j Kersuch, die Metzer Forts sowie Einzeichnungen in l den Umgebungsplan ans dem Festungsgürtel an - Frankreich zu verraten, was ihm aber nicht gelungen ist. Da der Angeklagte keine Reue zeigte, son- ! Hern nur noch bedauerte, daß ihm der Plau nicht gelungen war, sah sich der Gerichtshof genötigt, noch Mr den Antrag des Reichsanwalts hinauszugehen.
Ausländisches
st Vigo, l9. Okt. Wie hier versichert wird, besetzten die portugiesischen Monarchisten die Stadt Wntaleger nach einem Kampfe zwischen den Anhängern Conceiros und republikanischer Kavallerie. Von den Republikanern, die zahlreiche Gefangene im Stiche ließen, wurden 16 Mann kampfunfähig ge- i macht. Die Truppen Conceiros sollen nur einige Verwundete haben. Sie sind Mittwoch morgen aufgebrochen, um den republikanischen Verstärkungen entgegenzugehen.
Marokko.
* Parts, 19. Okt. Die Zeitungen sprechen heute mit starkem Unbehagen von einem Aufenthalt, der in den deutsch-französischen Verhandlungen
j jib e r d e n Ko n g o eingetreten sei.
! * Paris, 19. Okt. Der Minister des Aeu-
s ßern gibt soeben bezüglich der Kongofrage sol- ' gende Note aus, die eine günstigere Wendung er- ^ keimen läßt: „Herr Cambon hatte gestern eine neue Unterredung mit Herrn v. Kiderlen-Wächter. Die Verhandlungen scheinen unter befriedigenderen Bedingungen fortgeführt zu werden. Das Datum der nächsten Zusammenkunft ist indessen noch nicht sest-
gesetzt." ^
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* Wilhelmshaven, I 8, Okt. Nach Marokko wird von hier aus ein neuer Ablösungstranport abgefertigt werden, nachdem erst am 11. Oktober der „Eber"-Transport von Hamburg aus mit dem Reichspostdampfer „Bürgermeister" die Reife dorthin angetreten hatte. Der zweite Transport ist für den kleinen Kreuzer „Berlin" bestimmt und wird am
1 24 Oktober von Hamburg ans mit dem Dampfer ! „Alexandra Woermann" die Heimat verlassen. Die Führung des Transportes übernimmt in Hamburg der bisher dem Admiralstab angehörige Fregattenkapitän Tägert (Wilhelm), der den bisherigen Kommandanten des kleinen Kreuzers „Berlin", Fregat- ten-Kapitän Löhlein, ablösen wird.
England und Persien.
* Teheran, 19. Okt. Auf die Meldung von der beabsichtigten Sendung von 500 indischen Reitern nach Schiras richtete die persische Regierung an die englische Gesandtschaft eine Protestnote, in der sie bemerkt, der Zustand von Schiras und der Provinz Fürs sei ruhig und rechtfertige keineswegs diese Maßregel. Die neuen Anordnungen der persischen Regierung sollten Vertrauen einflößen. Zu den schon entsandten Kosaken werden weitere dreitausend Soldaten gesandt werden. Die Organisation der Gendarmerie des Südens sei schwedischen Offizieren zugewiesen. Die persische Regierung bittet deshalb, Maßregeln zu unterlassen, die die englischen Interessen nur schädigeil würden, statt ihnen zu nützen. So weigere sich der neuernannte Gouverneur Ala Danleh, den Posten anzunehmen ivegen des englischen Eingreifens.
Der iiilieuW-MW Krieg.
Vom Kriegsschauplatz.
* Mailand, 19. Okt. Nach neuen Meldungen aus Tripolis hat die Geschichte des türkischen Militärarztes, der anscheinend nach Tripolis gekommen war, um Verbandzeug von den Italienern zu erbitten, eine seltsame Wendung genommen. Nach dem „Seccolo" stellten die Italiener nämlich fest, daß der Türke kein Militärarzt, sondern ein Offizier der Infanterie war. Die Italiener hielten ihn für einen Spion und bringen ihn daher als Kriegsgefangenen nach Syrakus.
Der „Corriere d'Jtalia" erhält aus Tripolis eine Nachricht Wer ein Geschehnis, das kaum geeignet sein dürfte, den Italienern bei den Arabern große Sympathien zu erwerben. Ein italienischer SoDat, der auf Vorposten stand, sah vorgestern abend, daß sich ihm in der Dunkelheit eine kleine Gruppe von Menschen näherte. Auf seinen Ruf: „Wer da?" antwortete ncemand. Die Gruppe blieb nur einen Moment stehen, dann grng sie ruhig weiter. Sie hatte jedenfalls den italienischen Ruf nicht verstanden. Der Soldat wiederholte seinen Ruf. Dann schoß er mehrmals auf die Gruppe. Auf seine Schüsse eilten weitere italienische Soldaten herbei, und man stellte fest, daß der Soldat zwei Araberinnen getötet und zwei andere verwundet hatte. Die Italiener machen zu ihrer Entschuldigung geltend, daß es schwer sei, in der Nacht die arabischen Frauen von Männern zu unterscheiden, da beide die gleiche Kleidung trügen.
st Konstanttnopel, 19. Okt. Der tripolitanische Korrespondent des „Jkdam" telegraphiert über Dehi- bak an der tunesischen Grenze, daß die türkischen Truppen drei Angriffe gegen die Italiener unternommen hätten, wobei die Italiener zahlreiche, die Türken aber nur zwei Tote gehabt hätten. Die Disziplin der Truppen wie der Stämme sei vorzüglich. „Sabah" erfährt, daß der Militärattachee in Berlin, Enver- Bey, in Tripolis, eingetroffen ist und sich den Truppen. die unter dem Kommando des Pariser Militär- attachees Fethi-Bey stehen, angeschlossen hat.
Ans der Türkei.
* Konstanttnopel, 19. Okt. Der „Jeune Turc" meldet: Die Vereinigten Staaten haben der Pforte ihre Sympathie ausgedrückt mit dem Hin- zusügen, sie seien bereit, ihren moralischen Beistand bei der Vermittlung zu leisten. Für den Fall, daß die Integrität bedroht würde, sollen die Vereinigten Staaten eine offizielle Intervention zu Gunsten der Türkei zugesagt haben. Besprechungen in dieser Richtung schweben angeblich seit mehreren Tagen zwischen Konstantinopel und Washington. Die Anwesenheit des amerikanischen Geschwaders vor Mytilene stände hiermit in Verbindung.
st Konstanttnopel, 19. Okt. „Jkdam" stellt fest, daß nur dieVereinigten Staaten von Amerika ihre Neutralität nicht erklärt hätten. Das Blatt verzeichnet das Gerücht, die Vereinigten Staaten würden zugunsten der Türkei einschrei- ten, da die Amerikaner das Ausbeutungsrecht für die Schwefelminen in Tripolis besitzen.
st Berlin, 19. Okt. Dem Reichsanzeiger zufolge sind nach, einer amtlichen Mitteilung der ottomani- jchen Regierung an die deutsche Botschaft in Konstan
tinopel, in den Häfen Smyrna und Saloniki Kon- taktminen gelegt worden. Zur Vermeidung von Unfällen wird die Fahrstraße neutralen Schiffen von einem Lotsenboot gezeigt werden.
* Beirut, 19. Okt. Die Anwesenheit des französischen Panzerkreuzers wird von den hiesigen 2000 Europäern als große Beruhigung empfunden, wenngleich angesichts der gemäßigten Haltung der Eingeborenen und dank der energischen Maßnahmen der Regierung zu ernsten Befürchtungen einstweilen kein Grund vorliegt. Man zählt hier 200 Deutsche. Es muß jedoch betont werden, daß die Interessen der hiesigen deutschen Großfirmen die der französischen Handelshäuser weit Werwiegen.
st Konstanttnopel, 19. Okt. Die Kammer hat dem Kabinett mit 125 gegen 60 Stimmen ihr Vertrauen ausgesprochen.
Die Revolution i» Ehim.
* London, 19. Okt. Nach einer Meldung der „Times" machen gestern bei den Legationen eingegangene Nachrichten es wahrscheinlich, daß das Bombardement von Wutschang heute anfangen wird. Frauen und Kinder sollen Hankau verlassen.
Im Leitartikel empfiehlt das Blatt allen fremden Mächten, sich jeder Intervention zu enthalten, und erklärt dabei im Gegensatz zu einigen englischen Stimmen, daß die Aktion des deutschen Admirals durchaus korrekt und lobenswert gewesen sei. Nach allen vorliegenden Nachrichten habe er sich streng auf den Schutz seiner Landsleute beschränkt.
* Schanghai, 19. Okt. Die Aufständischen haben Kiukiang besetzt. Der Kampf der Rebellen mit den Regierungstruppen um den Bahnhof Hankau, der am 18. Oktober begann, ist bis jetzt unentst schieden geblieben. Während des Gefechtes! schlugen die Geschosse in die deutsche Niederlassung ein.
st Peking, 19. Okt. Das kaiserliche Regierungsblatt kündigt an, daß die Aufständische« in Hanka« gestern nach einem Gefecht, das den ganzen Tag über gedauert hat, geschlagen worden sind.
Handel und Verkehr.
* Altensteig, 20. Oktober. Heute standen 3 Waggon Mo st ob st aus dem Bahnhof zum Verkauf. Der Zentner Aepfel kostete 6.80 und 7 Mark.
ss Stuttgart, 19. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebe« 180 Großvieh, 479 Kälber, 870 Schweine.
Erlös aus stg Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 86 bis 90 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Psg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 76 bis 80 Pfg., 2 Qualität b) ältere und weniger fleischige von 70 bis 76 Pfg., Stiere und Jungrinder I.Qual. ch ausgemästete von 88 bis 90 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 84 bis 87 Pfg., 3. Qualität e) geringere von 80 bis 84 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jung« gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 40 bis 50 Psg., Kälber: 1. Qualität ») beste Saug» kälber von 95 bis 100 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 88 bis 94 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saugkälber von 86 bis 87 Pfg., Schweine 1. Qual, a) jung« fleischige 67 bis 68 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 64 bis — Psg., 3. Qualität o) geringere von — bis — Psg.
lkti«mt»»rtli4er Redakteur: L. Lauk, Rttcnstrig.
Druck u. Verlag drr N.Meker'schsn Buchdruckerei, 1. Lauk, Altknst« ig
Der Witt kam dem Befehl nach und stellte das Bier für den Herrn aus einen Tisch etwas abseits.
»Na — auch auf Urlaub, Herr Soldat?* wandte sich der Fremde an Fritz. — »Ja — bin bei der Ernte Nötig."
„Also keinen Urlaub zum Vergnügen, sondern zum Schuften! Das ist bitter! — Wo s-nd Sie denn her?"
»Bon da oben, aus der Landgemeinde."
»Gratuliere zu diese: Heimat!" rief der Fremde und lachte ganz eigentümlich. »Ick komme soeben von dort. Eine nette Gegend! Gott soll mich behüten! Bin seit zehn Jahren nicht da oben gewesen und habe kein Verlangen nach von!"
.Sie sind wohl Vieh- oder Kornhändler?" fragte Ftttz.
„Nem — Versicherungsagent", enlgegnete der Herr. »In Kolb? hat es vor einigen Tagen gebrannt, und da mußte ich die Brandstätte revidieren. Trau' einer den Bauern in Kolbe! Dachte außerdem noch einige Ge- schäfte da oben abmachen zu können — aber 's war nichts damit. Der Geiz macht die Bauern dort dumm! Da sind zurr: Beispiel dis feindlichen Brüder, die haben so gut wie gar nichts versichert. Wenn's da einmal brennt, dann ÄS uw ihre Herrlichkeit geschehen! Ich war bei ihnen und stellte alles klar vor. und was gab mir jeder von ihnen -ur Antwort?"
»Nun?" fragte der Witt, der an - den Tisch zetteten war.
»Vater und Großvater haben nicht versichert, und es hat nicht gebrannt, d'rum tu' ich's auch nicht."
»Die Logik der Versicherungsagenten ist allerdings «ine andere!" riei Fritz in beleidigendem Tone. »Wenn es nach denen ginge, dam: müßte man selbst das Küken im Ei schon versickern. Das Haus gegen Feuer und Diebe — das Feld „egen Überschwemmung und Hagel — das Vieh, die Menschen gegen Krankheit. Unfall lind Tod. Wenn mau in ollen Versicherungen wäre, die die Agenten für notwendig empfehlen, dann müßte man mir für die Be.stcherung arbeiten und könnte verhungern.'
„Na, na!" rief der Ment, ..so schlimm ist es nichts Dann gründen wir schnell noch eine Versicherung gegen das Verhungern und sichern alljährlich eine Badereise "
Der Wirt lächle laut und sprach leise zu dem Fremden: „Das ist ia der Sohn von dem Kahlbauern drobenI"
„So, so', entgegnete der Agent, »dann begreife ich alles I"
Er tränt sein Bier aus und fuhr bald daraus weiter.
Nach kurzer Rast verlieb auch Fritz die Schenke. — Als er in die Nähe des Waldes kam, der sich zwischen Tal und Landgemeinde als natürliche Grenze hinzieht, hörte er Hufschlag und lautes Gekreisch von zwei Frauen.
Ehe sich Fritz noch besinnen konnte, raste aus dem Walde ein leichtes Gefährt, in welchem zwei Frauen saßen: der Kutscher schien die Zügel verloren zu haben und war nicht mehr Herr über die Pferde. Sie scheuten und gingen durch.
Fritz sprang zui Leite de» Handpferdes und packle glücklich den Fahrstrang. Doch im Moment standen die Pferde nicht still, sondern rasten noch eine Strecke weiter. Kurz vor der Brücke — dem Graben — gelang es Fritz, die Pferde in ein hohes Kornfeld zu treiben, und hier kani endlich das Fuhrwerk zum Stehen.
»Wie kann ein Kutscher die Fahrleine fahren lassen, wenn es bergab geht!" wetterte Fritz. »Ihr hättet euch ,o hier den Hals gebrochen!"
»Wie kann man! Wie kann man!" sagte der Knecht. »Man kann manches, was andere nicht für möglich halten, und denen noch weit Schlimmeres passieren kann! Wie's mir geschehen kann, weiß ich selber nicht."
Jetzt blickte Fritz nach dem Wagen und erkannte die zu Tode erschrockenen Frauen. Es war die Lindenhoß- bäuerin und ihre Tochter, die Lene. Nur einen Moment sah er sie an, dann machte er sich um das Fuhrwerk zu schaffen und beruhigte die Pferde.
Um den Wagen wieder auf die Fahrstraße zu bringen, mußten die Frauen ihre Sitze verlassen. Sie stieaen aus
rmo >tEie:e>l, VIS alles zur WetterkakM mieser m Ordnung war.
»Danke für alles!" sagte der Knecht, der sich wieder auf den Bock schwang, „'s war' wahrlich um uns geschehen gewesen, wenn Ihr nicht geholfen!"
»Keine Ursache!" entgegnete Fritz mit finsterer Miene.
„Gehst du nach Hause?" fragte die Bäuerin, die stch anschickre, wieder in den Wagen zu steigen.
„Ja", antwortete Fritz.
»Wenn du gewußt hättest, wer in dem Wagen saß» dann hättest du ihn wob! lieber in den Graben stürze« lassen?"
Frrtz sah die Lene an und sagte: „Neinl"
»Dann dank' kch dir, Fritz, und grüß' deine Mutterl*
Lene, die vor Schrecken noch bleich, wurde feuerrot unter dem Blick des Burschen.
»Nun, komm nur. Lene, steig' in den Wagen, sonst kommen wir zu spät zu dem Zuge!' rief die Mutter. »Du stellst dich auch gar zu ungeschickt an!" suhl sie dann fort. »Steig' doch aufs Rad, wie ich's gemacht."
Da trat Fritz hinzu, und init kräftigen Armen hob er das Mädchen in den Wagen.
Die Bäuerin lachte: „Kutscher, fahr! zui" —
Mehr als zehn Jahre waren verflossen, als die Lene den Fritz aus der „Sä,andecke" geholt. Seit dieser Zeck hatte keiner den andern berührt - kein Wort war zwischen ihnen gesprochen.
Als der Wagen schon unten lm Tale hinfuhr, stand Fritz noch ani Walde und bü cke ihm nach. Dann trat er hinein in das dichte Gehölz. —
Was war das? Waren das Tränen, die ibm über tue Wangen liefen, oder nur Schweiß?
Er biß stch in die Unterlippe und starrte vor stch hin. m krampfhaften Schmerz schien sein Leib zu erbeben, etzt konnte er stch nicht mehr beherrschen ... Ins Gras warf er stch nieder und weinte — weinte vor Freude daß er drei Menschen das Leben gerettet — weinte in verzweifelndem Schmerz, daß unter dielen die Lene mar d,«! Tochter vom Lindem,»!ouuec. — — (Fon>. >tgl.)