vorwarf. Daß ich aber gesagt hätte, wir wollten in Marokko Vorgehen, das zu sagen, harte Claß keine authentische Er­mächtigung. Aehnlich liegt die Sache über meine Aeußerung einem damaligen Abgeordneten gegenüber. Im September kam Claß abermals zu mir und ich riet ihm angesichts der chauvinistischen Stimmung in Frankreichs Presse bei einer alldeutschen Versammlung eine etwas scharfe Sprache zu führen und patriotische Stimmung zu machen. (Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Daraus kann man mir keinen Bor­wurf machen. Das ist kein Verbrechen. Es ist also unwahr, daß ich jemand damit gekommen wäre, wir möchten Teile von Marokko nehmen. Diese Bewegung ist gekommen ohne unser Zutun. Das Wort Lockspitzel ist nicht gekommen von einem Herrn, mit dem ich gesprochen habe, sondern von einem dritten, der im Grenzbotenprozeß nicht gehört worden ift. Gröber (Ztr.) Das Gesetz für die Minifterverantwortlich- keit muß von uns unbedingt gefordert werden. Durch eine Aenderung des Wahlreglements sollten möglichst die Stich­wahlen beseiligt werden. An der Wahlkreiseinteilung darf nicht gerüttelt werden. Eine Moralpredigt den bürgerlichen Parteien zu halten, war völlig verfehlt. Damit macht der Reichskanzler keinen Eindruck. Staatssekretär Dr. Sollt spricht kurz zu dem Verbot der Mischehen in den Kolonien. Hierauf wird die Weilerberatung auf Montag 2 Uhr vertagt. Schluß 4.15 Uhr.

Lsndrsnachrichtrn.

zm«ckt«ig. 19. Februar.

* Für den Oberumtsbezirk Nagold ist nun eine zweite Gerichtsvoklzieherftelle mit dem Sitz in Al­ten steig geschaffen Morden. Der neuernannte Ge­richtsvollzieher, Gerichtsschreiber Müller in Her renberg tritt am I. März seinen Posten hier an..

d. Walddorf, 18. Febr. Heute nachmittag zwi scheu 4 und ö Uhr brach in einer etwa 4 äMi rigen Forchenknltur in der MirzHalde aus bis setzt noch unaufgeklärte Weise ein Waidbrand ans. Das Feuer erstreckte sich über euren Platz von etwa t4 Ar und dürste wohl, da der Wind das gefräßige Element ansachte, noch weiter um sich gegriffen haben, wenn nicht in der nahegelegenen Wirtschaft zumEhansseehaus" mehrere anwesende Männer auf den Alarmruf mit verschiedenen Wertzeugen bewaffnet herbeigeeilt wären, denen es gelang, das Feuer noch im Keime zu ersticken. (

. Nagold, l 7. Febr. In der gestern abend ab haltenen Generalversammlung des Gewerbevereins hcharrte der seitherige Borstand, Privatier Gvttlieb Klaiß, auf seiner Rücktrittsecklärung. Auch der Schriftführer des Vereins, Seunnaroberlshrer bele, der sich in langen Jahren schon auf die ver schiebenste Weise um den Verein verdient gemacht hat, fühlte sich veranlaßt, seinen Mcktritt anzu- zcigen. Ersatzmänner für Vorstand und Zchriftfüh rer haben sich noch nicht gefunden und wllen vom: Ausschuß gesucht und gewonnen werden.

: Calw, 18. Febr. Ins hiesige Krankenhaus wurde der anfangs der zwanziger Jahre stehende Waldarbeiter Jakob Geiger von Altburz, eingeliesert, der das Mißgeschick hatte, beim Skurnvengraben auszugleiken, und hinterrücks in die eigene Axt zu fallen. Man hofft ihn am Leben zu erhalten.

h Freudenstadt, 18. Febr. Sämtlichen Schülern der hiesigen Lehranstalten ist sowohl allein als auch in Begleitung von Erwachsenen der Besuch des Kine- uialogravhen von den Vorständen der Lehranstalten rnndweg unters a z t worden, weil die hiesigen Vor führnngen mehr und mehr aus Sensationen be stehen, die für die Jugend nicht geeignet sind. Das Verbot gilt auch für die Zeit der Schulferien. Nur besondere Schülervorstellungen zur Belehrung, und einwandfreien Unterhaltung sollen für die Schüler zu ge lassen tve rden.

e Oberndorf, 18. Febr. In dem Steinbruch von'.enbach ging nachträglich noch ein Svreng-

Trelben haben, um angeben zu können, wo man dis Be­weise von Erichs Vergehen finden würde? Dies alles waren rätselhafte Fragen, die Rolf sich nicht beantworten konnte.

Und die ganze Angelegenheit wurde noch geheimnis­voller dadurch, daß von Erich selbst keine Kunde in die Heimat drang.

Rolf hatte in Angelas Auftrag sofort nach dem letzten zivilisierten Ort depeschiert, wo Martens sich nachweislich aufgehalten hatte, aber das Resultat des Depeschenwechsels war gleich Null gewesen. Es ging aus der Antwort her­vor. daß er sich wohl ein paar Tage dort aufgehalten hatte, offenbar, um Erkundigungen über das Hinterland, das Ziel seiner Reise, einzuziehen. Aber er war nur ganz kurze Zeit dort gewesen und war dann weiter gezogen, und zwar, wie man glaubte, allein. Aber mit Bestimmt­heit konnte niemand sagen, wann und wie er die Stadt verlassen hatte. Er hatte keine Begleitung angeworben, er hatte sich nicht von seinen deutschen Landsleuten ver­abschiedet, er war einfach plötzlich verschwunden und in dem weiten, unbekannten Hinterland verschollen, das gleich hinter den Bergen anfing, die die Stadt begrenzten. Das einzig Sichere, das aus den Telegrammen hervorqinq war, daß Erich ohne Zweifel in der kleinen Stadt Feranda gewesen, und daß er sie wieder verlassen hatte. Aber in ^lcher Richtung er sich entfernt hatte, ob allein oder in Gesellschaft, ob in europäischer oder ägyptischer Kleidung, dos waren alles Dinge, über die nichts zu eHahren war.

Fortsetzung folgt.

i schuß los, als die Arbeiter sich bereits wieder außer ! Sicherheit befanden. Einer davon namens Psaff wurde schwer verletzt nach Alpersbach geschasst. Die beiden andern kamen mit einigen Löchern am Kopfe davon, die sie durch Sprengstücke erlitten.

I f Stuttgart, l v. Febr. Die Würltembepgische Vereinsbant, die für das Jahr >011 ebenso wie die Württembergische Bankanstalt vormals Pflaum und Cie. wieder eine Dividende von 7 Proz. vor schlägt, hat mit Rücksicht aus die große Ausdeh nung der Geschäfte beschlossen, bei der General­versammlung eine Erhöhung, ihres Aktienkapitals nin 10 Millionen ans 40 Millionen zu beantragen. Die Bant hak bekanntlich in den letzten Jahren zahlreiche Filialen an würltembergifchen Plätzen teils durch Erwerb bereits bestehender Bantsirmen ins Leben gerufen.

>> Eßlingen, 17. Febr. Die strenge Kälte der ersten Febrnarlage hat nicht nur im Unterland, son- dern ganz besonders in jden Weinbergen des ganzen Echinger Gebiets bis hinab nach Cannstatt und Stuttgart ganz bedeutenden Schaden angerich tet. Namentlich die Nacht vom 2. auf 8. Februar, in der die Kälte an. manchen Punkten 20 bis 22 Grad erreichte, hat für einzelne Lagen wie ein Hagxl "gewirkt. Wo die Reben nicht ,,bezogen" d. h. nichr mit Erde bedeckt waren, zeigen sich die betrübenden Frostschaden und zwar sowohl in der Niederung als auch in den Höhenlagen der Weinberghalden. Auch solche Sorten, die im allgemeinen mehr Winter hart sind, wie Riesling u. a., wurden nicht ver­schont. So ist schon ein Teil der Hoffnung auf einen reichen Herbst wieder geschwunden.

jj Nrckarwesthrim, >7. Febr. Die Ehefrau des Malers Wenger erlitt eine schwere Körperverletzung, dadurch, daß sie infolge Bruchs eines Breites vorn Bühnenboden stockhoch auf den Steinboden abstürzte. Das Gebäude gehört der Gemeinde. Die Eheleute, die dorr als Mieter wohnen, erhoben Klage auf Schadenersatz. Der Allgemeine Deutsche Bersicher uugsverein, bei dem die Gemeinde versichert ist, hat die Ansprüche der Eheleute durch Ausbezahluug von 750 Mk. erledigt.

ß Brackenheim, 18. Febr. Im Stalle des Ma lers Schilling in Niderhofen von der Maul und 'Klane iiseu che befallene Tiere wurden mit Eugu- sorm behandelt, wobei die von Professor .Hoffmann gegebenen Vorschriften genau beobachtet wurden. Im Gegensatz zu anders lautenden Berichten aus ande reu Orlen muß gesagt werden, daß das Ergebnis der Behandlung hier sehr erfreulich war. Am 30. Ja nuar wurden eine Kuh und ein Rind behandelt, die am l. Februar wieder fraßen. Nach ach: Tagen waren die Klanen abgeheilt und volle Milchergiebigleit da. Eiu weiteres mfl Euguform behandeltes Rind fraß allerdings vier Tage lang nicht. Die Seuche gilt seit dem In. Februar als erloschen. Die MilchergiebiAteit und der Nährzu­stand der trank gewesenen Tiere ist wieder wie vor der Seuche.

st Maitttling,. Crailsheim, i 7. Febr. An­läßlich eines Auszuges im Schimmelhof wurden verschiedene fremde Pferde in einer Hütte unter gebracht. Zwei von ihnen rissen sich los und fie­len eine Kellerstaffel hinab. Auf den Lärm hin eilten sofort einige Leute herbei, denen es, nachdem eine Mauer niedergerissen und 20 Stufen aus Ze­ment sowie die Kellertüre zerschlagen war, nach dreistündiger Harrer Arbeit gelang, die Tiere wieder ans Tageslicht zu befördern.

st Friedrick s-hafen, > c. Febr. Das Lus:schiff Viktoria Luise ist bei prächtigem Wetter heute nach­mittag 2 llhr unter Führung des Grasen Zevpelin und Dr. Ecken er zu einer längeren Probefahrt auf gestiegen.

Die Beratung der Ltaatövereinfachnng.

)( Stuttgart, 17. Febr. Der Finanzausschuß setzte die gestern begonnene Beratung der Vereinfachungen im Depar­tement des Innern und zwar bezüglich der Bezirksverwaltung heute fort. In der Frage der Zusammenlegung von Ober­amtsbezirken standen sich zwei Richtungen scharf gegenüber, die eine für, zum Teil nur für eine probeweise Zusammen­legung, die andere Richtung gegen eine Zusammenlegung oder gar Aufteilung, abgesehen von den Oberämtern Cann­statt und Stuttgart Amt. Seitens der enteren Richtung wurde geltend gemacht: nach der Entwicklung des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens seien größere und dadurch leist­ungsfähigere Bezirks erforderlich: wer staatliche Behörden in Anspruch nehme, müsse, wie beim Sportcltaris anerkannt wurde, auch etwas dafür leisten, und so komme die Bequem­lichkeit und der Mehraufwand der Bewohner einzelner Be­zirke nichr entscheidend in Frage, sondern nur der Kosten­aufwand der Allgemeinheit. Die Gegner der Zusammenlegung betonten: Ein Viertel der Bevölkerung des Landes würde geschädigt und dies sei ein ganz wesentlicher Teil der Allge­meinheit. Man solle in althergebrachte und tiefeingelebte Verhältnisse in Bezirken nicht ohne zwingenden Grund ein­greisen, zumal wenn wie hier keine sichere erhebliche Ersparnis für die Allgemeinheit des Landes, wohl aber eine unzweifel­hafte Schädigung und Mehrbelastung der Bewohner von 24 Oberamtsbezirken im Unterschied von den anderen Staats­bürgern des Landes damit verbunden wäre. Auch eine bloß versuchsweise Zusammenlegung führe im wesentlichen zu den­selben schädlichen Wirkungen. Jedenfalls wäre die gehoffte

Ersparnis viel zu teuer erkauft durch die Folgen einer öffent­lichen Unzufriedenheit und die weitgehende Schädigung großer Volksteile. Der Abg. v. Balz stellte mit den Abg. Rembold und Eisele den Antrag, die Regierung zu ersuchen, die ge­plante Aenderung in der Organisation der Bezirksämter im Departement des Innern, abgesehen von der Frage einer Zusammenlegung des Amtsoberamts Stuttgart und des Oberamts Cannstatt, nicht ivester zu verfolgen. Der Re­ferent Freiherr Pergler v. Perglas beantragte: .Die Kammer erklärt sich einverstanden mit dem Vorschlag der Regierung zunächst versuchsweise in Fällen geeigneter Steüener- ledigung die Zusammenlegung zweier Oberämter vorzunehmen." Der Staatsminister wies auf den Kammerbeschluß vom 31. März 4909 als den Ausgangspunkt des Regierungspro- gramms für die Vereinfachung der Staatsverwaltung hin. Die dort gewünschte Art der Beseitigung von Landeskol­legien durch Angliederuug an Ministerien bringe kaum Er­sparnisse, die gewünschte Kompetenzerweiterung der Bezirks­stellen führe aber von selbst zu einer Zusammenlegung von Bezirken und ermögliche dann umsomehr Ersparnisse, letztere würden sich jetzt nach der Gehaltsaufbesserung von 105 000 Mark auf rund 130 000 Mark erhöhen. Bei der Abstimm­ung wurde der Antrag v. Balz und Genossen mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Nächste Sitzung Dienstag nachm.

Die schwäbische Landesausstellung für Reise- und Fremdenverkehr.

In der Sitzung des Landesausschnsses am 10. bs. MG. im Hotel Royal in Stuttgart berichtete der Vorsitzende, Herr Gemeinderal Stnbter-Stuttgart, über die- Vorder e i tnng e n z n r s ch wäbis ch e n Landesausstellung für Reise - und Frem­denverkehr. Darnach ist die Beteiligung, der Gemeinden, Verkehrs und Verschönernngsvereine, Kur und Babverwältungen, sowie der Reise, und Sportindnstrie eine so lebhafte, daß es notwendig wurde, auch den l. Stock des Ausstellungsgebän- des für die Ausstellung zu beleben. Die Herstell­ung des Ausstellungskatalogs, der zugleich eine vor­nehme Werbeschrift wendet! soll und deshalb auch eine mit färbe «photographischen Bildern illustrierte Beschreibung des Schwabenlandes enthalten Wird, ist in die Wege geleitet. Mit der Ausstellung soll ferner die tägliche Veranstaltung von Lichtbildervor- lrägen und liuematographischen Vorstellungen über den Rodel- und Schueeschnhsport, Volksfeste, Luft­schiffahrten, Reit- und Fnßballsport u. a. in. ver bnnden werden, wozu die nötigen Einleitungen schon geirosfen sind, sowie eine Auskunftsstelle mit Lese- und Schreibzimmer, in der Führer, Prospekte usw. des ganzen Landes auf liefen werden und Auskunft in BerkehrsangeleMnheiten aller Art er­teilt werden wird. Wie in Berlin bei der Inter­nationalen Ausstellung für Reise- und Fremdenber­kehr wird auch hier wieder die Schwäbische Weinstube und die Schwarzwälder Kaffee­stu bc, die in einem im Borgarten des Ansstellungs- gebändes zu erstellenden Anbau untergjebracht und wesentlich vergrößert werden, mit Bedienung durch schwäbische Mädchen in Volkstracht betrieben wer­den: außerdem sollen regelmäßig, gediegene Konzerte veranstaltet werden.

Aus dem Gerichtsfaäl.

h Ravensburg, 17. Febr. «Der Millionär als Brandstifter.) Der 08 Jahre alte Privatier und frühere Gutsbesitzer Heinrich Herrmann in Ravens­burg, ein Mann mit annähernd einer Million Ver­mögen, der Ende vorigen Jahres sein Hans in der Kartenstratze hier, das ihm als Gläubiger in einer Zwangsvollstreckung hängen blieb, wegen des ihm drohenden geringen Verlustes in betrügerischer Ab­sicht vorsätzlich in Brand gesetzt hat, ist vom Schwur­gericht wegen Brandstiftung und Versicherungsbe­trugs unter Zulassung mildernder Umstände neben der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte aus die Dauer von ä Jahren, zu der Gefängnisstrafe von 2 Jahren 2 Monaten und zu der Geldstrafe von 3000 Mt. verurteilt worden. / l

Aus dem Reiche.

r Pforzheim, 17. Febr. Im Stadtteil Brötzin­gen brannten heute nacht zwei Wohnhäuser und zwei Scheunen nieder. Ein Schutzmann, der einen 44- jährigen arbeitsscheuen Taglöhner vom Brandplatz wegwies, wurde dabei von diesem schwer in den Arni gestochen. In dein Stadtteil Brötzingen kom­me» sehr häufig Brandfälle vor.

* Berlin, 18. Febr. Der Präsident des Aeltestenkolle- giums der Berliner Kaufmannschaft, Kämpf, feierte heute sefnen 70- Geburtstag. Unter d»r Fülle der Glückwünsche war auch ein in den herzlichsten Worten gehaltenes Schreiben des Reichskanzlers, des Handelsminifters Sydow, der Staats­sekretäre Delbrück und Wermulh. Oberbürgermeister Kirsch- ner gratulierte persönlich. Die größte Ueberraschung wurde dem Jubilar durch seine Ernennung zum Doktor honoris causa der juristischen Fakultät der Berliner Universität, was ihm durch den Dekan dieser Fakultät, Geheimrat Hellwtg. verkündet wurde.

Hamburg, 17. Febr. Infolge dichten Nebels ist die Schiffahrt vollständig ins Stocken geraten. Seit gestern abend 14 Uhr sind nur zwei Dampfer im Hafen ange­kommen. Die ausgehenden Dampfer mußten bei Blankenese vor Anker gehen, um klares Wetter abzuwarten.