Gegrü-det

1877.

Fernsprecher Nr. 11.

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Snsgabe in Aliensteig -Gtadt.

Freitag, de« SS. Februar

Amtsblatt fSr Pfalzgrafenwetler.

18tS.

Tages-Rundschau.

Tie Wehrvo klagen.

DieNord-. Allg. Zig/' schreibt: Aus den Ver­handlungen des Reichstages ist es bekannl, daß die zu erwartenden W ehrv o r l age(n den Bundes, rat noch nicht beschäftigt haben, und daß bisher lveder über die Höhe der Forderungen noch über die Art der Deckung Beschsüsse gefaßt worden sind. Die beteiligten Instanzen beschleunigen nach Möglich keit die Arbeiten, und es kann erwartet werden, daß in kurzer Zeit über die Regierungsvorlagen Klarheit geschaffen wird. Die formulierten Vor­schläge der Kriegsverwaltung, auf die der weit­aus größte Teil der NeusorderuiMN entfallen wird, gelangten gestern in die Hände des Reichskanzlers. Leider wird die Zeit der Vorbereitung dazu benutzt, um allerlei mehr oder weniger falsche Kombina­tionen teils über den Inhalt der Wehrvorlagen, teils über die Deckungssrage zu verbreiten. Ins Gebiet der reinen Erfindungen gehört die Angabe, der Staatssekretär des Reichsschatzamts sei ein Geg­ner der Verstärkung unserer Wehrfähigkeit.

In Teutsch-Ostafrila

soll am l. Avril ds. Is. eine grundlegende Aen- derung in der bisherig-en Häuser- und Hüttenstener- gesetzaebung in Kraft treten, indem für alle die­jenigen Farbigen, welche keine Häuser- bezw. Hüt­tensteuer zahlen, die Verpflichtung zur Entrichtung einer.Kopfsteuer eingeführt werden wird. Abgesehen von der beabsichtigten Hebung, der Schntzgebietsein- nahmen zielt diese Aenderung der Steuergesetzge­bung aus eine Verbesserung der sanitären Verhält nisse der Eingeborenen hin, da man von der Ein sührung der besonderen Kopfsteuer die Beseitigung der besonders in den letzten Jahren eingerisseuen Zusammenpferchnng zahlreicher Menschen in einer Hülle erhofft.

Tie Lage in Persien.

Für die Lage in Persien ist es bezeichnend, daß der ans Veranlassung der Regierung zum Tode verurteilte Führer der verfassungsfeindlichen Par­tei Sadre el Dode in dem Augenblick, als er zun: Galgen geführt werden sollte, durch russische Be­amte aus dem persischen Gefängnis in das russische Konsulatsgebäude P, Teheran in Sicherheit gebracht wurde. Man erkennt auch aus diesem. Zwischen­fall wieder, daß trotz aller Ableugmmgien die Rus­sen und Engländer Herren in Persien sind, deren Anordnungen die persische Regierung sich wohl oder übel zu fügen hat.

Deutscher Reichstag.

VerN«, SS. Febr.

Dis Besprechung der Interpellationen betreffend Auf­hebung des Zolles auf Mais,Futrergerste und Kartoffeln wird fortgesetzt.

Antrick (Soz.): Die Antwort der Regierung ist für uns in keiner Weise befriedigend ausgefallen. Umsomehr sind die Agrarier von ihr befriedigt, weil ihnen zugesagt worden ist, daß keinerlei Angriff auf das Schutzzollsystem beabsichtigt ist. Durch eine plötzlich gesteigerte Nachfrage nach Mais kann eine Erhöhung des Weltpreises eintreten, sie würde aber bei weitem nicht so viel ausmachen wie der auf Mais gelegte Zoll. Im Interesse der ärmeren Landwirte verlangen wir seine Aufhebung. Die Interessen der Großgrundbesitzer und der Kleinbesitzer sind unvereinbar. Im Volke draußen wer­den wir sagen, was es von diesem Reichstage zu erwarten hat, und von dieser Regierung, die unter der Fuchtel der Junker steht.

Staatssekretär Wermuth: Ich finde, daß die Inter­pellationen in eine nicht besonders glückliche Zeit fallen. Wir sehen gerade gegenwärtig ein entschiedenes Sinken der Preise für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Der Zoll auf Futtergerste ist nur von geringem Einfluß auf die Versorgung in Deutschland gewesen. Beim Mais ist seit letztem Herbst ein erheblicher Preisrückgang zu verzeichnen. Es ist anzu nehmen, daß die Verwendung von Mais in den Brennereien

noch stärker werden wird. Die Aufhebung des Kartoffel­zolles wurde vom Bundesrat aus Billigkeitsgründen beschlossen. Es trifft nicht zu, daß der Zoll auf Frühkartoffeln ein Fi­nanzzoll sein sollte. Die für den Konsum bestimmte Kartoffel sollte nicht getroffen werden. In diesem Jahre haben wir ein größeres Bedürfnis zur Einführung von Kartoffeln aus Rußland und aus den Mederlandeu. Wegen der Strenge des Winters konnte nicht überall die Versendung bis zum 15. Februar erfolgen. Es sind noch größere Sendungen zu erwarten und diese werden dem Zoll nicht unterworfen werden.

Giesbert lZ.): Die Sozialdemokratie hat sich seit Jahren bei den Teucnmgsdebatten den Kopf zerbrochen, ohne zu einem Resultat zu kommen. Das deutsche Volk hat großen Schaden davon. Sie aber (zu den Sozialdemokraten) großen agitatorischen Gewinn. Wenn wir das Volk möglichst gut ernähren wollen, so treten zwei Gesichtspunkte in den Vorder­grund: Steigerung der heimischen Produktion der landwirt­schaftlichen Bevölkerung und Sicherung von gut lohnender Arbeitsgelegenheit für Industrie, Handel und Gewerbe. (Sehr richtig.) Der Zoll auf australische Kaninchen, die in Jndustrie- gegendcn viel zur Ernährung des Volkes verwendet werden, sollte beseitigt werden. (Vizepräsident Dove ersucht den Red­ner, zum Thema zu kommen.) Es müßte eine unparteiische parlamentarische Kommission eingesetzt werden, die die Frage der Teuerung und der Wirkung des Schutzzollsystems prüft und das Ergebnis der Oeffentlichkeit bekannt gibt.

Weiknbeck (kons.): Bei den Produzenten kostet jetzt der Zentner Kartoffel 4 Mark, im Detailhandel 8 Mark. In der Aufhebung des Kartoffelzolls erblicken wir eine Durch­brechung unseres bewährten Schutzzollsystems.

Fegter (F. V.): Die Viehmärkte sollen mit Vieh über­schwemmt sein? Für den kommenden Sommer ist eine noch nicht gekannte Fleischtcuerung und Viehknappheit zu erwarten. Die Regierungen sind taub gegenüber den Wünschen der ländlichen Bevölkerung. Wenn wir auch hier im Hause keine Majorität für unsere Auffassung haben, so doch sicher draußen im Lande, das beweisen die letzten Wahlen.

Gebhardt (Wirksch. Ber.): Mit der Dürre und der da­durch bedingten Teuerung hat der Zwischenhandel gute Ge­schäfte gemacht. Redner spricht sich gegen die Aufhebung des Mais- und Gerstenzolls aus.

Hesterman (deutscher Bauernbund) ist für Suspendierung des Kartoffelzolls bis 1. Mai, aber gegen eine Aufhebung des Mais- und Gerstenzolls, und bittet die Regierung, den Schutzzoll aus ewig zu erhalten, dann habe sie die Bauern aus ihrer Seite und brauche das hauptstädtische und industrielle Proletariat nicht zu fürchten (bravo rechts, großer Lärm links).

SchweickhardL (F. V.) weist Angriffe des Vorredners gegen den Handel zurück, der stets die Lasten zu tragen habe.

Damit schließt die Debatte. Nach einer Reihe persön­licher Bemerkungen wird die nächste Sitzung auf Freitag I I Uhr anberaumt mit der Tagesordnung: Gesetz betr. Bekämpfung des Mädchenhandels, Handels- und Schiffahrts- vertrag mir der Türkei, Reichsangehörigkeitsgesetz. Schluß gegen 6 Uhr.

Tanvesnachrichren.

Mt«r,keig. SS. Februar.

* Verpachtung der Staatsjagden, Die meisten Jagdpachtverträze über Staatsjagden gehen aus 1. April zu Ende. Die K. Forstdirektion hat deshalb die Jagdpachtbeüingnngen eurer erueuteu Durchsicht unterzogen. Die Pachtdauer wird iu der Regel auf 6 Jahre festgesetzt. Personen, die keine Jagd karte erhalten können, werden zu der öffentlichen Verpachtung nicht zugelassen. Der Pächter darf die Jagd durch einen Teilhaber und je euren Stell­vertreter ansüben lassen. Asterverpachturrg ist nur nn: behördlicher Genehmignngi zulässig. Von Ab­haltung einer Treibjagd ist das Forstanrt rechtzei­tig vorher zu benachrichtigen, ebenso der Forst schutzdiener. Besondere Jagdaufseher dürfen nur mit sorstamtlicher Genehmigung aufgestellt werden. Schonung der Feld und Waldkultur bei Ausübung der Jagd ist geboten. Ebenso ist der Vogelschutz zu beobachten. Einhaltung der Hegezeit rurd weid­männische Behandlung der Jagd wird zur beson deren Pflicht gemacht und verboten das Schießen auf Rot- und Damwild mit Schrot oder Posten, das Hetzen von gesundem Wild mit hochbeinign

Jagdhunden, das Stellen bon Fallen mit Ausnahme gegen Ranbwild, das Legen von Schlingen und von Gift durchaus, auch gegen Ranblvild. Der Pacht wird von selbst durch den Tod des Päch­ters oder Eintritt des Konkurses in dessen Ver­mögen aufgelöst. Die Forstverwaltung ist berechtigt, das PachtverlMtniss sofort zu kündigen, wenn dem Jagdpächler vberamtlich die Jagdkarte entzogen wird, wenn er wegen Jagdvergehens rechtskräftig verurteilt worden ist, oder wenn er mit Bezahlung des Pachtgeldes trotz Mahnung, zwei Monate nach Verfall im Rückstand ist. Der Pächter hat auch einen Beitrag zu den SchuHvvrkehrunWn gegen Wild­schaden zu leisten, dagegen wird er zu Wildschaden­ersatz nicht beigezogen. Pachtgeld nebst Schutz ko­ste »heil rag ist jedes Jahr aus I. Juni an das Kameralamt zu zahlen, auch hat der Pächter einen Bürge» zu stellen. Pachtgjeldnachlaß findet nicht statt. Falls der Oberförster an der Verpachtung sich zu beteiligen wünscht, hat die Pachtverhand-» lnng der zweite Beamte des Forstamts oder ein be­nachbarter Oberförster vorzunehmen. Die Sporte? wird aus dem Jagdpachtschilling einschließlich des Schutztostenbeitrages erhoben.

/ Nagold, 22. Febr. In Angelegenheit der AiUoniobilverbindung HairerbachNagold Herren­berg traten hier heute die Bezirksräte von Herren­berg und Nagold zu einer gemeinsamen Beratung und einer endgültigen Beschlußfassung zusammen. Wie man hört, soll die Auto-Verbindung von, Staat übernommen und unter einer pekuniären Beisteuer der beiden Amlskorporaiionen von, l. Septbr. ds. Is. in Betrieb genommen werden. Bis dorthin können die dazu nötigen Schritte, so z. B. die Kündigung der beteiligten Poststellen in die Wege geleitet werden.

Nagold, 22 . Febr. Bezeichnend für die Ent-» arlnng, die sich ini Snbmissionswesen entwickelt' hat, ist der Unterschied, der heute bei der Ver­gebung von Schreinerarbeiten im Neubau des Kgli, Forsthauses hier sich gezeigt hat und der eine Summe von 7 600 Mk. zwischen dem höchsten und niedersten Angebot answeist.

st Unterjesingen, 22. Febr. Beim Einfahren eines Gülerzuges in der Station entgleiste die Lo­komotive beim Passiere» einer Weiche. Die Ursache der Entgleisung tonnte nicht festgestellt werden. Der Schaden ist unbedeutend. Das Geleis war für kurze Zeit gesperrt.

st Freudenstadt, 22. Febr. Der in der Nähe des Parkhotels gelegene große Heuschuppen des Kai- ferwirls Ritter ist ans bis jetzt unbekannter Ursache abgebrannt. Gegen 200 Zentner Heu sielen den Flammen zum Opfer. Der Schaden ist ziemlich beträchtlich.

* Tcunach, 2l. Febr. Als die Frau des Sä­gers Math. Rotsnß heute abend mit Futterschneiden beschäftigt war, brachte sie die rechte Hand in die Schneidemaschine, so daß ihr mit wiederholten Schnitten sämtliche Finger der ,Hand mit Ausnahme des Daumens bis znm Ansatz abgeschnitten wurden.

st Stuttgart, 22. Febr. Am Dienstag nach­mittag wurde in einem Hause der Neckarstraße in Cannstatt ein Italiener in dem Augenblick fest­genommen, als er in seiner Küche falsche 2 Mark- Stücke herstellte. Die Durchsuchung seiner Woh­nung förderte eine Reihe von Werkzeugen zu Tage, die zur Herstellung falschen Geldes dienen. Der Ver­haftete ist n. a. der Hersteller der um die Weihnachts­zeit in Cannstatt in größerer Anzahl ausgetauchten 2 Mark-Stücke.

st Stuttgart, 22. Febr. Gestern abend ist Kom­merzienrat Dr. ing. Bischer, 64 Jahre alt, gestor den. Nachdem er sich von der badischen Anilin- nnd Sodasabrik in Ludwigshafen a. Rh., ber er mehr als 6U Jahre anfänglich als Chemiker, spä­ter als Direktor angehört hatte, hatte pensionieren lassen, zog er hierher. Von der hiesigen technischen Hochschule wurde er wegen seiner großen Ver­dienste um die Industrie zum Doktor ing. hon', causa ernannl.

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