«rusgegMigenem Streik der ledige Fuhrrnann B. von Nagold von einem l8jährigen Ichreinergesellen in den Micken gestochen. Die Verletzung ist nicht unbedenklich.

ij Schopsloch, OA. Freudenstadt, 81. Oktbr» Drei in häuslicher Gemeinschaft lebende Geschwister sollten Erbschafissteuer bezahlen, weigerten sich aber dessen, da der Staat von ihnen kein Geld brauche und erklärten auch, überhaupt nichts zu besitzen. Der Ortsvorsteher sah sich daher genötigt, in Be gleitung des Landjägers und Polizeidieners diese Angaben auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Und das Resultat war: In einer alten Truhe auf der Bühne fanden sich l SO Mark in Gold, ein Sparkasfenschein über l 800 Mark Einlage, sowie ein altes Buch, zwi­schen den Blättern mehrere Hundertmarkscheine ent­haltend lind ein netter Posten Wertpapiere. Der württ. Staat wird daher vermutlich in diesem Fall zu seinem Gelbe kommen.

!j Rottweil, 3l. Okt. Das Schwurgericht hat den früheren Unterlehrer in Balingen, Herm. Bader wegen fünf Verbrechen gegen die Sittlichkeit und einem Verbrechen der Notzucht zu 2 Jahren und 0 Monaten Gefängnis und zum Verlust der bür­gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Iah ren verurteilt. Drei Monate Untersuchungshaft wer­den angerechnet. Bader hat sich an 9 bis l Ojähr. Mädchen seiner Schulklasse vergangen.

- st Mrchheim, 8 l. Okt. In Schlierbach war beim Ortsvorsteher dieser Tage ein Dienstmädchen eingetreten, das ein epileptisches Leiden verschwie­gen hatte. Nun bekam gestern früh beim Aufstehen das Mädchen einen Anfalls es fiel mit der Erd öllampe um, das brennende Oel floß auf dem Bo den umher und setzte auch die Kleider des Mäd chens in Brand. Zufällig kamen gleich Erwachsene dazu und beseitigten jede Gefahr, sonst wäre das Mcchchen elend verbrannt u. auch eine große Feuers drunst unausbleiblich gewesen.

> st Stuttgart, 31. Okt. In der gestrigen Ver­sammlung des Reichsverbandes gegen die Sozialde­mokratie kam es nach dem Vortrag des Verbands Vorsitzenden, Generalleutnant z. D. und Reichs tagsabgeordneter v. Liebert, zu heftigen Lärm- szenen, die ungefähr dreiviertel Stunden lang fast ununterbrochen dauerten und in einen furcht baren Skandal ausarteten. Eingeladen waren nur national u. monarchistisch gesinnte Männer, aber das Thema des Redners:Warum und wie bekämpfen wir die Sozialdemokratie?" hatte viele Sozial­demokraten in den Stadtgarten gelockt. Bald nach­dem v. Liebert geendet hatte, entstanden in der nunmehr beginnenden Diskussion Schwierigkeiten, da der Arbeiter Kummer behauptete, ein Zuhörer habe ihn einen Lügner beschimpft, was dieser bestritt. Da aber Kummer sich nun in Ausfällen gege« den Ver­band erging, wurde ihm das Wort entzogen. Er weigerte sich und wurde auf das Hausrecht auf­merksam gemacht. Die nur: folgenden Ereignisse überstürzten sich so, daß sie nicht mehr genau zu über­sehen waren und eine eingehende und zuverlässige Berichterstattung unmöglich machten. Es wurde ge- vsifien, gejohlt, Lärminstrumente aller Art ertön­ten und die Arbeitermarseillaise wurde dazwischen laut Die andere Partei sangDeutschland, Deutsch­land über alles." Mehrere Redner versuchten zum Wort zu kommen, wurden aber völlig überköni. Be­sonders laut gellten fortwährende Pfuirufe durch

welcher Seite sie ausgingeu und gegen wen sie ge richtet waren. Schließlich stellte die Polizei die Ruhe wieder her. Einige Ruhestörer wurden ausgeschrieben.

st Obcrtärkeim, 3l. Olt. Das 14 Monate alte Kind einer hiesigen Eisenbahnbeamtenfamilie machte sich, während sicb die Mutter aus kurze Zeit ans dem Zimmer entfernt hatte, am Ofen zu schaffen. Durch heraiisfallende Funken fingen die Kleider des Müdes Feuer und verbrannten vollständig. Wenige Stunden später ist das Kind seinen schweren Wun­den erlegen.

st Crailsheim, 3l. Okt. Die Deutsche Partei hat als Kandidaten für die Landtagsersatzwahl gegen den Bauernbund, der das Mandat bisher inne hatte, den früheren hiesigen Oberamtmaun und jetzigen Regierungsrat in Ellwangen, Reusch, ausgestellt, der aber die Kandidatur nicht, wie behauptet wird, bereits angenommen, sondern ihre Annahme nur dann in Aussicht gestellt hat, wenn sie ihm auch von der Volkspartei angetragen werde. Die So ziäldemokratie hat den Genossen Fr. Beinkämpeu als Kandidaten ausgestellt.

>! Crailsheim, 31. Okt. Die Gullmannsche Säg mühle in Wallhauseu ist hellte nacht bis auf den Grund niedergebrannt.

st Mnn verfingen, 3l. Okt. Infolge vorzeitiger Weichenstellnüg entgleiste der um halb ! Uhr fäl­lige Güterzug voll Sigmaringen nach Ulm im hie sigen Bahnhof. Das Hauptgleis war längere Zeit gesperrt und mehrere Züge erlitten beträchtliche Verspätungen. Ein Bremser fiel von einem um stürzendeu Wagen und wurde leicht verletzt. Der Materialschaden ist ziemlich beträchtlich.

st Friedrichshafen, 3l. Okt. Der in den Besitz der Militärverwaltung übergegangeueL. Z. 9" wird von 13S auf 140 Meter verlängert, da noch eine weitere Gaszelle zur Erhöhung seiner Trag­fähigkeit eingebaut werden soll. Es ist dies um so leichter möglich, als das Luftschiff die gestellten Geschwiudigkeitsforderllugen bedeutend überschritten hat.

Aus den Gerichtssälen.

st Stuttgart, 31. Okt. Vor dem Schwurgericht gelaugte Heine' nachmittag der Prozeß gegen den Redakteur desWahren Jakob", Berthold Heymaun, wegen Vergehens gegen Paragraph 184 Str. -G.-B,' zur Verhandlung, der schon einmal anberaumt ge­wesen war, aber wegen der Immunität des Ange­klagten als Landtagsabgeordneter vertagt werden mußte. Unter Anklage standen S Bilder in der im vorigen Jahr erschienenen Katholikennnmmer des ^Wahren Jakob", von denen eines die Affäre des Pfarrers Schnürer in Kälbermoor zum Gegenstand hat. Der Staatsanwalt beantragte eine Geld­strafe von 600 Mark. Das Gericht erkannte auf eine solche von 3<io Mark. Bei der Strafbemessung wurde berücksichtigt, daß den Abbildungen wahre Begebenheiten zu Grunde liegen.

Aus dem Reiche.

* Mannheim, 31. Okt. In Viernheim ist in vergangener Nacht die Dampfsägerei von Gebr. Brechtel niedergebrannt. Es herrscht großer Was­sermangel. Der Schaden soll über ! 00 000 Mark betragen.

Fuhrwerk

strecke Carnap-Bottrop wurde ein Eisenbahnzug erfaßt. Der Kutscher und zwei Pferde wurden sofort getötet. Das Unglück ist dadurch ent­standen, daß der Kutscher den Bahnkörper wider­rechtlich befahren hatte.

h Berlin, 3l. Okt. Die Reichstagskommissron für die P ri v a tb e amten v ers i che r u n g beschloß einstimmig, die freiwillige Fortsetzung der Ver­sicherung schon nach Entrichtung von sechs statt nach sechzig Monatsbeiträgen zu ermöglichen. Zur Verhinderung einer Ausnutzung des Gesetzes wurde bei Paragraph 47 beschlossen, daß mindestens sechzig Beitragsmonate auf Grund einer Versicherungs- Pflichtigen Beschäftigung zurückgelegt sein müssen. Sind weniger versicherungspflichtige Beitragsmvnate nachgewiefen, so erhöht sich die Wartezeit beim Rüh- geld und bei den Hinterbliebenenrenten auf 150 Bettragsmonate. Paragraph 50 wurde dahin abgeän- dert, daß als Beitragsmonate auch die berufliche Fortbildung in einer staatlich anerkannten Lehr­anstalt gellen sollen. Nächste Sitzung Donnerstag.

Ausländisches.

st Wien, 31. Okt. Wie wir erfahren, hat Mi­nisterpräsident Krhr. von Gautsch auf Grund des heute nachmittag abgehaltenen Ministerrates die De­mission des Kabinetts dem Kaiser unterbrechet.

st Athen, 31. Okt. Die kretische Natio­nalversammlung ist sich nach mehreren gehei­men Sitzungen einstimmig über die Gefahr schlüs­sig geworden, die die Beibehaltung der gegenwär­tigen provisorischen Regierung auf der Insel mit sich bringen würde. Sie erachtet die Umstände für geeignet zur Ausführung des Votums der Bereini­gung mit Griechenland vom 24. September 1908 und behält sich vor. später über die Mittel, die die Ausführung des Votums sicherstellen,^ zu ent­scheiden.

st Algier, 3l. Okt. Heftige Regengüsse und Ueber- schwemmungen haben die Telegraphen- und Eisen­bahnverbindungen im Departement Algier unter­brochen. Zahlreiche Grundstücke stehen unter Was­ser. In Maison-Carree, Rovigo und Haman Meluan sind mich viele Personen umgekommen.

* Newhork, 3l. Okt. Die Regierung zeigt die Auffindung ausgedehnter Kalifelder an. Regie­rungsbeamte prophezeien das Ende des deutschen Monopols. Der Kabinettssekretär des Ackerbau- devartements,, Wilson, teilte mit, das Departement entdeckte im Gebiet der Weststaaten Kalilager von solcher Mächtigkeit,, daß sie den Gesamtbedarf der Vereinigten Staaten decken könnten. Die Oertlich- keit ist nicht näher angegeben.

Der Memsch-Mische Krieg.

* Mailand, 31. Okt. Eine Meldung desCvr- riere della Sera" bestätigt, daß die Zahl der ita­lienischen Verwundeten in den Kämpfer! bei Tri­polis größer ist als der offizielle Bericht angibt. Das Blatt berichtet nämlich, daß schon allein das HospitalschifsRegina d'Jtalia" gestern mit 350 Verwundeten in Palermo angekommen ist. Darun­ter befinden sich nicht weniger als 27 Offiziere. Der offizielle Bericht gab die Zähl der Verwundeten auf zusammen 158 Mann einschließlich 16 Offi-

Lessfructzl.

Erziehe dich frühzeitig zu kleinen, freiwilligen Entbeh­rungen, bekenne dich zu Gelöbnissen, deren Erfüllen dir nicht leicht wird, es sind gute Manöver für den Lebenskampf.

Ther je Grunert.

Bauern-Nvman von Pauk Hanke!.

Feindliche Höfe

(Fortsetzung.) (Nachdruck verbann.)

AIS Ser Kahlbauer io weit hergestellt war Satz er mis- gehen konnte, bestellte der Pfarrer ihn and den Lindenhof- bauer zu gleicher Zeit in die Pfarre and sie kamen beide kamen wirklich.

Auf dem Gericht waren sie wohl schon m einem Zimmer gewesen: aber m friedlicher Absicht, wie hier noch nirgends.

Der Pfarrer versuchte nicht mrl frommen Sprüchen und Ermahnungen auf die Gemüter der beiden Bauern zu wirken, sondern faßte die ganze Angelegenheit von der praktischen Seite an.

Er stellte beiden vor. datz sie nun arm und auch nicht mehr lung genug wären, uni wieder von vorn anzufangen. Es müßte jetzt ein vernünftiger Ausweg gefunden iverden. damit nicht beide zugrunde gingen. Die Liebe hätte diesen Ausweg angebahnt, und die Alten brauchten nun diesem »ur nachzuschreiten.

Fritz und Lene liebten sich und würden sich unter allen Umständen heiraten, wenn auch die Väter nicht ein» willigen würden. Wenn diese aber ihre Kinder nur em

klein wenig kleb hätten und Ja und Amen dazu sagten, dann wäre allen geholfen. Ein Paar brauchte nur einen Hof. und um diesen neu zu errichten, wäre der ganze Baufonds da, ohne datz mit Schulden begonnen zu werden brauchte. Ein Teil der Äcker könnte verkauft oder ver­pachtet werden, um noch das etwa fehlende Bargeld zu schaffen, und Gottes Segen würde dann auch auf dem Neuerstandenen Hofe ruhen.

Bis ins kleinste erklärte der Pfarrer alles, um in keinem Mißtrauen zu erwecken: sprach auch von der Zu­kunft der Ellern und fröhlichen, freudvollen Tagen, schwieg dann und wartete auf die Entgegnung der Alten.

Diese hatten dagefeffen und allem ruhig zugehörl. doch keinen Blick miteinander gewechselt.

Eine Weile blieben sie noch stumm, dann aber brach der Kahlbauer das Schweigen und sprach: .Fritz ist mein einziger Erbe. Wie er sich bettet, so schläft er."

Hierauf der Lindenhofbauer: .Ich habe nur eme Tochter, and Fritz hat mir's Leben gerettet Mag sie ihm danken ich vermag es nicht."

Da« war dem Pfarrer fürs erste genug, denn oe>

den meisten kommt die Erkenntnis langsam, und dann tk es auch nicht ratsam, zu treiben.

Er entließ hierauf die Alten, die mit zehn Schritt Abstand zurück in den Gasthof gingen.

Groß war die Freude bei Fritz und Lene und den beiden Müttern, als der Pfarrer ihnen den Erfolg seiner Bemühung mitteitte, und nun ging es an ein fröhliches Bauen.

Nur in der strengsten Winterzelt ruhte das Handwerk. Und als dann im kommenden Sommer das Wohnhaus unter Dach und Fach war, da gab es im Dorfe ein glück­liches Paar, das nach der Kirche zur Hochzeit schritt.

DenEinhofbauer" nannten die Bauern den statt­lichen Bräutigam.

Schweigend hinter dem Paare schritten die beiden Erbfeinde. Gesprochen hatten sie noch nicht miteinander: aber als sie dann später sich gegenüber an der Festtafel

saßen und man das erste Hoch auf das Brautpaar aus- bracble. da stießen die Erbfeinde mit den Gläsern an und reichten sich über dem Tisch versöhnend die Hände.

Der Pfarrer, der oben an der Tafel laß. icmöste ein stilles Dankgebet zum Himmel und nickte dann nach der offenen Tür.

Draußen im Flur saß der alte Christian auf der neuen Treppe, die zum ersten Stockwerk führte, und der nickte auch und sprach oor sich hin:Der Haß ist be­graben! Dem Himmel sei ewiger Dank!"

Mit Hochzeitsgetäute enden die meisten Romane, und befriedigt klappt jeder das Buch zu.

Wohl endet auch dieser:Und Hans freite öre Grete", wenn sie auch Fritz und Lene hießen: aber dennoch soll die» nicht der Schluß sein.

Es wäre doch isltsam gewesen, wenn, man das große Schadenfeuer auf der Landgemeinde als etwas ganz Selbstverständliches hingenommen hätte. Gläubige Ge­müter mögen glauben und sich auch damit beruhigen, datz eine Brandfackel vom Himmel gefallen ist, um die feind­liche» Nachbarn zur Erlenntnis zu bringen, aber das Ge- rtchi und ein deutscher Staatsanwalt beruhigen sich damit nichk.

Das Feuer war angelegt. Das war gar kern Zweifel, aber vergeblich forschte man nach dem Brandstifter.

Kurz nach dem Brande fiel sogar der Verdacht ans den Lindenhofbauer, denn der Nachtwächter und auch einige Nachbarn hatten die Drohung des wütenden Bauern in jener Nacht gehört. Zuzutrauen ivar ihm in seinem Haß ja altes. Dem Staatsanwalt erschien diese Möglich­keit indessen mehr als zweifelhaft, da bei dieser Brand­stiftung das Gehöft des Lindenhofbauern in gleicher Ge­fahr stand, und der Verhaftsbefehl wurde daher wohl­weislich nicht ausgefertigt. Trotzdem ruhte das Gericht nickt und forschte fortgesetzt eifrig nach dem Tater und nahm die Verfolgung des Brandstifters mit voller.Krall