Auf ein Forstamt entfallen durchschnittlich 13 Körperschaften mit 1164,33 Hektar in Staasbeförsterung stehenden Körperschaftswaldungen.
Stuttgart» 12. Septbr. Deutscher Pfarrertag. Der heutigen Hauptversammlung ging eine Festandacht in der Markuskirche voraus. Stadtpfarrer Mayer hatte seiner Predigt das Bibelwort: „Seid fleißig, zu halten die Einigkeit des Geistes" zugrunde gelegt. Die Hauptversammlung fand heute unter dem Vorsitz von Stadtpfarrer Deißmann statt. Begrüßungsansprachen hielten Stadtpfarrer Traub namens des Württemb. Pfarrvereins, im Aufträge des Kultministers Konsistorialpräsident Dr. v. Habermaas, welcher ausführte, daß trotz der verschiedensten Richtungen die evangelischen Christen wegen einiger vorhandener Differenzpunkte sich^ das Daseinsrecht in der Kirche nicht bestreiten lassen sollten. Der in Württemberg traditionelle versöhnliche Geist möchte sich auch über das ganze Reich ausdehnen. Für die Stadtverwaltung sprach Gem.-Rat Klein, für die Stuttgarter Pfarrer Oberkonsistorialrat Keeser, für die theologische Fakultät der Tübinger Universität Prof. v. Traub. Präsident v. Zeller hatte die Grüße der Landessynode schriftlich übermittelt und dabei auf die notwendige Einigkeit hingewiesen in einem Augenblick, da der Todfeind des Protestantismus ungestüm an die Türe des Reiches klopfe. Ueber das Jesuitengesetz sprach Stadtviarrer Traub (Stuttgart). Redner erinnerte an die Gegenreformation. Der Jesuitenorden wolle keinen konfessionellen Frieden. Bismarck habe seine Staatsgefährlichkeit richtig erkannt. Eine besondere Gefahr bilde der Orden aber für die Schule und die Wissenschaft. Gegen diesen Orden, der selbst eine Ausnahme sein will, müsse ein Ausnahmegesetz bestehen bleiben, er muß für das Reich und seine Kolonien ausgeschlossen bleiben. — Um den Eindruck der Rede nicht abzuschwächen, beschloß die Versammlung, von einer Diskussion Abstand zu nehmen. Hierauf wurde nachstehende von Stadtpfarrer Traub vorgeschlagene Resolution angenommen: „Der Deutsche Pfarrertag erklärt sich gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes, sowie gegen Umdeutung seines Sinnes, wodurch dem Jesuitenorden im Deutschen Reich freie Bahn geschaffen würde. Er bittet Bundesrat und Reichstag, nicht die Hand zu bieten, daß der. Jesuitenorden seine für den Frieden der Konfessionen, Schule und Staat gleich gefährliche Wirksamkeit in Deutschland wieder aufnehmen kann. Er ist im Blick auf die bestehende Gefahr umsomehr bereit, die wertvolle Arbeit des,Evangelischen Bundes und des Gustav-Adolf-Vereins eifrig zu fördern." — Gegen diese Resolution stimmten zwei Pfarrer. — Ueber Jugendpflege sprach Direktor Bauer (Ber- thelsdorf). Ueber die einschlägigen Verhältnisse auf dem Lande machte Prof. v. v. Wurster (Tübingen), über die in der Stadt Pfarrer Wüterich besondere Ausführungen. Es wurde schließlich eine Erklärung angenommen, in der die kräfige Förderung der evangelischen Jugendpflege für eine Pflicht der Pfarrer und Gemeinden erklärt wurde. Ueber die Gesangbuchfrage berichtete Pfarrer v. d. Heydt (Berlin). — Aus dem Kabinett des Königs war ein Danktelegramm eingelaufen, worin der König den Verhandlungen einen gesegneten Verlauf wünscht.
Stuttgart, 12. Sept. Ein jüngerer Mann ging in den letzten Tagen mit einem Wirt in der unteren Neckarstraße die Wette ein, fünf Pfund Heu mit sieben Eiern zu verzehren, wenn der Wirt ihm drei Flaschen Wein zahle, andernfalls sollten ihm die drei Flaschen Wein zur Last fallen. Das Mahl wurde folgendermaßen zubereitet: Fünf Pfund Heu wurden genau abgewogen, dann zu Asche verbrannt, die Asche verrieben und mit den sieben Eiern durcheinandergemischt und in der Pfanne gebacken. Der junge Mann ließ sich anfangs die sonderbare Speise gut schmecken, aber als er etwa die Hälfte verzehrt hatte, stellte sich „Sankt Ulrich" ein und der Rest der Speise blieb unverzehrt. Zu allem hin mußte der junge Mann selbstverständlich die drei Flaschen Wein zahlen und für den Spott brauchte er auch nicht sorgen.
Eßlingen, 12. Sept. Der Streik in der Vijou- teriefabrik Huttenlocher ist nach fünfwöchiger Dauer zu ungunsten des Metallarbeiterverbandes heute mittag beendet worden. Von der Firma wird morgen ein Teil der Arbeiter und von Montag ab der Rest des Gesamtpersonals wieder eingestellt.
Gmünd, 12. Sept. Die bereits gemeldete Rutschung in der Nachbarschaft von Schmidts Villa in der Salvatorstraße machte sich zuerst durch einen starken dumpfen Knall bemerkbar. Die etwa zwölf Meter lange und acht Meter breite Erdmasse, die sich von der Böschung auf die Straße hinabwälzte, drückte Wasserleitüngs- und Kanalisationsrohre ab. Auch eine Telephonstange senkte sich und Drähte rissen ab. Die Billa Schmidt ist nicht gefährdet. Man führt die Rutschung indirekt auf Abgrabunaen zurück, die die Bahnhofserweiterung mit sich gebracht
hatte. Zweifellos hat aber auch das Reaenwetter einen Teil der Rutschung verschuldet.
Göppingen, 12. Sept. Auch die Arbeitgeber in der Textilindustrie haben jetzt zu der Arbeiterbewegung Stellung genommen. In einer Erklärung heben sie hervor, daß die ihnen aufgezwungene Abwehr sich nur gegen die Mitglieder der freien Eewerk- schafen richte und daß Unorganisierte und anders Organisierte nicht getroffen werden sollten.
Buchau, 12. Sept. In dem gegen die Stadt wegen des Einsteinschen Vermögenszeugnisses anhängig gemachten Haftpflichtprozeß ist Termin zur Verhandlung auf den 15. Oktober anberaumt worden. Die Bank von Luzern, die Klage auf Erstattung von 12 000 -4t erhoben hat, hat als Vertreter Rechtsanwalt Grasselli in Ravensburg ausgestellt. Für die Stadt führt der Allgemeine Deutsche Versicherungsverein Stuttgart, wo elftere bis zur vollen Höhe des Betrages versichert ist, den Haftpflichtprozeß. Auf den Ausgang ist man sehr gespannt.
Aus Welt und Zeit.
Berlin, 12. Sept. Der Reichskanzler beschäftigte sich sogleich am ersten Tage nach seiner Ankunft mit der Frage der Fleischteuerung. Gestern fand in den Abendstunden eine Besprechung des Reichskanzlers mit dem Staatssekretär des Innern und dem preußischen Landwirtschaftsminister statt, über deren Ergebnis aber eine Auskunft bisher nicht erteilt wurde.
Dresden, 12. Sept. Der Rat hat mit einer dänischen Firma einen Vertrag auf umgehende Lieferung frischen Rindfleisches aus Dänemark und mit einer Hamburger Firma einen Vertrag auf Lieferung argentinischen Gefrierfleisches abgeschlossen.
Mügeln (Sachsen), 12. Sept. Der Kaiser weilte auch nachmittags im Manövergelände. Die südlichen Flügel der roten 2. und der blauen 5. Armee, die beiden sächsischen Korps, nämlich das 12. auf roter und das 18. auf blauer Seite, waren am Nachmittag aneinandergeraten und kämpften im Süden des Hubertusburgforstes, wo es um 4 Uhr zu einem Sturmangriff kam.
Duisburg, 12. Sept. Durch eine Schlagwetterexplosion auf der Zeche Westend in Duisburg-Mei- derich sind heute nacht fünf Bergleute getötet worden. Die Ursache der Katastrophe steht noch nickt fest.
Kiel, 12. Sept. Die Kornernte ist durch die beispiellos schlechte Witterung in Schleswig-Holstein zum großen Teil vernichtet. Die Klein- und Mittelbauern haben die Roggenernte unter Dach gebracht. Die Großgrundbesitzer sind sehr im Rückstände, bei ihnen stehen Hunderte Fuder Roggen noch auf dem Felde. Er ist fast wertlos und läßt sich vielfach nur als Dünger verwerten. Der Betrieb auf den adeligen Gütern ist schwerfällig, die trockenen Zwischenzeiten lassen sich nicht in der Weise ausnutzen, wie es den bäuerlichen Besitzern möglich ist. Dadurch erleidet das Nationalvermögen große Verluste. Weizen und Hafer stehen noch in großen Mengen draußen, da seit ihrer Reife nur einzelne trockene Tage geherrscht haben. Die Bergung dieser Kornarten wird allen Landwirten äußerst schwierig, teilweise unmöglich gemacht. Dabei Hatto Schleswig-Holstein eine seiner besten Ernten zu erwarten.
Wien, 12. Sept. Der heutigen zweiten feierlichen Versammlung des Eucharistischen Kongresses in der Rotunde wohnten, stürmisch begrüßt, der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand mit Gemahlin bei, außerdem zahlreiche Erzherzöge, Erzherzoginnen, der Herzog Robert von Württemberg mit Gemahlin, die Prinzessin Mathilde von Sachsen. Der Kardinallegat sandte an den Papst im Namen des Kongresses ein Huldigungstelegramm, in dem es heißt: Die Teilnehmer des Kongresses bitten den Erlöser inständig, daß er den Papst erhalten und ihn nicht in die Hände seiner Feinde übergeben wolle. Sie erbitten für den Kaiser, das Kaiserhaus und für alle demütigst den apostolischen Segen.
London, 12. Sept. Einige deutsche Geschäftsleute der City haben 1 Million Mark zur Erweiterung des deutschen Krankenhauses in London gezeichnet.
Zürich, 12. Sept. Die Witterungsberickte aus dem Juragebiete melden Schneefall bis auf 1000 Meter. Die Temperatur ist in La Chaux-de-Fonds auf Null gesunken. In der Zentralschweiz bat ^ch ebenfalls Schneefall bis auf 1000 Meter eingestellt. Auch hier ist die Temperatur in dieser Höhe völlig winterlich. Im Süden der Alpen ist die Witterung fortdauernd heiter und sehr milde. Die Temperatur erreicht morgens 12 Grad und mittags 22—24 Grad im Schatten. — Bei ungewöhnlich tiefer Temperatur herrscht in Tirol vollständiges Winterwetter. Die Schutzhäuser mußten zum größten Teil geschlossen werden. Der Schnee reicht bis tief in die Täler
hinab. Das Vieh mußte frühzeitig von den Almen getrieben werden. Die Landwirtschaft erleidet durch den Ausfall der Oehmdernte großen Schaden. Die Flüsse gehen sehr hoch. Bei Trient sind schwere Hagelwetter niedergegangen, die großen Schaden angerichtet haben.
Christiania, 12. Sept. Im nördlichen Norwegen wütet seit einiger Zeit unter den Renntieren die Pest. Die Seuche hat in Saltdalen bereits mehrere tausend Tiere dahingerafft. Auch in Schweden hat die Seuche bereits großen Schaden angerichtet.
Konstantinopel, 12. Sept. In Balat am Goldenen Horn ist gestern abend ein Brand ausgebrochen, der 35 Häuser zerstörte. — Die Friedensbesprechungen werden fortgesetzt. Die Pforte besteht auf Bedingungen, welche die nationale Ehre wahren. „Jeni Gazetta" erklärt in einem inspirierten Artikel, die Regierung werde niemals in Verhandlungen eintreten, die der Würde und den Interessen der Türkei zuwiderlaufen.
Newyork, 12. Sept. Hier ist heute der Anwalt Gibson verhaftet worden, der im Verdacht steht, eine junge Ungarin, Rosa Mentschik, ermordet zu haben, um sich in den Besitz ihrer Erbschaft zu setzen. Er hatte mit der Ermordeten vor ihrer Abreise eine Bootsfahrt unternommen, bei der sie ertrank. Eine Augenzeugin behauptet, daß Gibson das aufrecht stehende Mädchen ins Wasser stieß und danach erst das Boot kenterte.
Landwirtschaft und Märkte.
T. Die landwirtschaftliche Arbeitsvermittlung.
Durch die städtischen Arbeitsämter des Landes war im Monat August durch die während des ganzen Monats andauernde ungünstige Witterung nicht unwesentlich beeinflußt. Trotzdem ist aber auch diesen Monat eine ganz erhebliche Steigerung der angemeldeten offenen Stellen zu verzeichnen. Auch die Stellennachsrage hat zugenommen, doch nicht in gleichem Maße wie die Stellenangebote, so daß sich, im Gegensatz zu derselben Zeit des Vorjahres, wo sich Angebot und Nachfrage deckten, ein ziemlich starker Mangel an Arbeitskräften ergab, welcher die Vermittlungsergebnisse ungünstig beeinflußte. Der Mangel machte sich namentlich bei jungen Knechten und Wochenlöhnern fühlbar. Mit Einschluß der Restanten vom Vormonat waren 1190 offene Stellen angemeldet, von welchen 518 — 43,5 Prozent besetzt werden konnten (gegen 695 und 345 im Vorjahr). Arbeitsuchende waren eingetragen 878, von welchen 495 — 56,3 Prozent in Stellung gebracht wurden (gegen 666 und 336 im Vorjahr). An den Vermittlungsergebnissen sind die einzelnen Arbeitsämter verschieden beteiligt, überall ist aber eine Steigerung der Inanspruchnahme gegen das Vorjahr festziistellen.
Stuttgart, 12. Sept. Dem heutigen Mo^obst- markt auf dem Wilhelmsplatz waren 700 Zentner zugeführt. Preis 3,20 -4t bis 3,80 -4t per Zentner.
Stuttgart, 12. Sept. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 181, Kälber 600, Schweine 703 Stück. Ochsen, 1. Qualität: 100—103. Bullen, 1. Qual.: 90—93,' 2. Qual.: 87—89. Stiere, 1. Qual.: 101—105. Jungrinder, 2. Qual.: 98—101; 3. Qual.: 96—98. Kälber, 1. Qual.: 110—114; 2. Qualität: 100—108; 3. Qual.: 90—99. Schweine, 1. Qual.: 88—89; 2. Qual.: 87-88; 3. Qual.: 80—82. — Vierlauf des Marktes: Schweine lebhaft, sonst mäßig.
Herlbronu, 12. Sept. Kartoffelmarkt. Mag- num bonum 2.70—2.90 -4t, gelbe 3—3.30 -4t, Kup- pinger 3.20—3.40 -4t, Wurstkartoiseln 5 -4t, Frühkartoffeln 3.10—3.30 -4t pro 50 Kilo.
Letzte Nachrichten und Telegramme.
Crailsheim, 13. Sept. (Teleph.) Dem 18 Jahre alten Küfergesellen Spang von Hengstfeld stürzte ein Faß derart auf den Kopf, daß ihm eine klaffende Wunde blieb und er ins Bezirkskrankenhaus verbracht wurde.
Friedrichshafen, 13. Sept. (Teleph.) Trotz der verhältnismäßig hohen Bestrafung blüht der Saccharinschmuggel ruhig weiter. So wurden zwei ledige Kellnerinnen aus Rorschach verhaftet, die in sogenannten Schmuggelunterröcken 9 und 11 Kg. Saccharin bei sich führten. Wie sie angeben, waren sie im Begriff, nach Nürnberg zu reisen. Gestern wurden sie an das Amtsgericht abgeliefert.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschlägerlcken Buckdruckerei.
Gottesdienste.
15. Sonntag nach Trinit., 15. September. Vom Turm: 353. Kirchenchor: Was frag ich nach der Welt rc. Predigllied: 342, Es ist etwas des Heilands sein rc. 9'/« Uhr: Beichte in der Sakristei. 9'/, Uhr: Vorm.-Predigt, Dekan Roos. Abendmahlsfeier. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr: Bezirkskonferenz der evang. Jünglingsvereine im Vereinshaus.
Donnerstag, 19. Sept. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid.