Die Ankunst weiterer Soldaten
langen eingetrossen. steht bevor.
Der „Secolo" meldet aus Neapel, daß dort das Schiff „Bosfoio" von Benghasi eingetrossen ist. Es hat 107 ausgewiesene Türken an Bord,, darunter Reschid Pascha und andere vornehme Türken, die von den Jungtürken aus der Türkei verbannt und nach Benghasi verschickt worden waren. Die italienische Regierung will sie nach Konstantinopel zu- rüctüringen lassen.
* Tripolis, 31. Okt. Seit gestern ist, abgesehen von einigen unbedeutenden Alarmierungen der Vorposten, nichts neues vorgekommen. Siebenhundert kürzlich gefangene Araber wurden an Bord des Dampfers „Minus" nach den Tremiti-Jnseln gebracht.
st Rom, 31. Okt. Der König hat dem Ministerpräsidenten Giolitti 100 000 Lire für die Familien der inl Kriege verwundeten und gefallenen Soldaten und die gleiche Summe dem Roten Kreuz übersandt. Banken, Sparkassen und andere Institute sowie Privatpersonen haben beträchtliche Summen zur Unterstützung der Familien der gefallenen und verwundeten Soldaten angewiesen.
! j Konstantinopel, 31. Okt. Das Kriegs minist e rium veröffen Nicht folgendes Telegramm des Kommandanten von Tripolis: In der Nacht vom 26. Oktober unternahmen Truppen und Freiwillige einen allgemeinen Sturm gegen die italienischen Stellungen, wobei sie die Verteidigungslinien der Italiener an einigen Punkten durchbrachen. Ein Teil der Angreifer drang durch die Palmenhaine durch bis zur Stadt. Unser rechter Flügle unterbrach nach heftigem längeren: Angriff alle Verteidigungslinien des Feindes, der zu- riickgeworsen wurde. Der Feind konnte dem grgen die Befestigungen von Said Mieri und Hani gerichteten Sturmangriff nicht standha lte n, räumte die L-tellu n.g und floh. Truppen und Freiwillige besetzten die Positionen und nahmen die Verfolgung der Flüchtigen aus. Der Feind erösfnete aus seiner Stellung hinter der Verteidigungslinie das Feuer mit Schnettsenergc schützen und Mitrailleusen und wurde hierbei von der in den Berschanzungen verborgenen Jufanterie unterstützt. Trotzdem legten die ottomani- jcben Truppen großen Mut an den Tag und brachten nur durch das Gewehrfeuer die Festungen zu Fall, auf denen dann die ot t o m anische Flagge gehißt wurde. Die Verluste des Feindes sind unbekannt. Die Türken hatten etwa vierzig bis sün- zig Tote und etwa hundert Verwundete.
Sie RmlntM j» Chm«.
* Peking, 31. Okt. Das Kaiseredikt über die Verfassung überträgt die Ausarbeitung des Versaf- fungsentwurfes dem Reichsausschusse. Das Edikt sagt schon jetzt Versammlungsfreiheit zu und verbietet den Prinzen des Kaiserhauses, den künftigen Kabinetten anzugehören.
* Kanton, 31. Okt. Der Vizekönig gab dem Verlangen des Volkes nach Erklärung der militärischen und finanziellen Unabhängigkeit der Provinz Kwangtung nach, verbot aber bei Strafe die Entfaltung der Unabhängigkeitsfahne. Die Läden'find überall geschlossen. Das Seezollgebäude, die Fahrzeuge der China Merchants Sieam Navigation Company und
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Drachen flagge nicht mehr. Neun fremde Kriegsschiffe befinden sich im Hafen. Bewaffnete Wachen patrouillieren an allen Landungsplätzen. Die Stadttore sind geschlossen.
st Kanton, 31. Okt. Die Drachen flagge ist überall wieder aufgezogen und der Geschäflsver kehr wieder ausgenommen worben.
Vermischtes.
§ Die Wiener Elektrizitätswerke lassen auf ihre Kosten elektrische Backösen bauen,, die den Bäk- kereien zur Verfügung gestellt werden sollen, damit die Herstellung der gesamten Backware auf elektrischem Wege erfolgen kann. Das Backen soll in dieser Form billiger sein, als mit Holz und Kohlen. Für die Elektrizitätswerke würde der Verbrauch vou Kraft zur Nachtzeit von großer Bedeutung sein.
8 Aprilscherz im Herbst. Genarrt wurden der Berl. Ztg. zufolge eine ganze Anzahl von Berlinern, denen „Ehrenkarten" für eine Freifahrt mit dem Zeppelinlustschiff „Schwaben" zugingen. Sie sollten eine Luftreise von zwei Stunden mit dem Ballon völlig umsonst unternehmen. Trotzdem die „Ehrenkarten" keine Unterschrift trugen, kamen die Gefoppten nicht aus den Gedanken- sich vorher von der Richtigkeit der Karte durch telephonische Anfrage zu überzeugen. Die enttäuschten „Ehrengäste" mußten unverrichteter Mnge wieder abziehen und suchen nun nach dem Anstifter des albernen Unfugs.
Handel und AerkeHr.
* Stuttgart, 31. Oktober. Dem heutigen Kartoffelgroßmarkt waren 150 Ztr. zugeführt. Preis 4,80 Mk. bis 6 Mk. per Ztr.
js Stuttgart, 31. Okt. (Schlachwiehmarkt.) Zugelrieder 283 Großvieh, 226 Kälber, 1153 Schweine.
Erlös aus H 2 Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual a) ausgemästete von 90 bis 94 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qua! a) vollfleischige, von 80 bis 82 Pfg., 2 Qualität b) älter« und weniger fleischige von 75 bis 79 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 92 bis 96 Pfg.. 2. Qualität b) fleischige von 88 bis 92 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere von 84 bis 88 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jungk gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringe« von 40 bis 50 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug, kälber von 96 bis 102 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 92 bis 96 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saug kälber von 84 bis 91 Pfg., Schweine 1. Quell, a) jung« fleischige 63 bis 65 Psg., 2. Qualität b) jüngere fette von 60 bis 63 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere vsn 56 bis 58 Psg.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der PreiSberichtSstelle des deutschen LandwirtschastSratS
vom 24. bis 30. Oktober 1911.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getteid« am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je »ach Qualität, wobei das Mehr (-st) bezw. (—) Weniger gegenüber der Borwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurt a. M. 212^/(—l Vs) 193(-s-2) 192 VZ-)
Mannheim 220(-) 195(—) 192Vs(-2he)
Straßdurg 220(—) 200(-st2Vs) 202Vs(-st3Vs)
München 232(—) 212(—) 193(-stl)
' Stuttgart, 30. Oktober. (Landesproduktenbörse. Die Berichte von Argentinien waren in abgelaufener Woche günstiger und hat sich deshalb die Stimmung auf dem Ge- treidemarkte wieder ruhiger gestaltet. Die amerikanischen Notierungen lauteten ebenfalls niedriger, während Rußland unverändert hohe Preise verlangt. Die Kauflust ist immer noch sehr schwach und wird von Mühlen und Handel nur der nächste Bedarf bedeckt. Inlandsware war eher teurer und rührt dies daher, weil schon große Mengen aus dem Markte genommen und anhaltend gute Nachfrage herrscht, da diese Weizen immer noch billiger sind als fremde. Aus heutiger Börse herrschte ruhige Stimmung und waren die Umsätze belanglos.
Weizen
Mark
württ.
22.25—22.75
fränk.
22.25—22.75
bayr.
22.75—23.25
Rmnänier.
23.50—24.00
Ulka
23.75—24.00
Saxonska
23.75—24.00
Azima
23.75—24.00
Laplata
23.25—23.50
Kernen
22.25—22.75
Dinkel Roggen Gerste württ.
. bayr.
, Tauber . fränkische „ Ungar, nom. Futtergerste Hafer württ. Mais Donau
Mark
15.50— 16.50 20.00—20.5» 21.00—21.50
22.50— 23.25
22.50— 23.00
22.50—23.00 24.-24.50
17.25— 17.50
19.-19.50
18.25— 18.75
Mehl mit Sack, Kassa mit 1 Prozent Skonto.
Tafelgries Mk. 34.— bis 35.—
Mehl 0 . 34.— bis 35.—
. 1 . 33.— bis 34.—
, 2 , 32.— bis 33 —
» 3 „ 30.50 bis 31.50
, 4 , 27.— bis 28.—
Kleie Mk. 13.— bis 13.50 (ohne Sack netto Kassa.)
Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altensteig.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckeret in Altensteig.
Ueberlinger Münfterbav-Lotterie Am 8. und
9. November ds. Js. findet unter jeder Garantie in Ueberlingen am See die zweite Ziehung der Lotterien zu Gunsten des Ueberlinger Münsters statt. Dieses, in vielen deutschen Bundesstaaten zugelassene Unternehmen für ein herrliches Baudenkmal hat überall eine freudige Ausnahme gefunden; Hunderttausende von Mark konnten und können noch an glückliche Gewinner ausgezahlt werden, während andererseits die Erhaltung des Ueberlinger Münsters,, jener markanten Erscheinung im Charakterbilde der ehemaligen freien Reichsstadt Ueberlingen, gesichert ist. Zum zweiten Male wird die Glücksgöttin ihren Segen ansstreuen; am 8. und 9. Novbr. ds. Js. werden wieder 155 000 Mark, darunter Hauptgewinne von 60000 Mark, 20000 Mark, 10000 Mark rc. ausgespielt werden. Im Inseratenteile sind einige Bezugsquellen genannt, bei denen die Lose noch zum Planpreise von Mk. 3.—, Porto und Liste 30 Pfg. extra, zu haben find.
Die Meinung eines asthmakranke» Arztes
über Apotheker Neumeica's Asthma-Pulver und Asthma- Cigarillos. Derselbe schreibt wörtlich:
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wieder aus. da auch in einem andern Dorfe der Landgemeinde vor kurzem ein großes Schadenfeuer angelegt worden war.
Der Brandstiftung dringend verdächtig war ichon lange ein Bettler, der sich auf der Landgemeinde zu damaliger Zeit heri!mgetr>eben hatte, dessen man aber nicht habhaft werden konnte. Er schien damals wie verschwunden.
Endlich faßte ma« ihn m Schlesien und transportiert« ihn nach dem zuständigen Gericht. — Es gab nun wieder un Dorfe viel Gerede, die schlimme Sache, die ein so gutes Ende gefunden hatte, wurde ivieder von allen gründlichst besprochen, und mancher wurde aus dem Dorfe als Zeuge vor Gericht geladen.
Der der Brandstiftung verdächtige Betliei war un Grunde 1 eines Herzens ein harmloser Mensch, der nur die Arbeit scheute und daher das Betteln zu seinem Handwerk gemacht hatte. Es hatte aber keinen goldenen Boden, denn dem alten Burschen ging es zwölf Monate im Jahre recht schlecht. Mil den Jahren hatte er sich aber daran gewöhnt und schien belchlossen zu haben, auch als Bettler zu sterben
Es stand somit um den Betreffenden ichtimm, und er wäre nach der letzten Verhandlung aut triftige Indizienbeweise als Brandstifter verurteilt worden, wenn er nicht noch eine Ausrede gebraucht hätte, die sine neue Verhandlung unbedingt erheischte.
Der Bettler gab nämlich an. daß er die bewußte Nackt in: Armenhauie bei dem alten Schäfer zugebracht habe
Christian erhielt daraufhin eine Zeugenvorladung zum nächsten Termin. Da er nun nicht lesen konnte, ging er mit dem amtlichen Schreiben zum Pfarrer, der ihm aber das schöne Juristendeutsch erst in das landesübliche Idiom übersetzen mußte, ehe er es verstand.
Der Pfarrer batte mit dem Greise Mitteid, der mit Amen beinahe hundert Jahren zum erstenmal in seinem Leben vor Gericht geladen wurde und kür den die
Wanderung und selbst die Wagenfahrt zur Stadt gesundheitlich unmöglich war. Er beschloß daher zu versuchen, die Vorladung rückgängig zu machen, den Alten selbst zu vernehmen, die Aussage auf seinen Diensteid zu nehmen und sie dem Gericht einzusenden.
Er fragte daher den alten Christian, ob er den bewußten Bettler kenne, was der Greis bejahte. Die andere Frage aber, ob der Bettler in der Brandnacht bei ihm im Armenbciwe geschlafen habe, wurde entschieden verneint.
„Nun", sagte darauf der Pfarrer, »dann ist die Schuld des Angeklagten bewiesen, und er wird als Brandstifter verurteilt werden."
Christian sah Sen Pfarrer eine Weile an. schüttelte mit dem Kopfe und wankte aus dem Zimmer.-
Schluß folgt.
8 00 Millionen Mark für Schundliteratur. Nach den jüngsten Ermittelungen über den Umsatz, der im Jahre 1908/09 in Deutschland mit Schundliteratur erzielt wurde, sind der „Rheinisch-Westfälischen Ztg." zufolge insgesamt rund 60 Millionen Mt; für Schundliteratur und Kolpvrtageromane schlechterer Art ausgegeben worden. In der Hauptsache handelt es sich um Detektiv-Romane nach dem Muster der amerikanischen Verbrecherliteratur. Neben ihnen spielen die Räuberromane eine große Rolle. Die Schundliteratur wird überhaupt alljährlich durch irgendwelche sensationelle Fälle angeregt, die ans kriminalistischem Gebiete spielen und die Oefffent lichkeit in hohem Grade beschäftigen. Die schlechte Wirkung des Textes wird noch durch schlechte Illustrationen aufregendster Art erhöht. Manche derartige Romane haben Auflagen von 100 bis 150 000 Exemplaren erlebt. Das Schlimme dabei ist, daß aller Kampf gegen diese „Literatur" nichts genutzt
zu haben scheint. Im „Verein Berliner Bolksschul- lehrerinnen" wurde nämlich jüngst von Lina Thom- men .mitgeteilt, daß im Jahre 1907 die Summe von 50 Millionen Mark für schlechte Bücher aufge- wendet worden ist. Der Betrag hat sich also in den letzten zwei Jahren noch beträchtlich erhöht,
trotzdem der Volksbund zur Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild ebenso wie die Lehrervereine und der Zentralverein für Jugendfürsorge energische Schritte zur Bekämpfung der Schundliteratur «estgriffen haben. Hier können also nur die be
vorstehenden reichsgesetzlichen Maßnahmen Mandern ng schaffen. i
8 Wirtschaftspolittscher Kater. Im „Simplizissimus" veröffentlicht Ratatöskr folgende zeitgemäße Strophe:
Das Kalb, der Ochse und das Schwein Verlieren das reale Sein.
Bald kann sie niemand nimmer sehn.
Sie flieh'n ins Wahnreich der Ideen. .
Gebraten teils, zum Teil auch blau '
Erscheint nunmehr der Kabeljau.
Wir öffnen ihm mit düstrer Miene Die innren Leibesmagazine.
Ein Weilchen noch, und sieh, es deckt Der Hering, welcher sauer schmeckt,
Den Fleischbedarf von Köln bis Polen.
— Ganz Deutschland lebt dann von Symbolen.
Sei» Staadpunkt. Arzt: „Nun, wie stellen Sie sich zum Alkohol, Herr Huber?" — „Da stell' ich mi überhaupt , nöt, da sch' i mi halt dazu!"