H Berlin, 18. Okt. Wie der Blumen auer Ur- Mldbote telegraphiert, ist der durch die Ueberjchwem- mungen in der deutschen Kolonie Blumenau ange- Mtete Gesamtschaden unberechenbar. Der Privat- schaöen wird auf Millionen geschätzt.

ss Berlin, 18. Okt. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: In der heutigen Morgennummer verschiedener Zeitungen findet sich die Notiz, es sei dem Seniorenkonvent in seiner gestrigen Sitzung die offizielle Mitteilung gemacht worden, daß. die ver­bündeten Regierungen aus eine Verabschiedung der Gtrasprozeßnovelle und der Novelle zum Kerichtsko stengesetz keinen Wert mehr legen. Diese Nachricht ist unrichtig. Im Seniorenkonvent ist eine derartige Mitteilung nicht erfolgt. Sie konnte imch nicht erfolgen, weil die verbündeten Regierungen ' nach wie vor auf das Zustandekommen der Straf­prozeßreform, die von dem Reichstag seit mehr als 25 Jahren nachdrücklich verlangt wird, den größten Wert legt. Hiervon hat der Präsident des Reichstags dem Seniorenkonvent Mitteilung gemacht und dabei bemerkt, daß er dem Reichskanzler seine Zweifel an der Möglichkeit der Durchberatung dieser Gesetze geäußert habe. Der hierauf erfolgte Beschluß des Aeniorenkonvents, von der Weiterberatung der Strafprozessordnung abzufehen, beruht sonach ledig­lich auf Erwägungen, die in den Kreisen der Mit­glieder des Reichstags für maßgebend erachtet wor­den sind.

* Aachen, > 8. Okt. Der Kaiser ist zur Ent­hüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals um halb l 2 Uhr hier eingetroffen.

st Bonn, 18. Okt. Der Kaiser ist heute abend 7 Uhr 30 zum Besuch des Prinzen und der Prin­zessin Adolf zu Schaumburg-Lippe hier eingetros- fen. Die Stadt ist festlich geschmückt.

* Landsberg (Warthe., 18. Okt. Auf der Jagd hat der konservative Reichstagsabgeordnete v. Kap- Hengst zu Kohlow (Neumark den Rentmeister Kasky durch einen Schrotschuß ins Gesicht tödlich verletzt.

* Reichcnberg i. B., 18. Okt. In verflossener Nacht wurde die ausgebreitete Kurhausanlage in Bad LiebenWerda im Jjergebirge ein Raub der Flammen. Durch den Sturm war der ganze Ort bedroht.

Ein Hygienemuseum in Dresden.

* Dresden, 18. Okt. Der Präsident der Inter­nationalen Hygiene-Ausstellung Linger hat dem Oberbürgermeister von Dresden seinen Ent­schluß mitgeteilt, die populärwissenschaftlich so außer­ordentlich bedeutende AbteilungDer Mensch" der Hygieneausstellung, ihren Hauptanziehungs­punkt, ebeüsv die gleichfalls bedeutende historisch­wissenschaftliche und die etnographische Abteilung zu einem großen Hygienemuseuni in Dresden zu ver­einigen.

Der itilienisch-MW Krieg.

Vom Kriegsschauplatz.

st Rom, 18. Okt. Giornale d'Jtalia meldet aus Tripolis: Ein türkischer Militärarzt bat die ita­lienischen Vorposten um Verbandzeug für die tür­kischen Soldaten, die bei den letzten Gefechten verwundet worden sind. Man führte ihn mit ver­bundenen Augen ins Lazarett, wo man ihn reich­lich mit allem versah, was er brauchte. Wie Mes-

sagero meldet, haben sich in den letzten 24 Stun­den wieder mehrere türkische Soldaten den italie­nischen Vorposten ergeben. Sie bestätigen, daß es im türkischen Lager an Proviant fehlt. Die tür kischen Gefangenen sollen in nächster Zeit nach Jta lien geschickt werden, damit sie nicht etwa Spio­nage betreiben und damit die Ueberwachungsmann schäften frei werden.

st Tripolis, 18. Okt. Ein Regiment Bergs aglieri ist nach Homs ab gegangen. Die Vorpostenketten wur­den verstärkt. Die Türken find auf das Lager von Dfchebel zurückgegangen. Der Gesundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet.

st Konstantinopel, 18. Okt. Jeschmed Bey, ein Enkel von Ab el Kader, soll in Tunesien ein Frei­willigenkorps von 30 000 Mann gebildet und die Grenze von Tripolis überschritten haben. Die für Aegypten gebildete Freiwilligenkorpsabteilung ist an der Grenze von Benghasi angekommen.

Aus Italien.

* Mailand, 18. Okt. In den letzten Tagen sind die diplomatischen Vertreter der Großmächte in der Konsulta ein- und ausgegangen, um mit dem ita­lienischen Minister des Auswärtigen und seinem Un­terstaatssekretär zu konferieren. Dazu schreibt der Essercito Jtaliano":Darf man aus Grund dieser zahlreichen Konferenzen Grund haben, anzunehmen, daß sie der Vorverhandlung zum Frieden dienen sol­len ? Aber die eigentlichen Friedensverhandlungen können erst dann offiziell geführt werden, wenn nicht nur die Okkupation von Tripolis vollen­det, sondern auch erst dann, wenn Tripolis bis an die äußer st eGrenze von italienischen TrnpPen besetzt ist."

* Rom, 18. Okt.Giornale d'Jtalia" bezeich­net die Ausweisung v. Lochows aus Tripolis als bevorstehend. - Die Italiener haben sich seit dem Frühjahr darüber aufgeregt, daß Herr v. Lochow in Tripolis Grund und Boden erworben hat, um Land­wirtschaft zu treiben. Der Verdacht liegt nicht fern, daß sie ihm jetzt für eine rein wirtschaftliche Be­tätigung strafen wollen, die sie als Konkurrenz- nnternehmen betrachteten und sehr unnötigerweise fürchteten.

Aus der Türkei.

* Konstantinopel, l!> Okt. Die Pforte wird, wie nunmehr feststeht, jede Vermittlung ab- lehnen, die nicht als Basis die Integrität der Türkei hat.

* Konstantinopel, !8. Okt. Der Antrag der De­

putierten von Tripolis, in dem die Erhebung der Anklage gegen das frühere Kabinett verlangt wird, bemängelt in schärfsten Ausdrücken die Nach lässigkeit des früheren Kabinetts, das die Reform der Verwaltung und die Verteidigung von Tripolis gänzlich unterlassen und selbst die von der Kammer bewilligten Maßregeln nicht ausgeführt habe, das das Vilajet ohne Vali und den Militärkommandan ten von Tripolis ohne Instruktionen zur Vertei­digung des Landes gegen die Italiener gelassen habe. -

st Konstantinopel, 18 . Okt. In der Deputierten­kammer verlas der Großwesir sein Programm über die innere und die äußere Politik des Kabinetts und verlangte für die Aufklärung über die tri- politanische Frage eine geheime Sitzung, die sogleich angeordnet wurde.

Sie Rmluti»» io Mo.

* Hankau, 18. Okt. Heute morgen 7 Uhr wurde das Feuer längs der Bahnlinie bei Hankau er­öffnet.

* Hankau, 18. Okt. Das Gefecht ist bisher un­entschieden geblieben. Die Aufständischen zogen sich jetzt auf Wutschang zurück. Es haben nur 2000 Auf­ständische an dem Gefecht teilgenommen. Die Ab­teilung der Aufständischen, die gestern den Hanfluß! auswärts rückte, unternahm den Versuch, die in der Nähe der belgischen Niederlassung aufgeschlagenen Lager des kaiserlichen Generals durch einen Angriff von rückwärts zu nehmen. Augenblicklich sind Ver­handlungen zwischen dem kaiserlichen Admiral und dem Führer der Aufständischen im Gange.

* Berlin, 18. Okt. Der Kommandant derLeip­zig" meldet aus Hankau: Tag und Nacht sind' ruhig verlausen. Die Aufständischen zogen sich zu­rück. Der britische Admiral traf hier ein und über­nahm als rangältester Offizier den Oberbefehl auf dem Wasser und am Lande über die vor Hankau versammelten Seestreitkräfte.

Vermischtes.

Betrachtung. Herr (der mit einem Fabrikanten ein Geschäft eingehen wollte, als dieses nicht zustande kam): Na ja, es steht ja schon an der Türe ,Nicht zu machen'!* Genügsam. Gast:Hier ist's aber dunkel; stellen Sie mir wenigstens ein paar Flaschen Helles Bier auf den Tisch!* Sie kennt ihn. Frau:Wenn man so verschnupft ist, wie du, bleibt man hübsch zu Hause." Sonntagsjäger: Einen echten Weidmann darf das nicht genieren.*Dann dringst du mir aber wieder so einen stinkenden Hasen, wie neulich!" ^

Handel «nd Verkehr.

-n. Altensteig, 18. Okt. Die Zufuhr an Kraut beginnt jetzt erst recht lebhaft zu werden, da dasselbe nun auch in den Waldorten eingeheimst wird. Das gestern angeborene Filderkraut pro Kopf 25 bis 28 Pfg. fand wenig.Abnehmer. Heute wurde hier schönes Waldkraut verkauft um 10 bis 12Mk. das Hundert. Ebenfalls aus den Waldorten wurden Tafeläpfel um 12 Mk. dem Ztr. nach hier verkauft.

' Freudenstadt, 13. Okt. (Obsteinsuhr). Die Einfuhr von französischem Obst nimmt immer größeren Umfang an. Ganze Züge bringen eine Menge schönes Obst, hauptsächlich aus Rennes, das in den Tal- und Höheorten rasche Ab­nahme zum Preise von 6 Mk. für den Zentner findet. Auf dem Bahnhof herrscht ein reges Treiben.

st Stuttgart, 17. Okt. lSchlachlviehmarkt.) Zugerrieben 379 Großvieh, 229 Kälber, 1495 Schweine.

Erlös aus - 2 Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 88 bis 93 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, s.) vollfleischige, von 77 bis 80 Pfg., 2 Qualität b) älter« und weniger fleisciuge von 71 bis 76 Pfg., Stiere und Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 90 bis 92 Pfg., 2. Qualität 1) fleischige von 86 bis 89 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 80 bis 85 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jung« gemästete von bis- Pfg., 2. Qualität i>) älter« gemästete von 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität c) geringer« von 40 bis 50 Pfg., Kälber: 1. Qualität s) beste Saug­kälber von 95 dis 100 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 89 bis 95 Pfg-, 3. Qualität 0 ) geringere Saug­kälber von 86 bis 89 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischjge 65 bis 67 Pfg., 2. Qualität d) jüngere fette von 63 bis 64 Pfg., L. Qualität e) geringere von 58 bis 60 Pfg.

« «^ui^ortKchcr Redakteur - L. Lank, LUesste-L.

Druck u. Verlag der W.RKker'scheu Buchdruckeret, L, Lauk, AlteuKrig.

Am anderen Tage batte sich das ganze Offizierkorps zu dem Schauspiel eiugefunden, denn nach dem Zeugms, das man allgemein derIlse" ausstellte, schien die Vor­stellung interessant zu werden. .

Nun besaß aber ein Leutnant ein Pferd, dreIlse. das bisher noch von niemandem hatte gebändigt werden können. Emil erklärte sich dazu bereit, und eines Morgens fand auf dem Reithof im Beisein fast aller Offiziere des Regiments, die teils für Emil, teils für das Pferd gewettet hatten, das Schauspiel statt. Das Tier im Äußeren das Ideal eines prachtvollen Renners bockte, tänzelte hin und her und schlug hinten aus. Jeder Versuch Emils, auch nur in den Bügel zu treten, miß­glückte entschieden.

Der eine Teil der Offiziere, der auf das Pferd gesetzt hatte, lachte auf, während der andere es an Auf­munterungen nicht fehlen ließ und den Emil bei seiner Reiterehre packte. ^

Dieser rief endlich dem Besitzer des Pferdes zu:Herr Leutnant, ist jedes Mittel erlaubt?"

Und wenn das Tier dabei draufgehtl* rief der Leutnant ihm zu.

Emil führte nun das Pferd abseits, nabm ihm das Gebiß aus dem Maule und umwickelte die Kandare mit rauher Wolle.

Emil lachte nn stillen.

jNa wartet Dich krieg' ich noch unter!*

Nun legte er dem Pferde das Gebiß wieder ein, doch als es die umwickelte Kandare auf der Zunge fühlte, da 'stützte das Tier und sing an zu spielen.

Das hatte Emil erwartet, er benutzte diesen Moment, -und im andern saß er im Sattel.

Ein lautes Hurra ertönte von den Offizieren.

Jetzt ging die Hetze los, und mit gespannter Auf­merksamkeit verfolgten die Zuschauer den Reiter. Der saß >wie fesigebunden im Sattel, und was das Tier auch an- ,stellte, sich seiner Bürde zu entledigen. es war ver­gebens.

Nun schmeiß' mich runter, wenn du kannst!" ries Emil und bearbeitete das Pferd mit Sporn und Kandare zuschanden. Zur richtigen Gangart konnte er es aber nicht zwingen. Bald glänzte es in Schweiß gebadet und der Schaum vor dein Maule wurde blutig. Die rauhe Kandare hatte das Maul und die Zunge blutig gerieben.

Da endlich es währte lange da stand es still und bebte es hatte den Gebieter erkannt.

Die Offiziere staunten und riefen Hurra, selbst die, die nun im Verluste waren, denn in diesem Moment fühlte sich jeder nur als Kavallerist.

Nach einem Weilchen ließ Emil die Zügel ein wenig locker und regierte das Pferd mit den Schenkeln.

Es ging im Schritt und endlich auch im Trab ging wie und wohin Emil wollte.

Als hätte er ein großes Rennen gewonnen schrie alles Hurra! Hurra!Er kann absitzenl* rief der Ritt­meister ihm zu.Er ist Sieger geblieben!'

Wer Emil hörte es nicht, oder wollte es vielmehr nicht bören. Die Lust, das Pferd bezwungen zu haben, mackue lm tollkühn, öesk setzte er dem Tiere die Sporen rn die Weuven und ließ die Zügel locker.

Nun raste es hin auf dem großen Felde wie ein dreinerter Nenner und nahm Hindernisse in fliegender Hast. Fest in den: Latte! saß Emil.

Ein verwegener Bursche!" rief der Rittmeister laut.

Wenn das nur kein übles Ende nimmt! Er hätte sich mit dem ehrenvollen Siege begnügen sollen! Mag er's nun haben, wenn es ein Unglück gibt!"

Am Ende deS Exerzierplatzes war ein breiter Graben

Er wird doch nicht...!' rief ein Offzier, der durch den Krimstecher die Rennbahn verfolgte.

,O. 0 !" schrie er auf -der Reiter ist gestürzt!*

Im Laufschritt ging es zur Unfallstelle.

Da lagen sie beide unten im Graben da- Roß und der Reiter. Der Graben war ihr Grab.

Emil laa halb unter dem Tiere, batte upch immer die

v"»-- ^ V"»"- """ ver «scyaoet war zertrümmert « emem Stem. Das Pferd lag da mit gebrochenen Füh« der Lerttnant zog den Revolver und schoß es tt)t.

. . Schauspiel hat schlecht geendet, meine Herr«*, sagte der Rtttmerster mtt ernstem Ton. ,'s ist schade m» den Burschen - doch er hat es selbst verschuldet. saß er nicht ad. als ich eS befakll" «««

Eon! wurde mit all« militärischen Ehr« begrab«^ dem, wenn er auch den Tod selbst verschuldet batte, so war er in den Augen des Regiments doch als ein braver Reitersmann gestorben. Die Musik spielte einen Trauer- marsch, Kameraden und Offiziere gaben dem Toten d«ck Geleite.

Am offen« Grabe hielt der Regimentskommandeur eine Rede zum Lobe des braven Reiters, dm man mm der kühlen Erde übergab, der Garnisonpfarrer waltete seines geistlichen Amtes und Kameraden schaff« mit d« Karabinern dm Scheidegruß über die dunkle Gruft

Tiefgebeugt stand der Lindenhofbauer dicht zur Seite des Pfarrers. Er war zum Begräbnis gekommen. Er Hatte die wette Reise gemacht, um seinen Sohn zu be­graben.

_ Tr hörte und sah kaum, was um ihn oorging. Stier

blickte er hmab in die Gruft und sprach zu sich selbst-:

Läge ich da unten, und er lMe dann wär eS Keffer! Der Letzte der Familie! Wer erbt den Hof?* Da stand der Kahlbauer mit seinem Sohne im Geiste vor ihm, und er knirichte vor Wut mit dm Zähne». Wer's hörte, der glaubte, es wäre vor Schmerz.

Er hat einen Sobn und ich habe keinen ... Ver». dämmt soll er sein und im Graben enden, doch nicht wie mein Emil, sondern in Schande und Schmach!*

Während der Bauer am Grabe des Sohnes so gottes­lästerlich dachte, weinten daheim seine Mutter und Lene Uud beteten laut für das Seelenheil des Toten.

Fortsetzung folgt.