im Sinne der Eingabe des deutschen Ltädretjcrgß wegen der weiteren Steigerung der Fleisch Preise bei der württemb. Regierung vorstellig zu werden.

II Stuttgart, 19, Okt, Am kommenden Sonntag den 22 Oktober findet von vormittags ! I Uhr an im Saale des Restaurants Charlottenhos, Stuttgart, Charlottenstßaße 22, eine interessante Vorführung von Pudeln aller Haar und Farbenvarietäten statt. Zu der Veranstaltung, die vom württ. Pudelklub Landesgruppe des Internationalen Pudelvereins ar­rangiert wird, haben Interessenten freien Zutritt.

II Stuttgart, l9. Okt. Gestern nachmittag mußte im Gaswerkneubau ein nicht gangbares Ventil nach­gesehen werden. Als das Ventil geöffnet war, zün­dete ein Arbeiter, ehe der beaufsichtigende Monteur es verhindern konnte, ein Streichholz an. Hiedurch entzündete sich das im Bentitgebäude befindliche Gas. Durch die Stichflamme erlitten zwei Mon­teure bedeutende Brandwunden. Sie muß- len nach dem Karl-Olga-Krankeuhaus übergeführt werden. Ein dritter Arbeiter zog sich leichtere Brand- Verletzungen zu.

>1 Feuerbach, 19. Okt. Vermutlich in einem Fieberanfall ist heute früh der 9 Jahre alte Sohn Paul des Hilfsarbeiters Gustav Bosinger in der Jakobstraße vom Fenster der Wohnung im zweiten Stock sieben Meter aus die Straße abgestürzt. Mit einem schweren Schädelbruch wurde der Knabe, der tags zuvor wieder einmal über heftige Ohren- fchmerzen geklagt hatte, ins Katharinenhospital nach Stuttgart geschafft, wo er aber alsbald verstarb.

II Rommelshausen, 19. Okt. (Die Goldgrä ber im Remstal:) Einen Beitrag zur Samm­lung von Schwabenstreichen lieferten unlängst, wie die Cannstatter Zeitung erzählt, die Einwohner eines Dörfchens im Remstal. Verbreitete sich da, man wußte nicht, von wannen es kam, das Gerücht, der den Dorfinsafsen längst alsBesonderer" bekannte Wiesensepp habe auf seinem Acker Gold gefunden. Alles geriet in Erregung. Mit Hacken und Schaufeln bewaffnet zogen unsere Schildbürger zu demgold­haltigen" Grundstück hinaus und trafen dabei dün­gend den Wiesensepp an, wie er sich dieser Beschäf­tigung liebevoll und sorgsam hingab.Da muasch mit ons toila, dös isch dei Pflicht, Seppel", wurde ihm erregt aus der Menge der Golddürstigen zuge­rufen. Unser Seppel ist ganz verdutzt, denkt viel leicht an die Fortschritte der sozialdemokratischen Ideen und starrt dann entsetzt auf seine Dung­kübel, welche doch noch von demGvld" der Land­wirte enthielten.Toila?" Fassungslos noch, aber schon bereit, seine Rechte zu wahren, spricht unser Seppel. Im weiteren Verlauf der Auseinanderset­zungen ergibt sich nun doch, daß das Gerücht nicht jeder Unterlage bar war. Unser Sepp hatte tatsäch­lich in seiner aus der Stadt bezogenen Laterine ein 10 Markstück gefunden, das sich aber in der Mär gleich auf Tonnen Goldes vergrößerte. UnsereKali- fornier" zogen nun sang und klanglos wieder nach Hans.

st Ehlingen, 19. Okt. In der heutigen nicht öffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien gab Oberbürgermeister Dr. Mülberger auf eine An­frage wegen feiner Kandidatur für den l. Reichs­ragswahlkreis die Erklärung ab, daß er sich an das Versvrechen gebunden halte, das er vor 20 Jahren gegeben habe, ein Mandat für den Reichstag nicht an zunehme.il, obgleich es nicht richtig sei, ihn auf ein

LefefrrrcHt.

Wenn du dich selbst zu vollenden begehrst,

Leb', als müßtest du morgen sterben,

Streb', als ob du unsterblich wärst!

Emanuel Geibel.

Feindliche Höfe.

Bauern-Roman von Paul Hantel.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Es ist etwas Eigenartiges um den Grundbesitz.

Wer ein großes Vermögen besitzt, das in Wertpapieren Mi Tresor einer Bank ruht, den wird es nur wenig kümmern, wenn er ohne männlichen Erben ist. Bar Geld. Aktien oder Staatspapiere lassen sich bequem aus einer Hand m me andere legen, lassen sich auch leicht teilen, ohne an Wert zu verlieren, sind bewegliches Gut und oft «mr allzu beweglich steigen und fällen je nach dem Wert des Besitzers. Die gleiche Summe gilt dem einen viel, dem andern nur wenig.

Mit dem Grundbesitz ist das anders.

Das bewegliche Gut haftet an dem Besitzer und folgt chm. wohin dieser will: aber der Grundbesitz fesselt den­selben und bannt ihn in feine Mitte.

Ein Gutshof ist wie ein Reich, und das Erbfolgereckt lsi daher zu beiden fast gleich, und wenn kein männlicher Erbe da ist. dann ziehen die Sorgen ein. Der Lindenhof. bauer war nun ohne Sohn, und die Sorge um den Erben des Hofes war jetzt noch größer als der Haß gegen den Rachbar. -Als Fritz allerdings aus Urlaub kam und als schmucker, strammer Soldat durch die Dorfstraße schritt da loderten dle Flammen der vererbten Feindschaft in alter Leidenschaft empor.

vor 20 Jahren gegebenes Versprechen festzuuageln. Geschehe dies aber trotzdem, so werde er, falls er gewählt werde, die Folgerung ziehen und sein Amt als ' Stadtvorstand der Einwohnerschaft zur Ver­fügung stellen.

st Lorenzenzimmern, OA. Hall, 19. Ott. In letzter Nacht sind hier die Anwesen der Bauern Deuschle und Rothenberger, je Wohnhaus mit Scheuer, bis auf den Grund abgebrannt.

st Crailsheim, 19. Okt. Trotz energischer Nach­forschungen konnte die Identität der gestern früh unterhalb der Jagstbrücke hier aufgefundenen Leiche bis jetzt nicht festgestellt werden. Die gänzlich un­bekannte Frauensperson ist etwa 25 Jahre alt, von kleinem Wuchs, hat halbvolles Gesicht mit spitzer Nase, graue Augen, schwarze Haare, schwielige Hände und einen ausgesprochenen Höcker, auch zeigt sie vorgeschrittene Schwangerschaft. Die Leiche ist bekleidet mit Knopfstieseln, schwarzen Strümpfen «wovon einer mit K. B gezeichnet ist), blauem Kleid mit rotem Einsatz, schwarzer Jacke, weißen Hand­schuhen, schwarzem Strvhhut mit dunkelrotem Band. Die Leiche hat nur eine Nacht im Wasser gelegen. Aeußere Verletzungen sind nicht wahrnehmbar.

st Heidenheim, 19. Okt. In einer Vertrauens- mäiinerversammliing der Landwirte ist der Land- tagsabgevrdnete Graf-Köiiigsbronn als Reichstags­kandidat für den 14. Wahlkreis ausgestellt worden.

II Schweinhausen, OA. Waldsee, 19. Okt. Im nahen Appendvrf wurde einem 36 Jahre alten Zim- mermanu in der Mühle ein losgerissenes Stück Hotz derart an den Kops geschleudert, daß er bald darauf den erlittenen Verletzungen erlag.

II Vom Bodensee, 19. Okt. Zwischen Radolfzell und Martelfingen ist Dr. Mader mit seinem Auto mobil in einen Straßengraben gefahren. Das Auto wurde vollständig zertrümmert. Dr. Mader und eine Dame, die bei ihm saß, erlitten lebensgefährliche Verletzungen.

Aus dem Reiche.

II Pforzheim, 19. Okt. Einen seltsamen Fund machte der Hausknecht einer hiesigen Goldwarenfab- rik. Als er im Keller ein Ratteiiuest suchte, ent­deckte er unter einem Haufen Ziegelsteine einen eing-eschmolzeneri Goldklumpen von 200 Gramm Ge­wicht Werl ea. 500 Mark s vwie 25 dnrchgeschnit- teue halbe Zwanzigmarkstücke, wie man solche in Bisvuteriefabriken zur Herstellung von Goldwaren eiuschmilzt. Wahrscheinlich hat ein diebischer Arbei­ter das Gold, das er zur Fabrikation erhalten hatte, einstweilen im Keller versteckt.

Ist Konstanz, ! 9. Okt. Bei der heutigen Reichs­tagsersatzwahl fielen ans Gärtnermeister Schmidt lib. Block « l l 231, ans Landgerichtsrat von Rüp- pelin lZ. 13 410 und auf Großhaus (Svz.' 3026 Stimmen. Es findet somit Stichwahl zwischen Rüv- pelin und Schmidt statt.

st Berlin, 19. Okt. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Pressemeldungen zufolge soll ein deutscher Reichsaugehöriger, Herr von Lochow, der übrigens nicht, wie behauptet, deutscher Kon- sulatsisetretär ist, durch die italienischen Behörden aus Tripolis ausgewiejen worden sein. Tatsächlich ist Herr v. Lochow zum Verlassen von Tripolis durch den italienischen Konsul aufgefordert worden, da ge­gen ihn Verdacht der Spionage besteht, doch ist ein Ausweisungsbefehl ans Einspruch des deutschen Kon-

Der Nachbar hatte einen Erben und er nickt I

Sollte der Lindenhof einst verkauft werden, in fremde Hände übergehen oder gar zerstückelt werden? Das letztere war leicht möglich, denn niemand auf der Landgemeinde war reich genug, um den ganzen Hof zu erwerben, und auf einen Käufer von auswärts war nicht zu rechnen. Wer sich einen Grundbesitz erwerben will, der sucht ihn nicht auf der öden Landgemeinde, denn solches Geschäft wäre wenig rentabel.

Nur einen Ausweg gab es noch für den Lindenhof­bauer. und das war einen paffenden Mann nicht für die Lene, sondern für den Gutshof zu finden. Der Hof lag ihm näher am Herzen als seine Tochter.

Doch welchen Burschen in der Landgemeinde hielt er für würdig, sein Nachfolger zu werden? Nicht einen nicht einen!

Sollte er wie die Fürsten ms Lai oder auf die Höhe steigen und aus der Ferne sich seinen Eidam holen?

Im Notfälle blieb dem Bauern nichts anderes übrig.

Die Lindenhofbäuerin merkte bald, welche Gedanken ihren Mann quälten: aber sie wog sie nicht nach.

.Kommt Zeit - kommt Rat!' dachte sie. .Vorläufig Ist die Lene noch zu jung/

In der Tat war die Lene mit ihren achtzehn Jahren noch immer ein halbes Kind. Sie war hinter ihren Allersgenossinnen weit zurückgeblieben.

Frühlingssonniger Duft war dieses Mädchens Wesen und Sein. Denken und Handeln. So dachte Lene auch noch nicht an den Mann wie die andern, die sich schon flott auf dem Tanzboden drehten. Sie mied diesen Trubel und Jubel des Sonntags und plauderte lieber mit noch schulpflichtigen Kindern, als mit denen, die schon mit den Burschen auszogen.

Die Mutter freute sich dieser Tochter-, der Vater aber Schüttelte den Kopf - er verstand das Mädel nicht.-

So war e8 wieder Herbst geworden, und Fritz vom Kahlbof batte zur Erntezeit Urlaub erbalten. Sein Vater

suls unterblieben. Es sind in Rom die erforderlichen Schritte getan worden, um den deutschen Untertan vor Belästigungen zu schützen, solange ihm Um-/ triebe zum Schaden der militärischen Operationen nicht nachgewiesen sind.

II Berlin, 19. Ott. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Der Reichskanzler empfing am Donnerstag den i t a l ieni s ch e n Botschaft:: r zu längerer Unterredung. Der Reichskanzler empfing ebenfalls am Donnerstag den amerikanischen Bvts ch a f t e r.

* Berlin, 19. Okt. Das Luftschiff Schwaben ist gegen 3 Uhr 35 über Berlin eingetroffen. Es näherte sich Berlin längs der Linie der Lehrter Bahn, flog über Charlvttenbnrg nach dem Brandenburger Tor, die Straße'Unter den Linden" nach dem K. Schloß und machte über dem Alexanderplatz eine Wendung nach Johannistal, welches es um 4 Uhr erreichte. Um 4 Uhr 40 ging das Luftschiff vor der Ballonhalle glatt ni eder.

st Berlin, 19. Okt. Die Hamburg-Amexika-Li- »ie teilt mit, daß das Luftschiff L. Z. 9. dhe v ar­ge sch riebene Fahrt von 2 0 Stunden glatt absolvie rt hat. Es traf gegen 3 Uhr wieder über Baden Baden ein.

Aus den Gerichtssälen.

II Heilbronn, 19. Okt. Der 32 Jahre alte le­dige Bureaugehilfe Karl Gold von Ellwangen, zu­letzt in Neckarsulw, stand gestern vor der hiesigen Strafkammer. Gold, der wegen Betrugs schon mehr­fach vorbestraft ist, war in den Fahrradwerken als Buresjugehilfe tätig. Am l. Mai ds. Js. schrieb der Schwindler einen rührseligen Brief an seine Kost­geberin, worin er sie bat, ihm eine Person zu nen­nen, die ihm aus einer Geldnot augenblicklich Helsen könne. Ein Professor von Tübingen dränge ihn ans Bezahlung von 440 Mark Klinikkosten, die er in­nerhalb 24 Stunden bezahlen müsse, wenn er das Geld nicht erhalte, müsse er sich das Leben nehmen. Die gute Frau gab den Brief einem Vikar, der sich dadurch breit schlagen ließ und dem Schwindler 100'Mark borgte. Am 2. Juni wandte er sich an die Schwester seiner Kostfrau, eine Köchin in Stutt­gart, der er brieflich vorschwindelte, er sei wegen Preßvergehens zu 2einhalb Monaten Festungshaft verurteilt worden, die jedoch in eine Geldstrafe von 300 Mart umgewandelt seien. Könne er das Geld nicht bezahlen, so müsse er die Haftstrafe antreten und dann sei sein Entschluß-gefaßt, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Die Köchin schickte ihm 200 Mart und ha! nichts mehr davon gesehen. Aehn- liche Briese sandte er noch an andere Personen in Neckarsulm, diese gingen aber nicht auf dem Leim. Wegen 2 Verbrechen des vollendeten und 3 Verbre­chen des versuchten Betrugs erhielt der Angeklagte eine Gefängnisstrafe von l Jahr 10 Monaten, nebst 5jährigem Ehrverlust. 2 Monate der Untersuchungs­haft werden ihm auf die Strafe angerechnet,

II Leipzig, l.9. Okt. Der Feingoldschläger Kroher ist vom Reichsgericht wegen versuchten Verrats mili­tärischer Geheimnisse zu sechs Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiauf­sicht verurteilt worden. In der Urteilsbegründung heißt es: Der Angeklagte war bis zum Sept. 1910 Unteroffizier in Metz. Er hatte sich schon in letzter Zeit vielfach Tadel zugezogen. Später ergab er sich angeblich dem Trünke und geriet dadurch in mate­rielle Not. Nun wandte er sich an Agenten eines französischen Nachrichtenbnreans und machte den

brauchte ihn nötig daheim. Der Großknecht war erkrankt, und Fritz war ihm der liebste Ersatz

Mit frohem Mute mackste sich vieler mein aut die Recke.

Wäre die Mutter nicht gewesen, zu der sein Herz ihn zog, er wäre am liebsten umgekehrt. Was verlangte der Vater oon ihm? Nur seine Knochen und Sehnen! Sonst nichts!

.Du arbeitest und schindest dich nicht für mich, mein Junge', so hatte der Alte schon oftmals gerufen, .sondern für dich selbst! Und ich ich schinde mich auch nur für dich und habe mich stets nur für dick geschunden!'

Hatte er das je vom Vater verlangt?

Was hatte er, von all diesem Schinden? War dieses Hamstern nicht das Grab der Freude war dieser Reich­tum nicht Fluch und Haß?

Hatte der alte Schäfer, der sich nun bei seinem hohen Alter im Armenhause befand, nicht ein menschenwürdigeres und gottwohlgefälligeres Leben gelebt, als der reiche Bauer vom Kahlhof mit den Seinen?

Seit jenem Tage seit jenem Augenblick, da der Vater den Sohn über den offenen Brunnenschacht ge­halten und ihn hinabzustürzen gedroht - da hatte er er­kannt, daß in dem Herzen des Alten nicht ein Funke der Liebe glimmte. Da war eine Grenzmauer zwischen Vater und Sohn erstanden, die höher war, als die Mauer -wischen den beiden feindlichen Gehöften

Es war für die bereits vorgeschritten« Jahreszeit eia auffallend heißer Tag, und ein Gewitter war noch zu er­warten. Fritz kehrte in der Talschenke, an der er vor­über mußte, ein und erquickte sich dort an einem kübleu

e unrerhrelt, fuhr «in Wagen vor. und betrat bald darauf den Garten.

auck'eüiSl'E^ "" Glas Bi« und für den