fertig machen ließen und verspeisten. Wegen seines liederlichen Lebenswandels ist er mit seinem Vater im Zerwürfnis, welcher auch Anzeige gegen ihn erstattete. Das Gericht sprach mit Rücksicht auf seine verschiedenen Lorstrafen wegen Diebstahls eine Ge fängnisstrafe von 3 Monaten aus, wovon l Monat Untersuchungshaft abgeht. Der bei der Sache mit- wirkende Fabrikarbeiter Regelmann wurde freche- sprachen, ha das Gericht seine Angabe, er habe gemeint, die Hasen gehören de», jungen Fix, gel ten ließ.
jj Stuttgart, l d. Ott. Heute kurz vor rnittag stürzte sich eine Angestellte des Cafes Aßfalg in selbstmörderischer Absicht oberhalb, der König-Karls- Brücke in den Neckar. Ein Knecht der Kreglinger- schen Kunstmühle beobachtete sie, sprang ihr nach und brachte sie wieder ans Land. In bewußtlosem Zustand wurde sie ins Katharinenhospital verbracht.
st Stuttgart, ld. Okt. Bei der heute nachmittag auf der Stadtdirektion vörgenommenen Ziehung der Stuttgarter Geldlotterie zur Hebung der Pferdezucht fiel der Hauptgewinn vow 15 000 Mark auf Nr. 79 197, der zweite Gewinn von 6000 Mark auf Nr. 73 229, der dritte Gewinn von 2000 Mark auf Nr. 94 410, je 1000 Mark fielen auf Nr. 8736, 5474, je 500 Mark auf Nr. 1656, 9382, je 200 Mark auf Nr. 65 075, 38 124, 45 134, 99 931, 44 559. (Ohne Gewähr.)
js Stuttgart, 18. Okt. (Der Reichstagskandidat für Stuttgarts Der von der Deutschen Reichspost ausgehende Vorschlag, den Grafen Zeppelin als gemeinschaftlichen bürgerlichen Kandidaten für die kommenden Reichstagswahlen im ersten Württemberg. Reichstagswahlkreis aufzustellen, findet auf libe raler Seite keinen Anklang. Das „Neue Tagblatt" schreibt: „So verlockend dieser Gedanke auf den ersten Anblick scheinen mag, so läßt er sich natürlich nicht durchführen. Die nationalliberale Partei, der bei dem Wahlabkommen zwischen der Nativnallibe- ralen und der Fortschrittlichen Vvlksparrei die Besetzung dieses Wahlkreises zugefallen ist, hat schon seit längerer Zeit einen Kandidaten in Aussicht. Es ist dies bekanntlich der Landtagsabgeordnete D r. M ü l- berger, Oberbürgermeister von Eßlingen. Offiziell ist die Kandidatur noch nicht proklamiert, doch wird die Aufstellung nicht mehr lange auf sich warten lassen." Der „Schwäbische Merkur" verkündigt gleichzeitig offiziell die Aufstellung der Mülberger- schen Kandidatur, mit der sich am Sonntag eine Versammlung im Stadtgarten beschäftigen werde.
st Stuttgart, 18. Okt. Das Z u wachssteuer - ge setz, das am 1. April in Kraft getreten ist, sieht in Paragraph 59 auch Zuschläge für die Ge meinden vor. Es haben nun verschiedene größere Gemeinden um Genehmigung von Gemeindezu- fchlägen bei dem Ministerium des Innern nachgesucht, jedoch den Bescheid erhalten, daß über die allgemeine Frage des Vollzugs des Paragraphen 59 des Zuwachssteuergesetzes mit dem Finanzministerium in Verhandlungen eingetreten worden sei, die noch nicht abgeschlossen seien. Die württ. Gemeindezeitung bemerkt zu dieser Frage mit Recht: „Nachdem das Gesetz Mitte Februar im Reichsgesetzblatt erschienen und am 1. April in Kraft getreten ist, wäre es doch jetzt eigentlich Zeit, der Gemeinde ihr in Paragraph 59 bestimmtes Recht zu gewähren. Wir möchten den dringenden Wunsch aussprechen, daß die Verhandlungen zwischen beiden Ministerien nun
bald beendigt werden, damit Paragraph 59 des Ge setzes auch für Württemberg in Kraft tritt."
H Stuttgart, 18. Okt. Gegen den früheren Oberleutnant', späteren Fommi'sivnär und Ans- kunfteiinhaber Heinrich Gramm ist ein Steckbrief erlassen worden, oa er sich dem Vollzug der gegen ihn von der hiesigen Strafkammer am 3. Oktober v. I. erkannten Gefängnisstrafe von 2 Monaten durch die Flucht nach London entzogen hat.
st Heilbronn, 18. Okt. Einer der drei Pfarrhauseinbrecher, und zwar der Anführer Kuhn der Bande, gegen den wegen der Einbrüche im Bezirk Neckarsulm Voruntersuchung geführt wird, war vom Männerzuchthaus Bruchsal, wo er zur Zeit eine ihm zuerkannte 10jährige Zuchthausstrafe verbüßt, ins landgerichtliche Untersuchungsgefängnis Heilbronn zwecks Vernehmung und Gegenüberstellung eingeliefert worden. In der Nacht vom Sonntag aus Montag wollte dieser Schwerverbrecher ans seiner Zelle ausbrechen, zuerst versuchte er durch die Abortanlage zu entkommen und als dies vergeblich war, machte er sich an der Bentilationsanlage seiner Zelle zu schaffen, welche aber auch widerstand. Die Zurück- lieferung des Ein- und Ausbrechers nach Bruchsal erfolgte noch am Montag.
st Heilbronn, 18. Okt. Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr nach Abschluß der Voruntersuchung Anklage gegen den früheren G e f än g n i s g c h i l- fen Gustav Metzger aus Illingen erhöben, der bekanntlich dem Grafen Passp, alias Schimangk, zweimal zu seiner Flucht aus dem hiesigen Untersuchungsgefängnis verholfen hat. Die Aburteilung Metzgers steht nahe bevor. Von Schiemangk fehlt immer noch jede Spur. Das Verfahren gegen ihn und seine Genossen wird deshalb vorerst eingestellt werden müssen. Die englische Behörde habe die He rausgabe seines Reisegepäcks, bestehend aus mehreren Koffern, verweigert.
st Neckarsulm, 18. Okt. Ueber das Befinden des bei einer Automobilfahrt verunglückten Direktors der hiesigen Fahrradwerke, Hardt, in Berlin, sowie seines Chauffeurs Wöhr liegen günstige Nachrichten vor. Bei beiden besteht keine Lebensgefahr und sie dürften bald aus dem Krankenhaus entlassen werden können, namentlich der Chauffeur, der nur Schürfungen am Kopfe erlitten hat.
* .Kirchheim n. T., 17. Okt.j Sägmühlbesitzer Gvll von hier hatte die Gewohnheit, abends dem Kanal entlang zu gehen. In der Dunkelheit kam er gestern zu Fall, und da er aufs Gesichst zu liegen kam, erst rank er trotz des außerordentlich niedrigen Wasserstandes im Kanal.
st Gmünd, 18. Okt. In das hiesige Krankenhaus wurde der Zimmermann Hörsch von Buchengehren- Sägmühle eingeliefert, der in Alfdorf am Dach eines Warenmagazins 10 Meter tief auf die starke Umfassung eines Gartenbeetes gestürzt und schwere Brüche sowie Verletzungen üavongetragen hat und deshalb für sein Leben gefürchtet wird. Hörsch ist Bater einer zahlreichen Kinderschar. >
st Göppingen, 18. Okt. Als gestern abend der Schutzmann Wolf den 18jLhrigeu Fuhrknecht Lang in der Geislingerstraße zur Rede stellte, weil er seinen Wagen nicht beleuchtet hatte, schlug Lang den Schutzmann mit der Peitsche nieder und verletzte ihn so schwer, daß er von der Sanitätskoloune weggeschafft werden mußte. Als ein zweiter Schutzmann zu Hilfe eilte, wandte sich Lang auch gegen
diesen mit der Peitsche, kam aber diesmal an den Unrichtigen, denn im Handumdrehen war ihm die Peitsche entwunden und der gewalttätige Bursche gefesselt, worauf er zur Wache geschafft wurde. Er sieht nunmehr einer hoffentlich exemplarischen Bestrafung entgegen.
ß Buchau, 18. Okt. Der Mörder Karl Möhrle hat bei seiner gestrigen Vernehmung seine der Mitschuld verdächtigen Eltern möglichst zu entlasten versucht und ist damit in Widerspruch zu seinen ersten Aussagen geraten. Er will jetzt die Tat, über die er nicht einmal bei der Gegenüberstellung mit seinem Opfer Reue zeigte, aus eigenem Antrieb verübt haben. Die Bevölkerung ist hier über die Mordtat aufs äußerste erbittert und machte bei der Verbringung des Mörders vom Untersuchungsgefängnis zum Spital lind zurück Lynchversuche, die nur durch die Besonnenheit der Sicherheitsbeamten vereitelt wurden. Bei der Haftentlassung der Mutter des Mörders ckam es vor dem Möhrleschen Hause zu lauten Kundgebungen und zahlreichen Steinwürfen gegen Türen und Fenster des Hauses.
st Aulendors, 18. Okt. Das Zentrum hat für den 17. Wahlkreis (Ravensburg-Riedlingen-Saulgau- Tettnang dem Abg. Dekan Leser-Neuhansen a. F. wiederum die Kandidatur übertragen.
st Kißlegg, 18. Oktober. Bei dem in einer Scheuer des fürstl. Zeit-Hospitals in Bärenweiler ausgebrochenen Brande sind ca. 2000 Zentner Futter mitverbrannt. Das ganze lebende Inventar konnte gerettet werden, aber von der Freiwill. Feuerwehr Sommersried wurden drei Mann beim Einsturz eiiler Riegelwand schwer verletzt. Einer erlitt einen Schädelbruch, einer einen doppelten Armbruch und ein dritter eine Verletzung an der Achsel.
Aus dem Reiche.
st Pforzheim, 18. Okt. Der. Schidtrat beabsichtigt, während des Winters den Kindern bedürftiger Eltern warmes Frühstück, bestehend aus Milch und Brot, gegebenenfalls auch Mittagessen, bestehend aus Suppe lind Brot, verabreichen zu. lassen.
ß Pforzheim, 18. Okrbr. Ein Kautions- fchwindle r wurde in Karlsruhe auf Veranlassung eines neu eingetreteuen Angestellten gestern verhaftet. In den Zeitungen erschienen Inserate folgenden Wortlauts: „.Kassierergesuch. Solid, gewissenhaft, jüngerer Mann zum sofortigen Eintritt gesucht. Lebensstellung. Als Sicherheit sind 3000 Mark zu stellen. Fritz Filsiuger, Karlsruhe, Kaiser- straße 225." Einem in Pforzheim angestellten Herrn wollte er die Kaution sofort abnehmen und bei der Bank auf sein Konto gegen 5 Prozent Verzinsung anlegen. Den Angestellten machte der hohe Zinsfuß und auch die im Büro des Filsiuger gemachten Wahrnehmungen bezüglich des angeblich von Filsin- ger betriebenen Darlehensvermittlungsgeschäfts stutzig, er verständigte die Polizei, die Filsiuger, der schon 12 Personen in wenigen Wochen um 20 000 Mark Kautionsgelder betrogen hatte und dessen ganzes Darlehensvermitttungsgeschäft znm Schein betrieben wurde, verhaftete.
st Nürnberg, 18. Okt. Heute ist hier ein Denkmal Sigmund Schn ck erts, des bekannten Elektrotechnikers und Gründers der Firma, enthüllt worden.
Harr aus in Glauben und Gedulv!
Auch deine Stunde wird noch schlagen —
Dann wird der Herr mit Vaterhuld Zum Quell de- Heiles selb» dich tragen.
A. Zeller.
Feindliche Höfe.
Bauern-Rrman von Paul Hantel.
(Fortsetzung.) (Nachdruck vnboNu.1
Wiener waren Jahre vergangen, und alles war noch beim alten geblieben.
Lene vom Lindenboi war inzwischen iechzebn Jabre »lt geworden.
Fritz und Emil warm nun auch ln das Alter ge- kommen, wo sie den Vätern den Großknecht ersetzten. Seide waren stämmige Burschen und taten es an .9rast bald den Alten gleich. Auf Feld und Hof waren sie die üchtigsten Arbeiter, und selbst die strengen Väter fanden ne Grund zur Klage. Sie waren die ersten aus dem Sett und die letzten, welche die Arbeit niederlegten, wenn :s Abend wurde.
Lei der Ernte gingen ste den Schnittern voraus, die iich ordentlich dranhalten mutzten, um mit ihnen gleichen Lchritt zu halten. Es war eine Freude, mit zuzusehen, nie diese jungen Riesen die Garben spielend aus den Wagen hoben oder die schwersten Karwffelsacke mit einer pand über die Schulter ins Genick warfen und dann laimischritte». als ob sie überhaupt, keine Last trügen. Auch
mit den Pferden wutzten sie besser nmzugehen, wie so mancher «Stallknecht. Im Reiten war Emil dem Fritz zwar voraus: mit dem störrischsten Schinder nahm er es auf und jagte ihn müde, bis er parierte.
Fritz hatte zu solchen Reiterstückchen nicht das tolle und rohe Blut seines Nachbars. Sein Charakter war still und ruhig, ja. allzu still, wie alle meinten. Er dachte wohl viel, aber sprach nur sehr wenig. Doch er galt bei allen als ein braver, rechtschaffener Bursche, und kein Vater im Dorfe wünschte sich einen besseren Sohn. Nur der Kahlbauer sah ihn oft mißtrauisch an und blickte dann grollend zum Nachbar hinüber, „'s wär eine Schande für mich", so raunte er finster dann vor sich hin, „wenn mein Sohn ein solcher Duckmäuser bliebe." Dann lachte er wieder grell aus und sagte: „Der Emil vom Lindenhof wird ihn schon reizen und zwingen, daß er nach meinem Sinne sich modelt. Der drüben, der hat den Haß des Vaters geerbt und wird die Feindschaft erhalten."
In diesem Punkte hatte der Kahlbauer recht. Der Emil schien im Haß dem Bater noch überlegen zu sein, doch nicht nur m diesem. Bis zürn Grund seines Herzens war er ein roher, wüster Geselle, bei keinem beliebt und aus dem Tanzboden der Schrecken der Burschen und Mägde.
Kaum sechzehn Jahre alt, war er schon ständiger Gast tn der Schänke und trank und spielte.
Die Mutter war froh, als für Emil die Mililärzeit heranrückre und er zur Kavallerie nach Mörchingen im Elsaß ausgehoben wurde.
^ poch der einzige Weg zu seiner Besserung".
Mucker im stillen. „Beim Militär wird man lhn ichon bMw'.gerr, und er wird lernen müssen, auch andere» »u gehorchen und nicht mir des Vaters roher, üoerleaeuer Kraft. Wenn die drei Jahre Dienstzeit aller- dmgs aruv nrcht zu seiner Besserung ausschlagen, dann nimmt es »nt chm. Gott sei es geklagt, nock ein böse» End? "
Auch Fritz kam rum Militär, wurde gleichzeitig mit
»
Es -vor gut, daß die beiden Burschen getrennt wurde» und nicht gar zu einem Regiment kamen. Das wäre für beide nimmer gut gewesen.
Tatsächlich ging mit den beiden Burschen beim Militär eine große Veränderung vor. Die lässige und durch schwere Arbeit gebeugte, bäuerlich-plumpe Haltung ging bald verloren. Die Burschen mußten sich dehnen un8 recken» und dann gewann man erst die feste Überzeugung, wenn man sie in des Königs Rock sah, was der Staat für zwei Prachtsoldaten in diesen beiden gewonnen hatte.
Fritz verlor das stille, schweigsame Wesen. Er lernte mit den Kameraden bald plaudern, singen und lachen, überall war er gern gesehen, war auch bei seinen Vor- iKicMen gut angeschrieben, denn er tat gewissenhaft sein« Pmcht und gab nie Anlaß zu ernstlicher Klage.
Bei dem Burschen vom Lindenhof blieb es hingegen nur oe: der äußerlichen Veränderung, denn im Innern blieb er der alte. Nachdem die erste strenge Ausbildung vorüber war^ beging er Tollheiten über Tollheiten, und nur seiner Schlauheit und Verwegenheit hatte er es zu dau.en. daß man ihn selten dabei faßte und er stets mit leichtem Arrest davon kam. Bei seinen Kameraden war er weniger gut angeichrieben. denn er beherrschte ste alle: aber leine Vorgesetzten schätzten ihn wegen seines tollkühnen, verwegenen Reiterblutes.
Schon daheim wußte er ein Pferd zwischen seinen Schenkeln zu bändigen, wo er von der Reitkunst noch gar nichts verstand: aber nun, beim Militär, wo er in wurde und es in ihr zur Vollendung brachte^ da war ihm auf diesem Gebiete nichts mehr un- möglich.
. AH?" tcks erste junge Remonte kam. da war eS Hudenhof. den man heranrief, als der eme K'ims Rester aus dem Sattel geworfen. Und wäre die Bestie noch dreimal wilder gewesen, der Emil hatte sie doch mürbe gemacht.