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«»»gäbe i« «ltensteig.Stadt.

Montag, de« IS. Urvrnar.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

ISIS.

Tages-Rundschau.

Tie württemsterstischen Rationalliberalen zur Wahl des Rei ch stag spr äsid Unn s.

Die Wnrtt. Presse-KorresponöLiiz perössentlicht folgende Ertläruiig: Der gefchäflsfnhreitde Uusfchnß der NationalliLeval-en Partei Württembergs begrüßt die Wiederwahl Bass er monns zum Vorsitzenden der Reichstagsfraktion. Er steht einstimmig auf dem Standpunkt der Ablehnung einer Großblvckpvtttik und hofft, es werde bei der endgültigen Wahl des Reichstagspräfidiums gelingen, ein Geschästspräsi dinm zu bilden, in dem neben dem Liberalismus die stärksten Fraktionen des Reichstags vertreten sind. Sollte aber das Zentrum bei seiner bis herigeu ablehnenden Haltung, beharren, so wird der Ausschuß den Eintritt eines Nationalliberalen in ein mit der Linken zu bildendes Präsidium nicht beanstanden,

Bismarck für ein sozialdemokratisches Präsidium.

Im Jahre lH!)5> haben dieHamburger Nach­richten" einen Artikel gebracht, der nach einer spä­teren Mitteilung des Blattes von Bismarck her- rührte und worin es hieß:

Uns erscheint dieser Verzicht (nämlich der Ver­zicht der Sozialdemokraten auf eine Vertretung im Reichstagspräsidium! sehr begreiflich. Viel weni­ger begreiflich ist, weshalb die nichtsozialistischen Parteien ans den Wunsch der Sozialdemokratie, nicht im Präsidium vertreten zu sein, so bereitwilligst eingegangen sind. Wir halten es für einen tat tischen Fehler der übrigen Fraktionen, nicht daraus bestanden zu haben, daß die Sozialdemokratie als nächststärtste Partei neben dem Zentrum eine Prä­sidentenstelle zu übernehmen habe. Es liegt unserer Auffassung nach in der Ans-gabe der übrigen parla­mentarischen Fraktionen, die sozialdemokratische Par­tei durch alle parlamentarischen Mittel zur Entwick­lung ihrer Zukunstspläne zu nötigen ... In der Präsidialstellung können manche Situationen ein- <reten, durch welche ein sozialistischer Präsident ge­zwungen wird, die Maske, mit der er seine Zuknnsts- politit verdeckt, einigermaßen zu lüsten."

England und Deutschland.

Dir englischen Minister überbieten sich seit dem Berliner Besuche Lord Haldanes in deutschfreund­

lichen Aeußernngen: das muß man anerkennen und kann nur wünschen, daß den Worten entsprechende Taten folgen. Selbst der mit dem Hosenbandorden geschmückte Minister des Auswärtigen Grey hat im Gegensatz zu feiner bisherigen Gepflogenheit für Deutschland die freundlichsten Worte. In seiner zu Manchester soeben gehaltene Rede versicherte er nicht bloß in Bestätigung der Worte des Pre­mierminister Asquith, daß England im vorigen Sommer die ihm unterstellt gewesene Absicht, Deutschland anzngreißen, in keiner Weise gehabt habe, sondern, er sprach auch seine, hohe Anerkennung über die Mitteilung des Herrn von Bethmann im Reichstage aus, die, gleich der Asqnithschen, trotz der gebotenen Zurückhaltung keinen Mangel an Herzlichkeit i» sich geschlossen habe. Herr Grey sagte, er hoffe, daß in Berlin der Grundstein zu etwas Gutem von Dauer geleM worden sei, und feierte die großartige wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, die ebenso wie diejenige Englands des Friedens bedürfe. Und dann folgte eine sehr seine Bemerkung. Der Minister sagte: Freundschaft­liche Beziehungen zwischen beiden Völkern werden entstehen, wenn die Wahrheit zu ihrem Rechte kommt: es sei nicht schwer, die Wahrheit zu sagen, wohl aber, ihr Glauben zu verschaffen.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 17. Febr.

.Am BundeSrntstffch >ie Staatssekretäre Wermuth, Lisco und Heeringen. Präsiden: Kämpf eröffnet die Sitzung um V»2 Uhr. Abg. Ledebur (Soz.): Der Reichskanzler hat gestern ebenso wie Liz. Mumm sich bemüh:, diejenigen Parteien mit Ermahnungen zu überschütten, die aus dem Wahlkampf mit einem gewissen Selbstgefühl heoorgegangen sind. Der Reichskanzler sollte, nachdem er uns in so un­erhörter Weise provoziert hat, auch die Kritik anhören. Wenn ein bureaukratischer Angestellter des Deutschen Reiches, der auf Grund höfischer Gnade in seinem Amt ist, den Reichstag wegen des Ausfalls der Präsidentenwahl herunter­putzt, so ist das eine unerhöhte Anmaßung. (Bravo links, Unruhe rechts.) Präsident Kämpf: Sie überschreiten das parlamentarisch Zulässige. Abg. Ledebour fortfahrend: Die Ansicht Posadowskis, die Sozialdemokratie werde durch den Revisionismus hindurch sich in eine bürgerliche Partei zurück­entwickeln, wird in unserer Partei entschieden abgelehnt.

Dem Grundsatz, keine Ausgaben ohne Deckung, stimmen wir auch zu. Die Ausgaben für Heer und Marine müssen be­deutend reduziert werden. Unsere Marokkopolitik hat durch den Grenzbotenprozeß eine eigenartige Beleuchtung erfahren. Dort ist gesagt worden, es seien Deutsche als agents provoeateurs nach Agadir entsarwt worden, um von dort Hilferufe laut werden zu lassen. Ich fordere Herrn von Kiderlen Wächter auf, zu erklären, ob dort ein Meineid geleistet worden ist, sonst fällt auf Sie der Verdacht, durch verbrecherische Um­triebe einen Krieg herbeigeführt haben zu wollen (Unruhe). Präsident Kämpf rügt diese Ausdrucksweise. Wir werden die Koalitionsfreiheit der Arbeiter unter allen Umständen wahren. Das Reichstagswahlrecht ist für uns unantastbar. Die Wahlkreiseinteilung muß geändert werden. Auf je 100 000 Einwohner soll ein Abgeordneter entfallen. Finden sich die Regierung und der Reichskanzler nicht bereit» dem Sinne dieses Paragraphen der Verfassung zu entsprechen, so bedeutet vas einen Bruch der Verfassung. Präsident Kämpf ruft den Redner zur Ordnung, ebenso nachträglich, weil er der Regierung verbrecherische Umtriebe in Agadir vorgeworfen hat. Staatssekretär von Kiderlen-Wächter: Die Angriffe und Vorwürfe verbrecherischer Taten muß ich aufs tiefste bedauern und energisch zurückweisen, (bravo) Wenn der Redner mir Verbrechen vorgeworsen hat, so glaube ich mich nicht weiter verteidigen zu sollen. Mit diesem Vor­wurf gibt er mir die erwünschte Gelegenheit, mit einem Märchen aufzuränmen, das sich schon lange in der Presse herumtreibt, wonach ich gesagt haben soll, wir wollten Teile von Marokko nehmen. Vor der Absendung unseres Schiffes nach Agadir bestand ein ausführliches Programm, das dem Reichskanzler vorgelegt wurde. Schön lange hatten wir mit Frankreich verhandelr, weil die Sache so nicht weitergehe» konnte. Durch die Entsendung des Schiffes nach Agadir sollte die Sache in Schuß kommen. .Die Franzosen hatten kein Recht und kein Mandat, im Namen Europas in Marokko vorzugehen. Auch wir hatten das Recht, unsere dortigen Interessen zu schützen. Wenige Tage vor der Entsendung des Panther kam der Führer der Alldeutschen, Claß, zu mir. Ich gab Aufklärungen über den Fall, bat ihn aber, nicht soviel Geschrei zu machen, da man am Eingang der Ver­handlungen stehe. In Vliffingen hatte ich mit dem fran­zösischen Botschafter die erste Aussprache über Kompensationen außerhalb Marokkos. Ich hatte ihm nur zugesprochen, er möge mir nennen, was er mir anbieten könne. Wenige Tage darauf sprach Dr. Claß in meiner Abwesenheit mit Unter­staatssekretär Zimmermann, der ihm anseinandersetzte, daß wir keinen Teil von Marokko haben wollten. Claß bedauerte das und schrieb einen Artikel, in dem er mir schlechte Politik

Lelefrucht. W

Ermüde nicht in Ernst und Scherz Die eis'gen Herzen zu ergreifen;

Eine Sonnenseite hat jedes Herz,

Daran der Milde Trauben reifen.

Lohmayer.

Angelas Heirat.

Roman von L. G. Moberly.

(Fortsetzung) Nachdruck verboten.

Angela sah sofort, vatz sie von ihm weveö Tröff lltich Hilfe erwarten konnte, denn es war ganz klar, daß er wie der Geheimrat von Erichs Schuld ohne weiteres überzeugt war. Entrüstet und tief entmutigt hatte sie ihn verlassen und sich zu Rolf begeben, wo sie nicht nur einen außer­ordentlich sympathischen Zuhörer fand, sondern wo ihr ge­sunkener Mut sich an Sterns nachdrücklicher Versicherung wieder aufrichtete, Martens stehe für ihn über jedem Ver­dacht; er sei einer so niedrigen Handlung, wie man sie ihm zur Last lege, überhaupt nicht fähig.

Die Beschuldigung ist nicht nur empörend sondern geradezu ungeheuerlich," sagte er,sie wäre lächerlich, wenn sie nicht so verteufelt ernst wäre. Es wird uns furchtbar schwer fallen, dagegen anzukäinpfen, solange wir nicht wissen, wo Erich ist, und ihn nicht herzitieren können, um selbst für seine Unschuld zu plädiere»."

Und in der Tat, je länger Erichs Frau und Erichs Freund über die Sache berieten, desto verwickelter und

schwieriger schien der Fall ihnen zu werden. Aber trotz­dem fühlte sich Angela getröstet und gehoben, als sie Rots verließ und dessen Versprechen mitnahm, er werde alles tun, was nur in seinen Kräften stehe, um ihr zu helfen, den Rainen ihres Gatten von dem schmählichen Verdacht zu reinigen, der daraus ruhe.

Was nun Rolf verrisst, so saß er noch lange nach ihrem Fortgehen in tiefe Gedanken versunken; es war ihm, als sei von der jungen Frau seines Freundes ein Zauber ausgegangen, der ihn gefangen genommen. Er sah sie immer noch vor sich, das schlanke Geschöpf mit dem lieb­lichen Antlitz und den Gehenden Augen, das die Gattin Erich Martens' war, oyne es je in Wahrheit gewesen zu sein. Es war ihm, als ob ihre Gegenwart noch das Zimmer erfülle, als ob er das leise Rauschen ihres Ge­wandes noch hören könne. Er dachte an die sonderbare Trauung und Hochzeitsfeier der beiden, wo er der einzige East gewesen: er dachte darüber nach, was wohl Erich für Angela empfinden würoe, wenn er sie heute sähe. Würde er auch jetzt noch so gleichgültig gegen seine junge Frau sein, wie er es am Hochzeitsmorgen gewesen? Stern seufzte tief auf und versuchte, sich aus seiner Versunkenheit auf- zuruffcn. Er griff nach den Papieren, die auf dem «Schreib­tisch verstreut lagen, und die seine eigentliche Arbeit bildeten; er gab sich alle Mühe, sich hiueiiizuoersenken, aber immer wieder tauchte Angelas liebreizendes Gesichtchen vor ihm auf, und ein neckischer Teufel flüsterte ihm heimlich ins Ohr:Erich ist ihr nichts, sie ist ihm nichts. Vielleicht, wenn er lange genug wegdleibt oder vielleicht gar nicht mehr wiederkommt, warum solltest du nicht warum nicht ?"

Weiter gingen die teuflischen Einflüsterungen nicht, denn Rolfs ehrenwerter Charakter sträubte sich gegen den Ge­danken, einem andern, einem Freund gar, während dessen Abwesenheit die Frau zu stehlen. Und dennoch hörte er es immer wieder, das leise, heimliche Raunen:Sie stetst allein, sie har niemand. Warum solltest du nicht, warum nicht?" Mitten in der estrioiten Arbeit überfiel es ihn.

auf der «Straße im dichtesten Menschengewühl klang es an sein Ohr, und nur mit Mühe gelang es ihm, es zu über- tauben. Im Schweigen der Nacht, im Tagesgetriebe, wo er ging und stand, beherrschte ihn der Gedanke, und wenn er ihn auch jedesmal männlich von sich wies, je öfter die Versuchung an ihn herantrat, desto schwächer wurde sein Widerstand.

Zu seinen Gunsten muß es gesagt werden, daß er nie auch nur für einen Augenblick in seinen Bestrebungen nachließ, Erich von dem schmählichen Verdacht zu reinigen, aber die Sache tag so, daß es auch für den treuesten Freund kaum möglich war, etwas für den Beschuldigten zu tun. Was nützte es angesichts der erdrückenden Beweise wieder und wieder zu behaupten, Martens sei eines der­artigen Verrates nicht fähig? Und die eifrigsten Nach­forschungen, die von ihm und Angela ins Werk gesetzt ivorden, um die Person zu entdecken, die Erich denunziert hatte, waren bis jetzt völlig erfolglos geblieben. Wie hatte diese Person wissen können, daß man die vermißten Auf­zeichnungen und Karten in Martens' Schreibtisch finden würde? Und die Tatsache war nicht wegzuleugnen, daß die Behauptung richtig gewesen, denn Stern war selbst im Zimmer anwesend, als man die Papiere fand, wenn er sich auch heute noch weigerte zu glauben, Erich könne sich einer so verächtlichen Handlung schuldig gemacht haben, Abschriften der wichtigen Dokumente an eine fremde Macht zu verkaufen.

Die Entdeckung, daß die Schriften und Zeichnungen sich tatsächlich in Martens' Schreibtisch gefunden hatten, also genau da, wo der geheimnisvolle Angeber gesagt hatte, daß sie sein würden, war für Erichs Freund geradezu ein Schlag gewesen. Wie kamen die Papiere überhaupt in Martens Besitz ? Und wie konnte er sie, die ihn unbedingt kompromittieren mußten, an einem Ort lassen, wo sie, wie er sich selbst sagen mußte, jeder zuerst suchen würde, sobald ein Verdacht auf ihn fiel? Und wie kam es, daß der Verdacht überhaupt auf ihn gefallen? Wer konnte so genaue Kenntnis von des jungen Mannes Tun untz