Gegründet

1877.

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Ansgabe in Altensteig-Stadt.

Amtliches.

H e r b st k o nt rv l l v e r sa m m l u n g imBezirk Nagold.

Wegen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche sind die Mannschaften der Ortschaften Nagold und Emmingen von der Teilnahme an der H erb stko ntr v l lv ers a m m - lung am 10. November 191! vorm. 8'^ Uhr in Nagold befreit. Die Mannschaften der Ortschaften Ebhausen, Jselshausen, Mindersbach, Pfrondorf und Rohrdorf haben dagegen am 10. November 1.9 !> vormittags 7.30 Uhr in Rohrdorf beim Rathaus zu erscheinen.

Sie KtWfnie in TnyMme«.

Allmählich folgen denoffiziellen" italienischen Berichten über die jüngsten Kämpfe um Tripolis genauere Schilderungen, die erkennen lassen, daß das Ringen der Gegner emen Charakter beispiel­loser Grausamkeit anzuuehmen beginnt. Ein Volts krieg ist im Werden, bei dem alle Waffen, Pistole, Messer und Dolch ihre Rolle spielen, ja sogar die Frauen der Araber und die Knaben haben zur Flinte gegriffen, um die Eindringlinge zu vertreiben. Beim Angriff auf die am äußersten linken Flügel der italienischen Stellung liegenden Bersaglieri ist ans dem Kamps zweier Parteien eine Orgie menfchen- mörderischer Wut emporgeslamm. und hier, wo die Italiener auch im Rücken angegriffen wurden, hat der 'entfesselte Haß der Araber furchtbare Opfer gefordert. Alle Erzählungen der Verwunderen ent rollen das gleiche schauderhafte Bild von diesem Kampf bis aufs Messer".Von drei Seiten wurden wir angegriffen," so berichtete ein im Hospital lie­gender verwundeter junger Berfaglieri dem Kriegs- korresvondenten derStampa".Die Wut der Ara­ber kannte keine Grenzen. Frauen und Knaben er schienen mit den Waffen in der Hand inmitten der Kämpfer, warfen sich den Feinden entgegen und ver­suchten, den Soldaten die -Waffen zu entreißen. Wir verteidigten uns wie Löwen, aber unserer waren so wenige und ihrer so viele, so viele. Wie Tiger sprangen sie ans uns los, die Mündungen der Ge­wehre blitzten dicht vor unseren Gesichtern auf." Und als der Besucher des Hospitals den jungen Ver­wundeten fragte, wieviel Italiener gefallen fein mö­gen, füllten sich die Augen des kleinen Soldaten mit Tränen und seine Stimme zitterte:Oh, eine ganze Menge." Und er begann eine lange Liste der Kameraden und Freunde aufzuzählen, die nie inehr heimkehren werden.

In langen Zügen wurden die Verwundeten her- beigctragen. Auch die Soldaten des Sanitätskorps haben in der Wut des Kampfes,; trotz des roten Kreuzes auf ihrem Arme, zur Waffe greifen müssen. Nun schleppen sie die verwundeten Kameraden her bei. Da liegt ein römischer Berfaglieri, drei Dolchstöße in der Brust, den Unterkiefer von einer Kugel zerschmettert. Aber in seinen Angen glüht n!och die wilde Wut des Kampfes.Eine Kugel hat mir das Gewehr enlzweigeschlagen", gurgelt er mühsam aus blutgefülltem Munde,sonst hätte ich noch mehr von dies entzünden zerschmettert '"Neben ihm liegt ein junger, hübscher Bursche, der Schenke! ist ihni zermalmt, die schrecklichen Schmerzen entstellen sein Gesicht; die blutleeren Lippen flüstern stöhnend: Mutter, liebe Mutter." Beispiele schöner Solda­tentreue iverdeu berichtet: Ein kleiner Florentiner Berfaglieri schleppt mühsam seinen verwundeten Leutnant aus der Kampflinie, keucht unter seiner Last einher; als er endlich seinen Offizier in Si­cherheit wähnt und die Bürde behutsam zu Boden legt, muß er sehen, daß er einen Toten geschleppt hat, die Kugel ist dem blutjungen Leutnant mitten durch die Stirn gegangen.

Die Rote-Kreuz-Wagen mit den aufgelesenen To­ten kommen angerollt. Hoch übereinander getürmt liegen die Leichen der Bersaglieri: über dem Haufen sieht man den Körper eines jungen Soldaten, dem die Feinde in der Wut die Kleider vom Leibe ris­sen. Der ganze Körper ist von Dolchstichen zerfetzt. Auf die Italiener wirkt dieser gräßliche Anblick wie ein Signal. Der Rachedurst übermannt sie, sie stür­zen sich ans die endlos einander folgenden Züge

Freitag, de» 3. November.

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1S11.

gebundener Gefangener, wollen Rache nehmen und können nur mit Muhe zurückgehalten werden. In den Reihen der Gefangenen stolpern schwache Greise,- Frauen und Kinder einher. Die Mehrzahl ist völlig entkleidet, denn man hat ihnen die Hüllen abge- nommcn, unter denen man immer Waffen und Pa­tronen fand. Den Fragen der Offiziere und Sol­daten setzten dieseRebellen" ein starrsinniges Schweigen entgegen, sie seufzen nicht, sie starren gerade aus und erwarten ihr Schicksal. Hier und da bittet einer mit stoischer Gelassenheit um eine Zi­garette. Der Befehl, sie zu entkleiden, war ihnen die schwerste Heimsuchung. Sie haben ein starkes Schamgefühl und sie zittern mehr aus Scham als aus Furcht. Alle Rassen sind in diesem Zug der Todeskandidaten vertreten, Beduinen, Berber, Ara­ber, Sudanesen. Unter den wütenden Zurufen der italienischen Soldaten werden sie in die Kaserne ge­schleppt. Es ist wohl ihre letzte Nacht,: mit Son­nenaufgang werden sie vor der Mauer stehen und erschossen werden.

Endlich kommt dann die Nacht und bedeckt all diese düsteren und tragischen Bilder mit ihrem dunklen Mantel. Die letzten Schüsse verhallen, die letzten Kämpf? ersticken, um Dunkel geht selbst der Haß schlafen. Nun blitzen rings die kleinen Flammen flackernder Laternen aus, ihr Wiederschein schlägt zurück von funkelnden Bajonetten. Die gehören der Eskorte eines neuen Gefangenentransports: 2 00 nackte Menschen, die bereits zum Tode verurteilt sind u. nun im unsicheren Laternenschimmer durch die Stadt zum türkischen Hospital geführt werden, wo sie ihre letzte Nacht verbringen. Indem sie vorbei­ziehen, beginnen plötzlich die Scheinwerfer der Panzerschiffe aufzuleuchten, gleiten hin über die dunkle Landschaft und treffen auch die Prozession dieser dem Tode Geweihten. Kein Work fällt in dieser Kette von Gefangenen, die ihr Schicksal be­reits kennen: stumm ziehen sie inmitten ihrer Wäch­ter ihres Weges, nur hin und wieder dringt ein unterdrücktes Schluchzen aus den Fkeihen. Es ist zehn Uhr abends, die Ruhe ist eingekehrt und sie wird dauern, bis im Morgengrauen dis Schüsse krachen, die den Hunderten an der Kirchhofsmauer Tod und Vergeltung bringen werden...."

U?aespoLirik.

Nach den Vorschlägen seines Senrorenkonvertts wird der Reichstag am 10. und 11. Nov. die zweite Lesung des S chiff ah r tsab gab en g e s etz e s vor­nehmen. Dieses Gesetz gehört zu jetten Vorlagen, die unbedingt noch erledigt werden sollen.

Die seit langem angekündigten militäris che n L u f ts chi f f ü bu n g e n haben noch nicht begönne«, über die Ursache der Verzögerung, sowie überhaupt über die Veranstaltungen selbst beobachtet die Mili­tärbehörde fortgesetzt Stillschweigen,! die dienst­tuenden Stellen sind aufs strengste angewiesen, an die Presse keinerlei Auskunft zu erteilen.

-s> -r-

Der Wiener K abine t rs we chs e l, durch welchen Oer bisherige Kultusminister Graf Stürgkh, ein Vertrauensmann des Thronfolgers, an die Stelle des Ministerpräsidenten von Gautsch trat, hat trotz allen Interesses ein stärkeres Echo nicht erweckt, da man in dem Kabinett Stürgkh allgemein nur ein Ue'bergangsministerium erblickt.

Der englische Kriegsminister Haldane übersandte den Ossizieren des Beurlaubtenstandes ein Rund schreiben, indem er sie vor Spiouageversuchen im Auslande warnt. - Es heißt darin- daß der Mangel an Takt auf seiten englischer beurlaubter und im Auslande reisender Offiziere, der oft mit Recht den Argwohn und Verdacht auswärtiger Be­hörden hervorgerufen und den britischen diploma­tischen Vertretern viel Scherereien verursacht habe­unliebsam ausgefallen sei; und zwar erwähnt das Zirkular ausdrücklich Deutschland als das am inei­

sten in Betracht kommende Land in dieser Beziehung. Die bekannten Verhaftungen englischer Reserve-» Offiziere wegen Spionageverdachts seitens deutscher Behörden find augenscheinlich die Ursache des Er­lasses, in dem beurlaubte Offiziere noch ausdrück­lich verwarnt werden, in fremden Ländern an Or­ten, wo dieses zu Mißverständnissen und Verdachts­gründen führen könnte, photographische Aufnahmen zu machen oder Skizzen anzufertigen. Auf Nichtbe­folgung dieser Instruktion soll in Zukunft, wie das Kriegsministerium heroorhebt, strenge Strafe stehen.

ZMerrfterg, s. November.

* Wir machen wiederholt darauf aufmerksam^ Postpaketadresfen vom 1. November a l l ge -

daß

mein ein geführt sind.

st Zur Vorbereitung des Reichstagswahlkampses

haben sich am Mittwoch abend die Ausschüsse der Fortschrittlichen Volkspartei, der Nationalliberalen (Deutschen) Partei und des Jungliberalen Vereins im HotelWaldhorn" in Calw versammelt. Die Verhandlungen hatten das Ergebnis, daß die Arbeit für die Kandidatur Schweickhardt im ganzen 7. Wahlkreis in allernächster Zeit mit Energie aus­genommen werden wird, und daß sowohl die Deutsche Partei als auch der Jungliberale Verein Calw ge­mäß dem Wahlabkommen ihre kräftige Unterstül-- zung und Mitwirkung zugesichert haben. Ein ge- gemeinsamer Wahlaufruf wird demnächst erscheinen.

j Oberndorf, 2. Nov. In Anwesenheit des Be­zirks chu lins pektors Goller-Rottweil und zahlreicher Festgäste wurde gestern im benachbarten Marsch al­le nzi mmern das an der Straße nach Weiden ge­legene neue Schulhaus feierlich feiner Bestimmung übergeben.

st Oberndorf, 2. Nov. Unter eigenartigen Um­ständen wurde das neue, aufs modernste eingerichtete Schlachthaus seiner Bestimmung übergeben. Unter Vorantritt der Stadtmusik zogen nachmittags halb 4 Uhr die bürgerlichen Kollegien, die Staats- und städtischen Beamten rc. nach dem neuen Gebäude, das darauf mit den üblichen Reden seiner Bestimmung übergeben wurde, die Hauptinteressenteu aber die Metzger fehlten bei dem festlichen Akt, weil sie anscheinend bei der Einladung nicht genug be­achtet worden waren. Auch bei dem nachfolgen­den Festessen glänzten die Metzger durch gänzliche Abwesenheit. . Da in dem neuen Schlachthaus erhöhte Gebühren erhoben werden, herrschte in dem alten Schlachthaus noch ein sehr lebhafter Betrieb- da sich die Metzger anscheinend auf längere Zeit eindecken wollten. Uebrigens werden die Metzger auch bei erhöhten Gebühren auf ihre Rechnung kom­men, haben wir hier doch Fleischpreis-e, die sich de­nen der Großstadt würdig an die Seite stellen. Und dabei klagen die Bauern über schlechten Viehabsatz.

st Nürtingen, 2. Nov. Heute nachmittag ent deckre der Feldschütz in einem Fel-Häuschen die mit Blut bespritzte Leiche des l 5jährigen Bäckerlehr­lings Karl Noll aus Alt-Oberndorf. Die sofort ange-- stellte Untersuchung ergab, daß der Bäckerlehrling von seinem l 6jährigen Mitlehrling Albert Schemm aus Oberndorf am letzten Sonntag erschossen und mit einem großen Stein, der neben der Leiche lag, vollends totgef chlagen wurde. Der ju­gendliche Mörder, der sich im Geschäft nichts von seiner Tat anmerken ließ, ist geständig. Die Mo­tive liegen noch im Dunkeln.

st Stuttgart, 2. Nov. Ein gestern nachmittag beim Ueberschreiten der Kreuzung von Friedrich- und Schloßstraße von einem Straßenbahnwagen zu Boden geschleuderte Mann ist der stellenlose Arbeiter Friedrich Kaiser. Er hat im Katharinenhospital das Bewußtsein nicht wieder erlangt und ist nachmittags halb 5 Uhr seinen schweren Verletzungen erlegen.

j! Stuttgart, 2. Nov. Dem von Stadtdekan Oberkonsistorialrat Keeser aus der Diözesansynode der Stadt Stuttgart erstatteten Jahresbericht ist

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