„HE, keinen Schritt werter, Herr Direkter, »venu Ihnen Ihr Leben lieb ist." Da stand an die Felswaiw gedrückt eine wahre Hünengestalt, die Georg schon vorher ans dem Boden knieen gesehen hatte' Der Mann trag setzt einen ausgeweideten Rehbock über dem Rücken nnd hielt ein Gewehr schußbereit.
„Wir haben hier erst eine kleine Rechnung avznmacheii, Herr Direktor; ich »inst Ihr Berspre chen haben, daß Sie mich nicht anzeigen wegen des Rehbockes, sonst. . ." lind er hob das Ge wehre ^. .
Georg Friedrich verzog kerne Miene. „Sie sind der Dressel ans Hattenrod, der heule srüh sich in der Fabrik krank melden ließ. Und derweilen Wilddieben Sie hier. Was wollen Sie anßerder» noch?"
„Ich Hube eS schon gesagt. Sie sollen schworen, daß Sie den Bock da und «rein Gewehr nickst gesehen haben, ich will nicht schon wieder hin ter Schloß und Riegel wandern. Wollen Sie das, ja oder nein?"
„Icki lasse mir von niemanden Vorschriften machen," antwortete Georg ruhig, „am allerwemg sten von Ihnen. Was ich tun oder lassen will, steht bei nur. Ich kann mir auch nicht denken, daß Sie einer solchen Lappalie wegen einen Tor schlag verüben wollen. Also lassen Sic mich Pas sieren. Wenn nicht, so weiß ich mir freien Weg zu machen."
„Nur «ich! so schnell," rief der andere. „Erst Ihr Wort!"
,Meinl" Aber im gleichen Augenblick sah Georg auch das Gewehr aus seinen Kopf gerichtet. Aber Furch! war das Gefühl, was der einstige tüchtige Soldat auch nicht dem Namen nach kannte. Er versuchte eS mit einer List, die den Gegner über rumpeln sollte.
„Fürchten Sie nichts, ich bin gleich wieder da," rief er laut, damit Liesbet hinter dem Steinwall antworten sollte. Und ihre Helle Stimme klang zurück: „Ich bin ganz ruhig !"
Betroffen hob der Wildschütz den Kopf. Daß noch jemand in der Nahe sei, das hatte er nicht erwartet. Mit diesem Stutzen hatte Georg gerechnet. Wie ein Panter war er ans den Mann los gesprungen, hatte ihm das Gewehr entr'-ien und warf es in weitem Schwünge den Berg, hinab. Und als der Feind sich jetzt besann, ia Wnt ans ihn losstürzte, da empfing er einen so heftigen Faust schlag, daß er taumelte. Und gleich hörte er Lies bels Hilferufe. Jetzt gab er das Spiel ans und sprang mehr, als er rannte, in den Wald hinein. Der Rehbock war ihm entglitten und aus der Erde liegen geblieben.
„Ich komme sofort zurück, Fräulein Liesbet," ries Georg, als er den .gefährlichen Menschen verschwinden sah. Schnell kletterte er wieder in die Höhe nnd sprang aus die andere Seite des Steindammes hinab. Dabei geriet erfreulicherweise die oberste, nur roh aufgesetzte Steinlagje ins Zchwan- ken und stürzte herunter, so daß die junge Dame ohne Schwierigkeiten darüber hinwggj klettern konnte. Ansatmend reichte sie Georg die Hand.
Sie svrachen ans dem weiteren Wege noch manches Wort über das Vorkommnis. Liesbet mußte kopfschüttelnd eingestehen, daß sie in mancher Beziehung zu optimistisch über die Fabrikarbeiter ihres Vaters gedacht habe. „Papa hat doch vielleicht recht," ineinte sie nachdentend, „wenn er sagte, es könnten Gelegenheiten kommen, in denen die Autorität einer Frau für einen solchen. Betrieb nicht genügte."
„Dies war auch wirklich Mannessache,^" antwortete Georg lächelnd. „Daß der Mensch Sie angegriffen hätte, glaube ich doch nicht."
Es war gegen abend geworden, die Arbeiter in den Fabriken hatten Feierabend gemacht und kamen dem jungen Paare aus ihrem Heimwege nach den benachbarten Dörfern entgegen. Sie grüßten höflich, wenn auch erstaunt, und was sie ob dieses gemeinsamen Spazierganges sich dachten, war uich! schwer zu erraten. Aber diese. Haltung der Leute änderte sich, als setzt eine andere Gruppe mit scharfen, kühnen Gesichtern und blitzenden Angen kam. Sie zogen unwirsch nnd verdrießlich ihre Kappen. ,
„Das sind die Kaltenroder, zu denen der Wild dieb vorhin gehörte," fugte Liesbet. und ihr Be gleiter nickte. Aber sie dachten sich nichts dabei und zu spät merkten sie, wie ihnen mit eknem Male ein Hanise den Weg versperrte, während die voran gegangenen zurückkehrten. So waren sie von einen, Kreise umschlossen, aus denen nun auch die Stimme des Wildschützen, der augenscheinlich diesen lieber fall veranlaßt hatte, herausklang.
„Da ist der hohe Herr, Kameraden," ries eine höhnische Stimme, „der mich ins Gefängnis brin gen will, weil ich einen Bock geschossen habe. Als ob es was ausmachte, ob so ein Tier mehr oder weniger im Wald hemimläuft. Wäre der Herr wirklich ein «echter Direktor, Hann würde er beide Augen das'über zudrücken, weil sich ein armer Arbeiter einen Braten aus dem Walde holt: aber er ist ja ein Prinz, und diese hoben Herrschaften
meinen ja, sie 'dürfen nur allen, schießen. Wallt Ihr wirklich solchen Mann noch länger als Euren Vorgesetzten behalten ?" ^
„Nein!" klang es zurück. „Nun wissen Sie,, wie Sie daran sind," höhnte der Wildschütz von neuem, und dam, lies alles anseinander. Georg war vor Aufregung blaß geworben. Da klang Lies bet's Helle Stimme an sein Ohr: „Jetzt sollen Sie zeigen, daß Sie ein rechter Mann sind."
„Ich will der Firma Hartman,, nnd Sohn keine Schwierigkeiten mit ihren Arbeitern bereiten," antwortete er? „Ich werde sofort meinen Posten niederlegen, damit die Leute keinen Anlaß erhalten, dies zu fordern."
Liesbet richtete sich hock, aus: „Das werden Sie nicht tun. Haben die Leute sich erst in den Glauben gewiegt, die Firma müßte sich vor jeder ihrer Forderungen ducken, dann Abt es leinen Halt später mehr. Sie müssen so lange bei uns btei ben, bis der Kamps ausgesuchten ist."
Er gab ihr die Hand: „Sie haben recht!"
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Lager. Eine interessante Schilderung, seines Besuches bei den Milgliedern der deutschen Mission von. Roten Kreuz im türkischen Lager gibt der aus dem Kriegsschauplatz weilende französische Korrespondent Robert Balroy in einen, Pariser Blatte. Die deutsche Mission, die nach Tripolitanjen ansbrach, um die verwundelen Türken und Araber ärztlich zu behandeln und zu pflegen, Werlte gegen Milte Februar in Zuara und hier hat sie der Frau zose besucht. „Die -Organisation der Mission", erklärte Balroy, „ist in der Tat ausgezeichnet. Unter der Leitung eines Professors arbeiten hier zwei Chirurgen, zwei Aerzte, ein Militärarzt und fünfzehn Krankenpfleger. In kurzer Zeit hatten sie drei große Hospitalzelte aus,geschlagen, die ie fünf zehn Meter lang und acht Meter breit sind und über ein doppeltes Dach verfügen. Diese Zelte berge» ie zwanzig, Beitem Die. Expedition verfügt über sehr protze Vorräte an Medikamenten und Nahrungsmitteln: sie braucht nicht weniger als 450 Kamele, um ihr ganzes Material weiterschassen zu können. In der Gesellschaft der deutschen Aerzte habe ich einen angenehme,, Abend verbracht: wir trauten Punsch und atzen Weihnachtsgebäck Weihnachtsgebäck im Februar, man mag, sich vorstellen, wie frisch und knusprig das noch war. Zwei Herren zeigten sich als recht gewandte Mandolinenspieler und begleiteten den sonoren Baß des Herrn Professor und die Tenorstimme des Dr. Fritz. Einer der jüngsten Krankenwärter erprobte sich auch als Sänger: er ist daheim der Besitzer eines g-roßen Rennstalles." Der französische Korrespondent erzählt dann noch eine lustige kleine Geschichte von ruderen draußen im Dienste der Menschlichteil ar beitenden Landsleuten. Anfang Februar kam der türkische Militärkommandant in Begleitung! einiger Offiziere, um die Einrichtungen der deutschen Kriegshospitäler zu besichtigten. Während man den Kommandanten durch die Krankenzelte führte, errichteten zwei der Kraickenvs leger hnrthg in einem Nebenzelle einen kleinen Frühstückstisch für die Gäste: die Herren erwiesen sich dabei als geschickte Tischdekoraleure, und bald Prangte ein prächtiger Schinken, von noch andere,! Leckerbissen umgeben, « der Milte dieser rasch improvisierten Tafel. Zun, Gklick tan, ein Kenner der Landes , sKlei, noch in dieses „Frühstücks,simmer", ehe die Gäste erschienen, und schleunigst lieH er den schönen Schinken wieder abräninen. An seiner Statt wurde Kasse und Tee serviert. Sonst würden die
türkischen Offiziere wah.rscheinki.ch sehr betroffene Gesichter gezeigt haben, denn die Mohammedaner dürfen bekanntlich kein Schweinefleisch essen.
8 Flitterwochen im Unterseeboot. Natürlich ist es ein amerikanischer Millionär, der den originellen Einsall gehabt hat, seine Hochzeitsreise in einem Unterseeboot zu machen nnd seine. Flitterwochen z»m Teil unterhalb des Meeresspiegels des Stillen Ozeans zu verbringen. Colonel Fleming!, der an, ! 5i. Mürz die Tochter Edith des Chicagver Glas sab rikan len Glover heiraten wird, hat sich diesen Spaß mehr als vier Millivnckn Mart tosten lassen und ist nun der erste Privatmann, der ein Unterseeboot besitzt, denn bisher hatten die Millionäre sich mn Luxusjachten über den, Wasser begnügt. In der amerikanischen technischen Rundschau „The Engeneeriktss World" wird das Luxus- Unterseeboot des Colonels eingehend beschrieben. Da? Schiss führt den Namen „The MysteriousI- es har einen Gehalt von 600 Tons und eine. Mannschaft von fünfzehn Seeleuten. Außer Herrn und Frau Fleming werden sich ans dieser merkwürdigen Hochzeitsreise noch ein Arzt, sechs Gäste und die nötige Dienerschaft an Bord befinden. Das Hein,, in den, die jungen .Eheleute sich häuslich ein- xjchten werden, besteht aus einen, geräumigen Schtas- zimmer, einem Eßrauni, in dem bequem für acht Personen gedeckt werden kann, einem Salon, einem Rauchzimmer, einer Bibliothek, einem Badezimmer nnd Anklcideranin. Die Gäste haben drei Schlafzimmer zur Beringung, jedes mit Badezimmer; Kapitän und Arzt haben ihre eigenen Kabinen. „Der Geheimnisvolle" ha! bereits in Oakland in .Kali- svrnieii die Tanse empfangen und durch kurze Fahr- lerr seine Seetüchtigkeit bewiesen. Die Räume sind ans das luxuriöseste eingerichter, und besonders die Appartements des Ehepaares sind wahre Schmuckkästchen an Eleganz und modernem Komfort. Ans nichts werden die .Jungvermählten verzichten müssen, wenn sie an, Abend ihrer Hochzeit in die kühlen: Wogen des Meeres .auchen. Miß Glover, nie eine große Musikfreunds» ist, hat im Salon ihren Flügel, ihre Geig? und Harfe: es können also musikalische Soireen unter Wasser veranstaltet werden-, „lies unter den, Schall der menschliche-!, Rede, bei den Ungeheuer der traurigen Oede." Nun werden die Hüchzensreisenden freilich nicht beständig dse Tiefe des Meeres aus ihrer Fährt anfsnchen, sondern das Schiss legt, wie jedes Unterseeboot, einen Motzen Teil des Weges an der Oberfläche des Wassers zurück. Es hat auch einen viel geringeren Ties! gang wie die Unterseeboote der Kriegsmarine, die sich nur wenig über den, Wasser erheben. Die große und geräumige Kommandobrücke gewährt Raum für Svaziergängie. Auch die Schnelligkeit des Luxus- fahrzenges ist größer als gewöhnlich, nnd alle Sicher- heusmaßregeln sind in umfasse,ü>er Weise getroffen, um die Möglichkeit eines Nnglückssalles auszu- schatten.
8 Tic Heimkehr vom Lnrnpenbalt. Man schreibt aus Hannover: Einige ältere angesehene Herren erlebten hier ein kurioses Abenteuer, das gegenwärtig, Stadtgespräch geworden ist und herzlich belacht wird. Sie hatten in diesen Tagen an einem Lumpenball teilgenommen und traten morgens in der fidelsten Stimmung den Heimweg an ohne Paletots, da diese ihnen ans eine für die Herren nnansgeilärle Weise abhanden gekommen wären. Unterwegs bekamen sie Durst, nnd sie beschlossen daher, noch ein Nachttotal zu besuchen. Sie hatten dabei ganz vergessen, in welcher Gardeobe sie sich befanden. Die Gäste waren nun über den Besuch dieser drei „Lumpen" keineswegs erfreut. Sie alarmier len die Kellner, die kurz nnd bündig die Eindringlinge an die Lust beförderten, wobei es ohne Stoße nnd Pässe nicht abgiigg, und es dauerte auch gar nicht lange, so war auch schon die Polizei erschienen. Vergeblich riesen die verkannten Lumpen den empörten KMlnern zu, daß sie ja so und so hießen und dock, Stammgäste des Lokals seien. Das hielten diese vielmehr für eine unerhörte Beleidigung und es spornte sie umso mehr an, rücksichtslos die „zweifelhaften Individuen" zu entfernen, denen die echten „Holzhackerbärte" (Stop- pelbärte-, die sie hatten stehen lassen, zum Verhängnis geworden waren. Und da. sie auch den Polizisten gegenüber keine Legitimation hatten, so mußten sie wohl oder übel unter dem Gaudium der Zuschauer, die sich bald angesammelt hatten, mit zur Wache. Dort klärte sich dann freilich der Inelum aus. Das Kurioseste an der ganzen Geschichte ist aber, daß diese Herren, die.snr wirkliche Lumpen gehalten worden waren, aus dem Feste nicht preisgekrönt worden Massen.
sj Bange machen, gilt nicht! Die Gespenster- furch! der Erwachsenen so plaudert Professor Ment, Wien in, „Kosmos" ist wohl noch ein Rest jener Angst eines Sperlings, den «vir etwa jahrelang beherbergt haben, der uns kennt und uns befreundet ist und dennoch die Federn sträubt, faucht nnd sich ganz entsetzt gebärdet, wenn man m der Dämmerung an seinen Käsitz tritt. Nur beruht seine Angst aus einer durchaus realen Grundlage, denn bei einem im Freien lebenden Sperling, der