Stuttgart, -2 Fr'br. Henre mittag, wurde durch die zwischen dem I. und II. Bahnsteig gele jgerre Drehscheibe eine badische Schnellzu.nslokomv tive rangiert. Während sich die Maschine auch ans der Scheibe befand, wurden drei Postwagen, in der Annahme, daß das Rangiergleis srei sei, ebenfalls gegen die Drehscheibe vorgeschoben, svdaß ein Post­umsten hinausrollte lind gegen die. Maschine gestv ßen wurde. Dadltrch wurde die Drehscheibe einge drückt. Der Postwagen konnte gleich wieder zurück geschoben werden, aber die Lokomotive mußte aus dem Gleis der Drehsrheibe längere Zeit stehen blei ben, wodurch diese gesperrt war. Der Betriebs unsall hatte eine zahlreiche Menschenmenge in der .Bahnhofhalle angelvckt. Verletzt wurde niemand.

- Stuttgart, 22. Febr. Im Lause des Winters wurden in den württeinbergischen staatlichen Regie jagden folgende Raubtiere erlegt: 460 Füchse, 60 Edelmarder, 14 Steinmarder, 28 Iltisse und 50 Dächse. Das Pelzwerk dieser Tiere lwird am Dienstag den 27. Februar durch das Bekleidungs amt der K. Forstwache im öffentlichen Aufstreich verkauft. Auch das K. Hofsagdarnt war in der Vertilgung, von Raubzeug nicht müßig. Es wurden erlegt 140 Füchse, 8 Edelmarder, 6 Steinmarder^ 14 Iltis und zwei Dächse, die neben eurer Partie schwächerer Geweihabwursstangen am Dienstag, den 27. Februar zum Verkauf gelanMn. r >

ff Stuttgart, 22. Febr. Das Vermöge u der Veteranenstiftuug Könch-Withelm Trost hat durch namhafte. Zuwendungen eine Bermögenszunahme von 5-7 832 Mk. erfahren. Die Skiftnnff betrug am 31. Dez. 191.1 271 570 Mk. - "

st Kemnat, OA. Stuttgart, 22. Febr. Im Aasr- nachtstrubel schlugen einige. Narren zuerst im Ulk auf einander los, der aber später in eint richtige «Schlägerei ausartete. Der ledige Flaschner Fried­rich Rieth von Ruit wurde derart traktiert, daß man ihn im Wagen nach Ruit verbriiMn mußte. Die Sache nahm einen schlimmen Ausgang., denn gestern wurde er tot im Bett uufgefunden.

ist Cannstatt, 22. Febr. Der von der Stutt­garter Kriminalpolizei verhaftete italienische Falsch münzer ist seines Zeichens Gelbgießer. Bis vor vier Wochen war er in den Daimlerwerkeil be schästigt. Seither hat er sich insPrivatleben" zurückgezogen und den wesentlich müheloseren, wenn auch gefahrvollen Beruf des Geldmachens erwählt. Seine Frau mußte die Falschstücke in deu Verkehr bringen und wurde bei der Ausgabe eines solchen abgchaßt.

st Tübingen^ 22. Febr. Das Stuttgarter Kuv fersttchkabinett plant im ganzen Lande Wunder ausstetlungen von Werken lebender Künstler. Die Sammlung kam zum ersten Mal hier in Tübingen in der Gewerbeschule zur Ausstellung, wo sie stark besucht wird.

!! Weinsberg, 22. Febr. Kernerseier. Zur Feier des 50. Gedenktages des Todestggxs von Justinns Kerner fand gestern eine Feier in dem sonst io ruhigen und stillen Weinsbepgs statt, die nicht nur die Einwohnersclzaft des Städtchens, son dern auch viele Gäste von Nah und Fern zur Teil­nah nie gezwungen hatte. An der Feier nahmen auch der Enkel des Justinns Kerner, Medizinalrat Dr. Kerner aus Wehr in Baden, sowie viele Ver­treter von Vereinen aus Württemberg teil. Nach­mittags fand vor dem Kernerdenkmal eure Feier für die Schuljugend stakt, wobei die Kinder Ker

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Nicht der Mensch soll, Gott will richten, Will die Spreu vom Korne sichten:

Nnr verzeihn ist Menschenpflicht.

Gott durchschaut das Herz, er walte: Doch du, Menschenseele, halte Redlich mit dir selbst Gericht!

Angelas Heirat.

Roman von L. G. Moberlp.

(Forri'ehungsi Nachdruck verboten.

Endlich sprach Rolf. Langsam und schleppend kamen die Worte:Ich wußte nicht, daß Sie Erich liebten. Ich dachte, Sie hätten ihn kaum gekannt, als die Heirat taitfand. Ich dachte, es sei eine"

Eine Vernunstheiral gewesen," warf sie ein und lachte ein unfrohes Lachen.Ja, damit haben Sie ganz recht, es war eine. Wir kannten uns überhaupt nicht, hatten uns nur zweimal gesehen, lind dennoch ist es wahr, was ich Ihnen vorhin sagte, ich werde nie aufhären, ihn zu lieben. Er weiß es nicht, er wird es auch vielleicht nie erfahren, aber dennoch ist es wahr."

Mil einein stolzen, verklärten Lächeln blickte sie zu Roh aus, und in diesem Blick las er, daß es keine Hoffnung für ihn gab. In ohnmächtiger Wur ballte er die Hänoe unü verfluchte die Stunde, die dies holde, anbetungswürdüc Weib einem Manne geschenkt hatte, der sie weder liebre

ne,rliecker und Deklamationen Vorbeugen und Sraol schnltheiß Seyfferheld eine hübsche Ansprache an die Kinder hielt. Abends 7 Uhr bewegte sich ein stattlicher Fackelzug zum Grabe des Dichters, wo selbst nach einem Vortrag eines Chores eine Reihe Kränze am Grabe nieder ge legt wurde. Solche Wid mutigen geschahen von Georg Kerner, dein Enkel des Dichters, von Oberlehrer Burkhard Weinsberg im Namen des Justinns Kernervereins, von Pri vatier Hild im Namen des Franeuve.reins, voa Geh. Hof rot Günther im Namen des Schwab. Schiller Vereins, von Notar Geyer inr Auftrag der Verwand ten Kerners, von Oberpräzeptor Scharrer im Na men des Stuttgarter Liederkranzes, von der Gesell­schaft für oeculte Forschung in Stullftart, von der Justinns Kernerloge in Berlin, sowie von Schrift­steller Pedrozewsky in Schlesien. Nach der Feier am Grabe fand eine intimere. Festfeier :m Gast Hof zur Traube statt. Hier begrüßte, der Vorstand des Justinns Kernervereins, Oberlehrer Burkhard, mit herzlichen Worten die Festgäste. Sodann über brachte Geh. Hosrat Günther den Gruß des Königs und den des Schwab. Schillervereins, Medizinalrat Georg Kerner, der Enkel des Dichters, feierte in poetischen Worten sein schwäbisches Vaterland. Pro sessor Fladt Stuttgart sprach im Namen des Schwä­bischen Sängerbundes und erinnerte an die Herr liehen Perlen der Dichtkunst, die' Kerner den schtvä bischen Sängern geschenkt hat. Landtagsabgeord neter Betz-Heilbronn überbrachte die Grüße der Stadt Heilbronn, mit der Kerner eine innige Freundschaft verbunden hat. Sodann hielt der Ehrenvorsitzende Professor Dr. Meßner-Weinsberg einen geistvollen Vortrag über das ThemaWas ist Justinns Kerner dem lebenden Geschlechte?" Die Frier war umrahmt von Gesängen des Urbanus­vereins und gemeinsam >grs nage neu Kernerliedern.

ff Wein oberst, 22. Febr. In letzter Zeit mach­ten zwei Händler mit Stahlfedern, von denen sich einer als laubstumm ausgab, die Gegend unsicher. In Sülzbach aber siel der Taubstumme aus der Rolle, als er in einen Streit -geriet und plötzlich ein unheimliches Mundwerk im Schimpfen enKvickelte. Dem Landjäger in Schwabbach gelang es, den so jäh Geheillen sestzunehmen und dein Gericht zu zerführen, während sein Komplize nach den: Main Hardter Wald zu entkommen ist. -

st Lorch, 22. Febr. Zu Beginn des nächsten Monats wird das hiesige Genesungsheim der Ver­sicherungsanstalt Württemberg durch die Architek­ten Wittmann und Stahl-Stuttgart einer bedeu lenden Vergrößerung unterzogen werden.

st Althansen, OA. Saulgau, 22. Febr. Im Dach stock der Hvskammerbrauerei im Schloßbezirk brach gestern Feuer aus, das aber aus seinen Herd be­schränkt werden konnte. Der Schaden wird auf 3000 4000 Mk. geschätzt.

st Friedrichs-Hasen, 22. Febr. Beim Verladen von Schlachtpseröen in den um 9 Uhr 30 Min. nach Rorschach abgehenden KnrsdampserKönigWil­helm" stürzte so ein armer Gaul ins Wasser und ertrank. Die Bergung nahm über eine Stunde in Anspruch.

Tic Beratung der Staatsperei»,fachung.

st Stuttgart, 22. Febr. .Aus deu Kommissio­nen.' Bei Fortsetzung der Beratung Mer die Staatsvereinfachung wurde der Denkschrift inr Ge­biete der Zentralstelle für Gewerbe und Handel

noch zu schätzen wußte, während er, der sie liebte bis zur Leidenschaft, von ihr in keinem anderen Licht angesehen wurde alsder Freund ihres Mannes".

Die Sonne fiel auf ihr Haar, daß es ihren feinen Kops wie ein goldener Heiligenschein umrahmte. Noch nie war sie ihm so schön, so begehrenswert erschienen, und ein wildes Verlangen überkam ihn, sie in seine Arme zu ziehen und an sich zu drücke», aber die Stimme der Verarmst siegte über die Einflüsterungen seiner wahnwitzigen Leiden­schaft, und er sagte ganz ruhig:

Vergeben Sie mir meine Tollheit, teure Frau. Ver­suchen Sie, meinen Wahnwitz zu vergessen, wenn Sie können. Lassen Sie mich Ihren Freund bleiben. Lassen Sie mich Ihnen weiter helfen und bcistehen!"

Ich brauche einen Freund," versetzte sie einfach.Ich habe keinen andern, und ich fühle mich zuweilen sehr, sehr einsam. Und ich will versuchen zu vergessen, was heute gewesen ist, wenn Sie mir versprechen, nie wieder derartiges zu sagen." Und sie sah ihn init einem lieblichen, offenen Lächeln an, das ihn so entzückte, daß es um ein Haar alle seine vernünftigen Vorsätze über den Haufen geworfen hätte.

Also auf treue Freundschaft," sagte er und erfaßte ihre Hand.Aber gel ; Sie sich keinen falschen Hoff­nungen hin, bedenken Sie, daß es des Geheimrals sowie meine Ueberzcugung ist, daß Erich niemals wiederlehren wird." Er sprach ernst und ruhig, alle Leidenschaft war aus seiner Stimme verschwunden, und feine Worte waren die eines wohlmeinenden Freundes. Seine Ruhe machte offenbar eiuen : hr guten Eindruck auf Angela, und als er dies bemerkte, beschloß er, den günstigen Augenblick voll nnd ganz auszunutzen.

Versprechen Sie mir eins, Angela. Wollen Sie. meine lebe Freundin?"

Was soll ich Ihnen versprechen?" fragte sie. Ihre -ertauende Natur war schon wieder beruhigt, und der «arme Blick seiner Augen und der Ernst, der in seinen

ohne Widerspruch beigetreten, mährend über die Frage der kostenlosen Lieferung des Gewerbeblat- res an die Siaatsanzergerabomienten sich eine län­gere Debatte entspann. Der Ansatz eines beson­deren niederen Abvnnementspreises von etwa l Mark würde eine Ersparnis von 8000 Mk. ergeben, der staatliche Aufwand für das Gewerbeblatt be­trägt 26 800 Mark, andererseits wurde im Hin­blick aus die allgemeine Bedenrnng mrd den gro­ßen Nutzerr des sehr gut und lehrreich gehaltener! Blattes für die Gewerbetreibenden des Landes, so­wie auf die praktisch-eu Schwierigkeiten, rose eine gewisse EiuichräukuriiH des kostenlosen Bezugs gut dnrchzusühren wäre, einer Aendernng der bisheri­ge,! Praxis von der Mehrzahl der Redner entgegen getreten. Ein in diesem Sinn gestellter Antrag Hass ner, es inöchle Abstand genommen werden von der in der Denkschrift in Aussicht getrommenen Maß nähme, die kostenlose Beigabe des Gewerbeblaltes zum Staatsanzeiger auszugpben, wurde mit 10 Stimmen gegen 3 Enthaltungen angenommen. Bei der Zentralstelle für die Landwirtschaft wären Er­sparnisse für die Staatskasse bei Schaffung einer öffentlich rechtlich organisierten Berufsvertretun^der Landwirtschaft möglich und es wurde mit Riickficht hieraus die Wiedervorlage eines Entwurfs über die LandwirLschäftskammer als erwünscht erklärt. Die in der Denkschrift für den Oberrekrufterungsrat, das Oberberga,nt, die Körperschaftsforstdirektion ge­machten Vorschläge begegneten keinem Widerspruch. Bei dem Landgestüt wurde gegen den Antrag des Berichterstatters Frhr. Pergler von Perchas, die Ge­schäfte der Kommission alsbald au das Mnistermm übergehen zn lasten, kein Widerspruch erho­ben, dagegen gegenüber einer von anderer Seite gegebenen Anregung, den Stuten stall des Stammgestüts auszuheben. Hiegxgen wurde gel­lend geritscht, daß damit dem Laudgestüt der Lebens­nerv abgeschnitten würde und die seitherigen gro­ßen Aufwendungen für die Pferdezucht cheichsam umsonst wären, die erzielte weitgehende Gleichartig­keit der Znchtgattung. verloren nnd die Pferde­zucht überhaupt verschlechtert würde, auch die hier ein tretende Ersparnis du rch vermehrte Ankauss- kosten für gute Hengste ausgeglichen würde. Ein Antrag wurde dann nicht gestellt. Ein Antrag v. Balz, die RegrernnK zu ersuchen, die Kornmission für die dldelsmatrikel und die Ablösnngskvmmisst.on als besondere Behörden aufznnehmen, wurde mit 9 ge­gen 6 »Zentrum nnd Konservative Stimmen gegen den Widerspruch des Slaa.tsmiin.ste.rs angenommen. Eine Ersparnis kommt dabei für den Staat nicht in Frage.

Aus dem Gcrichtsfaal.

ff Ulm, 22. Febr. r Disziplin und Gesinnuugs- zwang.j Vor dem hiesigen Divisionsgericht hakte sich gestern der Muskelier Ha-ckh von der 6. Komp, des Inf. Reg. l27 wegen erschwerter Gehorsarns- verweigernna. zn verantworten. Hackh gehört der Sekte der Ädventistsn an, denen es nach Geboten ihres Bekenntnisses verboten ist, an Sonntagen ir­gend eine Arbeit zu tun. Er hat sich, nachdem er an Samstagen zur Ausübung seiner Religions- Pflichten von seinern Hauptmann schon mehrmals Urlaub erhalten, dann aber unter Hinweis aus: die Folgen eines,Zuwiderhandelns im Interesse einer richtigen Rekrutenausbildung die Mitteilung erhal­ten hatte, saß er bis zur Beendigung der Aus-

Worten lag, gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit und des Jeborgenseins. Ihr armes, einsames Herz sehnte sich ja o sehr nach Teilnahme.Was soll ich Ihnen versprechen, jeder Freund?"

Versprechen Sie mir, daß, wenn nach Ablauf einer restimmten Zeit, die Sie festsetzen mögen, Erich noch nicht jurückgekehrt ist, wenn es zweifellos feststeht, daß er nie jurückkehren wird, daß ich Ihnen dann sagen darf, was nein Herz für Sie fühlt. Versprechen Sie mir dies, und ;s wird mir ein Zeichen sein, daß Sie mir ganz vergeben za den."

Ich habe Ihnen ganz vergeben, es bedarf keines Zeichens, daß ich es getan. Aber wenn es Sie glücklich nachen kann, wenn Sie darauf bestehen, dann dann Dill ich Ihnen das gewünschte Versprechen geben. Wenn Erich nicht zurückkommen sollte" Tränen traten ihr in sie Augen, und ihre Stimme bebte,wenn Sie mir die Gewißheit geben, daß ich ihn nie Wiedersehen werde, dann dürfen Sie mir sagen, was Ihr Herz bewegt. Aber, das lst auch alles, was ich Ihnen versprechen kann," fügte sie hinzu, als sie einen Hoffnungsstrahl in seinen Augen auf- lcuchten sah.Welche Antwort ich Ihnen geben werde, darüber kann ich heute noch nichts sagen. Ich glaube nicht, daß ich Erich jemals vergessen werde."

Mehr verlange ich nicht, teure Frau," entgegnete er. Ich danke Ihnen. Und ich werde hoffen. Vielleicht kommt einst die Zeit, wo Sie meiner bedürfen, wo Sie mich rufen werden. Später einmal vielleicht"

Angela zuckte zusammen. Sie fühlte sich bis ins Herz getroffen, denn Sterns letzte Worte riefen ihr den Augen­blick zurück, wo dieselben Worte, von einer anderen Stimme gesprochen, ihr ins Ohr klangen. Sie sah den menschen- erfüllien Bahnsteig vor sich, sie sah das ernste, energische Profil eines Mannes, sie sah ein paar braune Augen aus sich gerichtet, und sie hörte deutlich die letzten Worte jenes Mannes, die er Abschied nehmend gesprochen, als der Zug sich schon in Bewegung setzte:

..Sväter einmal vielleicht"