Pflasterung beauftragte Pflästerermeister verpflichtete sich, wenn ihm die Fertigpflasterung vor dem landwirtschaftlichen Fest nicht gelingen sollte, die Pflasterung auf alle Fälle dann provisorisch herzustellen. — GR. Schlatterer beantragt, erst im Frühjahr zu pflastern, bei besserem Wetter. Weil wir im Herbst gepflastert hätten, darum sei das Pflaster der Stadt so schlecht. — Dem hält ER. Bäuchle gegenüber, daß es z. B. dieses Jahr bezüglich der Witterung gleichgültig sei, ob man jetzt erst pflastere oder dies schon im Frühjahr getan hätte. — GR. Dreist bemerkt, datz wir jedenfalls darum kein haltbares Pflaster hätten, weil bisher ohne Vorlage gepflastert worden sei. Er ist, weil er sich selbst von dem unhaltbaren Zustand der Fahrbahn beim Oberamt überzeugt hat, nachdrücklich für sofortige Neupflasterung. — GR. Hippelein wäre nur bei absoluter Ünerlästlichkeit dafür. — Nach Auffassung von GR. G. Wagner kann die Fahrbahn, so wie sie jetzt ist, unmöglich belassen werden. Schließlich wird ein Antrag von ER. G. Wagner angenommen, die Pflasterung sofort in Angriff zu nehmen, ehe die Granitpflasterung über kurz oder lang doch komme. Der Antrag wird angenommen, nach dem GR. Schlatterer seinen zurückgezogen hatte. — Eine Reihe von Lieferungsverträgen wird genehmigt. — Vom Bezirksrat genehmigt wurde das Konzessionierungsgesuch auf die Wirtschaft zur „Krone" durch Koch Lutz (hier) unter Ansatz einer Sportel von 100 — Die B e-
zirkskrankenkasse kündigt ihre von der -Stadt gemieteten Räume auf 15. Dezember. — Vom Stadtbauamt liegt ein Bericht über den baulichen Zustand der Turnhalle vor. Die beanstandeten Mängel, sowohl die baulichen als auch die an Geräten, werden behoben werden; letztere entsprechend den ministeriellen Vorschriften. — Die Vereinigten Deckenfabriken, A.-G., sind damit einverstanden, daß über die Zeit des landwirtschaftlichen Vezirksfestes die Leinenbrücke mit leichten Fuhrwerken befahren werden darf. — Mit Rechnungssachenberatung usw. endete die Sitzung.
X Künstliche Trocknung von Gras. Färbereibesitzer Schoenlen (hier) hat mit dem Trocknen von Gras in seinem Trockenapparat für Baumwolle einige Versuche unternommen, die über Erwarten gut gelangen; er bekam durch diese Art Trocknung aus frisch von der Wiese gemähtem Gras in kurzer Zeit gut getrocknetes Oehmd. Der betreffende Dampftrockenapparat, den Herr Schoenlen in seinem Betrieb beschäftigt, trocknet an einem Tage 30 Zentner Baumwolle; für Trocknung von Gras benützt, dürfte sich an einem Tag also eine ansehnliche Menge schönen Oehmds „Herstellen" lasten. Da die Sonne dieses Jahr unser Landvolk so bedenklich im Stich läßt und auf sie aber auch gar keine Verläßlichkeit gewesen ist, so bleibt nichts übrig, als ihr, wo angängig, ins Handwerk zu pfuschen. Wo das auf die angeführte solide Weise geschehen kann, sollte es der Bauer nicht versäumen, zu tun.
b. Bahnsteigsperre. Nachdem nun die Durchführung der Bahnsteigsperre in Württemberg beendet ist, indem die Nebenbahnen von der Einrichtung befreit bleiben, läßt sich jetzt die Sache bester beurteilen. Während anfänglich beim Publikum ein großer Widerstand gegen die Neuerung bestand, hat man sich jetzt mit der Neuerung eher ausgesöhnt, nachdem
man sieht, daß dadurch das reisende Publikum beim Gang nach und von den Zügen nicht mehr durch die früheren Bahnhofbummler aufgehalten wird. Dagegen beklagt man sich an manchen Orten, insbesondere auch in Stuttgart, über die zu engen und unbequemen „Fallen", durch die man sich hindurchwinden muß und an manchen Orten sind in absehbarer Zeit Umbauten der Sperren unumgänglich notwendig. Von diesen Unstimmigkeiten abgesehen, bedeutet aber die Bahnsteigsperre für die Verwaltung einen vollen Erfolg. Der Fahrdienst wurde hierdurch erleichtert, die Betriebssicherheit erhöht und den Kosten der Einrichtung der Bahnsteigsperre mit 1 640 000 -1l steht zunächst eine jährliche Einnahme aus Bahnsteigkarten von rund 100 000 -11 gegenüber. Die Zahl der Schaffner aber konnte seit 1905/1906, wo sie noch 410 betrug, vermindert werden, während andernfalls der zunehmende Zugsverkehr eine Vermehrung erfordert hätte. Sie beträgt jiXt noch 355 und die Bahnsteigsperre hatte also mindestens eine Ersparnis von heute 100 Schaffnern mit etwa 160 000 -il jährlichem Gesamteinkommen zur Folge. Der Aufwand für die Bahnsteigsperre rentiert demnach recht gut.
8cb. Mutmaßliches Wetter. Der Hochdruck lagert jetzt mit 770 mm über Großbritannien. Die Depressionen haben sich teils aufgelöst, teilweise sind sie nach Nordosten abgewandert. Der Hochdruck konnte infolgedessen seinen Einfluß ausdehnen. Immerhin läßt seine Stellung noch nicht mit Sicherheit eine dauernde Besserung des Wetters erwarten und es ist für Samstag und Sonntag, wenn auch in der Hauptsache trockenes, so doch immernoch mehrfach trübes Wetter in Aussicht zu nehmen.
s. Ziehung. Bei der gestrigen Ziehung der Ebinger Geldlotterie zugunsten der Fohlenweide fiel der Hauptgewinn von 10 000 -4k auf Nr. 21 923, der zweite Gewinn von 5000 auf Nr. 66 585, der dritte Gewinn von 2000 auf 52 339 -11, 1000 -11 fielen auf 43 227, je 500 -Ä auf 36 983, 15 409. (Ohne Gewähr.)
)( Weilderstadt, 12. Sept. Die am Dienstag über ihre Ufer getretene Würm hat auf verschiedenen Wiesen Oehmdgras fort, zum Glück ist noch nicht viel gemäht. — Die Hopfenernte geht sehr langsam voran infolge des andauernd schlechten Wetters. Das Trocknen macht große Mühe, infolgedessen geht in dem Hopfen noch kein richtiger Handel, da die Ware nicht sackbar ist. — Die Nachfrage nach Stroh ist wirklich wieder größer, da mancher Landwirt noch nicht weiß, ob vom Oehmd noch etwas zu retten ist.
Altensteig, 13. Sept. Unterhalb des früher Bäcker Walkerschen Hauses in der oberen Stadt ist ein umfangreicher Teil der Stadtmauer eingestürzt. Die Heu- und Schuttmassen fielen in den Garten des Apothekers Schiler und richteten dort an Spalierbäumen und Gemüsen beträchtlichen Schaden an. Der Einsturz scheint eine Folge des vielen Regens bezw. einer verstopften Dohle zu sein.
Herrenberg, 12. Sept. Mit Rücksicht auf die Fleischnot hat auch die hiesige Stadtverwaltung in anerkennenswerter Weise einen Seefischmarkt eingerichtet. Heute wurden der erste Versuch gemacht mit zwei Zentnern Schellfische. Wie dankbar die Einrichtung vom Publikum ausgenommen wurde,
beweist der Umstand, daß etwa eine halbe Stunde nach Beginn des Verkaufs zu 24 Pfg. pro Pfund alles ausverkauft war. Auch die Metzger werden der Einrichtung Lob zollen müssen, denn sie klagen ja immer, daß sie bei den derzeitigen hohen Viehpreisen „nichts verdienen", sondern noch „drauf zahlen" müssen.
Horb, 12. Sept. Der Bezirksverein für Natur- und Heimatschutz ließ die Ruine Staufenberg im Lutinger Tal an der Bahnstrecke Horb—Eutingen renovieren. Außer dem Besitzer der Ruine, Graf Schenk von Staufenberg, der 200 dazu beigetragen hatte, spendete der Schwäbische Albverein weitere 200 -K, der Württ. Schwarzwaldverein 300 und der Staat 400 -H.
Württemberg.
Die Körperschaftswaldungen Württembergs.
Die Gesamtwaldfläche der Körperschaften betrug 195 710 Hektar oder rund 65 270 Morgen. Davon entfällt die größte Bestandziffer auf den Hochwaldbetrieb mit 176 656 Hektar, im Mittelwald werden noch 18 726 Hektar bewirtschaftet, und zwar meist im Unterland, doch sind auch hier in der letzten Zeit verschiedene Gemeinden zum Hochwaldbetrieb übergegangen. Als Niederwald sind nur mehr 328 Hektar behandelt. Die Holznutzungsergebnisse betragen im Durchschnitt der fünf Jahre 1906 bis 1910 beim Hochwald im ganzen an Hauptnutzung 611110 Festmeter, wovon auf Stammholz 344 407 Festmeter, auf Dsrbftangen 2534 Festmeter, und auf Beigholz 264169 Festmeter entfallen. Durchschnittlich betrug 1 Hektar Hochwaldfläche an Hauptnutzung 3,5 Festmeter. Die Durchforstungsfläche betrug 8558,5 Hektar, mit einem Gesamtanfall von 116 235 Festmeter Derbholz oder einem Durchschnittsanfall auf das Hektar von 4,1 Festmeter. An Reisig fielen im Hochwald 58183 Wellenhundert an. Die Mittelwaldnutzungsfläche war 806,5 Hektar mit 30 091 Festmeter, Derbholz, worunter 11290 Festmeter Stamm- und Stangenholz und 18 801 Festmeter Beigholz. 1 Hektar Mittelwald brachte 1,6 Festmeter durchschnittlich. 12190 Reisigwellenhundert fielen im Mittelwald an. Im Niederwald werden nur 21,4 Hektar genutzt mit einem Anfall von 239 Festmeter Derbholz und 531 Wellenhundert Reisig. Reinigungshiebe wurden auf 7013,3 Hektar vorgenommen. Außerdem fielen noch 3637 Zentner Gerbrinde in den Körperfchaftswaldungen an. Als Kulturen wurden im Hochwald 127,1 Hektar angesät und 20 139 000 Pflanzen gesetzt, im Mittelwald 5,5 Hektar angesüt und 921000 Pflanzen gesetzt und im Niederwald 16 000 St. gepflanzt. Bewirtschaftet werden die Körperfchaftswaldungen durch 145 staatliche Forstämter. Körperschaftsreviere gibt es 25, darunter zum Teil recht große, wie Baiersbronn mit 2599 Hektar, Freudenstadt mit 2402 Hektar, Rottweil mit 2232 Hektar, Teinach mit 2024 Hektar, Spital Hall mit 1959 Hektar, Viberach mit 1842 Hektar, Altensteig mit 1815 Hektar, Sindelfingen mit 1609 Hektar. Dem Besitz nach sind die Körperschaften beteiligt im Schwärzwald mit 46426 Hektar, im Unterland mit 67 340 Hektar, im Nordostland mit 9873 Hektar, auf der Schwäbischen Alb mit 65 381 Hektar, und in Oberschwaben mit 6690 Hektar. An der Spitze der Verwaltung der Körperschaftswaldungen steht die Körperschaftsforstdirektion.
gekommen war, und bei dessen Anwesenheit sie immer das Zimmer hatte verlassen müssen, in ihm zu erkennen. .
Neugierig endlich, einmal zu hören, was dreier Mann bei dem Vater zu tun habe, schloß sie ihre Augen wieder fest zu; denn es war ihr wahrscheinlich, daß ihr Vater sie nur im Zimmer ließ, weil er sie für fest eingeschlafen hielt. Der Mann erzählte von einem Fräulein, die über eine gewisse Nachricht untröstlich sei. Sie habe den fremden Mann gebeten und gefleht, nach Hardt zu gehen und Nachricht einzuziehen, sie habe geschworen, wenn er nicht gute Nachricht bringe, ihrem Vater alles zu sagen und zur Pflege de? Kranken selbst zu kommen. Solches hatte der Lichtensteiner heimlich gebrochen; der Vater hatte darauf das Fräulein beklagt, hatte dem Boten den ganzen Zustand des Kranken geschildert und versprochen, daß er, sobald sich der Kranke gebessert habe, selbst kommen werde, um dem Fräulein diesen Trost zu bringen. Der fremde Mann hatte sodann dem Kranken ein Löckchen von seinen langen Haaren abgeschnitten, es in ein Tuch geschlagen und unter dem Wams wohl verwahrt; darauf war er, vom Vater geführt, aus der Stube gegangen, und kurz nachher hörte sie ihn bei Nacht und Nebel wieder wegreiten.
Diese Begebenheit hatten die vielerlei Geschäfte der folgenden Tage bald wieder aus dem leichten, jugendlichen Sinn der Tochter des Pfeifers von Hardt verdrängt, sie erwachte aber jetzt aufs neue, aufgeregt durch das, was Bärbels durchs Küchenfenster gesehen hatte. Sie wußte, daß der Ritter
von Lichtenstein eine Tochter habe, denn die Schwester des Spielmanns war ja ihre Amme. Und dieses Fräulein mußte es wohl sein, die den Lichtensteiner Knecht gesandt habe, um sich so angelegentlich nach dem Kranken zu erkundigen, die sogar selbst kommen wollte, um ihn zu pflegen.
Alle Sagen von liebenden Königstöchtern, von Rittern, die krank in Gefangenschaft gelegen und von holden Fräulein errettet wurden, alles, was über dieses Kapitel jemals in der traulichen Spinnstube erzählt worden war — und es gab viele „grausige" Geschichten hierüber — kam ihr in das Gedächtnis. Sie wußte nun zwar nicht, wie es mit der Minne so vornehmer Leute beschaffen sei, aber sie dachte, es werde dem hohen Fräulein wohl ungefähr ebenso ums Herz sein, wie den Mädchen von Hardt, wenn sie an einen schmucken Burschen von Oberensingen oder Königen ihr Herz verschenkt haben. Und in dieser Hinsicht kam ihr das Verhältnis, dem sie in Gedanken nachspürte, gar reizend vor, besonders dachte sie sich den Schmerz des Fräuleins auf ihrer fernen hohen Burg recht grausam und rührend, wie sie nicht wisse, ob ihr Schatz lebendig oder tot sei, wie sie nicht zu ihm könne, um ihn zu sehen und zu pflegen.
Sie wußte ein Lied, das man oft im Lichtkarz sang; es hatte eine schöne Weise und kam ihr unwillkürlich auch jetzt in den Sinn; es hieß:
„Wenn i im Bett lieg' und bin krank.
Wer führt mir mein Schähle zum Tanz? —
Und wenn i im Grab lieg' und faule.
Wer küßt no ihr Honigmaule?"
Tränen traten ihr in die sonst so fröhlichen Augen, als sie dachte, wie leicht der Junker seinem Liebchen hätte wegsterben können, und wie sie dann so einsam und ohne Liebe gewesen wäre, und doch war sie gewiß recht schön und eines vornehmen reichen Ritters Kind. Doch ist nicht der Junker noch viel schlimmer daran? dachte das gutherzige Schwabenkind weiter; dem Fräulein hat ja der Vater jetzt Nachricht von ihm gebracht, aber er, er wußte ja seit vielen Tagen kein Wörtchen von ihr; denn früher wußte er nichts von sich selbst, und seit er wieder ganz bei Leben war, konnte er auch nichts wissen; darum hatte er wohl die Binde, die er gewiß von ihr hatte, so beweglich angeschaut und ans Herz und den Mund gedrückt? Sie nahm sich vor, ihm zu erzählen, was in jener Nacht vorgegangen sei; vielleicht ist es ihm doch ein Trost, dachte sie.
Georg hatte bemerkt, wie die fröhliche Miene des spinnenden Bärbeles nach und nach ernster ae- worden war, wie sie über etwas nachzusinnen schien, ja er glaubte sogar eine Träne in ihrem Auge bemerkt zu haben. „Was hast du, Mädchen," sagte er, als die Muter gerade das Zimmer verlassen hatte; warum wirst du auf einmal so still und ernst und netzest ja sogar deine Fäden und Tränen?"
„Send denn Ihr so lustig, Junker?" fragte Värbele und sah ihm recht fest ins Auge; „i Han g'moint, es sei vorig ebbes aus Eure Auga g'rollt, was selle Binde dort genetzt Hot. Sell hent Er gewiß vo Eurem Schätzte, und jetzt tuet Jchs loid, daß Er et bei Er send."
(Fortsetzung folgt.)