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Ist, icb haue Sie heraus! Nur Bescheid muß ich wissen'."
Georg zurkte die Achseln. j,,Jch- rnuß mein Schick sal über mich ergehen lassen," sagte er mit Pracht voll gespieltem 'Ernst. „Geheimnisse der Damen dürfen nie angerührt werden. Und so tut es, mir Kid, auch Ihnen gegenüber schweigen zu müssen,, obwohl es mir das Herz fast abdrängt, zu ^sprechen. Bitte, gedulden Sie sich noch ein paar Tage, dann sollen Sie alles wissen, wenn ich reden dars!"
Der alte Herr wandte sich leicht verstimmt ab und brummte nur: „Wie Sie wollen! Daß ^ch es gu: niit Ihnen gemeint habe, das haben Sie gesehen, nun müssen Sie selbst am besten wissen, wie Sie durchkommen." Damit nahm die Tages- «rbeit ihren Weg weiter, und lange Zeit sprach keiner der Herren ein Wort. Endlich konnte es Georg doch nicht länger übers Herz bringen, seinen väter Achen Freund so geärgert da sitzen zu sehen. Erging heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Sagen Sie nur dem Herrn und dein Fräulein Chef, daß ich ein hartgesottener Dnmmkops war. Dann werden sie Gnade für Recht ergehen lassen!" Weiß lachte und schüttelte ihm fest die Hand, es war wieder beim Alten.
Was aber war in Wahrheit geschehen'?
Wenn jemand Georg Friedrich von Starkeubnrg mit dem „Schmuckuamen", den er sich in einein Gespräch mit dem guten Weiß gegeben hatte, auch nur ini Scherz zu betiteln beliebt hätte, die Folge wäre selbstverständlich eine Pistolenknipserei gewesen. Aber indem er sich selbst so nannte, dokn mentierte er wieder seine liebenswürdige Schwäche sür das ewig Weibliche, die alte seine Neigung für Gertrud von Hartenstein noch nicht hatte über wanden können. Und auch das Stück Schelmerei, es war eigentlich eine Ader poetischer Laune, das in ihm lebte, war nicht tot zu machen. Er wäre sonst der nicht gewesen, der er war und derer, wie er doch hoffte, immer bleiben würde, mochte seine Zutuns: sich gestatten, wie sie wollte.
Er hatte, an einem Däminerstündchen eines Sonn.ugs, als ganz Schönau ausgeslogen war und auch der Reichskronenwirl mit seiner Ehehälfte eine Wagenparke gemacht hatte, allein bei einem Glase Wein gestssen. Es war eine von' jenen Ltunden, in der selbst ein lebenslustiger junger Mann nach Einsamkeit verlangt, um Zu fbeschaulichem Nachdenken über wichnge Entschließungen zu komme». Die Frage Ver Zukunft hatte ihn doch mehr und mehr beschäftigt, und er trug sich ernsthaft mit dem Er wägeu, ob es ihm möglich sein werde, einmal als Gatte der Komtesse Gertrud seine heutige Tätigleit als Fabrikdirektor in Schönau beizubehalten. Als Georg Start hier weiter zu amtieren, war dann na türlich ausgeschlossen; in der Zeit mußte er mit vollem Rainen vor alle Welt hintreten. Und wenn aucb der Prinzipal damit einverstanden sich erklärte, es blieb doch mehr als fraglich,- ob die Fa brikarbeiter das gleiche Verhältnis, wie bisher, ertragen würden.
Ein freudiger Schimmer flog bei seinem Mack deuten über das männlich offene Gesicht des jungen Mannes. Er hatte sich no'ch gar sticht die Frage vorgelegt, was denn Gertrud von Hartenau zu diesen Lukuusls - Hoffnungen sagen werde, c Aber das brauchte er auch nicht. In ihrem letzten herzigeil Briet hatte sie nur leise die von ihm aufgeworfene Frage der späteren Zeit berührt und einfach gesagt: „Wo Du bleibst, üa bleibe ich auch!" Georg fühlte, wie ein solches inniges Vertrauen auf seine Krafl seine ganze Persönlichkeit hob und stärkte.
Drüben am Fenster des altdeutschen Honoratioren Zimmers verschwand der letzte Sonenschein, der noch süre inen Moment in den behaglichen Raum hineingeleuchtet hatte, und dann war nichts ausfälliges mehr- zu bemerken, als das Glühen der Zigarre des einsamen Gastes. Da huschte es um die Do liiere, die das Gemach von dem daneben be sim liehen Billardzimmer trennte. Georg achtete pich; darans, wahrscheinlich hatte er auch gar nichts bemerkt: und wenn er etwas vernommen hätte, so hätte er an einen dienstbaren Geist gedacht. Denn Frau Rosel, die Kronenwirun, hatte er abfahren sehen. '
,,-Hcrr Swrk!" flüsterte da eine leise Stimme an sein Ohr und gleich daraus legte sich eine weiche Wange an die seine. Beinahe hätte er „Gertrud!" gerufen, denn der Wunsch, die Geliebte sich nahe zu haben, war in diesem Augenblick besonders brennend gewesen.
„Ich bin's," wisnerle es zurück, und jetzt erkannte Georg die kleine Wienerin von Herrn Fuchs Theatertrnvpe, die mit ihrer Lustigkeit ihn immer wiedcr zu entwaffnen wußte, 'wenn sie, was letzt hin wiederholt vorgekommen war, seine Kasse doch mwas zu osk in Anspruch genommen hatte. „So arg in Gedanken versunken? O, wie muß die wahre Liebe Ihnen im Herzen brennen, daß sie für so gar nichts anderes inehr Sinn haben, Ihre kleine Freundin nimmer kennen."
Georg war ein bischen verlegen. Darum sagte er answeickwnd: „Treiben Sie keine nnzeiigemä
ßen Scherze, Toni! Ich habe ein bischen geschlummert, biil müde vom gestrigen Ball!"
„Glaubs Ihnen schon," kicherte die Lose, deren Uebermut nie zu stillen war, auch wenn sie in ihren finanziellen Nöten nicht mehr ans noch ein wußte. „Hab' oben von der Gallerte herunter geschaut, weil die ehrsamen und stolzen Herrschaften vom Kasino mich wilden Vogel von den Brettern nicht zwischen ihren sanften Täubchen sehen wollten. Hatten Angst, daß ich ihnen die Freier und Liebhaber sür die Tvchterchen fortangelte. Aber dös macht nix, dös macht gar nix,', wenn Sie nur ein ganz klein Bisserl Freundschaft für mich übrig haben, Herr Stark!" Und sie. streichelte wieder leise seine Stirn. Der Pikkolo der Reichs kröne war eben hereingekommen und hatte die letzten Worte gehört und verschwand schleunigst wieder im Dunkeln. Als „Kavalier", wie der kleine Mann sich-gern spielte, hakte man die Eigenheiten seiner Gäste zu ehren.
Fortsetzung folgt.
Allerlei.
8 Ein See, der nicht zusrierl. Wir lesen in der „Vossischen Zeitung": Ein See, der nicht zufriert,, ist der Tollense See in Mecklenburg-Sirelitz. Dieses ! l Kilometer lange und 2 Kilometer breite Wasser ist schon seit undenklichen Zeiten, -.mich wenn strenge Kälte herrschte, nicht mehr gefroren, trotzdem sein Wcksser eiskalt ist. Die Ursache dieser Erscheinung ist noch nicht ermittelt worden. Auch in diesem Winter ist der See vollständig eisfrei, obgleich in der Umgegend alle Gewässer eine Eisdecke tragen. Der See bilde: bei Frost die Zufluchtsstätte vieler Tausende von Wasservögeln, denen anderwärts durch das Eis die Nahrnngsquelte verstopf! ist.
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8 Kratkes Boten im Wattenmeer. Der Dampfer „Frista", > der vie Verbindung zwischen Norderney und denn Festlande herstellt, liegt seit Samstag Morgen bei Nordlerch im Eise eingefroren. Jede Verbindung ist deslmlb abgeschntllen. Weil die Kaiserliche Post aber nicht ruhen dars, ist tags daraus, wie die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" mitteilt, die erste Wattpost zwischen Norderney und Hilgenriedersiel zum Festlande befördert worden. Dieser Fall iü seit neunzehn Jahren nicht mehr vorgekommen. Die Boten haben die Postsendungen von insgesamt fünf Posten, die am dem Festlande lagerten, zurückgebracht. Solange wie das Frostmetter an- bält, wird auch eine Wattpost abgehen. Bis zur Tonnen- bale, wo der Wattenweg beginnt, werden Post und Leute mit Wagen befördert, von da beginnt der Gang durchs Wattenmeer. 26 Mann mit Tragkicpen, voran der Führer mit dem Signalhorn, jeder sein Bündel Postsachen an, Rücken, so klettert die Kaiserliche Waltpost mühsam durch Eis und Oststurm zunl Festlande. Das ist ein beschwerlicher und gefährlicher Gang; denn wenn der Wind plötzlich umspringt, werden Eis und Sec lebendig und alle Wattenwege gehen unter.
8 Ein Augenblick gelebt im Paradiese? Von einem Lebenskünstler eigener Art weiß die „Berliner Zeitung am Mittag" in folgendem Geschichtchen zu erzählen: John I. Mac Devitt, der früher Schuhmacher war und jetzt professioneller Politiker irr den Vereinigten Staaten ist, verkaufte sein Vorrecht auf eine demokratische Kandidatur für 10 000 Mark an einen anderen Kandidaten. Von dieser Summe verwandte er 5000 Mark dazu, das Leben eines Millionärs zwölf Stunden lang zu genießen. Zn diesem Zweck mietete er sich einen Erprcßzug, der ihn, seinen Arzt nnd seinen Diener, die er für diesen Tag angenommen hatte, von Wilkes Barre in Pensylvanien nach New-Pork bringen sollte. Seine Landsleute waren aus der Station und brachten ihm begeisterte Huldigungen dar. Als der Zug sich in Bewegung setzte, übergab er dem Lokomotivführer 400 Mark, damit er ein schnelleres Tempo einschlage. Dann ging er in den Speisewagen, aß und trank mit dem Appetit eines Millio-
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närs, ruhte sich ein wenig aus und ließ sich nach Herzensluft bedienen. In New-Aork angckommen, bezog er, ganz wie ein Millionär, Wohnung im Waldorf Astoria-Hotel. Ob ihm das Geld dann auch noch dazu reichte, sich auf die gleiche Weise zurückbefördern zu lassen, wird nicht mehr gesagt. Der Einfall dieses Schusters zeigt, daß er kein gewöhnlicher Schuster ist.
8 Wie man Milchpautschereien entdeckt. — Die Verurteilungen wegen Milchfälschung sind trotz der Höhe der Strafen immer noch an der Tagesordnung und doch kommt erfahrungsgemäß nur ein kleiner Prozentsatz der Milch- pantschereien zur Ahndung, einmal weil manche Fälle aus Rücksichtsmeierei nicht zur Anzeige gebracht werden, sodann weil viele Pantschereien überhaupt nicht herauskommen. Und doch gibt es ein ganz einfaches, aber probates Mittel zur Entdeckung der Milchfälschung, das nichts kostet und in jedem Haushalt zu finden ist. Es ist eine saubere, gut polierte Stricknadel. Man taucht sie in die Milch. Ist die Milch ohne Wasserzusatz, so bleibt sie an der Nadel beim Herausziehen hängen. Ist der Milch aber Wasser zugesetzt, und wenn auch nur in ganz kleinen Mengen, so erscheint an der Nadel kein Tropfen Milch. Die Probiernadel muß aber, wie bemerkt, ganz rein sein, es darf kein Qnintchen Rost oder Staub an ihr haften.
8 Wie schützt man sich vor Tuberkulose? Rund 100000 Menschen fallen in Deutschland jährlich dieser verheerenden Krankheit zum Opfer. Dr. med. Sepp in Frankfurt a. M. äußerte sich zu ihr sin einem Vortrag) folgendermaßen: „Da wir auch bei größter Vorsicht es nie werden ganz vermeiden können, daß wir gelegentlich Tubsrkelbazillen einatmen oder schlucken, so gilt es, den Körper möglichst widerstandsfähig gegen das Einnisten der Tnberkelbazillen zu machen. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, daß Menschen mit einer gesunden und kräftigen Körperkonstitution bei gleicher Infektionsgefahr viel seltener an Tuberkulose erkranken als schwächliche und durch ungünstige Lebensbedingungen geschwächte Menschen. Hier gilt die Theorie vom Kampf zwischen Krankheitserreger und Körper des Menschen. Hier gilt auch, wie bei den meisten Krankheiten, der Satz: „Verhüten ist leichter als helfen." Unter den Schädlichkeiten, deren Ausschaltung ein nicht zu unterschätzendes Mittel im Kampf gegen die Tuberkulose darstellt, ist unstreitig eine der hervorragendsten der Mißbrauch des Alkohols. Ich will nicht bloß davon reden, daß ausgesprochene Trinker in großer Zahl infolge der allgemeinen Schwächung ihres Körpers schließlich dcr Tuberkuloseerliegen; französische Aerzte behaupten, 90 aller Schwindsüchtigen seien Säufer gewesen. Wichtiger ist noch die Tatsache, daß so viele noch lange nicht als ausgesprochene Trinker zu bezeichnende Menschen durch regelmäßigen Alkoholgenuß ihre Gesundheit so weit untergraben, daß sie der überall sich bietenden Gefahr der Tuberkulose schließlich unterliegen."
8 Eine aufregende Szene spielte, sich vor einer Ab.eilnng des Berliner Schöffengerichts ab: Unter der Anklage des Diebstahls hatte sich eine Freu zu verantworten: sie leugnete entschieden, wußte aber aus Grund der Aussage einer Zeugin, die sie bestimmt wieder erkannte, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt werden. Da ertönte aus der Anklagebank ein furchtbarer Schrei. Die Angeklagte ries verzweifelt aus: „Ich bin unschuldig, so wahr ich dieses Gift trinke!" Sie setzte ein Fläschchen an den Mund und trank es ans. Der Vorsitzende, der Gerichtsdiener nnd der im Zu- schenerranm anwesende Ehemann der Verurteilten eisten sofort herbei. Sie flößten der Lebensmüden schnell geholte Milch ein, aber sie wurde schon sterbend in ein Krankenhaus geschasst.
Zu unseren Bildern.
Die Affäre des Dampfers „Carthago"
hat in Frankreich großes und unliebsames Aufsehen gemacht. Das französische Paketboot wurde auf der Fahrt von Marseille nach Tunesien durch italienische Torpedoboote aufgehalten und nach der sardimschen Hafenstadt Cagliari eskortiert. Der Grund für diese auffallende Maßregel lag darin, daß sich an Bord der „Carthago" der französische Flieger Duval befand, der mit seinem Aeroplan nach Tunis rriste, um dort an einem Schaufliegen teilzunehmen. Die Italiener vermuteten indessen, daß Duval durch Tunis nach Tripolis reisen und sich dort ins türkische Lager begeben wolle. Außerdem wollten die italienischen Behörden die Postsäcke der „Carthago" durchsuchen, bestanden aber nicht darauf, als der Kapitän protestierte. Der Zwischenfall, der in Frankreich viel böses Blut machte, wurde dadurch erledigt, daß die französische Regierung sich für Duval verbürgte. Darauf durste das Schiff Cagliari verlassen.
Veramwortlkcher Redakteur: L. Lauk, Altensteig.