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Wer das kirchliche Leben Stuttgarts u. <r zu ent- nehmen, daß als nächster Kircheuneubau die Er Mlung einer Kirche in Gaisbnrg in Aussicht genoni meu ich Die Kosten sind zu 830 000 Mark veran Magt. Mit den Grabarbeiten soll womöglich noch im laufenden Jahr, mit den eigentlichen Bauarbeiten im nächsten Frühjahr begonnen werden. Eine wer tere neue Kirche soll der Gesamtkirchengemeinde als Geschenk zufallen, Frau Herzogin Wera von Wärt temberg hak sich entschlossen, aus dem Areal der Billa Berg nach Plänen des Oberbaurats Eisenlohr eine Kirche mit ungefähr 050 Sitzplätzen und mit einem besonderen Konfirmanden und Gemeiasctiafts- saal mit 200 Sitzplätzen in den Jahren 1012 und 1018 zu erbauen und der Gejamtkirchengemeinde zu schenken. Den Bauplatz hätte die Gesamtkirchen gemeinde käuflich zu erwerben. Uebertritte zur evangelischen Kirche fanden 40 statt im Jahr 1010 und zwar aus der römisch-katholischen 81, von den Israeliten 8, von den Adventisten 1, von den Avv- stolisten 2, von den Baptisten 2, ohne andern An schluß I Person. Aus der katholischen Kirche er folgen dauernd mehr Uebertritte zur evangelischen .Arche als Austritte zu ihr. Diesen 40 Uebertritten stehen 62 Austritte gegeniiber und zwar traten aus zur katholischen Kirche 10 Personen, zu den Avo stolischen 4, zu den Adventisten 4, zu den Baptisten 1, zu den Darbysten 5. zu den Methodisten 8. zur Heilsarmee. 2. zu den ,.freien Brüdern" >, zum Freimaurerbund 1, zu den Freireligiösen 1, kon­fessionslos ohne andern Anschluß erklärten sich 80.

* Maulbronn/ 81. Okt. In Teeres fand das Waldenserfest in Verbindung mit der Feier des 150sährigen Bestehens des dortigen Kirchleins statt. Bei der Feier waren auch Abgesandte der Waldenser aus den Hochtälern von Piemont anwesend. Beim Festgottesdienst hielten verschiedene. Geistliche An sprachen, in dem die Waldensergeschichte behände!: und der in der Kirche zu Schöneberg begrabenen .Führer der Waldenser gedacht wurde.

si Gingen a. d. Br., 2. Nov. Der Privatier- Georg Staudenmaier ist OOdreiviertel Jahr alt ge storbeu. Er war einer der ältesten Leute des Landes und bis wenige Tage vor seinem Tode geistig voll kominen rüstig.

js Crailsheim, 2. Nov. Stad:rat S chäffer hier hat eine ihm von den Vertrauensmännern der Fort fchrittlichen Volkspartei angetragene Kandidatur für die Laudtagserfatzwähl in unserem Bezirk nach Nb lauf der erbetenen Bedenkzeit von zwei Tagen nun­mehr definitiv angenommen. Der Bund der Land wirte wird am nächsten Sonntag zu der Kandidaten frage Stellung nehmen. Das Zentrum beabsichtigt die Aufstellung einer Zählkandidatur. Bei der letzreu Landtagswahl am 5. Dezember 1006 erhiel ten Stimmen Berroth (Bund der Landwirten mit Unterstützung der Deutschen Partei 1854, Augst >Bvt. 1456, Gröber lZ.) 327, Weitzmanu (Soz.) 8 l 0.

H Lauchheim, 2. Nov. Der 1 6 Jahre alte August Seekler, ein Sohn des Zimmermeisters Josef Seck- ler hier, sprang abends, als er von der Hollgasse in die Küfergaffe einbog, an die Deichsel eines un­beleuchteten Dungwagens. Nach Gmünd zur Opera­tion gebracht, wo ein Locks im Darm festgestellt wurde, ist er an den Folgen des Unfalls gestorben.

si Buchau, 2. Nov. Im benachbarten Oggels- hauseu geriet das 6jährige Töchterchen des Landwirts Stiehle so unglücklich irr den im Gang befindlichen

Göpel, daß ihm ein "Futz" "vollständig' aMrlschü wurde. Es ist Hoffnung vorhanden, das Kind am Leben zu erhalten.

si Friedrichshafen, 2. Nov. Graf Zeppelin emp fing gestern im Kurgartenhotel den Besuch des Prin­zen Heinrich von Preußen, der im Automobil von der Gemsfagd in Tirol eiutraf. Auch Geheimrat Hergesell weilt zur Zeit im Kurgartenhotel.

'! s Friedrichshafen, 2. Nov. Zwei in der Herberge eingekehrte Handwerksburschen, beide Schlosser, machten, eine Kahnfahrt Wer Liudenhvf hinaus. Sie kehrten da in der WirtsämftWilhelmshöhe" in Reuteneu ein. Auf dem Heimweg trafen sie einen dritten Handwerksburschen.: der von Kon­stanz kam und nach Lindau wollte. Sie luden ihir ein. mit ihnen in ihrem Boote nach Lindau zu fahren. Nach ungefähr 250 Meter standen Sch. und der dritte bis jetzt noch unbekannt gebliebene Hand- averksbusche im Kahn auf,, dieser kippte um und seine drei Insassen fielen ins Waner. Einer, der schwimmen konnte, konnte sich solange über Wasser- Halten, bis Hilfe herbeikam, die beiden anderen aber sanken sofort in die Tiefe.

Aus den Gerrchtssälen.

>> Stuttgart, 2. Nov. Wegen Meineids hatte sich der ledige,. 27 Jahre alte Taglöhner Michael Volz von Oberkoltbach vor dein Schwurgericht zu verantworten. Der Angeklagte war in einem Ali mentenprozeß zur Bezahlung von Alimenten ver­urteilt worden. Da bei einer Pfändung nur 60 Mark beigetrieben werden konnten, wurde er zur Leistuug des Offenbaruugseides vorgeladen. lieber seine Vermögensverhältnisse befragt, hat er ange­geben, daß er feine Ersparnisse in Höhe von l l OO Mark verbraucht habe und hat diese Angabe beschwo reu. In Wahrheit hatte er das Geld nicht ver­braucht, sonder» seinem Bruder geliehen. Die Ge- s chm »reuen' sprachen den Angeklagten nur des fahr­lässigen Fälschendes schuldig. Das Urteil lautete hiernach auf 6 Monate Gefängnis.

Znr Reichstag sw ah l.

s! Hcchingen, 2. Nov. Der engere Ausschuß der hoheuzotlerhcheu VolksL'rlei und die Vertre­tungen der liberalen Bezirks und Ortsvereiue ha beu den Rechtsanwalt Sauer in Hechtugen als Reichstaaskaudidateu für die kommenden Wahlen ausgestellt. Die Sozialdemokratie hat den Land tagsabgeordueteu Wasner in Stuttgart als Kandida teu auserfehen. Für das Zentrum verteidigt der bisherigc Inhaber. Amtsgerichtsrat Dr. Besser, das Mandat.

Ans dem Reiche.

!s Vom Hohentwiel, 2. Nov. Wer Heuer von der Höhe des Twiels auf die Stadt Singen nie­derblickte, und sich an das ehemalige Bauerndorf erinnert, ist über die geradezu ravide Entwicklung, die dieses Gemeindeweieu genommen hat, höchlichst überrascht. Ganz neue Viertel sind entstanden und über der ganzen Stadt rauchen die Schlote. Singen wird Industriestadt. Ihr rasches Aufblühen verdankt sie ihrer geradezu idealen zentralen Lage. Daß diese Entwicklung noch keineswegs abgeschlossen ist, geht daraus hervor, daß die großen Fabriken Maggi und Filling wieder vergrößern wollen. 60 neue Arbeiterwohnhäuser sollen allein erstell! werden.

norn, -: nvv.-vre L ug- haben heute nachmittag begonnen.Groß" stieg kurz vor fünf Uhr zu einem längeren Flug auf. Die Luftschiffe haben alumiuiumgrauen Anstrich.

ff Berlin, 2. Nov. Die sozialdemokratische Frak­tion hat im Reichstag eine Interpellation betr. die Entlassung von Arbeitern der Reichseisenbahn wegen Vertretung ihrer Standesinteresfen eingebracht.

!j Johannistal, 2. Nov. Heute nachmittag gegen 2 Uhr stieg die Schwaben zu einer Fahrt über Potsdam und Berlin auf. An der Fahrt nahmen teil die Prinzen Eitel Friedrich-, August Wilhelm mit Gemahlin, Oskar und Joachim, ferner Prinz Friedrich Sigismund und Prinz Friedrich Karl von Preußen, der Erbprinz von Hohenzotlern, Prinz Georg von Griechenland, Eisenbahnminister von Breitenbach, Unterstaatssekretär Richter, Rittmeister Freiherr von Mirbach und Direktor Colsrnann. Gleichzeitig kreuzte auch Parseval über Berlin.

d.

ff Petersburg, 2. Nov. In der Nähe von Krp Haugö hat das norwegische Schiff Mistha aus Oester Risver Schissbruch gelitten. Fünf Leichen sind an das Ufer geschwemmt worden. Nach einem eben­falls an das User geworfenen Brett mit der Auf­schriftSusanna Bremen" vermutet mau, daß sich ein Zusammenstoß ereignet hat.

st Mauilla, 2. Nov. Der Chinesenstadtteil ist durch eine Feuersbrnnst verheert worden. Der Schaden beläuft sich auf mehr als eine Million Dollar. Soldaten der Vereinigten Staaten waren den Feuerwehrleuten dabei behilflich, das Geschäfts­viertel zu retten.

Marokko.

Berlin, 2. Nov. Der Vertrag über Kongo

wurde gestern abend von Staatssekretär v. Ki der­lei,-Wächter u. dem Betschastcr Cambou para­phiert. Die Unterzeichnung der ganzen deutsch fran- zöjiicheu Vereinbarung dürfte am 4. November er­folgen.

Ser italieuW-Mische Krieg.

Vom Kriegsschauplatz.

st Tripolis, 2. Nov. Der gestrige Tag und die Nacht sind, abgesehen von einem Angriffs ver­such, der gestern Abend gegen d Uhr yorgenommen wurde, ruhig verlaufen. Die Wit reru ngsperhältnisse ließen keine radiotelegraphijchen Nachrichten aus Tobrul, Derma, Benghasi und Homs zu. . > > :

st TripotiS, 2. Nov. Gegen 5 Uhr früh unter­nahm die feindliche Artillerie etliche erfolglose Angriffe auf die italienischen Linien jm Südosten. Uli! 8 Uhr Hörle das Feuer auf. Bis Oeinhalb Uhr vormittags ist kein Anzeichen einer Tätigkeit des Feindes wahrgenommen worden.

si Tripolis, 2. Nov. Gestern abend gegen fünf Uhr zeigten sich die Türken auf der Verteidigungs­linie des 82. Infanterieregiments. Sie zogen sich aber unverzüglich zurück, ohne den Italienern Ver­luste beigeöracht zu haben. Der Panzerkreuzer Carlo Alberto, von dem aus die Stellung der tür­kischen Artillerie erkannt wurde, zwang sie durch ein Bombardement zum Schweigen. Heute morgen er- öfsneten die Türken das Feuer auf die italienische

LesefrucHI.

Wenige Menschen sind so reich, daß sie-sagen können: Ich besitze ein Freundesherz, das mir bei Tag oder Nacht die größten Dienste zuliebe tut und noch mit Freuden.

Sonnenuntergang.

Ein Erlebnis von Julius Knopf.

Ein unsäglich schöner Frühabend droben auf dem Gritsch. In goldiges Licht getauchr. schimmernd in den scheidenden Strahlen der Abendsonne, liegt die Perle der deutschen Schweiz zu meinen Füßen, Luzern, die Leuchtstadt. Rauschend stürzen die funkelnden Wellen der wilden Reuß durch die Pfeiler der Quaibrücke am Ende des Sees.

Die Sonnenstrahlen blitzen und flimmern, umspielen kosend die hohen Türme der Hojkirche, prallen auf die kri­stallenen Fensterscheiben der eleganten Hotels, die die Ouui- straße umsäumen, klettern wieder hinaus und überhauchen die alten Türme der Stadlmauer, der Musegg, mir einem Schimmer jugendlicher Wärme. An allen fünf Türmen gleilen die Srrahlen hin, bis sie jenseits der Mauer, am Ende der Stadt, über die braune, vom Atter geschwärzte Spenerbrücke Hinweg- Huschen hin zum linken Ufer des Sees. Sie arüßen die mächtige Kuppel des eleganten Renaissancebaues, des Bahn­hofs, umstrahlen die scharfe, di? Luft zersägende Svitze des Pilatus und eilen weiter gen Norden, von einer Bergipitze zur andern, lieber den Bürgerstoct von Schwablns, über die schneebedeckte Spitze des Uri-Rothstocks zum Buochserhorn, um endlich hinter dem trutzigeu, dräuenden Riesen, dem Bristenstock zu verschwinden, der mit seinen gewaltigen Fels­massen den Urner See überragt.

Zu meinen Füßen senken sich die Abendschatien über die Leuchtstadt. Die Lichter glühen auf, über Stadt und Wasser spannt sich der tiefblaue, sternbesäte Nachthimmel.

Der Garten auf dem Gülsch ist ungefüllt, ja, bei der lockenden Fernsicht beinahe überfüllt von lachenden, essenden Zeitgenossen. Die meisten im saloppen Reisegewand, in zer­schlissenem, beflecktem Kleid gleichsam von dein Bestreben ge­leitet, sich angesichts der schönen Natur möglichst häßlich zu geben.

Ein leichter Wind hat sich erhoben, der, warm und lind, erhitzte Wangen kühlend fächelt. Ich nehme den grauen Filz- hnt ab, um den heißen Schädel dem willkommenen Lufthauch darzubieten. In diesem Augenblick schlägt eine Stimme an mein Ohr. ein weicher, süddeulscher Dialekt, den ich an der Frau so liebe, erklingt: .Ist es gestaltet?"

Ich mache eine zustimmende Verbeugung, drei Damen nehmen Platz an meinem Tische. Die beiden älteren hell gekleidet, mit jener unauffälligen, ungezwungenen, selbstver­ständlichen Eleganz, die angeboren ist und sich nie ganz er­lernen läßt. Mein spähender Neugierblick fliegt über die dritte Dame. Sie ist in Trauer. Aber das zarte Oval des weißen Gesichts und seine klassische Schönheit vermag selbst der schwarze Schleier nicht zu verbergen; das Schwarz der Gewandung steht im auffälligen Kontrast zu dem Goldblond des vollen Haares.

Schnell prüfende Blicke hinüber und herüber man ist miteinander zufrieden, weiß, daß kein lästiges, aufdringliches Geschwätz zu befürchten ist. Nur die Dame in Trauer starrt avatisch vor sich hin, verschmäht es, den einsamen Mann an ihrem Tisch einer schweigenden Begutachtung zu unterziehen.

Man bestellt Kaffee, die beiden älteren Damen unter­halten sich halblaut, die junge beteiligt sich nicht an dem Gespräch. Blickt auf den dunklen See, immer nur auf den See. So kann ich sie betrachten, ohne daß sie es gewahrt.

Es ist manchmal ganz eigentümlich um uns Menschenkinder bestellt. Da weiß man ganz genau, daß es sich nicht schickt, eine fremde Dame anznschaueu, verdammt diese Gassenjungen- manier bei seinen Geschlechtsgenosien und tut es bei Gelegen­heit selbst. Es war, wie wenn von der schwarzen Dame, eine magnelifche Kraft ausgina, die meinen Blicken die Rich­tung auf sie junge Frsu aufzwang. Zum Glück fühlte sie diese Blicke nicht.

Die Welt war um mich versunken. Luzern mir feinem See, die Schweiz mit ihren Bergen, die Menschen mit ihrem Lachen sie waren nicht mehr vorhanden. Ich sah nur sie, die unendlich rührende Schönheit, die mich fesselte ich wußte nicht warum! die mir fast die Tränen in die Augen jagte ich vermochte nicht zu sagen, weshalb!

So saßen wir beide schweigend eine lange und ach! so kurze Stunde. Auch die Begleiterinnen sprachen nicht mehr; sie guckten auf Stadt, See und Berge und dann aus das trauernde junge Weib. Ein leiser Schauer ging durch den zarten Körper, ein leichtes Frösteln.

Mie", sagte die älteste in besorgtem Tone,es wird kühl, wir wollen gehen."

Die Angeredete schien nicht gehört zu haben, denn sie erwiderte nichts, saß wie vordem unbeweglich auf ihrem Stuhl und blickte hinunter auf den See. Immer auf dieselbe Stelle starrie sie, in die Richtung einer nördlich liegenden Landzunge, unfern dem Hafen.

Die alte Dame wiederholte ihre Aufforderung noch ein­mal ebenso erfolglos. Da legte sie sanft ihre Hand auf die Schulter der Traumverlorenen. Mit einem schluchzenden, gequälten Schrei fuhr diese ach, sah sich wirr um und sagte mit einer seltsam tonlosen, heiseren Stimme geheimnisvoll: So laßt mich doch! Ich warte ja auf ihn, er hat nur doch versprochen, zu kommen. Und ihr wißt, Gert hält sein