da die Granaten nicht explodierten. Die italienischen Geschütze brachten das Feuer zum Stillstand. Nach Versicherungen aus guter Quelle fehlen den Arabern Lebensmittel und Munition. Bei den Vorposten wurde ein Eingeborener verhaftet, der dein hl. Krieg gepredigt haben soll.- Entgegen den Gerüchten, daß gegen die arabischen Rebellen Repressivmaßregeln ergriffen werden, muß festgestellt werden, daß nach dem Aufstand nur Verräter und Waffenträger er­schossen wurden. Im Gegenteil waren es die Tür­ken, die gegen die Angehörigen des Roten Kreuzes Grausamkeiten verübten, die Verletzten verstümmel­ten und mörderische Geschosse unter sie warfen. Die Kriegskorrespvndenten genießen volle Bewegungs­freiheit. i

* Mailand, 2. Nov. Nachdem sich das erste Expeditionskorps von zwei Divisionen als kaum hin­reichend gezeigt hat, um auch nur die Küste zu halten, ist eine dritte Division,, bestehend aus den Jnfan- urie Regimentern 18, 22, 58, 99, schon unterwegs, und eine 4. Division ist in der Bildung begrfffem Dem neuen Verbände werden auch bedeutende Abtei­lungen Alpenjäger, die meist von der französischen Grenze (Mondovi,, teilweise aber auch von der österreichischen Grenze genommen sind,? zu geteilt wer­den. Die Bergtruvpen sollen meist in der Cyrenaica Verwendung finden. Es gehen auch zwei neue Korps­kommandanten nach dem Kriegsschauplatz, General­leutnant Fingoni, der das 9. Korps in der Haupt­stadt kommandiert hat, und Generalleutnant Ragni, der Kommandeur des 5. Korps in Verona. Um die abgehenden Regimenter auf Kriegsstand zu brin­gen, werden jetzt nicht nur die Schwesterregimenter aus den Brigaden, sondern zahlreiche andere Re­gimenter herangezogen, so daß die neuen Regimen­ter ein mehr mosaikartiges Aussehen erhalten. Auch der Aufklärungsdienst in der Lust wird verstärkt,! indem zwei Kugelballons und ein Drachenballon mit Anlage zur Sauerstosserzeugnng abgehen. Fer­ner geht wie schon erwähnt) ein zweiter lenkbarer Luftballon aus Rom ab, nachdem das Flugzeug sich nicht nur zur Erkundung bewährt hat, sondern man, aus ihm auch Bomben hat werfen können. Solange die Verstärkungen nicht an Ort und Stelle an gekommen sind, will die Regierung die Beset­zung der ägäischen Inseln hinausschieben, obwohl diese Äusdehnung des Kriegsschauplatzes schon be­schlossene Sache ist.

Ausweisung von Italiener».

ss Konstantrnopel, 2. Nov. Die Pforte, welche vor der vielverlangteu Massenausweisung italieni­scher Untertanen zurückschreckte, geht jetzt mit indi­viduellen Ausweisungen prominenter Ita­liener vor. Heute wurde das italienische Mitglied des Verwaltungsrates der Deckte Publique, Marquis Theodoli, zum Verlassen des türkischen Territoriums ausgefordert. Der Marquis verläßt heute abend Konstantin opel.

Iik RMnliM i» Chim.

* Peking, 2. Nov. Sämtliche Minister wohnten am Mittwoch einer geheimen Sitzung der National­versammlung bei, in der, wie verlautet, in der Hauptsache über die von den Truppen von L a n- chow aufgestellten zwölf Forderungen verhandelt worden sei. Die Nationalversammlung habe allen

Versprechen. Gleich wird Gert mich holen, ich gehe nicht fort. Ich muß ihn erwarten, meinen König."

Ein Schauer kroch mir vom Nacken über den Rücken. Jener Schauer, der uns bei nervenrcizenden Situationen über­läuft, sei es im Theater, sei es im Leben.

Eine Irre saß vor mir, eine Wahnsinnige.

Sie schlug den Schleier zurück, ich fuhr zusammen, wieder überlies es mich. Dos waren Augen, aus denen Geistesnacht redete; unruhige und doch gefesselte, lebende und doch ko tote Augen. Die Arme gestikulierte heftig. Die alte Dame suchte sie zu beruhigen, zärtlich sprach sie aus die Unglückliche ein. .Ja, mein Kind, Gert wird ja kommen, aber nicht hier hinaus. Unten wird er Dich erwarten. Laß uns schnell gehen» damit er nicht ungeduldig wird."

Noch einige Minuten gütlichen Zuredens, dann erhoben sich Mutter und Tochter und gingen.

Die dritte Dame blieb einen Augenblick zurück; mit zit­ternder Stimme redete- sie mich an.

.Der Zufall hat Sie zum Zeugen gemacht,gmein Herr wir sind Ihnen wohl eine Aufklärung schuldig. Vor vier Jahren machte meine Nichte Mia ihre Hochzeitsreise nach Luzern. Gleich am ersten Abend nahm sie mit ihrem Mann ein Boot meine Nichte war eine passionierte Wasserfreundin, in den Dampferwellen schlug die Gondel um, die beiden fielen ins Wasser. Meine Nichte wurde gerettet, ihr Mann ertrank. Darüber hat sie den Verstand verloren. Mia gehört nicht zu den Men Wahnsinnigen, zu Hause tobt sie. Aber hier, am Vierwaldstätter See, wird sie ruhig; denn hier er­wartet sie ihren Gert."

Ein kurzer Gruß, ich war allein.

Die Sterne funkelten wie zuvor, Luzerns Lichter schim­merten traulich, wie vordem, die schweigenden Berge hatten nichts von ihrer Pracht eingebüßt und doch! Die Gütsch- Stimmung war für mich dahin für immer.

einen, daß die Bestimmungen über die Einberufung des Parlaments und die Einführung der konsti­tutionellen Regierung, ebenso wie die Erledigung aller wichtigen Fragen der Zustimmung der Armee unterliegen sollen. Seitens des Kriegsministers soll mit den Truppen von Lanchow verhandelt werden.

Hankau in Flammen.

st Schanghai, 2. Nov. Die kaiserlichen Truppen haben nach vorheriger Ankündigung die Chinesen ft adt Hankau in Brand gesetzt, um weitere Straßenkämpfe zu verhüten; es wütet eine riesige Feuersbrunst. Die Niederlassnn gen der Europäer siud von dem Brand unberührt. Ein Angriff der kaiserlichen Truppen auf Hanyang und Wutschcmg und die Uebersetzung der Truppen Wer den Hanfluß und den Jangtse werden vor­bereitet.

st Peking, 2. Nov. Der Thrvn befahl Juan- j chikai, sofort nach Peking zurückzukehren. Gleich­zeitig ersuchte die Nationalversammlung Liyanheng, den Führer der Revolutionäre, telegraphisch, die Feindseligkeiten einstweilen einzustellen, während sie sich bemühe, die Streitpunkte zwischen allen Par­teien beizulegeu.

st Berlin, 2. Nov. Der Kommandant desJa­guar" meldet aus Kanton, daß die zum eventuellen Schutze des Konsulates ausgeschifste Wache wieder zurückgezogen worden sei.

st Peking, 2. Nov. Die Nationalversammlung befürwortete eine Verfassung, die sich auf den kon stitulionellen Grundsätzen Großbritanniens aufbant. Wer die Südprovinzen verlangen noch eine republi kanische Union. Dies ist die Hauptschwierigkeit der Lage, doch erwartet man, daß Auanschikai sie Wer winden wird. Prinz Tschiug hat sich bereit erklärt, dem Thron eine Denkschrift eiuzureichen, in der darum ersucht wird, alle konstitutionellen Grund­sätzen zuwiderlaufenden Gesetze sofort aufzuheben und ohne Verzug die Wahl von Parlamentsmitglie­dern vornehmen zu lassen.

Vermischtes.

8 Nix Krieg wir Amerika! Auch in Heilbronu und Umgebung haben viele Italiener Kriegsbe fehl erhalten. Nicht alle Wer sind von edlem Kamp sesmut beseelt, etliche haben auch denbesseren Teil der Tapferkeit erwählt, die Vorsicht," und die Kriegs ordre dahin beantwortet: Nix Krieg wir A m e rik a.

* Aus dein französischen Städtchen Nogent an der Seine (im französischen Departement Aube kommt die Nachricht von einem schweren Unglück, dem in der Gemeinde Meriot zahlreiche Menschen; zum Opfer gefallen sind. Eine im Bau befindliche Malzfabrik stürzte ein und die Arbeiter wurden unter ihren Trümmern begraben. Die Rettungs­arbeiten, die sofort in Angriff genommen wurden und an denen sich Soldaten und Feuerwehrmann schäften beteiligten, förderten bis Mitternacht 5 Tote und <8 Verletzte zu Tage. Die Arbeiten werden bei Fackellicht fortgesetzt, doch fehlt es an Geräten, um bis zu den noch unter den Trümmern Liegen­den zu gelangen, deren Zahl sich auf etwa 50 be­laufen soll. Die Mehrzahl der am Bau beschäftigten Arbeiter waren Italiener, während die Installation der Brauereimäschinen von deutschen Mechanikern vorgenommeu wurde. Wer von ihnen sich unter den Verwundeten und Toten befindet, konnte noch nicht sestgestellt werden. Einige Arbeiter sollen sich nach den Kellerräumen geflüchtet haben. Man fürchtet aber, daß von der Seine her Wasser in die Kel­ter -dringen könnte und daß die Arbeiter dann dort ertrinken würden. Zwei Arbeiter, die sich noch kurz vor 9 Uhr mit der Außenwelt verständigen konnten, waren bereits tot, als man 20 Minuten nach 9 Uhr zu ihnen gelangte.

Die Zahl der durch den Fabrikeinstprz zu No- gent-sur-Scine umgekommenen Arbeiter wird auf 34 geschätzt. Zur Beschleunigung der Bergungs­arbeiten siW Genietruppen aus Versailles dorthin abgegangen. lieber das Schicksal der deutschen Me chaniker weiß man noch nichts, als daß zwei derselben von Braunschweig sein sollen.

8 Die arabische« Kampfer in Tripolis. Seit dem Ein­greifen der Araber in den türkisch-italienischen Krieg ist ein Umschwung in den Verhältnissen eingetreten, der hauptsächlich auf die kriegerische Kühnheit der Wüstensöhne zurückzuführen ist. Diese arabischen Kämpfer werden zweifellos im weiteren Verlauf des Krieges die wichtigste Rolle spielen, und die Frage nach ihrem Temperament und Charakter darf daher eine besondere Aktualität beanspruchen. DieseAraber" sind nur zum kleinsten Teil Nachkommen jener Anhänger des Propheten, die um 1050 n. Ehr. etwa 250000 Köpfe stark, nach Nordafrika einwanderten; sie sind vielmehr zum größten Teil arabisierte Berber und stammen von der inte­ressanten Urbevölkerung Nordafrikas her, deren Charakter­eigenschaften die psychologischen Anlagen der heutigen Be­wohner in den wichtigsten Punkten bestimmt haben. Die Berber von Tripolis haben sich nicht mehr so rein erhalten wie die Söhne der hohen Küstengebrrge. die die Franzosen

avylen nennen, immerhin spielen sie doch die entscheidende Rolle in der großen islamischen Bewegung, die sich jetzt gegen die Italiener erhebt. Die gewaltige Bedeutung, die den Berbern innerhalb der Bevölkerung von Nordafrika zu­kommt, hat der beste deutsche Kenner des komplizierten Be­völkerungsproblems im Mittelmeergebiet, Prof. Theobald Fischer (Marburg) in einer Abhandlung seinerMittelmeer­bilder" heroorgehoben. Die Berber saßen schon in vorge­schichtlicher Zeit in ihrem heurigen Wohngebiet, und die Frage, ob sie in dieser prähistorischen Epoche aus Europa oder aus Vorderasien nach Nordasrrka eingewandert seien, ist viel er­örtert worden. In neuerer Zeit hat man ihre Herkunft aus Europa für wahrscheinlich erklärt, und aus ihrem blonden Typus und den blauen Augen, die sich vielfach finden, auf germanische Abstammung geschlossen. Jedenfalls darf die Zeit ihrer Einwanderung vor 1500 v. Chr. gesetzt werden. In der Römerzeit hatten die Berber bereits eine hohe Kultur entwickelt, und im arabischen Mittelalter muß ebenfalls ihr Einfluß sehr hoch eingeschätzt werden. Es ist dieser hami- tischen Völkergruppe, trotz der Ueberflutung durch fremde Eindringlinge, vermöge ihrer rücksichtslosen Tatkraft und Zähigkeit doch gelungen, sich ihre besonderen Raffemerkmale zu erhalten und nach einer oberflächlichenArabifierung" vielmehr dem Araber ihre Wesenheit aufzuprägen als die seine anzunehmen. Die Berber sind eine körperlich außer­ordentlich kräftige und leistungsfähige Rasse, schlank, etwas über Mittelgröße und muskulös. Im Ertragen von körper­lichen Anstrengungen und Entbehrungen bei Witterungs­unbilden leisten sie Erstaunliches. In welchem Maße sie im schroffen Gegensatz zu dem trägen Araber an Körperübungen Gefallen finden, erhellt daraus, daß allenthalben unter ihnen Sportgesellschaften bestehen.Die Berber besitzen alle körper­lichen und Charaktereigenschaften", sagt Fischer,um aus­gezeichnete Soldaten zu werden: hochgradige persönliche Tapferkeit und Todesverachtung, Nüchternheit." Die außer­ordentliche Körperkrast und erstaunliche Langlebigkeit dieser Rasse sind wohl darauf zurückzuführen, daß bei der geringen Pflege der Kinder nur ganz kräftige Jndividien erhalten bleiben. Rasche Fassungskraft, namentlich in praktischen Dingen, und große Arbeitsamkeit ist für den Berber im schroffen Gegensatz zu dem Araber kennzeichnend.Der Berber ist leidenschaftlich und beweglich, dabei aber ernst, ja traurig", sagt Professor Fischer:Er besitzt, wie ich vielfach habe selbst feststellen können, persönlichen Stolz und erträgt schlechte, verächtliche Behandlung nicht, was viele Europäer nicht be­achten. Der Berber hält sein Wort! Hochentwickelt ist der Erwerbssinn, und ebenso einfach ist seine Nahrung und Hauswirtschaft bei großer Bedürfnislosigkeit. Auch der Reiche trägt denselben schmutzigen und zerfetzten Burnus wie der Arme. Der Berber kennt und schätzt persönliches Eigentum. Staunenswert ist es, wie sie manche trockenen und felsigen, aber natürliche Sicherheit bietenden Gebirge in Tripolitanien durch künstliche Bewässerung und Düngung, durch Terassie- rung in wahre Gartenlandschast verwandelt haben. Die Berber, die seit dem 16. Jahrhundert allgemein dem Islam gewonnen sind, haben die arabische Jahreseinteilung über­nommen, und religiöse Sekten und Orden spielen unter ihnen eine große Rolle. Durch und durch verschieden von den Arabern sind sie aber in ihrer demokratisch«: Gesinnung, die in der getrennten Verwaltung jedes Dorfes und Stammes zum Ausdruck kommt. Wichtig ist es, daß in letzter Zeit hauptsächlich durch die religiöse Sekte der Senussija, das Verständnis für nationaleZusammengehörigkeit bei ihnen ge­weckt und vertieft worden ist.

Literarisches.

Demnächst erscheint der dritte Band von Spe- mcmns HauskundeDas goldene Buch der Welt­literatur." Ein ausgezeichnetes Buch für den Weih­nachtstisch. Preis nunmehr 8 Mark. Zu beziehen durch die W. Riekerffche Buchhandlung, L. Laut, Alten steig.

Handel und Verkehr.

* Siglinge» OA. Neckarsulm, 2. Nov. (Hoher Viehpreis.) Sonnenwirt Scheuber verkaufte eine .3 H'Z jährige Kuh mit männlichem Kalb an die vorm. Simolinsche Verwaltung um den Preis von 111(O Mk. Beide Tiere wurden aus ein Gut am Starnberger See verbracht.

ss Stttttgart, 2. Nov. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebe« 174 Großvieh, 436 Kälber, 786 Schweine.

Erlös auS Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 92 bis 94 Psg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Psg.; Bullen (Farren) 1. Qual, s.) vollfleischige, von 83 dis 86 Psg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 76 bis 82 Psg., Stiere und Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 94 bis 98 Psg., 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 94 Psg., 3. Qualität v) geringere von 85 bis 90 Psg.; Kühe 1. Qual, a) ju«gr gemästete von bis Psg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 62 bis 72 Psg., 3. Qualität v) geringe« von 42 bis 50 Psg., Kälber: 1. Qualität u) beste Saug' kälber von 99 bis 104 Psg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 94 bis 99 Psg., 3. Qualität o) geringe« Saug- kälber von 87 bis 92 Psg-, Schweine 1. Qual, a) junge fleischige 64 bis 66 Psg., 2. Qualität b) jüngere fette von 60 bis 64 Psg., 3. Qualität o) geringere vsn bis Pst-.

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Konkurse.

Friedrich Wittmann, Kaufmann, Inh. eines Mode- und Putzwarengeschäfts in Feuerbach.

vevmiWerlLcher Redakteur: L. L auk, Nüevllel,

Druck u. Verl«, drEMektr'schen Nachdrucke««.