des Meeres" genannt werden müssen. Solche Unglücksbezirke sind die englischen User des Aermelkanales, die Umgebung der Scillyinseln, die Küsten am Brüstol- und St. Georgskanal, die User des Mersey und andere englische und schottische Hafeneinfahrten. Am verrufensten aber sind gerade die Gegenden und Küsten um Kap Rare auf Neu Fundland, dst den Schauplatz der .Titanic" Katastrophe gebildet haben, sowie auch das oft, aber selten in gutem Sinne genannte Sable-Jsland südlich von Kap Breton auf Neu-Schottland. Die Nebel und die Eisberge find in erster Linie die furchtbaren Gefahren der erstgenannten Gegend. Gehen wir nur wenige Jahre durch, jo finden wir, daß 1890 vier Dampfer, 1899 10 Dampfer durch Eisberge zum Untergange gebracht worden- sind. 1907 wurde der deutsche Dampfer „Kronprinz Wilhelm" durch Zusammenstoß mit einem Eisberge an seinen Flanken schwer beschädigt, 1909 wurden vier große Ozeandampfer durch Eisberge in höchst gefährlicher Weise zu- fammettgedrückt. Sable-Jsland ist die Flachkuppe eines unterirdischen Gebirges, das mit seinen höchsten Stellen 250 Kilometer östlich von Halifar aus dem Ozeane emporschaut. Der Umstand, daß sie gefürchteten Nebel der Neufundland-Bank die Inseln oft wochenlang verhüllen und daß der Kurs der zwischen Europa und New Port, Boston ufw. verkehrenden Schiffe nur 40 Seemeilen südlich von Sable-Jsland vorbeiführt, ist die Ursache zahlloser Schiffbrüche. Schon im Jahre 1756 ließ Thomas Hancock aus
Boston auf Sable-Jsland Rinder, Pferde, Schafe, Schweine und Ziegen aussetzen, um für künftige Schiffbrüche an dieser gefährlichen Küste Sorge zu tragen, und dank dieser menschenfreundlichen Maßnahme konnten schon vier Jahre später 70 Soldaten eines gestrandeten Transportschiffes ihr Leben bis zu ihrer Befreiung fristen. Obwohl am Ostende der Dünenkette schon seit vielen Jahrzehnten, ein Leuchtturm steht, zählt doch die keineswegs vollständige Statistik im Lause des 19. Jahrhunderts 185 Fälle auf, in denen dort große Schiffe gänzlich verloren gingen. Was die deutsche Küste angeht, so ereigneten sich an ihr und innnerhalb einer bis 20 Seemeilen von ihr ins Meer hinausreichenden Zone in dem sechsjährigen Zeiträume von 1900 bis 1905 nicht weniger als 3320 Schiffsunfülle, von denen 364 mit dem gänzlichen Verluste der Fahrzeuge ausgingen. Am gefährlichsten sind die Nordseestrecken, die das Gebier der Elbmündnng und der Wefermündung umfassen.
Die Stelle der „TiLanie^-Kataftrophv liegt bei Lap Rare, dem äußersten südwestlichen Vorsprung der der nordamenkrnnsck.cn Küste vvraelagerten britischen Jmel Neufundland. V : WS MstVMMZM»
Die AüzrWng der „Titanic".
Mit der Kiellegung des jetzt aus dem Meeresgründe ruhenden Niesendampfers „Titanic" ivurde r. I. 1909, gleichzeitig mit der des Schwesterschiffs „Olympic", auf der Werft von Harland und Wolfs in Belfast begonnen. Der Bau dieser Kolosse erforderte, wie wir der „Kieler Zeitung" entnehmen, gewaltige Aufwendungen für Hellinge, Maschinen ufw., nämlich insgesamt 7 Millionen Mark. „Titanic" lief am 31. Mai 1911 vom Stapel, während die „Olympic" ihre Fahrten über den Ozean schon ausgenommen hatte. Jedes dieser Schiffe ist für die höchste Klaffe des Britischen Lloyd erbaut. Di? Dimensionen der „Titanic" waren folgende: Länge über alles 269,06 Meter, zwischen den Perpendikeln 259,08 Meter, äußerste Breite 28,04 Meter, vom Kiel bis Oberdeck 19,58 Meter und Gesamthöhe vom Kiel bis zur Navigationsbrücke 3l,6 Meter. Ter Bruttv-Raumgehalt betrug 46328 Registertonnen, netto 20 900. Bei einem größten Tiefgang von 10,9 Meter betrug die Wasserverdrängung etwa 66000 Tons. Die „Titanic" übertraf damit das bis dahin größte Schiff, die „Mauretania" der Eunard-Linie, um volle 31000 Tons. Ihr Stapellausgewicht betrug 24 600 Tons. Das Schiff besaß 16 wasserdichte Querschotten u. ein Längsschott im Maschinenraum, so daß 18 wafferdichre Abteilungen vorhanden waren, weiter 11 durchlaufende Decks. An Passa
gieren konnten 730 in erster, 560 in zweiter Klaffe u. 1200 im Zwischendeck ausgenommen werden; hierzu kam eine Besatzung von 856 Köpfen, darunter 63 Schiffsossiziere und Seeleute, 322 Mann Maschinenpersonak und 471 Stewards Aufwärter usw. Die Teckspromenade der ersten Klasse war 167 Meter lang, der Speisesaal dieser Kajüte 35 Meter lang und 28 Meter breit; er konnte 532 Personen auf einmal Platz bieten. Außer Damen-, Schreib-, Rauchsalön, Bibliothek, Gesellschaftsraum, Turnhalle, war noch ein Schwimmbad von 10:10 Pieter vorhanden, das stets mit angewärmtem Seewasser versorgt wurde. — Der Herstellungspreis des Schiffes betrug 32,5 Millionen Mark. Es ist also ein gewaltiger Verlust, den die White Star- Line durch den Untergang der „Titanic" erleidet.
Vermischtes.
8 Tie Sottmnfinsternis. Seil August 1005 war die iLonnenfinfternis vorn letzken Mittwoch sich Europa die zweite größere, nahezu totale in diesem Jahrhundert. Die Hauptlinie der Verfinsterung ging von Spanien über Frankreich nach Nord- deiilschland und Rußland und so lagen für Europa die Verhältnisse zur Beobachtung diesmal äußerst günstig, sowohl nach der zeitlichen, wie nach der örtlichen .Verteilung. Vielfach wurden auch anläßlich der Sonnenfinsternis Versuche mit der drahtlosen Telegraphie ansgesührl. Die drahtlose Telegpaphie funktioniert nachts anders als am Tage. Mit Sonnenaufgang treten gewisse Störungen ein, die ans die vermehrte Liiftelektrizikät znrnckgeführr werden und durch weiche die Verständigung und die Reichweite wesentlich beeinträchtigt wird. Man wollte durch die Versuche während der Sonnenfinsternis die Ursachen der Störungen genauer seststellen. Die nächsten uns sichtbaren Sonnenfinsternisse iverden sein am LI. Ang. 1914, wobei aber nur drei Fünftel der Sonne bedeckt iverden, am 5. Februar ! 9!6 eiu Drittel Bedeckung , am 22. November .I!N9 stau Sechstel Bedeckung, am lO. November 1920 .ein Fünftel Bedeckung und am 8. November 192!, wobei fünf Sechstel der Sonne Sn Mittel uropa verfinstert erscheinen iverden. In Lüddentschland war die letzte totale Verfinsterung am 8, Juli 1842 , in Norddeutschland am >9. August 1887. Die nächste wird -am 7. Oktober 2135 stattfinden.
tz Durchscheinender Marmor. Zn Dekorationszwecken für Wohnräume und Theater, namentlich zur Erzielung farbiger Lichtessekte, findet ebenso j wie das Opatescenzglas und andere gefärbte Gläser neuerdings' auch der Marmor Anwendung. Es ist nämlich gelungen, den Marmor in ähnlicher Weise wie in altes Glas durchscheinend zu machen, und es wurden hierfür bereits zwei Verfahren angegeben, die in der „Zeitschrift für angewandte Chemie" näher beschrieben werden. Das eine Verfahren stammt von Dr. Pfaff, dessen herrliche Oberlichtdecke in dem Lnxusbad ans der Brüsseler Weltausstellung im Jahre l9!0 allgemeine Bewunderung erregst. Es gelang ihm, eine Marmorplatte für das Tageslicht so durchscheinend zn machen, daß sie als Fenster verwendet werden konnte: es sind dabei selbst die opaken Teile der farbigen Marmorarstn, wie Slnrvs, Tinos n. andere, genügend transparent gemach:. Ebenso gelang es dem Hamburger Ingenieur Engel, Marmorplatten von Gangbarer Stärke für elektrisches Bvgenlicht in so hohen; Maße durchscheinend zn machen, daß sich damit auffallend schön abgetönte Licht- und Farbenmirknngen erzielen lassen. Diese Platten verwandeln starke u. grelle Lichtquellen infolge der erheblichen Diffusion in milde, angenehm leuchlende Flächen. Diese neue Abendbesenchtung, die von Augenärzten als ideal bezeichnet wurde, ist ein vollwertiger Ersatz für die indirekte Beleuchtung, wie sie in Hörsäten und Zeichenatclters üblich ist. Die Anfertigung der durchscheinenden Platten geschieht durch ein dov- pelieUigcs Schleifen, während man die Marmor- platten zu den bisherigen Verwendungszwecken nur einseitig schliss. Hierauf 'werden die Platten mit Paraffin, Schellack oder Oelen getränkt, und zwar je uachoem in der Kälte oder in der Wärme, sowie mit oder ohne Anwendung von Druck: dabei werden auch die kleinsten Jnnenränme des Gesteins ausgesüllt. Zur Herstellung solcher Platten eignen sich besonders weiße und Helle Marmorsorten, wie Ttyros, Penteli n. a. Bei Laboratorinmsversnchen über die Schwächung des Lichtes beim Durchgang durch solche Platten ergab sich, daß der Lichtvertnst einer Tantatlampe bei einer doppelseitig geschlis feilen Marmvrplatst vor dem Tränken 6a Prozent, nach dein Tränken dagegen nur 20 Prozent- ausmachte. Bei einem Vergleichsversuch mit einer eben so dicken Platte aus Milchglas betrug der Lichtster - tust wesentlich mehr, nämlich 60 Prozent. Weiße Marmor-platten können sogar so durchscheinend gemacht werden, daß darunter liegende Schrift leS bar ist.
Der Stolz der Familie. „Nein, was Ihr Zain pel gescheit ist, Frau Oberkontroltenr, das' ist ja einfach großartig. Wissens S? was, lassen S' ihn doch studieren, daß 's ein Polizeihund wird."
Nobel. Schnstermeisterin >,a ts sie dem Lehr ting Wassersuppe, einen Hering and eine Semmel
vorsetz! - „Ncc,_ nur scheint, dir ist es gar nicht
recht, ... wo du Suppe, Fisch und Mehlspeis' hast!"
Der Dampfer „Titanic" der W h i t e - S t a r - L i n i e.
ttunt Untergang des „Titanic" mit 1500 Menschen.
Karte zum Untergang des „Titanic